Beiträge von ewald im Thema „Ärger, Wut und Ohnmacht“

    Nun geht es jedoch hier im Thread um Ärger, Wut und Ohnmacht am Beispiel von politischen Verhältnissen, Gefühle, die jeder kennt, in den unterschiedlichsten Lebenslagen und es braucht fortgeschrittene buddhistische Praxis, um gut mit diesen Gefühlen umgehen zu können.

    Das Gegenteil, Ewald, ist auch erfahrbar, also das, was man festhalten will.


    Nämlich, wenn ich alles von meiner großen Liebe bis ins Detail mehrfach erzähle, verliert es seinen Zauber.

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    Natürlich Monika, das ist derselbe Effekt, teile ich etwas Negatives mit, wird es bedeutungslos, teile ich etwas Positives mit auch. Es ist die Verarbeitung im Gehirn, die aus etwas Aufregendem, etwas Gelassenes macht. Deshalb mache ich aus den negativen Dingen ein Thema, aber aus den positiven Dingen nur dann, wenn sie mich belasten oder besonders aufwühlen.

    @Timi Da liegst Du falsch, was Du meinst ist ein Verdrängungsmechanismus, aber nicht die therapeutische Aufarbeitung negativer Erfahrungen. Gerade durch das Wiederholen der negativen Erlebnisse schwächt sich der Schmerz im Gehirn ab, das böse Trauma wird zu einem Bestandteil des eigenen Daseins und hat die Kraft der Zerstörung verloren.


    Deshalb wendet man bei Hilfskräften, die schweren Unfälle oder Katastrophen begleitet haben, das Debriefing an, sie erzählen unmittelbar nach dem Einsatz ihre Erlebnisse im Detail. Das schützt sie vor einer späteren Traumatisierung oder einer PTBS.


    Gefährlich für die Seele ist es, wenn die negativen Erlebnisse abgespalten werden, das kann zu psychischen Symptomen führen. Ein krasses Beispiel ist die multiple Persönlichkeit, ein Mensch, in dem sich mehrere Persönlichkeiten abgespaltet haben und so unabhängig kommunizieren.


    Du Timi entscheidest für Dein Leben, wie Du es gestalten willst und wenn Buddhas Lehre Dir dabei hilft, ist es eine gute Sache.

    ewald

    Ich wollte was Positives anmerken. Wenn du meine Geschichte kennen würdest, was aber unnötig ist, würdest du verstehen, warum ich mich auf das beschränke, was ich geschrieben habe.

    Warum wiederholst du deine Geschichte nicht, wenn sie notwendig ist, dich zu verstehen?

    Je öfter man seine Geschichte erzählt, vor allem wenn sie Traumatisierung beinhaltet, je besser kannst du mit ihr umgehen.


    Wenn man seine Geschichte nicht erzählen möchte, das ist auch o.k. dann sollte man sich jedoch im Alltag nicht so äußern, dass das Kennen notwendig ist um zu verstehen.


    Der Buddhismus ist keine Sache, aus der man bekommt, was man braucht, es ist eine Weltanschauung, eine Philosophie, mit der man so denken und fühlen kann, dass man sich vor allem selber versteht und die eigenen Bedürfnisse.


    Ansonsten: Würdest du würden, würdest du mich besser würdigen.

    Ich bin so dankbar dafür für all die guten Sachen, die der Buddhismus anbietet, die selbst Jemand wie mir eine Chance für ein lebenswertes Leben gibt.

    Das klingt, als ob der Buddhismus ein Tante-Emma-Laden ist, mit ganz viel Süßigkeiten. Dabei hat Buddha das 'Leid im Dasein' beschrieben, denn ohne Leiden geht es nicht.

    Der Umgang mit Ärger, Wut und Ohnmacht ist möglich, aber es braucht dafür spezielle Fähigkeiten und die zu erwerben bedarf eines gewissen Arbeitsaufwandes. Es liefert einem also der Buddhismus nicht das Gute, die Metamorphose kann man nur selber vollziehen. Die Chance für ein lebenswertes Leben ist ja veranlagt, nun gilt es dies umzusetzen. Da jedoch die Anlagen bei jedem anders sind, ist auch die Umsetzung bei jedem anders. Die Buddhismus ist eine Orientierung, aber die Lösung ist individuell. Ich bin auch dankbar für die Erfahrungen, die ich machen konnte.

    Buddhistische Praxis kann dich aber befähigen mit einer Person umzugehen die dich normal auf die Palme bringt, ohne durch die Decke zu gehen.


