Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit ?

  • Klar. Aber für mich ist " Erleuchtung" eine irreführende Übersetzung.


    Buddha ist "der Erwachte" und "bodhi" ist das Erwachen. Beides hat keine Lichtmetsphern auch wenn Lichtmetsphern auch in den Schriften durchaus vorkommen.

    Einstmals weilte der Erhabene in Uruvelā, am Ufer des Flusses Nerañjarā, am Fuße des Feigenbaumes des Ziegenhirten [Ajapāla-nigrodha], eben erst zur vollkommenen Erleuchtung gelangt.

    Im Original steht da auch einfach "erwacht".

    I have heard that on one occasion, when the Blessed One was newly self-awakened, he was dwelling near Uruvelā on the bank of the Nerañjarā River, at the root of the Goatherd's Banyan Tree.

    Während es ja die "devas" sind - die Götter - die in der Grundbedeutung die "Leuchtenden" sind. Götter sind Übermenschen - sie sind mächtig, wissend, leben sehr lange.


    Indem man Arhats mit einem göttlichen Schimmer - einem Heiligenschein ausstattet, tut man ihnen keinen Gefallen. Im Gegenteil , man zieht die herab.


    Ganz oben bei dem Spiel angekommen - mit der Creme de la Crema der Alphawesen im Götterhimmel zu chillen, ist für mich etwas ganz anderes als aus dem Spiel auszusteigen. Es ist der Unterschied zwischen einem Deserteur und einem General.


    Vielleicht ist das übertrieben von mir, dass ich mich an dem Wort aufhänge.

  • Buddha ist "der Erwachte" und "bodhi" ist das Erwachen. Beides hat keine Lichtmetsphern auch wenn Lichtmetsphern auch in den Schriften durchaus vorkommen.

    Danke. So sehe ich es auch. Was sind Lichtmetsphern ?

    Im Original steht da auch einfach "erwacht".

    Ja, es wurde einfach mit erleuchtet übersetzt. Die Übersetzungen sind manchmal verwirrend oder besser gesagt, nicht genau.

    Der Weise, der, auf Sittlichkeit gestützt,

    Den Geist entfaltet, sich in Weisheit übt,

    Ein solch entschlossener und weiser Jünger

    Mag dieses Lebens Wirrsal einst entwirren.


    (Diese Verse finden sich im Samyutta-Nikāya).





  • Wer sich im Grünwalder Stadion ein Spiel des TSV 1860 München antut, für den ist die 0:3 Niederlage nicht wirklich dukkha, aber das kann nur ein Münchner Löwe verstehen,

    Als Clubberer kann ich das schon nachvollziehen! ;)


    für das Gegenteil von dukkha mit einer zeitgemäßen Übersetzung ?

    Die zeitgemäße Übersetzung heißt Befreiung/Freiheit.


    EIn direktes Gegenteil für Dukkha mach IMHO keinen Sinn, weil die Überwindung von Dukkha durch Weglassen von Dingen, und nicht durch etwas hinzufügen passiert.


    Liebe Grüße,

    Aravind.

  • Ganz oben bei dem Spiel angekommen - mit der Creme de la Crema der Alphawesen im Götterhimmel zu chillen, ist für mich etwas ganz anderes als aus dem Spiel auszusteigen. Es ist der Unterschied zwischen einem Deserteur und einem General.


    Vielleicht ist das übertrieben von mir, dass ich mich an dem Wort aufhänge.

    Ich zitiere dazu Hellmuth Hecker aus "Das Leben des Buddha":


    Zitat

    Gelegentlich findet sich für den Begriff Buddha auch noch eine andere Übersetzung; er wird statt "Der Erwachte" auch "Der Erleuchtete" genannt. Dies ist eine besonders im Chinesischen bevorzugte Übersetzung von für Buddha, die Fo heißt, aber nur einen Teil der Bedeutung des indischen Begriffes "Buddha" wiedergibt. Der Begriff der Erleuchtung besagt, dass ich bisher Unklares beleuchte: Es geht mir ein Licht auf, und ich sehe das, was bisher dunkel war, nun hell. Das alles bleibt aber in derselben Dimension. Der Begriff der Erwachung dagegen hat zum Inhalt, dass eine ganz andere Dimension gewonnen wird, aus der das gesamte bisherige Erleben als Schlaf, als Traum erkannt wird. Die Übersetzung mit "Der Erleuchtete" ist also zu gering, sie schöpft die Tiefe des indischen Begriffes der Erwachung nicht aus. So wie die Chinesen haben auch die Tibeter den Buddha-Begriff etwas verändert. Sie übersetzen "Buddha" mit einem Begriff, der wörtlich "Der Abgeklärte" heißt. So schön auch dieses Wort ist, so gilt es doch für jeden Weisen und sagt nicht darüber aus, dass ein Buddha aus dem existenziellen Traum erwacht ist und anderen den Weg zum Erwachen zeigt.


