Beiträge von Railex im Thema „Über das Mitgefühl und die soziale Verantwortung im Buddhismus.“

    Ich würde das mit dem "alle Lebewesen " nicht zu wörtlich nehmen, es geht vielleicht um die grundsätzliche Bereitschaft/Ausrichtung/rechte Gesinnung und ja genau jeder Einzelne, würde ich auch sagen.

    Railex , ich weiß nicht, ob es wörtlich gemeint ist oder allegorisch. Aber so, wie es Masao Abe versteht, haben wir das Nirwana eigentlich niemals verlassen – obwohl wir alle weiterhin im Samsara leben. Das ist die paradoxe Logik des Mahayana: Es vermischt die absolute und die relative Ebene. Aber das ist bestimmt nicht meine Schuld.

    Doch eines sage ich dir, und da bin ich mir absolut sicher: Wenn ich hungernde Kinder sehe oder verwundete Menschen im Krieg – egal wo –, dann blutet mein Herz, weil ich es nicht verhindern kann. Das ist alles.

    Igor07, nicht verhindern, leider,aber eben weil uns das Leiden der Menschen so unmittelbar anspricht und ergreift, ist m.E. in Punkt "Mitgefühl " und ethisches Verhalten, keine komplizierte theoretische Debatte und Begründung notwendig, um helfend aktiv zu werden.

    Die unmittelbare Praxis, mindert das Leiden konkret für mich und andere, das reicht als Begründung und Motivation doch völligst aus.

    Ich würde das mit dem "alle Lebewesen " nicht zu wörtlich nehmen, es geht vielleicht um die grundsätzliche Bereitschaft/Ausrichtung/rechte Gesinnung und ja genau jeder Einzelne, würde ich auch sagen.


    Steter Tropfen hölt den Stein, bzw. heilsame Ausrichtung, mehrt heilsame Taten, (hab da noch Lehrreden im Sinn, wo Buddha darauf eingeht).


    Danke Leonie für die Erklärung, hab zu kompliziert interpretiert und der Begriff "soziale Wirklichkeit " ist auch wichtig _()_

    Igor07,

    vielleicht lässt sich unermessliches dennoch überwinden.


    Bodhicitta zu entwickeln, kultivieren und anzuwenden, scheint mir dieses transformative Handeln zu fördern und darzustellen.


    Und wie Anna Panna-Sati erwähnte, die geistige klare Positionierung/Ausrichtung in Mitgefühl ist doch eine buddhistische Selbstverständlichkeit, wenn ich mir jeden Morgen bewusst mache, dass alle fühlenden Lebewesen im Leiden (und) durch das Gesetz von Ursache und Wirkung miteinander verbunden sind.

    Ich verstehe das so Leonie , "die Persönlichkeitsstruktur von Gier, Hass und Verblendung", dass jeder Mensch persönlich aufgerufen ist, bei sich diesen Prozess des abhängigen Enstehens der Geistesgifte aufzuzeigen und davon zu lassen.

    Ich vermute, du meintest mit "Persönlichkeitsstruktur " in diesem Zusammenhang das abhängige Entstehen, oder?


    "an die sozialen Strukturen heran" , dies lässt sich nur mit politischem Engagement umsetzen, es scheint mir unrealistisch die 4 brahmaviharas je so politisch zu verwirklichen, dass es mehr sind als "Tropfen auf dem heißen Steine".

    Aber vielleicht ist dieses scheinbare Minimum, trotzdem schon eine große Leistung, angesichts des unermesslichen dukkhas dieser Existenz.

    Railex . es geht mir eigentlich nicht um die AfD per se – es geht um eine klare Positionierung. Davon spricht doch Bhikkhu Bodhi, und genau das macht den engagierten Buddhismus aus.

    Liebe Grüße. :taube: :taube: :taube:

    o.k., habe verstanden, auch, wenn ich genau diese "klare Positionierung" immer noch für schwierig halte.....

    Kein einfaches Thema!!


