Buddha bezog sich mit seiner Lehre nicht expliziert auf psychisch kranke Menschen wie einen Depressiven z.B., sondern formulierte seine Erfahrungen auf den Mensch. Natürlich ist ein depressiver Mensch ein Egoist, das ist Teil der seelischen Störung, er kann auch nicht loslassen, wenn er das könnte, wäre er nicht krank geworden. So ist das Anhaften in der Not eine Chance, die Krankheit zu überwinden und dann loszulassen. Genauso kann man zu einem psychisch kranken Menschen nicht sagen, begreife die Leerheit und Du bist gesund. Dieser Betroffene hat Probleme mit den Empfindungen und somit auch beim Umgang mit der Leerheit.
Ich sehe zwar Buddha als ersten Psychotherapeuten der Welt, was seine Praxis und seine Lehre angeht, aber diese Lehre dient dazu nicht krank zu werden, nicht dazu psychisch kranke Menschen, wie bei der Depression, zu heilen. Das kann die moderne Psychotherapie besser.
Man kann einem akut psychisch kranken Menschen, wie einem Depressiven, nicht erzählen, er soll sein 'Ich' loslassen, das ist doch absurd, er muss das Selbst ja erst einmal stabilisieren. So geht es auch nicht um die Metapher der Leerheit, um minimalistisch zu sein, sondern um das sortieren und einordnen der Gefühle, die schon alle da sind. Auch ein Depressiver, der nach außen apathisch und regungslos wirkt, ist innerlich aufgewühlt und kämpft mit sich heftig. Da kann man nicht mit buddhistischen Beschwichtigungen kommen. Da braucht es Psychotherapie und gegebenenfalls auch medikamentöse Therapie.
Buddhas Lehre dient der Vorbeugung, das 'Ich' loslassen, die Meditation auf das 'Nichts', die Leerheit, das Verstehen von Leid im Dasein usw. damit der Organismus nicht krank werden muss, um einen Hilfeschrei auszusenden. Die Veränderungen, die dann notwendig sind für den Organismus, wenn er krank ist, sollte man mit einem Arzt besprechen, nicht mit Buddha.