    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Du meinst als Ersatzwort für Erleuchtung und Erwachen ? Oder nur für Erleuchtung ?

    Als Ersatzwort für den vorherrschenden "Gemütszustand".

    Ananda in Sat-Chit-Ananada wird oft mit "Glückseligkeit" übersetzt.


    Man kann natürlich die Auffassung vertreten:

    "Die Abwesenheit von dukkha allein ist schon das höchste Glück"


    In Bayern sagen wir oft :

    "Nicht ausgeschimpft ist schon gelobt ..."


    :)

  • Ganz oben bei dem Spiel angekommen - mit der Creme de la Crema der Alphawesen im Götterhimmel zu chillen, ist für mich etwas ganz anderes als aus dem Spiel auszusteigen.

    Aber "darf" ein Arhat im Götterhimmel chillen ?


    Oder "sollte" er lieber wie Totapuri leben, der Guru Ramakrishnas ?


    Totapuri hatte nach 40 Jahren harter, disziplinierter Übung das höchste Samadhi verwirklicht. Kurzfristig war er Abt eines Klosters, hatte nach kurzer Zeit aber den "den Job hingeworfen". Danach lebte er als nackter Wandermönch, mit einem Wasserbehälter und zwei Feuerzangen als einzigem Hab und Gut. Er blieb nie länger als drei Tage an einem Ort, um keine Anhaftung an Orte oder Dinge zu entwickeln.


    Ramakrishnas letztes Hindernis zum höchsten Samadhi war seine Überzeugung, er dürfte in der Meditation alles loslassen, nur nicht den Gedanken an seine Göttliche Mutter.

    Totapuri konnte ihn überzeugen, auch dieses letzte Hindernis loszulassen.

    Er war "schockiert" darüber, dass Ramakrishna daraufhin in einer Nacht spielend leicht das verwirklichte, wofür er 40 Jahre hart "gearbeitet" hatte.


    :?

  • "Die Abwesenheit von dukkha allein ist schon das höchste Glück"


    Die Abwesenheit von dukkha und die Anwesenheit höchsten Glücks sind vergänglich.

    Das höchste Glück ist, genau das zu erkennen.

    Dann bleiben beide immer anwesend und es gibt nichts mehr zu erreichen. Mit Glück und Leid zufrieden sein verhindert, an Glück oder Leid zu leiden, eines festzuhalten.


    Im Gespräch wird man bei einem Weisen keine festgelegte Meinung erkennen, man kann an ihm verzweifeln, weil er scheinbar keine Hilfe ist. Ich bin sicher, dass der beabsichtigt, mich von dem abzubringen, was ich mir von Herzen wünsche. Er hilft mir nicht wie andere Menschen dabei, einen Weg zu meinem Ziel zu gehen.


    Jedes erreichte Ziel ist vergänglich, das ist das Leben, immer neue Ziele zu bilden im Wissen, dass Erreichen vergeht wie mein Leben.

  • Wenn "Erleuchtung"/Erwachen quasi banalisiert würde, wären wohl kaum noch Menschen bereit, irgendwelche Anstrengungen ("Edler Achtfacher Pfad"...) dafür auf sich zu nehmen, sondern würden sich mutmaßlich eher dem Hedonismus verschreiben, maximalen Lebensgenuss anstreben (zumindest, bis Alter, Krankheit und Sterben sich in den Vordergrund schieben...).


    Warum denkst Du das? Ich sehe das genau anders herum. Wer nach dem Erwachen strebt, wird vermutlich enttäuscht, es nicht zu erreichen. Aber der achtfache Pfad ist ein Weg zu einem guten Leben. Hier und jetzt.

  • ... Aber für mich ist " Erleuchtung" eine irreführende Übersetzung.


    Buddha ist "der Erwachte" und "bodhi" ist das Erwachen. Beides hat keine Lichtmetaphern auch wenn Lichtmetaphern auch in den Schriften durchaus vorkommen.

    Mag sein, dass der Begriff "Erleuchtung" falsche Erwartungen und Interpretationen triggert, u.U. Menschen anzieht, die eigentlich nach Selbsterhöhung streben; manche Sutten würden vielleicht - wörtlich genommen - Ähnliches bewirken, weil sie Erleuchtung mit Machtfülle, magischen Kräften und der "Strahlkraft" Heiliger gleichsetzen.

    Indem man Arhats mit einem göttlichen Schimmer - einem Heiligenschein ausstattet, tut man ihnen keinen Gefallen. Im Gegenteil , man zieht die herab.

    Es muss erklärt werden, dass der/die "Himmel" im Buddhismus - nach der Lehre des Buddha - weit unter der Befreiung/Nibbana stehen.


    Der Arhat benötigt sicherlich keine "Aufwertung" durch "Verleihung" eines Heiligenscheines, dabei wurde wohl mehr an religiöse Gefühle der Übenden und deren Wunsch, "Erhabene" zu verehren, gedacht.

    Ganz oben bei dem Spiel angekommen - mit der Creme de la Crema der Alphawesen im Götterhimmel zu chillen, ist für mich etwas ganz anderes als aus dem Spiel auszusteigen. Es ist der Unterschied zwischen einem Deserteur und einem General.

    Die Devas (göttliche Lichtwesen) kamen ja (legendenhaften Suttas zufolge) einst zum Buddha, um von ihm die Lehre zu hören, weil ihnen klar war, dass es nichts Wertvolleres gibt, als vollständig vom Leiden befreit zu werden (denn auch in den Himmeln wird gestorben und dann könnte man schlimmstenfalls in niederen Bereichen wiedererscheinen...).


    Was deine Analogie betrifft: Ein Deserteur wird erfahrungsgemäß selten gewertschätzt, vielmehr gilt er als Verräter (Kameraden-im-Stich Lassender), Feigling und nicht als vorbildlich (außer in Sonderfällen, wo er desertiert, um sich nicht an Kriegsverbrechen beteiligen zu müssen).


    Vielleicht wäre der Aussteiger eher als Kriegsdienstverweigerer zu sehen? :?



    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Wenn "Erleuchtung"/Erwachen quasi banalisiert würde, wären wohl kaum noch Menschen bereit, irgendwelche Anstrengungen ("Edler Achtfacher Pfad"...) dafür auf sich zu nehmen, sondern würden sich mutmaßlich eher dem Hedonismus verschreiben, maximalen Lebensgenuss anstreben (zumindest, bis Alter, Krankheit und Sterben sich in den Vordergrund schieben...).


    Warum denkst Du das? Ich sehe das genau anders herum. Wer nach dem Erwachen strebt, wird vermutlich enttäuscht, es nicht zu erreichen. Aber der achtfache Pfad ist ein Weg zu einem guten Leben. Hier und jetzt.

    Ich denke an die ursprüngliche Motivation, sich der Lehre Buddhas zuzuwenden, die wohl in den meisten Fällen auf den Wunsch, einen Weg aus vielerlei Leiden zu finden, zurückgeht.

    Es kann entscheidend für die Wahl der buddhistischen Schule und damit den weiteren spirituellen Weg sein, welche Informationen man anfangs, in der Orientierungsphase, dazu erhält.


    Buddha "versprach", einen Weg aus dem Leiden zu weisen - den achtfachen Pfad - und ich bin da voll bei dir, dass das Beschreiten dieses Weges, per se, heilsam und eine sinnvolle Grundlage für ein gutes Leben ist.


    Dennoch stellt die buddhistische Praxis einige Anforderungen an den Übenden und im Laufe der Zeit (manchmal auch ganz plötzlich) fällt das Bild, was man sich über das Leben, die Welt und - last, but not least - über sich selbst geschaffen hat, wie ein Kartenhaus in sich zusammen...

    Man kann u.U. ziemlich psychisch abstürzen, auch Zweifel steigen möglicherweise auf und da ist es sicher hilfreich, wenn Erwachen/Befreiung/Erleuchtung als ein erstrebenswertes Ziel erkannt und nicht trivialisiert wird.



    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

    Einmal editiert, zuletzt von Anna Panna-Sati ()

  • Das zusammenfallende Bild, oder sagen wir mal Trugbild, sehe ich nicht als Begleiterscheinung auf dem Weg, sondern als Teil des Wegs. Es ist ein Ziel in sich selbst.


    „Bedenke,“, sagt Morpheus, „alles, was ich dir anbiete, ist die Wahrheit, nicht mehr.“


    So in der Art. Wie oft passierte das Erwachen schon? Es spielt keine Rolle, ob es doppelt so viele waren, oder zehnmal so viele - mir wird's rein statistisch gesehen nicht passieren. Ich könnte mir die Frage stellen, ob es real ist, ob es Buddha wirklich passierte. Ich kann es nicht nachprüfen, sondern muss es glauben. Das ist ein Grund, warum es eine Religion ist.


    Aber ich verstehe Buddha nicht so, dass er den Weg nur lehrt, um zum Ziel zu kommen. Der Weg führt dahin, irgendwann, wenn nicht vorher die Sonne ausbrennt. Aber der Weg selbst ist der eigentliche Wert, und den muss ich nicht glauben und den kann ich nachprüfen, und davon habe ich hier und jetzt etwas. Das ist nicht so, dass man sagt "Oh Mist, erst 1% geschafft, das dauert ja ewig und wird nie was." Je mehr man auf das Ziel schaut, desto weniger sieht man auf den Weg. Ich glaube, sich vom Ziel ablenken zu lassen, ist hinderlich. Es gibt sowieso keine Abkürzung und die Richtung ist auch klar. Das Erwachen ist nicht der Hauptgewinn, sondern nur das allerletzte Stück. Damit kann man sich befassen, wenn es so weit ist.


    Das ist nur meine Meinung. Vielleicht hat Buddha das ganz anders gemeint.

  • Ich peile das Ziel nicht mehr an. Gehe einfach meinen Weg, und gut is.

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Das Erwachen ist nicht der Hauptgewinn, sondern nur das allerletzte Stück. Damit kann man sich befassen, wenn es so weit ist.

    Na ja, Michael, ich denke, kleine Licht-blicke des Er-wach-en-s entstehen immer dann, wenn ich wach und präsent genug bin, um tief verwurzelte, konditionierte Muster in meinem" Geist" zu durchschauen und ihnen nicht sofort auf den Leim zu gehen. Das sollte genügen, oder? :? LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Das Verständnis im Zen-Buddhismus bzw. Zen, wie es allgemein auch heißt, ist bei Hakuin Zenji (1686 - 1769) in seinem Gedicht Zazen Wasan formuliert. Alle Wesen sind von Anfang an Buddha - er vergleicht es mit Wasser und Eis - Wie es kein Eis gibt ohne Wasser, so gibt es nicht einen Menschen ohne Buddhanatur.

    Ohne an den Begriffen Erwachen, Erleuchtung, Buddha, Buddhanatur, bodhi weiter herum zu nagen, es ist eben so, dass es schon immer da war, von Anfang an und nur durch unsere Geistesgifte nicht verwirklicht werden kann. Und es ist auch so, dass es nicht verfügbar ist, weil es keine Eigenart, Eigenschaft ist. Es unterliegt keiner Veränderung und die Frage ob das was spezifisch buddhistisches ist, ist da auch unsinnig.

    Um diese Wahrheit auszudrücken hat Dogen im Bendowa es so formuliert: Übung ist Erleuchtung. Die Einheit von Übung und Erweis

    Zitat

    «Erleuchtung», wie satori oft auch übersetzt wird, will Dogen nicht als eine einmalige Erfahrung verstanden wissen, die der Mensch vielleicht zufällig, vielleicht auch nach langem Bemühen macht, und die ihn dann zum Erleuchteten qualifiziert, sondern für ihn besteht «Klarheit» darin, dass der Mensch das Beispiel der Buddhas und Patriarchen anerkennt und ihm folgt. Das umfasst erstens die Einsicht in die

    Unbeständigkeit alles Wirklichen (mujo) und damit letztlich in die Sinnlosigkeit aller

    weltlichen Bestrebungen und Ziele. Zweitens bedeutet es, dass das Handeln nach dem von den Erleuchteten gesetzten Modell ausgerichtet werden muss. Sobald dies geschieht, ist in solchem Handeln – eben der «Übung» – dann auch unmittelbar und von Anfang an die Einheit mit den Vorbildern erreicht, so lehrt Dogen. Anders gesagt, das Licht der Erleuchtung hat und nimmt in jedem Menschen Platz, der sich in der Übung dafür öffnet.

    https://www.zora.uzh.ch/id/eprint/51470/3/5-07_Steineck_Dogen_def.pdf

    :zen:



  • Das zusammenfallende Bild, oder sagen wir mal Trugbild, sehe ich nicht als Begleiterscheinung auf dem Weg, sondern als Teil des Wegs.

