Beiträge von Helmut im Thema „Übergänge: Altes/Vertrautes l o s lassen - auf Neues/Unbekanntes e i n lassen...“

    Egal was einem die vorgestellte Seele vorgaukeln will:


    Der größte Übergang ist der Übergang von diesem Leben in die nächste Existenz. Es ist definitiv so, dass wir sterben werden, aber der Zeitpunkt unseres Todes ist ungewiss. Wenn wir dann im Sterben liegen, reifen die Faktoren Verlangen, Ergreifen und Werden heran und bringen dann die Geburt in die nächste Existenz hervor in der wir dann wieder Altern und Tod erleben werden zusammen mit vielfältigen Leiden.

    Auch wenn der NABU den Spruch verbreitet:


    "Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur",


    so ist er meiner Meinung nach doch nur ein dummer Spruch, weil er den wechselseitigen Zusammenhang von dem Ganzen und seinen Teilen nicht berücksichtigt.


    Das Ganze ist die Natur, die aus vielen verschiedenen Teilen und Aspekten zusammengesetzt. Der Mensch ist ein Teil der Natur. Entfernt man Teile der Natur, dann entstehen Schäden und Probleme. Deshalb ist die Entfernung des Menschen aus der Natur keine wirkliche Lösung. Aber diese Vorstellung, das Verschwinden der Menschen aus der Natur ist die Lösung, kann man auch benutzen, um sich vor der Verantwortung für die Schäden, die wir Menschen in der Natur angerichtet haben, zu drücken.


    Unsere Aufgabe als Menschen ist es, als Teil der Natur die Schäden, die wir in der Natur angerichtet haben, wieder rückgängig zu machen. Über die dafür notwendigen Mittel und Methoden verfügen wir; sie werden leider noch nicht so intensiv und nachhaltig angewandt wie es notwendig ist. Da besteht also noch erheblicher Nachholbedarf.

    Helmut , hast du da vielleicht etwas, wo sämtliche "Wissensschleier" aufgeführt sind, oder könntest du erklären, was damit genau gemeint ist!? _()_

    Ich habe keine Auflistung der Wissensschleier so wie es eine Auflistung der Leidenschaften oder der Geistesfaktoren gibt. Ich habe nur allgemeine Erklärungen meiner Lehrer.


    Danach sind diese Wissensschleier keine Leidenschaften. Sie sind subtile karmische Prägungen, die unser Handeln, Sprechen und Denken im eigenen Geisteskontinuum hinterlassen. Subtil bedeutet, dass sie schwer zu erkennen sind und daraus folgt, dass sie auch schwer zu überwinden sind.


    Nachdem der Bodhisattva auf seinem Pfad die Leidenschaften samt ihren Ursachen aufgegeben hat und damit ein Arhat ist, bestehen diese subtilen Wissensschleier latent in seinem Bewusstsein weiter. Diese gibt der Bodhisattva auf den letzten drei Stufen seines Pfades auf, denn sie sind Hindernisse für das Erlangen der Buddhaschaft, die er ja anstrebt.

    Das Mitgefühl im Außen und so wird der Begriff oft verwendet, auch beim Dalai Lama, lenkt vom Fühlen im Inneren ab und das verhindert das Heilen der eigenen Krankheit. Das Mitgefühl mit sich selbst ist das A und O für ein gesundes Leben.

    Im indo-tibetischen Mahayana, das sich hauptsächlich auf den Sanskritkanon stützt, werden für das Mitgefühl mit anderen und das Mitgefühl mit sich selbst zwei verschiedene Begriffe benutzt.


    Das Mitgefühl mit anderen ist Karuna. Das Mitgefühl mit sich selbst ist Nihsarana. Dieser Begriff wird mit dem etwas sperrigen Begriff Entsagung ins Deutsche übersetzt.


    Entsagung ist der Wunsch, sich selbst aus den Leiden Samsaras zu befreien. Mitgefühl ist der Wunsch, dass die anderen Lebewesen frei sein mögen von Leid und dessen Ursachen. Inhaltlich sind diese beiden Geisteshaltungen identisch, aber sie beziehen sich auf verschiedene Bezugsobjekte.


    Aufgrund des abhängigen Entstehens gibt es natürlich einen Zusammenhang zwischen beiden. Erst wenn ich für mich selbst den Wunsch nach Entsagung entwickelt habe und dann erkenne, dass die anderen Lebewesen in derselben misslichen Situation sind wie ich selbst, kann ich ihnen gegenüber Mitgefühl entwickeln und den Wunsch ihnen zu helfen.


