Beiträge von ewald im Thema „Leerheit - wie ist das zu verstehen?“

    Der Titel des Buches ist wohl ein Wortspiel, denn es geht um den Raum der Leerheit, ein schwerer Aspekt, aber auch um die Leichtigkeit des Spiels, deshalb der Spiel-Raum der Leerheit und es geht um den Spielraum, eine Möglichkeit, sich frei zu bewegen, sich in seiner Tätigkeit frei zu entfalten.

    Wie gesagt, das Buch ist von einem deutschen Philosophen, vielleicht für die Buddhisten hier, die ständig am Text kleben, den sie zitieren, als freie Denkübung etwas zu schwierig. Macht nichts, es war ein Versuch in die Debatte über den Leerraum einen neuen Aspekt einzubringen. Ich bleibe beim Raum der Leerheit und die Anderen bei ihren zitierten Texten aus den Schriften.

    Es gibt nur einen Buddha, habe seine Biografie von Thich Nhat Hanh geschrieben, gelesen. Bin kein großer Fan von buddhistischen Schriften, die man gebetsmühlenartig wiederholt, aber Sachbücher lese ich gerne. So habe ich auch 'Der Spiel - Raum der Leerheit' Buddhismus im Gespräch von einem deutschen Philosophen geschrieben, gelesen. Da heißt es: 'Die Leerheit gewährt alles, aber sie erscheint nicht. Dennoch ist sie nicht verborgen, sie gewährt alle Dinge wie der Raum, von dem Hegel sagte, er sei unendlich weich. Deshalb kann jedes Ding, kann jeder Mensch zum Lehrer der Leerheit werden.'


    Es ist also ganz einfach als Lehrer die Leerheit zu praktizieren, man braucht sich nicht in ewigen Theorien Verwursteln, sie gewährt alles, wie der Raum. So entsteht der Raum der Leerheit, der Spiel - Raum.

    Hatte schon mit 20 schwere Depressionen, habe nicht mehr gesprochen, mich in der Wohnung versteckt und wollte verhungern. Mein Vater hat mich herausgeholt, meine Schwester in die Klinik begleitet und dort wurde ich ein halbes Jahr behandelt. Zu der Zeit wusste ich noch nichts vom Buddhismus, aber die Therapien haben geholfen, ich fasste wieder Lebensmut.

    Viel später absolvierte ich die Schule zum Heilpraktiker für Psychotherapie und fühlte mich mehr auf der Seite des Helfers als des Patienten. Dann kam die intensive Auseinandersetzung mit dem Buddhismus, Bücher, Kurse und praktische Übung in den hier im Allgäu ansässigen Klostern. Bis ich meine eigene Sangha hier im Haus gründete, mit den Mitbewohnern. Da habe ich nun die Verantwortung, bin auch psychosozialer Berater und habe Bücher gelesen über 'Buddhismus -Psychotherapie' von Matthias Ennenbach. Es gibt eine buddhistische Psychotherapie, die Vermischung von westlicher Medizin und buddhistischer Wirkung, wie bei TCM auch. Ich halte das für sehr spannend, wenn man im Westen lebt und buddhistische Neigungen hat. Bücher von Menschen, die im Westen leben (Amerika) und den Buddhismus betreiben, gibt es einige. Jetzt ist Bücher oder Texte lesen Theorie, es fehlt noch die Praxis. Bin einverstanden mit der Aussage, buddhistische Methoden helfen nicht psychisch zu erkranken. So kann man auch dem Rückfall vorbeugen.

    Die negativen Gedanken bei einer Depression entstehen durch den gestörten Gehirnstoffwechsel, das kann man nicht so ohne weiteres theoretisch auflösen, dazu braucht der Organismus praktische Reize und Stoffe, die den Gehirnstoffwechsel positiv beeindrucken.

    Deshalb gibt es in der Akutklinik weniger Gespräche als Psychotherapie, sondern vor allem Bewegungs-, Musik-, Wahrnehmungs-, Kunst-, Entspannungs- und Arbeitstherapie. Alles praktisches Verhalten, gerade bei Depressionen, um den Gehirnstoffwechsel in gesunde Bahnen zu lenken. Die produktiven Gedanken kommen dabei von selbst und lassen sich im Gespräch zum praktischen Nutzen gestalten. Man kann in einer depressiven Psychose nicht Gedanken loslassen, da ist alles wirr und chaotisch, die realitätsfremden Gedanken überschlagen sich, alles ist surreal und fremd, da gibt es höchstens mal ein kleines Fenster mit vernünftigen Gedanken. Ich rate unbedingt davon ab, eine schwere Depression hier im Westen mit Buddhismus heilen zu wollen.

    Vieles ergibt sich von selbst, durch das Wiederankommen bei sich selbst, seinem Atem, bei seiner Seele, Herz (Mitte), Liebe und Mitgefühl zu sich selbst.


    Durch Praxis, durch sich selbst besser lernen zu verstehen, zu fühlen, zu lieben, und weniger durch nur lesen von Schriften.

    Da ist etwas dran, denn während man sich bei einer psychischen Erkrankung oder einem seelischen Konflikt meist abspaltet von sich selbst, um dem Schmerz zu entgehen, kann man durch Wiederankommen bei sich selbst die Störung lindern. Bei einer starken Ausprägung schafft man das nicht mehr alleine, es ist Hilfe von außen nötig in Form von Therapie. Jedoch wie ich schon erwähnte, ist das Dharma keine Vorlage für eine Therapie, sondern eher eine Lebensphilosophie für ein gesundes Leben. Buddha hat nicht Depressionen behandelt oder andere psychische Störungen. Das Lesen von Schriften ist keine Psychotherapie, es ist ein Ritual, damit die Gedanken keine negativen Einflüsse bekommen, denn die Schriften betonen das Leben.

    Ist die psychische Erkrankung im Vordergrund, braucht es medizinische Hilfe, keine buddhistische.


    So ist der Raum der Leerheit ein Synonym und kein realer Raum, es ist sozusagen der Freiraum im Gehirn, der notwendig ist, um Gefühle zu verarbeiten, ohne in Defizite zu kommen. Auch das Loslassen des 'Ich' gehört dazu, damit eventuelle Kränkungen auf keinen Nährboden fallen.


    Man kann in der Therapie bei einem fortgeschrittenen Klienten die Leerheit als Vorbeugung gegen eventuelle Rückfalle erwähnen, auch bei einem depressiven Klienten, da ist die Übung des Loslassens angebracht. Die Gier schafft ja psychische Probleme, deshalb ist davon lassen, in jeder Lebenslage, eine vorbeugende Maßnahme.


    Die Leerheit oder den Raum der Leerheit zu praktizieren ist ein wesentlicher Teil, das Dharma zu verstehen und im Alltag in Mitteleuropa anzuwenden. Sich jedoch in buddhistische Schriften zu verkopfen, lenkt davon eher ab und schafft Verdrängung in die Theorie.

    Das bedeutet, dass all diese Beschwerden nicht mir gehören und nichts mit mir zu tun haben. Anders ausgedrückt: Ich bin nicht dafür verantwortlich. Oder --Ich kann nicht dafür.

    Das Problem ist wenn ich Schmerzen habe, die das Leben arg beeinträchtigen, wenn ich glaube, sie gehen mich nichts an und sind kein Teil von mir, auch keine Linderung eintritt. Es braucht Intervention, um Veränderung zu ermöglichen. Da sind buddhistische Lehren unvollständig, denn sie beziehen sich auf die Vorbeugung, um mit dem Leid umzugehen, nicht mit dem Heilen, wenn die Krankheit fortgeschritten oder gar chronisch ist. Es geht um den Weg zur Erleuchtung, nicht um den Weg von der Krankheit zur Gesundheit. Deshalb ist die buddhistische Lehre zur Heilung von psychisch kranken Menschen oder anderen schwer kranken Mensch in unserer heutigen Zivilisation nicht geeignet. Der Raum der Leerheit ist ganz wichtig für die Gestaltung des Daseins und für den Weg zum Erwachen, aber nicht für den Kranken, sondern für den Gesunden, der sich weiter auf den Weg macht, sein Dasein so zu bewältigen, dass er in die Gelassenheit kommt. Ein Mensch mit Verantwortung für andere Menschen, für die Sangha braucht einen Raum der Leerheit, um immer wieder zu sich selbst zu finden. Ein Kranker braucht Medizin und Therapie, das ist der Raum der Leerheit nicht.

    Wenn du mit Lehrrede den Dharma meinst, würde ich schon sagen, dass er für alle Situationen und besonders für Extremsituationen geeignet ist und zwar auch akut, indem ich mir in solchen Situationen die Ursache der Wut, z.b. der Patient, bewusst mache und schon hat die Wut an Kraft verloren und man gibt sich ihr nicht mehr hin.

    Das wollte ich ja damit ausdrücken, dass man das Personal mit dem buddhistischen Dharma schulen kann, aber nicht die akut psychisch kranken Patienten heilen. Man kann mit Buddhas Lehre den angemessenen zwischenmenschlichen Umgang lernen und sich selber schützen, aber zur Heilung von Psychosen z.B. braucht es Psychotherapie und Medikamente. Wenn der Pfleger in seiner Freizeit meditiert und übt, tut er etwas Gutes für seine Lebensqualität und das kommt im Umgang den Patienten zugute. Nur wenn man einem psychotisch kranken Menschen empfiehlt, er soll meditieren, um seine Krankheit zu heilen, ist das sehr fahrlässig. Es ist ein Unterschied zwischen Patienten und Personal, auch wenn es alles Menschen sind.