    Ich würde sagen: sowohl, als auch....

    Aber ich verstehe Buddha nicht so, dass er den Weg nur lehrt, um zum Ziel zu kommen.

    Der Weg ist m.E. die Vorbereitung auf das Ziel und wirkt zweifellos bereits beim Beschreiten transformativ und heilsam, da der Geist geschult/gereinigt und durch die Praxis auch Leiden reduziert wird.


    Dennoch vergleicht der Buddha (z.B. in der Lehrrede MN 22 - Alagaddupama Sutta) ja die Lehre mit einem Floß, das lediglich zur Überfahrt ans andere Ufer - das eigentliche Ziel - diene und danach nicht länger festgehalten werden solle.

    Zitat

    13..... "Ihr Bhikkhus, ich werde euch zeigen, wie das Dhamma einem Floß ähnlich ist, indem es zur Überfahrt da ist, nicht zum Festhalten. ........"


    https://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m022z.html


    Aber der Weg selbst ist der eigentliche Wert, und den muss ich nicht glauben und den kann ich nachprüfen, und davon habe ich hier und jetzt etwas.

    Zweifellos ist der Weg ein Wert an sich, u.a., weil er eben die Bedingungen für das Erwachen schafft, der Praktizierende heilsame Qualitäten entwickelt und man sagen könnte: Ohne Weg kein Ziel.


    Andererseits wäre es wohl - zumindest im Theravada - nicht passend, zu sagen, dass der Weg (allein) schon das Ziel bedeute... :?


    Ich denke, dass Weg und Ziel untrennbar miteinander verbunden sind.


    Eine zu starke Fokussierung auf das Erreichen von "Erleuchtung"/ Nibbana/Nirvana wäre m.E. unheilsam, weil es den Wert der Praxis im Hier und Jetzt übersehen lassen und schlimmstenfalls zu Gier und starrem Festhalten/Starrheit führen könnte.


    Im Theravada ist die Gefahr dafür aber eher gering, weil eine Arahantschaft - in diesem Leben - als so gut wie ausgeschlossen gilt, diesbezüglich braucht man sich also keinen "Stress" zu bereiten... ;)

    Na ja, Michael, ich denke, kleine Licht-blicke des Er-wach-en-s entstehen immer dann, wenn ich wach und präsent genug bin, um tief verwurzelte, konditionierte Muster in meinem" Geist" zu durchschauen und ihnen nicht sofort auf den Leim zu gehen.

    Das könnte jetzt auch ein säkularer Buddhist gesagt haben oder ein psychologisch geschulter Mensch, der sich und seine Verhaltensmuster kennt, durchschaut und Achtsamkeit praktiziert. :)

    Ich peile das Ziel nicht mehr an. Gehe einfach meinen Weg, und gut is.

    Aber du trägst die Buddha-Lehre (noch) in dir, oder?


    Denn woher willst du sonst wissen, wie es bemerken, dass "dein" Weg nicht zu einem "Ego-Trip" wird?

    (Gut, es gibt natürlich auch Feedback von außen, dem man Gehör schenken könnte.... ;) )


    Wenn dein Weg aus dem Leiden führt, ist er sicherlich der richtige.





    Liebe Grüße _()_ :heart: :)

    "...Dieser edle achtfache Pfad aber ist der zur Aufhebung des Leidens führende Weg..." (AN.VI.63)


    "In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist, mit dem Fluss des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig." (H.Hesse)

  • Das könnte jetzt auch ein säkularer Buddhist gesagt haben oder ein psychologisch geschulter Mensch, der sich und seine Verhaltensmuster kennt, durchschaut und Achtsamkeit praktiziert.


    Ich denke, dass Weg und Ziel untrennbar miteinander verbunden sind.

    Anna Panna-Sati ,


    ich bin kein Säkularer, sorry, ich würde mich sogar nicht als "Buddhist" bezeichnen, da es bedeutet, sich selbst in bestimmte Schubladen zu stecken. Für mich persönlich findet der Weg immer im Jetzt statt. Wenn ich mich recht erinnere, sagt Dōgen sinngemäß, dass wir alle bereits die Buddha-Natur sind (nicht "haben"). Die Praxis stellt lediglich den Ausdruck dieser "Natur" dar, nicht mehr. Dabei sollte man die Praxis nicht relativieren, sondern stets diese reine Essenz zum Ausdruck bringen. In diesem Sinne sind der Weg und das Ziel identisch. LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Aber du trägst die Buddha-Lehre (noch) in dir, oder?