    Mitgefühl lenkt deshalb nicht von eigenen leidvollen Situation ab, denn nur wenn ich für mein eigenes Wohlergehen arbeite, kann ich auch wirklich für das Wohlergehen der anderen wirken.


    Sich nur um das eigene Wohlergehen zu drehen, mag zwar zur eigenen Gesundheit, also zur eigenen Krankfreiheit beitragen, aber diese Haltung ist immer noch mit Selbstzentriertheit verbunden; also mit einem Makel.


    Das A und O für die eigene Gesundheit ist durch drei Aspekte bestimmt:

    • Die Entsagung, dem Wunsch nach eigener Leidfreiheit
    • Mitgefühl, dem Wunsch nach der Leidfreiheit der anderen
    • Die Handlungen durchzuführen, die die eigene Leidfreiheit und die Leidfreiheit der anderen bewirken.

    Mitgefühl ist ja der Wunsch, dass "alle Wesen glücklich, zufrieden und frei von Leiden (und den Ursachen des Leidens)" sein mögen.


    Daher zeugt im Buddhismus auch das Lehren des Buddhadharma vom höchsten Mitgefühl...


    Meinst du denn, ein Bodhisattva hätte kein Mitgefühl auf sich gerichtet, weil er freiwillig auf das Nirvana verzichtet, bis alle anderen Wesen erlöst sind?

    Wenn Mitgefühl in dem Wunsch besteht, dass alle Lebewesen frei sein mögen von Leid und dessen Ursachen, dann ist man selbst mit dabei. Ohne Wunsch, selbst vom Leiden und seinen Ursachen freikommen zu wollen, wird man kein echtes Mitgefühl für andere Lebewesen entwickeln können.


    Nur auf der Grundlage von Mitgefühl wird man zu einem Bodhisattva und tritt deshalb in die Übungen eines Bodhisattvas ein. Auf dem Pfad ist der Bodhisattva weiterhin von Mitgefühl bestimmt.


    Der Bodhisattva verzichtet allerdings nicht freiwillig auf das Nirvana. Das ist eine im Westen weitverbreitete Fehlinterpretation, die man immer wieder auch in der Wissenschaft findet. Auf dem Pfad verwirklicht der Bodhisattva das Nirvana eines Arhats, weil er alle Leidenschaften samt ihren Ursachen aufgibt. Dieses Nirvana ist aber nicht sein eigentliches Ziel. Sein eigentliches Ziel ist die Verwirklichung der Buddhaschaft.


    Deshalb stimmt es nicht zu sagen:

    Solange ein Bodhisattva daran arbeitet, dass alle Wesen befreit sind, verzichtet er nicht darauf, Buddha zu werden oder ins Nibbana zu kommen, er wird es nicht. Sein Wunsch, alle zu befreien, verhindert das.

    Sein Wunsch, allen Wesen zur Befreiung verhelfen zu wollen, behindert den Bodhisattva nicht in seiner spirituellen Entwicklung. Aufgrund des Wunsches zum Wohle aller Lebewesen die Buddhaschaft zu erlangen wird er den Bodhisattvapfad verwirklichen und dann in der Lage sein, den Wesen den vollständigen Weg zur Befreiung aus Samsara aufzuzeigen. Als Bodhisattva ist er aufgrund seiner Fähigkeiten bereits in begrenzten Maße dazu fähig.


    Der Wunsch des Bodhisattva, alle Lebewesen aus Samsara zu befreien ist kein Hindernis für das Erlangen seines Nirvanas in Form der Arhatschaft, sondern dieser Wunsch ist eine Voraussetzung dafür, dass er auf seinem Pfad alle Leidenschaften samt Ursachen aufgibt. Dieses Nirvana verwirklicht er nebenbei auf dem Weg zur Buddhaschaft, die sein eigentliches Ziel ist das darin besteht, nicht nur die Leidenschaften samt Ursachen aufgegeben zu haben, sondern auch alle Wissensschleier.

    Wenn wir ärgerlich sind, dann sind wir auf eine Person ärgerlich, weil sie uns auf irgendeine Art und Weise Schaden zugefügt hat. Unser Ärger schwebt ja nicht über den Wassern, sondern richtet sich gegen eine Person, er hat also ein Objekt, auf das er gerichtet ist.


    Wenn wir auf eine Person ärgerlich sind, dann nehmen wir sie nur doch unter dem Aspekt wahr, dass sie jemand ist, der uns geschädigt hat. Wir nehmen sie nur noch unter diesem Aspekt wahr, die anderen Qualitäten, die auch noch besitzt, nehmen wir dagegen nicht wahr.


    Wenn wir in einer Situation, in der wir auf eine Person ärgerlich sind, diese nur als Schädiger auffassen können, dann ist unsere Wahrnehmung getäuscht bezüglich dieser Person. Die Täuschung ist also ein Aspekt unserer Wahrnehmung in dieser Situation.


    Die Täuschung unserer Wahrnehmung wird aber nicht von der Person, auf die wir ärgerlich sind , hervorgerufen, sondern von der Leidenschaft Ärger in unserem eigenen Geist.

    Bin verwirrt: Hallo Helmut,also darauf jetzt eine vernünftige Frage zu stellen ist schwer(mein Gehirn drehtdurch)was ist Täuschung im Bezug auf Hass,Gier usw. ?Wenn ich Gier,Wut,Hass empfinde so empfinde ich etwas was garnicht existiert??????????Aber ich spüre diese Emotionen doch. und das dadurch ausgelöste nämlich es geht mir schlecht also;leide ich.

    Jemand tut mir was an alles was ich dann empfinde (s.o.) ist dann Täuschung?

    Kannst du mir ein konkretes Beuspiel geben.

    Ursula-rinzai14

    Die Leidenschaften wie Begierde, Hass, Unwissenheit usw. sind keine Einbildungen. Sie existieren real und wir können es feststellen, wenn sie in unserem Geist aktiv sind sofern wir ihre charakteristischen Merkmale kennen.


    Wenn Leidenschaften in unserem Geist aktiv sind, dann bewirken sie eine Verzerrung unserer Wahrnehmung. Durch ihren Einfluss ist unsere Wahrnehmung getäuscht. Die Leidenschaften bewirken, dass wir die Phänomene nicht so wahrnehmen wie sie wirklich existieren.


    Nicht die Leidenschaften sind getäuscht, sondern die Wahrnehmungen, die unter ihrem Einfluss zustande kommen. Die Leidenschaften sind die Ursache für die Täuschung, aber nicht die Täuschung selber.

    Ich sehe es nicht so, dass die Leidenschaften wie Begierde verkleidet sind. Sondern andersherum: Weil die Leidenschaften Begierde, Hass, Stolz, Unwissenheit usw. immer mit Täuschung verbunden sind, verhüllen, verkleiden sie mittels der Täuschung die wahrgenommenen Phänomene. Das hat zur Folge, dass wir die wahrgenommenen Phänomene nicht so wahrnehmen wie sie wirklich existieren.


    Die Leidenschaft Hass wird auch häufig mit Wut oder Ärger übersetzt. Auf jeden Fall ist diese Leidenschaft sehr zerstörerisch. Wie dein Beispiel zeigt, bewirkt sie eben auch massives körperliches Leiden.

    Es ist leichter, Hass als Leidenschaft zu erkennen als die Begierde. Hass ist ein sehr verstörendes Gefühl. Begierde dagegen erscheint uns meist als unser Freund, der für unser Wohl sorgt. Deshalb ist Begierde nicht so leicht als Leidenschaft zu erkennen wie der Hass. Begierde als Leidenschaft zu erfassen benötigt also einiges an Anstrengung / Bemühung.


    Das hängt auch damit zusammen, dass die Begierde positive Qualitäten auf die Begierdeobjekte projiziert, die diese in diesem Maße oder gar nicht besitzen, aber wir glauben, dass diese Projektion der Realität entsprechen und halten deshalb daran fest.

    Wenn unser Geist von den Geistesgiften beherrscht ist, nehmen wir die Welt anders wahr als im Zustand von Nirvana.

    Das leuchtet ein, aber die Frage bleibt:

    Kann der Geist wirklich dauerhaft frei von den Geistesgiften bleiben oder "switcht" man temporär wieder zurück in die alten Befleckungen..?

    Die Frage kann man mit der zweiten und dritten edlen Wahrheit beantworten:

    Zitat

    "... ist die edle Wahrheit vom Entstehen des Leides: Es ist dieses Verlangen, das zu neuem Dasein führt und von Freude und Begierde begleitet ist ..."


    "... ist die edle Wahrheit von der Beendigung des Leidens: Es ist jenes restlose Schwinden und die Beendigung eben dieses Verlangens, sein Aufgeben und Ablegen, die Freiheit davon, das Nichtanhaften."


    SN 56.11, zit. nach Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha.


    Das Verlangen, das als Leidensursache genannt wird, beruht auf den drei Geistesgiften, sie sind die Ursachen des Verlangens.


    Wenn die Beendigung des Leidens darin besteht, dass man dieses Verlangen restlos überwunden hat, dann bestehen auch die Geistesgifte nicht mehr, wenn man die Beendigung des Leidens verwirklicht hat.