    Das ist besonders nützlich im Umgang mit einer Person die man garnicht ignorieren oder vermeiden kann: der eigenen Person.

    Das ist ja meine Rede, wenn es um Außen geht und wenn es ums Innere geht, ich kann mich selbst ignorieren. Bevor ich wegen einer Ungerechtigkeit platze vor Wut und eine große Sauerei entsteht, kann ich mich mit meinen Gefühlen selbst ignorieren und bin nicht mehr wichtig. So entsteht Gelassenheit mit Anwendung der vier edlen Wahrheiten. Zu beachten dabei, ich lasse mein Ego los.

    Man kann, um zwischenmenschliche Konflikte zu klären, auch buddhistische Floskeln verwenden, aber es bleiben Floskeln, ein oberflächliches Reglement, an das man glaubt, sich halten zu müssen.

    Wenn ich Menschen um mich habe, die ich unsympathisch finde, werde ich versuchen sie zu ignorieren so gut es geht, liebende Güte hin oder her, ich muss meine Seele schützen und nicht dem Buddhismus gehorchen. Sie sind mir unsympathisch, weil sie etwas an sich haben, von dem ich aus Erfahrung weiß, dass es mich beeinträchtigt. Natürlich hilft Achtsamkeit, um mit äußeren Konflikten fertig zu werden, ich kann loslassen und meine Haltung ändern. Ich kann Menschen, die mich triggern, eine Gleichgültigkeit gegenüber entwickeln, dann können diese Gefühle keinen Schaden anrichten. Ich kann einen Mörder nicht vom Morden abhalten, aber ich kann mich so verhalten, dass ich keine Schuldgefühle entwickle, obwohl ich zugucken musste und Zeuge wurde. Habe etwas erlebt, aber ich bin nicht der Täter, so kann ich die negativen Gefühle des Vorwurfs loslassen und muss nicht in liebende Güte, sondern in Gleichmut verfallen. Ich kann diesem Erlebnis gegenüber eine gleichgültige Haltung einnehmen und muss mich nicht von den Gefühlen zerfressen lassen, weil es heißt, im Buddhismus liebt man immer. Ich liebe mich immer, aber nicht die Anderen, kann doch jemanden, der Gift für mich ist, nicht lieben. Jedoch wenn ich ausgeglichen bin und in mir ruhe, dann kann ich das Gift eines Anderen verarbeiten, ohne, dass es mir schadet, ich kann sogar Energie daraus gewinnen.

    Opas Gefühle der Enkeltochter gegenüber sind nicht so ganz vergleichbar mit den Gefühlen eines Menschen, der die Beziehung zum beschützenden Amerika verliert und deshalb Ärger, Wut und Ohnmacht empfindet. Wenn vergleichen, müsste man sich die Gefühle der vierjährigen Enkelin anschauen, wenn sie ihren Opa verliert. Das wäre ein angemessener Vergleich. Jedoch ist ein vierjähriges Kind auf jeden Fall abhängig und wird von Buddha nicht gemeint, wenn es um nicht anhaften geht. Sich nicht so stark binden, dass man bei Verlust Wut und Ohnmacht empfindet, halte ich bei einem erwachsenen Menschen für eine gute Lösung. Das bedeutet bei sich sein, bei sich alles zu haben, was notwendig ist und somit keine Abhängigkeit eingehen müssen. Das betrifft den Partner, die Familie, das Haustier, alle möglichen Dinge, nur die Kinder betrifft es nicht, sie haften an um überleben zu können und somit auch die Enkel. Aber vielleicht ist ein vierjähriges Enkelkind viel besser darin, Nähe und Distanz auszutesten, als ein Erwachsener, der es sein Leben lang gewohnt ist, von den Amerikanern beschützt zu werden und es nun zusammenbricht. Das vierjährige Enkelkind hat so viele Jahre Bindung noch nie erfahren.


    Ohne Einsicht wird jegliches Verhalten schwierig. Wie soll der Körper agieren, wenn der Kopf nicht dabei ist? Sport treiben, ohne Sinn und Verstand? Das führt aber schnell zum Unfall. Wie soll ich etwas erfolgreich üben, wenn mir die Motivation dazu nicht bewusst ist?

    Das ist Umgang mit Symptomen, dem kann man vorbeugen, vor allem durch Loslassen, durch nicht anhaften. Wenn ich mich darauf verlasse, dass die Amerikaner mein größter Freund sind und mich stets beschützen, dann fühle ich mich geborgen und mache mir keine weiteren Sorgen. Wenn jedoch die Freundschaft zerbricht und ich bin auf mich allein gestellt, bekomme ich es mit der Angst zu tun und es entstehen Gefühle wie Ärger, Wut und Ohnmacht.