    Denn woher willst du sonst wissen, wie es bemerken, dass "dein" Weg nicht zu einem "Ego-Trip" wird?

    (Gut, es gibt natürlich auch Feedback von außen, dem man Gehör schenken könnte.... ;) )


    Wenn dein Weg aus dem Leiden führt, ist er sicherlich der richtige.

    "Ego-Trip" ist mir auch egal.

    Wenn ich morgens aufstehe, ist der Tag noch fast leer.

    Und wenn ich dann wieder zu Bett gehe, wundere ich mich, was sich alles so ergeben hat und wo ich überall involviert war.

    Wenn ich da noch über mein Ego nachdenken würde, käme ich ja gar nicht mehr zurande!

    Verlange nicht, dass alles so geschieht, wie du es wünschest,
    sondern wolle, dass alles so geschieht, wie es geschieht,
    und es wird dir gut gehen.
    Epiktet

  • Interessante Frage. Ich glaube, die lässt sich nicht beantworten, weil ein Erleuchteter weder Freizeit, noch Arbeitszeit noch überhaupt irgendeine Zeit hat. Zumal es ja auch gar nicht erleuchtet ist. Wenn ich das richtig verstanden habe.

  • Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit, so die Ausgangsfrage.


    Ich habe mir die Antworten durchgelesen, und mir stellt sich zunächst die Frage: Wer gilt wieso als erleuchtet? Oder wer sieht sich überhaupt so an?


    Hier wurde dann natürlich der Buddha herangezogen, und jemand stellte fest, dass er neben seiner Lehrtätigkeit, also einem gewissen missionarischen Eifer (Wille! Ego!) angenehme jhana-Zustände suchte (Präferenz! Unterscheidung!). Auch wurde angemerkt, er würde meditieren, WEIL es um nichts mehr ginge - in dem Satz davor habe ich wohl schon herausgestellt, warum man das nicht so sagen kann, es ging zumindest um die angenehmen Zustände. Wäre es ihm möglich gewesen, dies ohne VersenkungsFORM herzustellen, wieso hat er es nicht gemacht?


    Von daher scheint mir, dass der Erleuchtete das tut, was alle anderen machen, er versucht, sich das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten und ihm Sinn zu geben, und zwar so, wie er selbst es für richtig hält. Von daher ist auch schwer nachzuvollziehen, worin sich eigentlich Erleuchtung vom Dasein des Otto Normalverbrauchers unterscheidet, zumal wenn er vorher fegt und nachher fegt. Es geht um einen inneren Vorgang oder Zustand, den andere nicht überprüfen können - es sei denn, sie legen äußere Handlungs-Kriterien an.


    Was könnte das sein? Dharma predigen? Das macht jeder von seiner Religion Überzeugte. Gerade sah ich, wie die hassidischen Juden Purim feiern, ähnlich Karneval mit Verkleidungen und viel Alkohol, aber natürlich in ihren eigenen Outfits (Hüte, Koteletten usw.) und auf der Grundlage ihrer Überlieferung (in diesem Fall Buch Esther). In ihrem Referenzrahmen ist sogar das Besoffensein okay, beim Buddha nicht. Alle meinen, es kapiert zu haben und richtig zu liegen. Alle ringen im Grunde nur mit den allgemeinen existentiellen Problemen und wollen - ob in jhana oder im Suff - mal für eine Weile diese Sorgen vergessen.


    Sobald man einen anderen als den in der Religion vorgegebenen ethischen Bezugsrahmen wählt, wird man feststellen, dass es auch mit der Manifestation der Erleuchtung im Alltag nicht weit her sein muss. Was den einen überzeugt, haut andere nicht aus den Socken.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Alle ringen im Grunde nur mit den allgemeinen existentiellen Problemen und wollen - ob in jhana oder im Suff - mal für eine Weile diese Sorgen vergessen.

