Wenn unser Geist von den Geistesgiften beherrscht ist, nehmen wir die Welt anders wahr als im Zustand von Nirvana.
Das leuchtet ein, aber die Frage bleibt:
Kann der Geist wirklich dauerhaft frei von den Geistesgiften bleiben oder "switcht" man temporär wieder zurück in die alten Befleckungen..?
Die Frage kann man mit der zweiten und dritten edlen Wahrheit beantworten:
Zitat "... ist die edle Wahrheit vom Entstehen des Leides: Es ist dieses Verlangen, das zu neuem Dasein führt und von Freude und Begierde begleitet ist ..."
"... ist die edle Wahrheit von der Beendigung des Leidens: Es ist jenes restlose Schwinden und die Beendigung eben dieses Verlangens, sein Aufgeben und Ablegen, die Freiheit davon, das Nichtanhaften."
SN 56.11, zit. nach Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha.
Das Verlangen, das als Leidensursache genannt wird, beruht auf den drei Geistesgiften, sie sind die Ursachen des Verlangens.
Wenn die Beendigung des Leidens darin besteht, dass man dieses Verlangen restlos überwunden hat, dann bestehen auch die Geistesgifte nicht mehr, wenn man die Beendigung des Leidens verwirklicht hat.
Da die dritte edle Wahrheit ein beständiges Phänomen ist, sind auch die Geistesgifte dauerhaft überwunden. Ist die Beendigung der Leiden verwirklicht, muss man nichts mehr verwirklichen. Man muss die Beendigung des Leidens nicht immer wieder neu verwirklichen, wenn man sie einmal vollständig verwirklicht hat.
Angenommen, man könnte temporär aus der Beendigung des Leidens wieder in die alten Befleckungen fallen:
Das würde bedeuten, es gibt noch Leidensursachen im eigenen Geist, denn die wären notwendig, damit Befleckungen im Geist bestehen. Solange die Leidensursachen und damit Befleckungen im eigenen Geist bestehen, hat man die dritte edle Wahrheit noch nicht verwirklicht. Solange man sie noch nicht verwirklicht hat, kann man aber auch nicht aus ihr herausfallen.
Hat man die dritte edle Wahrheit vollständig verwirklicht, dann gibt es die Befleckungen und deren Ursachen im eigenen Geist nicht mehr. In etwas, das es nicht mehr gibt, kann man aber auch nicht mehr zurückfallen.