Beiträge von void im Thema „Hat Zen ein Marketingproblem?“

    Aber noch mal zu dem Buch von Muho - das Problem mit so einem Lebenshilfethema unterstellt ja, Zen sei als Lebenshilfe zu gebrauchen.

    Ich glaube, dass Zen als Lebenshilfe wirken kann, aber dass das mehr ein "positiver Seiteneffekt" ist wenn es auftritt - eine Nebenwirkung sozusagen. Am Buddhismus wurde ja häufig nicht so sehr sein primäres Ziel geschätzt sondern die Nebenwirkungen.


    Ashoka unterstützte den Buddhismus weil er in im etwas Friedensstiftendes sah und die Japaner erhofften sich anfangs eine überlegene Abwehr von Seuchen und Erdbeben.


    Von daher ist es ja klar dass Zen positive Nebenwirkungen haben kann. Allein " Sammlung" und "Einspitzigkeit" sind ja "tolle Errungenschaften" und werden von allen möglichen Leuten geschätzt, von Kriegern, Rennfahrern, Managern usw. Oder auch die Metakognition - das man seine Emotionen beherrscht. Auch das ist für alle möglichen Leuten - von Eltern hin zu Mafiosis - hilfreich.


    Auch andere Sachen - weniger Gier, weniger Wut, weniger Wirrniss - sind ja etwas, was bis zu einem gewissen Grad die Lebebstüchtigkeit erhöht - etwas von dem auch ein Egoismus profitieren kann.


    Aber es liegt eine große Gefahr darin, wenn man diese "positiven Nebeneffekte" zu Zielen umdefiniert. Weil man da ja dann genau an dem Punkt der "optimierten Lebensqualität" hängen bleibt und keinen weiteren Schritt des Loslassens macht.

    Anders ausgedrückt: Man sollte ihn nicht polieren – er existiert doch überhaupt nicht. Denn:" Im Grund gibt es keinen Bodhi-Baum" usw.

    Das Thema dieses Threads sind ja Leute die in eine Meditationsgruppe kommen, aber dann wegbleiben, weil es nicht gelingt ihnen Sinn und Zweck der Praxis zu verdeutlichen. Wie kann man da helfen? Du erwähnst Kōdō Sawaki Rōshi. Diesem gelang es ja sehr wohl Leute zu motivieren.


    Von der Frage "Was bringt Zazen" schenkt er ja zu der Frage "Was bringt Nicht Zazen?"

    Wenn man mich fragt, was Zazen bringt, sage ich, dass Zazen überhaupt nichts bringt. Und dann machen manche ein langes Gesicht und sagen, dass sie lieber mit Zazen aufhören wollen. Doch was bringt es uns eigentlich, Tag ein Tag aus herumzuhetzen auf der Suche nach Befriedigung? Was bringt uns das Glücksspiel? Und was das Tanzen? Was bringt es uns, uns über Sieg oder Niederlage beim Baseball aufzuregen? Es bringt überhaupt nichts! Deshalb ist nichts so konsequent wie das schweigende Sitzen in Zazen. Dass etwas nichts „bringt“, bedeutet in der Welt doch meist nur, dass es kein Geld einbringt.

    Wenn man davon ausgeht, dass die BuddhaNatur bereits in uns allen vorhanden ist, bedeutet das nicht, dass wir nichts tun müssten – alles sei schon da. Aber genau das wäre eine falsche Vorstellung.

    Das ist ja der Übergang des Plattform Sutras von Hui Neng. Da teilt ja ShenXiu sein Verständnis der Praxis:


    Zitat

    Der Leib ist der Bodhi-Baum
    Der Geist ist wie ein klarer stehender Spiegel
    Poliere ihn allzeit mit Eifer
    Lass keinen Staub daran haften


    Während Hui Neng zeigt, dass sein Verständnis noch darüber hinaus geht:


    Zitat

    Im Grund gibt es keinen Bodhi-Baum

    Da ist kein klarer Spiegel auf einem Gestell

    Im Ursprung ist da kein Ding

    Worauf soll sich Staub legen


    Aber von der Praxis aus gedacht, ist es schwer irgendwo anders anzufangen als beim "Polieren". Wobei es auch da noch einen Kipp-Punkt gibt: Wenn es viel zum Polieren gibt, dann ist dieses Polieren klar ein Tun - eine "eigene Aktivität". Aber es gibt einen Punkt an dem es - für den Moment - eingermaßen sauber aussieht, und die Kunst eher so aussieht, sich abzuhalten, es wieder dreckig zu machen. An diesem Punkt ist Zen wirklich mehr ein Nicht Tun als ein Tun. Das "Nichts getan werden muß" stimmt ab hier.


    Hui Neng wurde zum 6 Patriarchen aber mußte ja das Kloster verlassen. Aber was wäre, wenn er da geblieben wäre. Hätte er da beim Lehren der Novizen nicht auch einfach bei der Praxis des Polierens? anfangen müssen?

    In vielen buddhistischen Ansätzen ist ja die Idee des "Pfades" vorhanden. Man bewegt sich von verblendet zu befreit und von daher gibt es auch so etwas wie Fortschritt auf dem Weg: Der Gewinn an Sammlung, der Wegfall von Ängsten und Verblendung en, das Anwachsen von inneren Frieden.


    Aber gerade, weil man all diesen "Fortschritt auf dem Weg" auch Anhaften kann gibt es eine alternative Sicht, die nicht vom Pfad auszugehen. Sondern eben von der Buddhanatur: Wir sind praktisch schon am Ziel ( Unsere Natur ist Befreiung) versauen es aber gerade durch unser Tun jeden Augenblick aufs Neue. Auch wenn das natürlich von Dōgen besonders betont wurde, gibt es das auch in anderer Form an anderen Stellen..


    Währen die Idee eines Pfades didaktisch leicht zu vermitteln ist, ist das Anfangen bei der Buddhanatur eher

    kontra-intuitiv und von daher schwer zu vermitteln.

    Vielleicht bin ich hier etwas mehr Kontext schuldig:


    Es gibt viele Leute, die sich für die Einführungen anmelden (etwa 5-10 Interessierte) pro Monat. Die wenigsten kommen im Anschluss noch ein weiteres Mal wieder, und seit Jahren gibt es keinen, der ganz dabei geblieben ist.

    Spätestens nach dem zweiten/dritten Mal sieht man sie nie wieder.

    Dazu müsste man herausfinden, warum die nicht wiederkommen bzw. was ihnen nicht gefallen hat.


    Wie könnte man das rausfinden?