    Du hast offenbar noch kein Jhana erlebt, wahrscheinlich bist Du auch einer ersten Ahnung davon nicht sonderlich nahegekommen. Das ist keine Kritik, sondern ich möchte das als Hinweis verstanden wissen, dass Du vielleicht den Weg zu früh abgebrochen hast, möglicherweise weil die Ergebnisse Deiner Bemühungen zu lange zu unzufriedenstellend waren. Vielleicht war die Praxis, der Du bisher gefolgt bist, für Dich nicht die richtige? Du hast aber, wie hier zu lesen, sehr viel Wissen angehäuft und Deinen unterscheidenden Geist über Jahrzehnte trainiert. Daher wäre es vielleicht eine Möglichkeit, erneut und intensiv zu praktizieren, den abgebrochenen Weg, über den es nicht viel zu reden gibt (oder vielleicht doch?), fortzusetzen (vielleicht nach einer freundlicheren Methode, die Deinem Geist entgegenkommt und die Verhärtungen etwas mildert). Noch verfügst Du ja wohl über gute mentale Fähigkeiten und auch über ausreichend Zeit und Energie, soweit aus dem, was und wie Du hier schreibst, zu ersehen ist.


    Mach bitte anderen Menschen nicht die Wege kaputt, die sich in unserer Zeit bieten, weil Du Dich selbst entschieden hast, den Weg nicht weiterzugehen. Natürlich gibt es viel zu kritisieren, dennoch ist die Lehre in vielen Formen, aus vielen Perspektiven heraus lebendig und kann vielen Menschen auf unterschiedliche Weise den Weg zeigen. Das ist meiner Ansicht nach wichtiger, als sich auf Widersprüche und Skandale zu konzentrieren.


    Mir scheint, Du ziehst das, was Du nicht erreichen konntest oder wolltest, auf die Ebene des Banalen und Unwürdigen herunter, damit Du dann doch noch irgendwie Anteil daran hast. Es wäre aber doch schöner, wenn Du Deine früheren Bemühungen wieder aufnehmen würdest, denn dann würde vielleicht klar, dass die Dunkelheit nicht daher kommt, weil es kein Licht gibt, sondern weil die Vorhänge noch zugezogen sind.


    Wenn ich hier völlig an Deiner Wirklichkeit vorbeigeschrieben habe, entschuldige bitte meine Anmaßung.

    Das ist denn doch nur der Abendwind, der heute mit ordentlich verständlichen Worten flüstert.

  • Das PersonenSelbst weiß instinktiv, dass es sich aller Macht über das KörperSelbst beraubt, wenn es an den Hauch der Jhana/des Zen kommt und bricht entweder die Erforschung ab, entschließt sich zum Wohlfühl-Buddhismus oder dazu, seinen Buddhismus über alles zu stellen.


    Es muss großer Zweifel und großes Vertrauen überwunden werden, um den großen Mut zum Einwerden mit dem HerzSelbst aufzuwenden. PersonSelbst, BuddhaSelbst, KörperSelbst.

    Ich-Natur, Buddha-Natur, Skandha/Körper-Natur. Erst das Erkämpfen der Buddha-Natur ist das Bewusstsein, ein Ganzes zu sein. Unbeständig, Unvollkommen, ohne Wesenskern. Vom Leiden an den Geistesgiften der Ich-Natur befreit werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • (!)

    Was uns unterscheidet ist, dass ich zumindest für mich sagen kann, dass Klesha, Bonno, Geistesgifte, wie auch immer, bei mir noch immer so stark sind, dass ich nicht behaupten könnte, aus einem anhaftungsfreien Geist agieren zu können. Ich weiß das sehr genau, weil ich den Zustand eines anhaftungsfreien Geistes kennengelernt habe und seit dem zumindest manchmal weiß, wann und wie blind, stumpf und getrieben ich agiere. Darum sind die Gebote ein guter Kompass für mich.

    Lass mich wissen wenn es bei dir soweit ist, dass du deinen Worten mal gerecht kommen würdest Thorsten Hallscheidt


    Wie man oben lesen kann, führen einige die Leute nur an der Nase herum, aus einem Glauben heraus, nicht aus etwas was man selbst verwirklicht hätte, das lässt man aber wie so oft gerne unerwähnt. Temporäre leidfreie Zustände kennt jeder, nennt sich Glücksgefühl. Jene kennt auch Thorstens Meister Wang Genh, wenn er mit seiner Schülerin eine Liebes-Beziehung eingeht.


    Das ist wie das unerwähnte Kleingedruckte, wenn man hier den Leuten unterschwellig verklickern möchte das sonst was möglich wäre, Quelle: Vertrau mir einfach.