    Da die dritte edle Wahrheit ein beständiges Phänomen ist, sind auch die Geistesgifte dauerhaft überwunden. Ist die Beendigung der Leiden verwirklicht, muss man nichts mehr verwirklichen. Man muss die Beendigung des Leidens nicht immer wieder neu verwirklichen, wenn man sie einmal vollständig verwirklicht hat.


    Angenommen, man könnte temporär aus der Beendigung des Leidens wieder in die alten Befleckungen fallen:

    Das würde bedeuten, es gibt noch Leidensursachen im eigenen Geist, denn die wären notwendig, damit Befleckungen im Geist bestehen. Solange die Leidensursachen und damit Befleckungen im eigenen Geist bestehen, hat man die dritte edle Wahrheit noch nicht verwirklicht. Solange man sie noch nicht verwirklicht hat, kann man aber auch nicht aus ihr herausfallen.

    Hat man die dritte edle Wahrheit vollständig verwirklicht, dann gibt es die Befleckungen und deren Ursachen im eigenen Geist nicht mehr. In etwas, das es nicht mehr gibt, kann man aber auch nicht mehr zurückfallen.

    Wenn man Nirvana verwirklicht hat, dann hat sich die äußere Welt nicht verändert, denn Nirvana ist kein äußeres Phänomen, irgendein Ort in der Welt, genauso wenig Samsara.


    Nirvana und Samsara sind mentale Phänomene, Qualitäten unseres Geistes. Wenn wir uns in Samsara befinden, dann bedeutet dies eben, dass unserer Geist durch die drei Geistesgifte und die daraus resultierenden Leidenschaften geprägt ist. Wenn wir Nirvana, also die wahren Beendigungen der Leidensursachen, verwirklicht haben, dann ist unser Geist vollständig frei von den Geistesgiften und den Leidenschaften, die sie verursachen.


    Nirvana ist eine völlig andere Qualität unseres Geistes als Samsara. Im eigenen Geist können nicht gleichzeitig die Leidensursachen und deren Überwindung bestehen, weil sie in einem direkten Widerspruch zueinander stehen. Deshalb ist die vielgebrauchte Analogie der zwei Seiten einer Münze nicht wirklich treffend. Natürlich ist schwierig, sich die Qualität von Nirvana im eigenen Geist vorzustellen.


    Wenn unser Geist von den Geistesgiften beherrscht ist, nehmen wir die Welt anders wahr als im Zustand von Nirvana. Die äußere Welt wird nicht plötzlich eine andere. Wenn wir Nirvana verwirklicht haben und ein Arhat sind, dann nehmen wir die Welt natürlich ganz anders wahr als zu Zeiten in denen unserer Geist von Geistesgiften geprägt war; nämlich ungetrübt von den Täuschungen und Verzehrrungen, die die Leidenschaften verursacht haben.

    Wir erleben in Samsara sowohl Glück als auch Leid. Glück erleben wir aufgrund eigener heilsamer Handlungen; Leid aufgrund eigener unheilsamer Handlungen. Wenn wir in Samsara Glück erleben, dann überwiegt zeitweilig die Erfahrung von Glück und die Erfahrung von Leid tritt in den Hintergrund. Aber auch die Erfahrung von Glück geht zu Ende und wir erleben wieder Leid.


    In Samsara erlangen wir keine leidfreie friedliche Ebene, weil die Leidensursachen (zweite edle Wahrheit) noch nicht vollständig überwunden sind. Das von dir erwähnte Switchen ist nur ein Wechsel von samsarischen Leid zu samsarischen Glück.


    Zwischen Samsara und Nirvana kann man nicht hin und her switchen, weil das Nirvana ein beständiges Phänomen ist. Hat man diesen Zustand des eigenen Geistes erlangt, geht er nicht mehr verloren und man fällt nicht wieder in samsarische Zustände zurück.


    Die einzige Möglichkeit, das Leiden wie es von Buddha Sakyamuni in der ersten edlen Wahrheit beschrieben wurde, zu überwinden, besteht in der Praxis des achtfachen Pfades.

    Aus meiner Sicht sind Samsara und Nirvana die 2 Seiten einer Münze.

    _()_

    Dann müssten Samsara und Nirvana gleichzeitig auftreten. Wenn sie wie zwei Seiten einer Münze sind, dann müssten die wahren Leiden und die wahren Beendigungen (zweite und dritte edle Wahrheit) gleichzeitig im eigenen Geist gegeben sein. Im Gegensatz zu den zwei Seiten der Münze stehen Samsara und Nirvana aber in einem direkten logischen Widerspruch zueinander; dass heißt sie schließen sich gegenseitig aus.