    Warum habe ich mich im Vorfeld von dieser Beziehung so einseitig abhängig gemacht? Aus Schwäche, Bequemlichkeit, Faulheit, Ignoranz und dem Bedürfnis behütet zu sein? Das sind alles Dinge, die sich bei bewusster und selbstständiger Lebensweise, wie es in den vier edlen Wahrheiten beschrieben wird, vermeiden lassen. Bin ich dann ausgeglichen und unabhängig, eine Beziehung geht in die Brüche, falle ich nicht in ein Loch und die Gefühle von Ärger, Wut und Ohnmacht ist im Vorfeld gebannt, wallen diese Gefühle bei vergänglichen Veränderungen nicht auf.


    Als ich noch in der DDR lebte, war die Sowjetunion der große Bruder, aber ich bin stets auf alles skeptisch. Inzwischen ist die Sowjetunion und die DDR Geschichte, ein großer Verlust von gewohntem Alltag, aber die Skepsis half mir bei mir zu bleiben, um nicht in das Loch der gelösten Abhängigkeit zu fallen. Buddha konnte das aufgrund seiner Erfahrungen gut, bei sich bleiben und das Alleinsein nicht als Einsamkeit zu empfinden. So lässt sich die Wut aufgrund von Verlustangst im Vorfeld verhindern durch nicht anhaften. Genauso die Ohnmacht, wenn die Trennung vollzogen ist, mit innerem Halt kommt sie nicht hoch. Durch Akzeptanz der Dinge, die sich nicht ändern lassen, lässt sich viel Ärger vermeiden.

    Ganz so einfach ist es mit den menschlichen Gefühlen nicht. Hier klingt es so nach dem Palikanon, als ob man einen Schalter umlegt und die Welt ist in Ordnung. Auch die Gefühle Wut und Ohnmacht haben einen tieferen Sinn. Mit Wut kann man einer Ungerechtigkeit begegnen und sich somit schützen. Ohnmacht ist ein Gefühl, wenn eine Bindung auseinandergeht und ich kann nichts dagegen tun. Da ist Umgang mit Verlust gefragt und das ist ein umfassender Prozess. Mann kann und man sollte die Gefühle nicht abwürgen, wenn sie hochkommen, sondern zulassen, sie haben einen notwendigen Grund, auch die Negativen, sie dann anschauen und gegebenenfalls in etwas Positives wandeln. Mit Wut kann man wunderbar etwas einreißen, etwas Altes und verflossenen kaputt machen zur Entsorgung, Entrümpeln. Wenn man in einer Situation Ohnmacht verspürt, weiß man, dass man von etwas abhängig ist, was nun vorbei ist. Die Angst vor dem Verlust hat einen überwältigt, jetzt kann man lernen, ohne dem weiterzuleben und ist das freier als vorher. Wenn man Ohnmacht überlebt, hat man eine sehr gute Erfahrung im Leben dazugewonnen.


    Auf die Politik bezogen und auf die Lagerzugehörigkeit schafft eine Unabhängigkeit großen Gewinn, um mit den jeweiligen aufkommenden Gefühlen besser klarzukommen.

    Ich mache gerade die gegenteilige Erfahrung, was die Ereignisse in der großen Politik angehen. Da ich in der DDR aufgewachsen bin, war ich nie Verfechter der westlichen Welt und somit auch nicht die der USA. Die neusten Entwicklungen, wie Trump mit Putin umgeht, geben mir Entspannung. Ich glaube nicht, dass der Westen die freie Welt ist, lebe seit über 30 Jahren in Bayern und erlebe vor allem zwanghafte Tradition und katholische Kirche. Ich verspüre eine innere Freiheit, weil Buddhismus und Meditation es ermöglichen unabhängig von der Politik.


    Jedoch ich kenne die Gefühle von Ärger, Wut und Ohnmacht, und zwar immer dann, wenn der Osten vom Westen Erniedrigung erfährt, kleingemacht wird oder die Russen mit Hass verachtet werden. Für mich ist der Osten die bessere Welt als der Westen, auch wenn ich mitten im Westen lebe. Meine Gesinnung ist im Buddhistischen, im Fernöstlichen, von Indien, über China, nach Japan zum Zen Buddhismus. Min dieser inneren Haltung kann ich frei in Bayern leben oder irgendwo anders auf der Welt. Die Meditation dient unter anderem zum Ausgleich der Gefühle.