    Dein Verständnis von nicht-anhaften ist dualistisch und es wurde schon häufiger erwähnt das sich dein Lehrer und du selbst ja auch so oft aus Pali Quellen/Theravada ihre Ansichten ableiten.


    Hör bitte auf anderen einen Weg vorzugaukeln, der bei dir selbst so gesehen nicht das gebracht hat.


    Nicht anhaften heißt, auch am nicht-anhaften nicht anzuhaften. Wenn man im Zen also sagt, halte an nichts fest, aber drücke auch nichts von dir weg, dann verwirklichst du nur das erste.


    Dein Anhaftung an deine Lehre stammt aus 3 Dingen, das Gemeinschafts- und Sicherheitsgefühl deiner Sangha, das Vermeidungsverhalten von Unangenehmen (was bringt eine Lehre die sobald man auf den Markt kommt in sich zusammenbricht?) und die Verbreitung einer Friedensideologie die natürlich unterbewusst auch für sich selbst dann am sichersten ist (ist ja erstmal ein okayer Ansatz, allerdings durch Anhaftung an solchen entsteht Arroganz und Verblendung und plötzlich rechtfertigt man dann doch Gewalt und tut dann so als wäre das nicht so, siehe TNH).


    Im Zen ist das ganz klar! Ein Erleuchteter oder nicht ist NICHT frei von Ursache und Wirkung.


    Shodo Harada: these egoistic voices never go away...


    Thorsten Hallscheidt:

    So gehe ich mit allen Texten um, die ich im buddhistischen Kontext lese oder höre, woher auch immer sie stammen. Ich wende sie an, und wenn es passt, werden sie bestenfalls praktischer Teil meines Lebens (und das ist vielleicht meine "Suppe"). (..)

    Ich kehre immer wieder und gerne zur Einfachheit und praktischen, unglaublich freundlichen und umfassenden Klarheit des Palikanons zurück: also Kopf in den Wolken, Füße auf dem Boden. :lol: (..)

    Meist geht es in den Teishos [von Wang Genh] um Dogen. Manchmal gibt es einen Hinweis in Richtung Theravada, manchmal der Hinweis, sich auch mit diesen Texten zu beschäftigen als Teil der Praxis. (..)

    Seit ich diese Minuten der echten Freiheit von Geistesgiften erfahren habe, dieses unglaubliche Aufatmen, hat mich auch ehrlich gesagt der Ehrgeiz verlassen, meine "Wahrheiten" bis aufs Messer zu verteidigen.

    Freiheit von Geistesgiften ist also für dich ein erfahrbarer Zustand, im Zen wird erklärt, das sowas kein erfahrbarer Zustand ist, sobald du da etwas wahrnimmst, ist es keine Leerheit mehr. Zen-Meister sagen, deine 6 Sinne können die Lehre (/Leere der 6 Sinne) nicht erfassen.


    Der Meister sagte einmal: „Selbst wenn man sagen könnte, dass im gesamten Universum nicht das Geringste verkehrt ist, wäre das immer noch nur eine Redewendung.


    Even if you were able to understand this here and now, you’d still be a fellow out of luck who is jumping into a shit pit for no reason at all.


    Siehe auch Mumonkan Fall 2.








    Einmal editiert, zuletzt von ykxjbk1 ()

  • Bin in Theravada Laendern mit der Lehre in Beruehrung gekommen

    und habe sie innhaltlich hauptsaechlich ueber den PK (gelesen und

    gehoerte Moenchs Vortraege) aufgenommen. Bin kein Buddhaologe

    und kein Wortakrobat und habe keine Ahnung von Zen Vorstellungen

    oder tibetetischen Glaubensrichtungen.


    Meiner Erfahrung nach ist ein Zustand in Gier- und Hasslosigkeit

    und Verblendungslosigkeit definitiv (er)lebbar, erfahrbar.


    Leere das Glas

  • Die Feststellung der "Freiheit von Geistesgiften" wird dadurch erfahrbar, als nach diesem Zustand wieder das "Alltagsbewusstsein erscheint" und ich weiß dann, das war Freiheit von Geistesgiften, das war Leerheit.


    Die Reflektion nach der Meditation, nach einem besonderen Ereignis manifestiert dieses.


    Allein diese Freiheit erlebt zu haben, kann zu Veränderung führen.


    Und was Dein Zitat "Mumonkan" anbelangt, hat es eine andere Aussage als Du glaubst.


    Natürlich ist es nur eine Redewendung, genauso wie "den Tisch decken" - und dennoch stimmt sie.

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    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)