Beiträge von Bosluk im Thema „Hat Zen ein Marketingproblem?“

    In diesem Widerspruch liegt das Problem. Und Dôgen hat es m. E. nie gelöst. Er versuchte die ursprüngliche Erleuchtung, hongaku, damit zu versöhnen, dass es dennoch eine "Praxis" bräuchte, und kam darauf, sie mit Zazen gleichzusetzen.

    Im Kapitel "Gyoji" setzt Dogen Erwachen mit der unaufhörlichen Übung gleich, die er in dem Kapitel beschreibt. Neben vieler Beispiele verweist er auch auf Hyakujo, der bis ins hohe Alter arbeitete und auf dem der Spruch "Ein Tag ohne Arbeit ist ein Tag ohne Essen" zurückgeht und hebt Hyakujo's unaufhörliche Übung hervor.


    Auch im Bendowa beschreibt er, dass es kein Buddha-Dharma außerhalb des Alltags gibt.


    Das sind nur zwei Kapitel, in denen bei Dogen Erwachen sich durch die alltäglichen Übung ausdrückt und gleichgesetzt wird.


    Dogen deshalb "aufgrund eines Widerspruchs durch Erwachen mit Zazen gleichzusetzen " abzulehnen, scheint mir dann doch zu kurz gegriffen und vernachlässigt viele Gegenbeispiele.

    Ich hätte den Ausspruch "Zen ist für nichts gut" eher im Sinne, wie von Leonie 's geteilten Beitrag von Kosho Uchiyama verstanden: Gewinn ist Illusion, Verlust ist erwachen. Es ist soweit für nichts gut, dass es nichts zu gewinnen gibt. Man verliert nur schrittweise, indem man hergibt. Hergegeben wird dabei aber vor allem die Lasten, die man trägt: Dukkha.


    Ich finde, du solltest erst einmal selbst das Zitat im Zusammenhang aufmerksam lesen, z.B. in Kodo Sawaki "Zen ist die größte Lüge aller Zeiten", Kapitel 46 "Du hast für deine Geburt nichts bezahlt ....", Übersetzung von Muho.

    Da nicht jeder das Buch griffbereit hat, würde ich das Kapitel (z.T. mit meinen eigene Worten) zusammenfassen:


    Zen ist für nichts gut, weil gar nichts für irgendetwas gut ist. Welche Verdienste du auch immer erlangen willst, am Ende liegst du wie ein Köter an der Straßenseite.


    Die Menschen fabrizieren ihre Vorstellungen, rennen dem hinterher und zanken sich drum. Was willst du denn bekommen? Warum sich um diesen Fresstrog streiten, an dem es eh nichts zu fressen gibt.



    Was genau meintest du im Zusammenhang mit "Zen ist für nichts gut"?

    Ich finde, da hast du ein paar gute Punkte angeprochen. Bei einem möchte ich ergänzen:

    1. Es geht um einem selbst.

    Punkt 1 und 3 zielen in die Richtung ab, sich "selbst zu ergründen" wie es im Genjōkōan heißt.


    Ich sah mich mal mit der Frage konfrontiert, wenn es um einen Selbst geht, wozu dann die Fahrtzeit aufnehmen? Schließlich kann man sich auch Abends selbst für sich alleine hinsetzen.

    Aber der Punkt ist, dass man zwar "sich selbst studiert", aber den weiteren Absatz: "sich selbst ergründen heißt dich selbst zu vergessen". dabei außer Acht lässt. Es ist ein Widerspruch, sich für sich selbst hinzusetzen und dabei sich selbst vergessen zu können. Ich hatte daher die Fahrtzeit wieder auf mich genommen.

    Dazu müsste man herausfinden, warum die nicht wiederkommen bzw. was ihnen nicht gefallen hat.


    Wie könnte man das rausfinden?

    Womöglich könnte man diese Frage in einem öffetnlich zugänglichem Forum stellen. So hätte jeder die Möglichkeit seine Erfahrung mit dieser Situation zu teilen. Die Hürde anonymisiert seine Meinung darüber zu teilen, ist sicherlich kleiner, als vor fremden Leuten in einem Zendo.

    Vielleicht bin ich hier etwas mehr Kontext schuldig:


    Es gibt viele Leute, die sich für die Einführungen anmelden (etwa 5-10 Interessierte) pro Monat. Die wenigsten kommen im Anschluss noch ein weiteres Mal wieder, und seit Jahren gibt es keinen, der ganz dabei geblieben ist.

    Spätestens nach dem zweiten/dritten Mal sieht man sie nie wieder.


    Wenn Zen ein Marketingproblem hat, dann stellt sich für mich die Frage, warum man Zen vermarkten will?

    Das sollte nur ein überspitzter Threadtitel sein.


    Ich verstehe das Problem nicht ganz - vielleicht gibt es einfach ein Überangebot an Zen-Kreisen, also "Too many chiefs, not enough indians".


    Womöglich - aber größeren Zuwachs konnte ich in den anderen Gruppen auch nicht feststellen. Die Zengruppen (hier in der Nähe) haben eher einen festen Kern, bei dem mal alle paar Jahre jemand dazustößt.


    Hingegen scheint sich "Samurai-Zen" bei Hinnerk Polenski, oder Shi Heng Yi's Albernheiten besserer beliebtheit zu erfreuen...

    Ich kopiere hier man einen Text ein, den ich woanders geteilt habe und zur Diskussion ganz interessant fand:


    Das beobachte ich in meinem Kreis aber auch: Das Motto "Zen is good for nothing" trifft womöglich den Kern, ist aber kein gutes Marketing. Jeder kommt mit einem Ego zum Zen und will etwas bekommen/erreichen oder loswerden. Im Zen findet man sicherlich eine Antwort darauf - aber die will erstmal keiner hören, weil "sie demjenigen nichts bringt". Man braucht erstmal eine "Karotte", die einen dazu bringt, die anfängliche Arbeit auf sich zu nehmen um einen verstehen zu lassen, dass die Ursache der Probleme nicht die fehlende Karotte, sondern die Suche nach ihr ist.


    Was macht man nun als ein Zenkreis?

    Ist man ehrlich genug zu sagen, dass eine Karottensuche nix bringt und schreckt damit schon viele Leute ab, die etwas suchen?

    Oder stellt man sich auf eine Ebene mit den Scharlatanen, die die Karotten anbieten, wissentlich, dass es keine Karotte zu gewinnen gibt?