    Gehe jetzt zum Training und danach einkaufen für eine ältere Dame; das liegt in meinem Wirkungsbereich und tut mir gut, weil ich nicht mehr so ohnmächtig bin, wie bei den großen Konflikten in der Welt.

    Der Beitrag ist leider 2x rausgegangen,kann 1x gelöscht werden bitte _()_

    Weiß leider nicht, wie das geht :angel:

    Aber wir können eine klare Haltung einnehmen.

    Ein reales Beispiel: Ein Freund von mir – ein wirklich guter Mensch und dazu noch Buddhist – stimmt für die AfD und sagt mir, alles, was in den Medien steht, sei eine glatte Lüge. Es macht keinen Sinn, weiter mit ihm zu diskutieren. Denn der sogenannte „normale Mensch“ sollte doch erkennen, dass es sich hier um eine eindeutig faschistische Partei handelt.

    Aber das gilt natürlich nicht für alle.

    Wenn wir nicht schweigen, sehe ich das schon als Fortschritt. Oder? :? :taube: _()_

    Guten Morgen Igor07 :sunny:


    Ich verstehe dich, es gibt dennoch formale Probleme: muss der Mensch eine Haltung einnehmen? (Haltungszwang), was ist ein "guter und normaler Mensch" im Umgang mit radikalen Kräften?

    Auch inwieweit die AfD eine faschistische Partei ist, gar als NSDAP 2.0 und ob ihre Anhänger als "Nazis" bezeichnet werden, ist diskussionswürdig.


    Warum die AfD soviele Stimmen hat, hat viele Ursachen, dies hat nicht nur mit Russland zu tun, nach meiner Erfahrung durch Gespräche mit Wählern vor allem mit der mangelnden inneren Sicherheit in Deutschland, die infolge der Migration zugenommen hat.

    Ich bin von Links- und Rechtsideologen schon gleichermaßen für "ignorant und zu dumm" bezeichnet worden, wenn ich mich auf Debatten eingelassen habe, da hast du Recht Igor07, mit manchen Menschen hat es keinen Sinn zu diskutieren.


    Damit kann ich aber leben.

    Ich möchte dir gar nicht widersprechen Igor07, alles sehr tragisch, vor allem, dass du als Kind von Misshandlungen betroffen gewesen bist.


    Ich kenne auch Gewalt am eigenen Leibe und habe versucht, Mitgefühl und Verständnis zu entwickeln.

    Jetzt kann ich mich im kleinen Kreis hier wirksam engagieren.


    Angesichts der schrecklichen Prozesse in den großen Konflikten dieser Welt, fühle ich mich eher klein und wirkungslos.


    Edith: Ich finde es absurd, wie sinnlos Menschen in kriegerischen Konflikten geopfert werden und andererseits in der Medizin soviel für den Menschen geforscht wird, um auch jede Krankheit zu heilen, wo wir schon so viel erreicht haben.

    Als Krankenpfleger empfand ich das besonders widersinnig und hoffe, nie im Krieg eingesetzt werden zu müssen.

    Igor07, du bist zu Recht perplex, ich kann nämlich überhaupt keine Motivationen/Absichten von anderen Menschen oder gar Diktatoren überprüfen, ich weiß auch nicht inwieweit es zulässig ist von den Ergebnissen zuverlässig rückwirkend auf Absichten zu schließen.


    Absolut richtig, wir sind in einem komplexen Netz der Gegenseitigkeit verwoben.

    Als Beispiel führst du wieder den Hunger in Gaza an, wo ich aber konkret gar nichts tun kann, oder etwa du?

    Ich wünsche den Palästinensern, dass die Hamas und ihre reichen Unterstützer, Mitgefühl mit dem palästinensischen Volk haben, die Geiseln freilassen, ihr mörderisches Anliegen gegenüber Israel einstellen und das Geld, was ihnen zur Verfügung steht nutzen, um das Leid ihrerseits zu beenden und an einer 2 Staaten-Lösung zu arbeiten.

    Israel muss seinerseits seine Vorstellungen eines Groß-Israels, wie von einigen Rechten gefordert, aufgeben.