    Als Pfleger in einer Psychiatrie oder Akutpsychiatrie ist man ja in einer zwischenmenschlichen Extremsituation. Wie gesagt, dazu hat sich Buddha in der Lehrrede nicht geäußert, er beugt in seinen Texten der psychischen Störung vor, aber die meisten Menschen in der Psychiatrie, sowohl Patienten als auch Personal, haben noch nie etwas von Dharma gehört. Psychisch kranke Menschen spucken, das gibt es, es ist ihre einzige Möglichkeit sich gegen Außen zu wehren, wenn sie doch innerlich verwirrt sind und große Angst haben. Ich arbeite als psychosozialer Berater, mir ist das sehr vertraut, als solcher schule ich Menschen, die mit akut psychisch kranken Menschen umgehen wollen. Da ist Buddhas Dharma sehr hilfreich für die, die nicht krank werden wollen trotz alledem.

    Du scheinst eine sehr schlechte Menschenkenntnis zu haben.

    Der war gut, das geht ja runter wie Öl und lässt mich zurücklehnen, was den Umgang mit Menschen angeht, eine tiefe Ruhe und Entspannung. Ins Gesicht spucken ist nicht nur Schleim aus dem Mund aufs Gesicht gespuckt, das geht auch im übertragenen Sinn, wenn mir jemand etwas Negatives vorwirft, von dem ich bisher das Gegenteil glaubte. Wenn mir altem Mann jemand mangelnde Lebenserfahrung vorwirft, ist das schmerzlich wie ins Gesicht gespuckt. Es geht dabei um die berühmte Kränkung, die man empfindet, ein großer seelischer Schmerz, der meistens zu Rache und Vergeltung führt. Bei mir nicht, ich empfinde Vipassana und alles ist gut.


    Wenn jemand so verklemmt ist, dass er nicht aus sich heraus kommt, das ist in der Menschengemeinschaft, in der Sangha manchmal zum Verzweifeln. Wie soll man mit einem Menschen umgehen, der sich stur jedem Kontakt verweigert?

    Im Buddhismus sind Jhanas meditativ erreichte Zustände tiefer Konzentration und Versenkung, da spuckt einem keiner ins Gesicht. Um in aggressive Zustände zu kommen, muss man sich denen erst ausliefern. Damit mir jemand ins Gesicht spuckt vor Abscheu, muss ich ihn vorher zutiefst beleidigt haben, sonst kommt es dazu nicht. Genau diese Meditationsübungen verhindern das.

    Die Aggressionen werden abgebaut durch Sitzen ohne zu denken. So kommt man zur inneren Einsicht, dem Vipassana.

    Buddha bezog sich mit seiner Lehre nicht expliziert auf psychisch kranke Menschen wie einen Depressiven z.B., sondern formulierte seine Erfahrungen auf den Mensch. Natürlich ist ein depressiver Mensch ein Egoist, das ist Teil der seelischen Störung, er kann auch nicht loslassen, wenn er das könnte, wäre er nicht krank geworden. So ist das Anhaften in der Not eine Chance, die Krankheit zu überwinden und dann loszulassen. Genauso kann man zu einem psychisch kranken Menschen nicht sagen, begreife die Leerheit und Du bist gesund. Dieser Betroffene hat Probleme mit den Empfindungen und somit auch beim Umgang mit der Leerheit.


    Ich sehe zwar Buddha als ersten Psychotherapeuten der Welt, was seine Praxis und seine Lehre angeht, aber diese Lehre dient dazu nicht krank zu werden, nicht dazu psychisch kranke Menschen, wie bei der Depression, zu heilen. Das kann die moderne Psychotherapie besser.


    Man kann einem akut psychisch kranken Menschen, wie einem Depressiven, nicht erzählen, er soll sein 'Ich' loslassen, das ist doch absurd, er muss das Selbst ja erst einmal stabilisieren. So geht es auch nicht um die Metapher der Leerheit, um minimalistisch zu sein, sondern um das sortieren und einordnen der Gefühle, die schon alle da sind. Auch ein Depressiver, der nach außen apathisch und regungslos wirkt, ist innerlich aufgewühlt und kämpft mit sich heftig. Da kann man nicht mit buddhistischen Beschwichtigungen kommen. Da braucht es Psychotherapie und gegebenenfalls auch medikamentöse Therapie.


    Buddhas Lehre dient der Vorbeugung, das 'Ich' loslassen, die Meditation auf das 'Nichts', die Leerheit, das Verstehen von Leid im Dasein usw. damit der Organismus nicht krank werden muss, um einen Hilfeschrei auszusenden. Die Veränderungen, die dann notwendig sind für den Organismus, wenn er krank ist, sollte man mit einem Arzt besprechen, nicht mit Buddha.