Beiträge von Amdap im Thema „Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit ?“

    Aber du trägst die Buddha-Lehre (noch) in dir, oder?


    Denn woher willst du sonst wissen, wie es bemerken, dass "dein" Weg nicht zu einem "Ego-Trip" wird?

    (Gut, es gibt natürlich auch Feedback von außen, dem man Gehör schenken könnte.... ;) )


    Wenn dein Weg aus dem Leiden führt, ist er sicherlich der richtige.

    "Ego-Trip" ist mir auch egal.

    Wenn ich morgens aufstehe, ist der Tag noch fast leer.

    Und wenn ich dann wieder zu Bett gehe, wundere ich mich, was sich alles so ergeben hat und wo ich überall involviert war.

    Wenn ich da noch über mein Ego nachdenken würde, käme ich ja gar nicht mehr zurande!

    Der Bodhisattva-Gedanke war meiner Meinung nach im frühen Buddhismus, insbesondere im Theravada, sehr präsent, wie ein Artikel von Hans-Günter Wagner veranschaulicht, den ich hier verlinke. Im Vajrayana hingegen wurde dieses Ideal verzerrt und schließlich sogar pervertiert.

    Lieber Igor,


    ich habe Deinen Link aktuell noch nicht gelesen, mache es aber gleich.

    Kann ohnehin nicht so viel schreiben, weil ich zurzeit ein orthopädisches Problem mit dem rechten Daumen habe.

    Nach meinem Eindruck kann man aber im Vajrayana nicht von Verzerrung sprechen, sondern nur von anderen Schwerpunkten, doch letztendlich läuft es auf dasgleiche hinaus.

    Desweiteren ist das Bodhisattva-Ideal im Vajrayana ja auch mit alten Traditionen verknüpft, in diesem Fall mit dem Tulku-System.

    Man muss das Ganze immer im Kontext betrachten. Das Tulku-System ist schon über 900 Jahre alt und hat mit den Karmapas angefangen. (Als "Vorfahre" der Karmapas gilt Milarepa.)

    Es macht für die dort lebenden sozialen Gemeinschaften genauso Sinn, wie beispielsweise die Vielmännerehe, denn es hält die Sippen und die Dörfer zusammen. Wir können es nicht, nur aus mangelndem Verständnis, aus dem Kontext reißen und unsere eigenen Spekulationen darüber auslassen. Jedenfalls, die alten Traditionen erhalten den Tempel, und der funktionierende, lebendige Tempel erhält das Dorf und die sozialen Gemeinschaften. Bei uns war das früher ja auch so, daher der Spruch: "Die Kirche im Dorf lassen".


    Darüberhinaus ist es wirklich, auch für Westler, die an Wiedererscheinen glauben, sehr sinnvoll, zu verstehen, dass ein Vollerleuchteter zielbewusst und selbstgesteuert freiwillig auf die Nichtwiederkehr verzichtet, um weiterhin zum Wohl der Wesen wirken zu können. Daran ändert sich auch nichts, wenn es um Missbrauch usw. geht.

    Vor etlichen Jahren, als ich noch die Zeitschrift "Tibet und Buddhismus" abonnierte, gab es mal einen Artikel über das Bodhisattva-Ideal und -Zustand im Vergleich zwischen Theravada und Vajrayana, habe den gerade im Archiv gesucht, kann ihn aber nicht mehr finden. (Vielleicht gibt es hier jemanden unter Euch, der den Artikel findet und hier einstellt?)

    Ersatzweise dieses hier:

    Die 10 Vollkommenheiten in Theravada, Mahayana und Bön — Study Buddhism


    Vielen Dank im Voraus für Beachtung!

    Und vielleicht ist es ja auch gut, dass ich Deinen Link, Igor, jetzt nachträglich lese.

    Im Vajrayana gilt es als das höchste Ziel, es nicht so weit kommen zu lassen, ein Nichtwiederkehrer zu sein aufgrund von Erleuchtung. Man ist erleuchtet, aber gerade diese "Macht" der Erleuchtung gibt die Kraft, sich freiwillig eine Stufe "niedriger" einzureihen, damit man wiedergeboren werden kann, um seinen Mitwesen [besser] helfen zu können. Es macht ja keinen Sinn, nicht mehr wiederzukehren, wenn einen grenzenloses Mitleid treibt, welches sich in Tat umwandeln will. Dieses impliziert unweigerlich, dass man die Kontrolle hat über den Ort und die Wahl der Wiedergeburt (um in diesem Sinne optimal handeln zu können).

    Und das ist dann die "Freizeit" eines Erleuchteten, der nicht mehr unterscheidet zwischen "Dienst" und "Freizeit".

    Natürlich impliziert das dann auch, dass bei einem solches Wesen Emotionen zum Tragen kommen, die zu Werkzeugen werden, den Mitwesen auf dem Weg zur Erleuchtung zu helfen.

    Dieses alles erfährt man als natürliche Erscheinung.

    Ein solches Wesen wird übrigens Bodhisattva genannt.

    Allerdings unterscheidet man zwischen dreierlei Arten von Bodhisattvas:

    1. Einer, der sich entschlossen hat, den Dharma-Weg in bedingungslosem Mitgefühl zu gehen (ein solcher befindet sich auf einer hochentwickelten Stufe),

    2. Einer, der erleuchtet ist und freiwillig auf die Nichtwiederkehr verzichtet, um den leidenden Mitwesen zu helfen,

    3. Ein Schaubild in Form eines Buddhas, mit den Eigenschaften, die einem am meisten liegen, um sich besser spirituell in die Aufgabe eines Bodhisattvas in der Welt vertiefen und diese Eigenschaften entwickeln zu können.

    (3.a. Eine niedere Form eines Bodhisattva-Schaubilds wäre dieses, dass man es erstmal benutzt, um sich selbst zu heilen, bevor man sich darin vertieft, Anderen zu helfen, obwohl man ja schon jetzt Anderen helfen kann, indem man sein Bestes gibt, auch wenn es unvollkommen ist).


    ( Monika: für einen angenehmeren Textfluss habe ich auf das Gendern hier verzichtet)