    Dass in deinen Zitaten die tragende Rolle der Hamas nicht einmal erwähnt wird Igor07 ist typisch, dennoch wieder erstaunlich, aber das möchte ich hier bitte nicht diskutieren, erlebe den Konflikt hier fast jedes Wochenende auf den Straßen von Berlin.


    Bringt nicht viel, deshalb halte ich z.b. praktisches Ehrenamt im konkreten Umfeld für sinnvoller, als z.b. aggressiv zu demonstrieren und zu prügeln, wegen Konflikten auf der Welt.

    Na ja, die Natur des Menschen ist bestimmt kein festes Ding – sie ist wandelbar. Aber die Kilesa, ebenso wie alle möglichen Geistesgifte, bleiben im Samsara bestehen.

    Ich richte diese frohe Botschaft an alle Diktatoren dieser Welt: Sie sollten sich um ein reines Herz bemühen. Ich hoffe, es würde helfen – vielleicht in ihrem nächsten Leben.

    ja, wandelbar, aber iwie braucht der Mensch verdammt lange, um zu begreifen, was seine Existenz gefährdet, um dann eine Verhaltensänderung umzusetzen.

    Das gelingt nur unzureichend, obwohl die guten Absichten, bei den meisten Menschen sicher vorhanden sind.

    Als würden die Menschen von den Ereignissen fortgerissen, besonders von großen Dimensionen, wie Geschichte und sozialen Dynamiken.


    Der römische Kaiser Marc Aurel war Stoiker und hat Krieg moralisch abgelehnt und darunter gelitten, dass er als Kaiser gezwungen war Kriege zu führen.

    Da diese Geistesgifte und die Leidenschaften abhängige vergängliche Phänomene sind, können sie zu Ende gebracht werden. Sind sie zu Ende gebracht, dann sind die wesentlichen Ursachen für Kriege nicht mehr gegeben. Deshalb gehören Kriege nicht zur unwandelbaren Natur des Menschen.

    Der markierte Satz ist natürlich falsch formuliert. Kriege gehören nicht zur Natur Menschen, weil sie Produkt der abhängigen vergänglichen Geistesgifte und Leidenschaften sind. Genauso wie die Leiden nicht zur Natur des Menschen gehören, genauso wenig Kriege.


    Geben wir die grundlegenden Ursachen für Kriege, die in unserem Geist liegen, auf, so können wir diese ein für alle Male aufgeben und beenden. Wir leben als Menschen dann aber trotzdem weiter, und zwar unter sehr viel besseren Umständen als bisher.

    Danke für die Klarstellung _()_

    hatte ich sehr unglücklich formuliert mit "Natur des Menschen", als wäre es etwas festgelegtes oder unveränderbares .

    Vielleicht besser, es ist typisch für den Menschen, aufgrund von Unwissenheit, die Geistesgifte und das Ego zu ergreifen, was Kriege zur Folge hat.

    "Bei allem Schmerz und Ungerechtigkeit, im Nahen Osten, Sudan und Ukraine z.b. dürfen wir dennoch berücksichtigen, dass diese Erscheinungen nur in Abhängigkeit unseres Bewusstseins existieren, Krieg und Verblendung die Norm sind und wir uns auch dort gerade nicht befinden. _()_"


    Ich möchte noch eine Sache richtig stellen Igor07,


    ich wollte damit das Leiden nicht relativieren oder dem Leiden seine Realität absprechen, sondern durch diese Bewusstmachung sicherstellen, dass wir darüber selber nicht in Hass und Groll verfallen sollten.

    Wir wohl leider akzeptieren müssen, dass Krieg zur Natur des Menschen gehört und wir

    den glücklichen Umstand des momentanen Friedens hier nutzen könnten, um vernünftig zu helfen und zu vermitteln, anstatt zu befeuern und zu zerstören.

    _()_

    Igor07,


    ich habe jetzt das von dir zitierte gelesen.


    uns entgleiten die persönlichen Einflussnahmemöglichkeiten in der kausalen Welt immer mehr, durch Geistesgifte, Ki, multikausale Zusammenhänge.

    Ich z.b. bin politisch nicht interessiert und engagiere mich dafür als Hauswirtschafter und hoffentlich demnächst im Hospizdienst des Bodhicharya.

    Mehr kann ich nicht tun.


    Ich hatte hier in Berlin im Rahmen einer aufklärerischen Theater Veranstaltung zur "Anastasia-Bewegung" :) ein Gespräch mit einer "propalästinensischen AktivistIn", so werden sie in Berlin bezeichnet, nicht Antisemiten!!

    Die Zerstörung der Unis und das markieren von unliebsamen Gegnern mit roten Hamas Dreiecken gehört dazu.


    Wenn die Hamas die palästinensische Bevölkerung opfert und sich nicht namentlich um sie kümmert, zeigt es, wie egal Ihnen jedes Menschenleben ist, dies kann man Israel nicht vorwerfen.


    Bei allem Schmerz und Ungerechtigkeit, im Nahen Osten, Sudan und Ukraine z.b. dürfen wir dennoch berücksichtigen, dass diese Erscheinungen nur in Abhängigkeit unseres Bewusstseins existieren, Krieg und Verblendung die Norm sind und wir uns auch dort gerade nicht befinden. _()_

    Igor07 , Genozid in Gaza?

    Ja, es ist die Hölle auf Erden. Der 7. Oktober hat zusätzlich zu allen Kriegen und Verbrechen das Bewusstsein der Menschheit aufs schwerste verletzt. Überall wird Gewalt wieder legitimiert, der 7. oktober hier in Berlin Neukölln gefeiert.

    Niemand sollte je getötet werden!!!


    Die Geiseln sind noch nicht frei, die Hamas kündigte den nächsten 7. Oktober bereits an und genau das wird Israel nicht mehr zulassen, bzw. kausal formuliert, sie beseitigen die Ursachen.

    Auge um Auge, keine Seele bleibt zurück, ist mir in jüdischer Ausrichtung noch in Erinnerung.


    Das ganze, was sich da abspielt ist ein riesiges Trauma und der grenzenlose Hass und gegenseitige Vernichtungswille nicht mehr nachvollziehbar. :cry:


    Hab in den 90ern längere Zeiten in Israel verbracht, es war friedlich, wir waren auf einem Rainbow Gathering in der Wüste Negev, es war eine schöne Zeit. :taube:


    Eine Auszeit, denn "Krieg ist der Normalzustand des Menschen ". (Kant)

    Lieber Igor,


    danke für das Thema _()_

    Ich erinnere mich, dass wir hier im Forum vor einiger Zeit schon mal diskutiert haben, inwieweit Buddhisten moralisch verpflichtet sind, sich im politischen Leben und bei Unrecht zu engagieren.


    Es gibt wohl Argumente, die für Beides sprechen-reines Betrachten oder engagieren, beides hat seine Berechtigung, schon aus Gründen der persönlichen Freiheit.


    Viele Dynamiken, die dieses unfassbare dukkha dukkha, den realen Schmerz durch Kriege und Mord, befeuern und möglich machen, sind in ihren komplexen Ursachen gar nicht mehr fassbar.

    Die Hass und Gierdynamiken werden zum Selbstläufer, wir Menschen können sie nur noch gering willentlich beeinflussen.

    Der Beweis: frag jeden einzelnen Menschen, ob er dieses Elend möchte, sie werden alle mit Nein antworten und doch geschieht es.


    Es bedarf dringend eines verbindlichen Weltethos' und der grundsätzlichen Vereinbarung der Menschen, sich egal was passiert, nicht abzuschlachten.

    Nur so glaube ich, sind diese tödlichen Prozesse zu stoppen.


    P.s. Igor, deine Signatur und was Sokrates da behauptet haben soll, halte ich für unangemessen. Der Wert des Lebens steht für sich in Abhängigkeit seiner natürlichen Vollkommenheit, unabhängig von Aktivitäten, wie "Selbsterforschung".


    lg _()_ :klee: