Über das Mitgefühl und die soziale Verantwortung im Buddhismus.

  • Na ja, die Natur des Menschen ist bestimmt kein festes Ding – sie ist wandelbar. Aber die Kilesa, ebenso wie alle möglichen Geistesgifte, bleiben im Samsara bestehen.

    Ich richte diese frohe Botschaft an alle Diktatoren dieser Welt: Sie sollten sich um ein reines Herz bemühen. Ich hoffe, es würde helfen – vielleicht in ihrem nächsten Leben.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Na ja, die Natur des Menschen ist bestimmt kein festes Ding – sie ist wandelbar. Aber die Kilesa, ebenso wie alle möglichen Geistesgifte, bleiben im Samsara bestehen.

    Ich richte diese frohe Botschaft an alle Diktatoren dieser Welt: Sie sollten sich um ein reines Herz bemühen. Ich hoffe, es würde helfen – vielleicht in ihrem nächsten Leben.

    ja, wandelbar, aber iwie braucht der Mensch verdammt lange, um zu begreifen, was seine Existenz gefährdet, um dann eine Verhaltensänderung umzusetzen.

    Das gelingt nur unzureichend, obwohl die guten Absichten, bei den meisten Menschen sicher vorhanden sind.

    Als würden die Menschen von den Ereignissen fortgerissen, besonders von großen Dimensionen, wie Geschichte und sozialen Dynamiken.


    Der römische Kaiser Marc Aurel war Stoiker und hat Krieg moralisch abgelehnt und darunter gelitten, dass er als Kaiser gezwungen war Kriege zu führen.

  • ja, wandelbar, aber iwie braucht der Mensch verdammt lange, um zu begreifen, was seine Existenz gefährdet, um dann eine Verhaltensänderung umzusetzen.

    Railex , hast du jemals einen echten Diktator gesehen, der gute Absichten hegt, um sein eigenes Verhalten zu ändern? Dann bin ich wirklich perplex..


    Ich zitiere besser wieder Bhikkhu Boddhi ( und vergleiche es bitte mit den Nachrichten von heute):


    Zitat

    Die Nahrungsmittelblockade hat die gesamte Bevölkerung, einschließlich der Kinder, an den Rand des Verhungerns gebracht. In einem Beitrag für den Guardian Ende Januar schrieb Alex de Waal, der Autor von Mass Starvation: The History and Future of Famine (Geschichte und Zukunft der Hungersnot), dass "Gaza eine Massenverhungerung erlebt, wie es sie in der jüngeren Geschichte noch nie gegeben hat". Er sagte voraus, dass Tausende von palästinensischen Kindern im Gazastreifen sterben werden, selbst wenn die Barrieren für Hilfslieferungen sofort aufgehoben werden. Einige Wochen später warnte der stellvertretende UNICEF-Exekutivdirektor für humanitäre Maßnahmen und Versorgungsoperationen, Ted Chaiban: "Wenn der Konflikt jetzt nicht beendet wird, wird sich die Ernährungslage der Kinder weiter verschlechtern, was zu vermeidbaren Todesfällen oder Gesundheitsproblemen führen wird, die die Kinder in Gaza für den Rest ihres Lebens beeinträchtigen und möglicherweise generationsübergreifende Folgen haben werden.“



    Seit diesen Warnungen hat die Blockade nicht nachgelassen, und die Vorhersagen werden wahr. Es gibt bereits Berichte, wonach mindestens 25 Kinder an Dehydrierung und Unterernährung gestorben sind, und es wird befürchtet, dass dies nur der Anfang einer eskalierenden Zahl von Todesfällen ist. Und um Salz in die Wunden zu streuen, haben israelische Streitkräfte in letzter Zeit, wenn Hilfstransporte zur Verteilung von Nahrungsmitteln eintrafen, auf Menschen geschossen, die an den vorgesehenen Verteilungspunkten auf Hilfe warteten. Berichten zufolge sind auf diese Weise bereits mehrere hundert Menschen getötet worden. Die einzige Möglichkeit, diese Katastrophe abzuwenden oder zumindest abzumildern, besteht darin, den Krieg sofort zu beenden und die Blockade der humanitären Hilfe durch Israel aufzuheben.


    Gegenwärtig werden rechtliche Schritte eingeleitet, um ein Ende der Blockade zu erzwingen. Oxfam und Human Rights Watch haben Israel vorgeworfen, den Hunger als "Kriegswaffe" einzusetzen, und Südafrika hat in seiner Klage gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) das Aushungern der Bevölkerung des Gazastreifens als völkermörderischen Akt bezeichnet (siehe Abschnitt 50 in seiner Klageschrift, S. 35). Vor kurzem hat Südafrika den IGH ersucht, zusätzliche Sofortmaßnahmen gegen Israel anzuordnen und dabei auf die von Israel im Gazastreifen betriebene Aushungerungspolitik hingewiesen.


    Was lese ich heute? Rate mal:


    Zitat

    Der Nothilfeexperte der deutschen Welthungerhilfe, Marvin Fürderer, kritisiert: "Viele Menschen sind auf der Flucht oder leben unter schlimmsten Bedingungen in Notunterkünften, ohne zu wissen, ob sie den nächsten Tag noch erleben und 500.000 von ihnen sind akut vom Hungertod bedroht. Da reicht es nicht jetzt, vier Tage lang 100 Lkw reinzulassen."


    Hier


    Was sagt der Buddhismus dazu?:

    Zitat

    Eine grundlegende Wahrheit, die der Buddha gelehrt hat, besagt, dass "alle Wesen durch Nahrung erhalten werden". So einfach und offensichtlich diese Maxime auf den ersten Blick erscheinen mag, ihre Bedeutung sollte nicht unterschätzt werden, denn sie ist der Schlüssel sowohl zu tiefer Einsicht als auch zu tiefem Mitgefühl. Zu erkennen, dass wir alle in gleicher Weise auf Nahrung angewiesen sind, bedeutet zu verstehen, dass unser Leben in einem komplexen Netz der Gegenseitigkeit verwoben ist, das niemandem Raum lässt, andere zu unterdrücken oder zu schädigen. Wir sind alle zerbrechliche Geschöpfe, alle verletzliche Wesen, deren Leben Tag für Tag von der Nahrung als Rohstoff für unser Überleben abhängt.


    Bhikkhu Bodhi.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Igor07, du bist zu Recht perplex, ich kann nämlich überhaupt keine Motivationen/Absichten von anderen Menschen oder gar Diktatoren überprüfen, ich weiß auch nicht inwieweit es zulässig ist von den Ergebnissen zuverlässig rückwirkend auf Absichten zu schließen.


    Absolut richtig, wir sind in einem komplexen Netz der Gegenseitigkeit verwoben.

    Als Beispiel führst du wieder den Hunger in Gaza an, wo ich aber konkret gar nichts tun kann, oder etwa du?

    Ich wünsche den Palästinensern, dass die Hamas und ihre reichen Unterstützer, Mitgefühl mit dem palästinensischen Volk haben, die Geiseln freilassen, ihr mörderisches Anliegen gegenüber Israel einstellen und das Geld, was ihnen zur Verfügung steht nutzen, um das Leid ihrerseits zu beenden und an einer 2 Staaten-Lösung zu arbeiten.

    Israel muss seinerseits seine Vorstellungen eines Groß-Israels, wie von einigen Rechten gefordert, aufgeben.


    Dass in deinen Zitaten die tragende Rolle der Hamas nicht einmal erwähnt wird Igor07 ist typisch, dennoch wieder erstaunlich, aber das möchte ich hier bitte nicht diskutieren, erlebe den Konflikt hier fast jedes Wochenende auf den Straßen von Berlin.


    Bringt nicht viel, deshalb halte ich z.b. praktisches Ehrenamt im konkreten Umfeld für sinnvoller, als z.b. aggressiv zu demonstrieren und zu prügeln, wegen Konflikten auf der Welt.

  • Warum kann es im Buddhismus nicht - wie z.B. bei den kath. Ordensgemeinschaften, wo, neben missionarisch und karitativ tätigen Orden, die sich "in der Welt engagieren", auch "kontemplative" , weltabgewandte, existieren, -

    buddhist. Gemeinschaften mit eher nach innen gerichteter Praxis UND eben "engagierte Buddhisten" geben, OHNE dass die Erstgenannten dem Vorwurf mangelnden Mitgefühls und damit gleichsam einem Rechtfertigungszwang unterliegen

    Es liegt daran, dass der engagierte Buddhismus garnicht so recht institutionalisiert ist. Als Katholik orientiert man sich vielleicht an den Karthäusern wenn man kontemplative Zurückgezogenheit sucht, und an den Franziskanern wenn man „engagierten Katholizismus“ sucht.


    Der Buddhismus war über Jahrhunderte wenig engagiert, als in systematischer Weise. Sicher gibts viele Beispiele für buddhistische Fürsorge, aber eben nicht so sehr etwas wie einen Caritativen Orden.


    Engagierter Buddhismus ist ein Ausdruck von buddhistischen Modernismus, der innerhalb der buddhistischen Sangha konkurriert mit einer buddhistischen Reaktion auf die moderne die reformatorisch-Rückbesinnend agiert. Und da man in den Suttas eher von Waldmönchen liest als von Krankenpflegern. Man könnte sagen engagierter Buddhismus ist das dritte Dharma Rad am buddhistischen Fahrrad. Die zwei großen Räder, der traditionelle Buddhismus in Kontinuität zur dharma Überlieferung in Asien und der reformatorische, der versucht den Urbuddhismus wiederzufinden haben sich irgendwie arrangiert. Und nun stört dieses komische Stützrad nur.

  • Dass in deinen Zitaten die tragende Rolle der Hamas nicht einmal erwähnt wird Igor07 ist typisch, dennoch wieder erstaunlich, aber das möchte ich hier bitte nicht diskutieren, erlebe den Konflikt hier fast jedes Wochenende auf den Straßen von Berlin.

    Zuerst einmal: Ich selbst bin jüdischer Abstammung und wurde jahrelang/ und jeden Tag!/ in der Schule – sowohl körperlich als auch seelisch – misshandelt.


    Ich käme niemals auf die Idee, die Hamas zu verteidigen.


    Aber ich zitiere erneut Bhikkhu Bodhi dazu:


    Zitat

    Wenn 1.200 Israelis von militanten Hamas-Kämpfern getötet werden, wird dies als schreckliche Tragödie beklagt, und die Presse stellt uns persönliche Profile der Opfer vor. Wenn 36.000 Palästinenser durch israelische Militäroperationen getötet werden, erhalten wir lediglich Statistiken, und die einzelnen Menschenleben werden als reine Kollateralschäden behandelt. Wenn Universitätsstudierende gegen den israelischen Feldzug protestieren, werden sie von führenden Vertretern des Kongresses als "Antisemiten" bezeichnet. Wenn die Studierenden diesen Vorwurf zurückweisen und behaupten, dass sie in Wirklichkeit gegen das Abschlachten der Menschen in Gaza sind, werden sie suspendiert oder von der Universität verwiesen.

    Wie viel Mal noch? _()_


    P.S. Keine 36.000 heute, aber viel mehr, leid-er.


    Zitat

    ich kann nämlich überhaupt keine Motivationen/Absichten von anderen Menschen oder gar Diktatoren überprüfen, ich weiß auch nicht inwieweit es zulässig ist von den Ergebnissen zuverlässig rückwirkend auf Absichten zu schließen.


    Doch! Es ist möglich:


    Zitat

    Putin, so ruchlos und tumb wie sein amerikanisches Gegenüber, nutzt die Charakterzüge gnadenlos zu seinen Gunsten aus. Der Massenmörder im Kreml ist geschickt darin, Trump das Gefühl zu geben, sein Kumpel und mit ihm auf Augenhöhe zu sein. Das ist aber nicht der Fall. Der Russe ist - anders als der US-Präsident - ein ruhiger Stratege, der einen Plan hat und ihn eisern durchzieht, ohne Tag für Tag was anderes zu erzählen. An Verschlagen- und Gerissenheit ist Putin Trump weit überlegen - was etwas heißen will. Der erste Mann im Weißen Haus schaut zu ihm auf, weil Putin genau das tut, was sich der Amerikaner nicht oder noch nicht traut: Seine Macht mit allen erdenklichen Mitteln zu sichern - und sich mit Gewalt zu nehmen, was er will.

    Putin kann nur noch Krieg


    Dahinter steckt die bewusste Absicht, lieber Railex.


    Putin will keinen Frieden, sondern die Ukraine

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

    Einmal editiert, zuletzt von Igor07 ()

  • Ich möchte dir gar nicht widersprechen Igor07, alles sehr tragisch, vor allem, dass du als Kind von Misshandlungen betroffen gewesen bist.


    Ich kenne auch Gewalt am eigenen Leibe und habe versucht, Mitgefühl und Verständnis zu entwickeln.

    Jetzt kann ich mich im kleinen Kreis hier wirksam engagieren.


    Angesichts der schrecklichen Prozesse in den großen Konflikten dieser Welt, fühle ich mich eher klein und wirkungslos.


    Edith: Ich finde es absurd, wie sinnlos Menschen in kriegerischen Konflikten geopfert werden und andererseits in der Medizin soviel für den Menschen geforscht wird, um auch jede Krankheit zu heilen, wo wir schon so viel erreicht haben.

    Als Krankenpfleger empfand ich das besonders widersinnig und hoffe, nie im Krieg eingesetzt werden zu müssen.

    Einmal editiert, zuletzt von Railex ()

  • Angesichts der schrecklichen Prozesse in den großen Konflikten dieser Welt, fühle ich mich eher klein und wirkungslos.


    Edith: Ich finde es absurd, wie sinnlos Menschen in kriegerischen Konflikten geopfert werden und andererseits in der Medizin soviel für den Menschen geforscht wird, um auch jede Krankheit zu heilen, wo wir schon so viel erreicht haben.

    Als Krankenpfleger empfand ich das besonders widersinnig und hoffe, nie im Krieg eingesetzt werden zu müssen.

    Railex , ich kann sehr gut nachvollziehen, was du meinst. Ich habe im Rettungsdienst gearbeitet, also habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie Menschen sterben. Das hat mein ganzes Leben geprägt.

    Die Welt, in der wir leben, erscheint mir sehr grausam. Überall kann man den Anstieg von Gewalt und Zerstörung beobachten. Und warum bekommt die AfD so viele Stimmen? Sie wollen Frieden mit Russland – einem Land, das Menschen einfach so abschlachtet, wie ich es auch heute wieder lese.

    Und das bringt mich zu deiner Frage. Klar, wir können nicht überall auf der Welt den Krieg beenden. Das ist nicht möglich.

    Aber wir können eine klare Haltung einnehmen.

    Ein reales Beispiel: Ein Freund von mir – ein wirklich guter Mensch und dazu noch Buddhist – stimmt für die AfD und sagt mir, alles, was in den Medien steht, sei eine glatte Lüge. Es macht keinen Sinn, weiter mit ihm zu diskutieren. Denn der sogenannte „normale Mensch“ sollte doch erkennen, dass es sich hier um eine eindeutig faschistische Partei handelt.

    Aber das gilt natürlich nicht für alle.

    Wenn wir nicht schweigen, sehe ich das schon als Fortschritt. Oder? :? :taube: _()_

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Aber wir können eine klare Haltung einnehmen.

    Ein reales Beispiel: Ein Freund von mir – ein wirklich guter Mensch und dazu noch Buddhist – stimmt für die AfD und sagt mir, alles, was in den Medien steht, sei eine glatte Lüge. Es macht keinen Sinn, weiter mit ihm zu diskutieren. Denn der sogenannte „normale Mensch“ sollte doch erkennen, dass es sich hier um eine eindeutig faschistische Partei handelt.

    Aber das gilt natürlich nicht für alle.

    Wenn wir nicht schweigen, sehe ich das schon als Fortschritt. Oder? :? :taube: _()_

    Guten Morgen Igor07 :sunny:


    Ich verstehe dich, es gibt dennoch formale Probleme: muss der Mensch eine Haltung einnehmen? (Haltungszwang), was ist ein "guter und normaler Mensch" im Umgang mit radikalen Kräften?

    Auch inwieweit die AfD eine faschistische Partei ist, gar als NSDAP 2.0 und ob ihre Anhänger als "Nazis" bezeichnet werden, ist diskussionswürdig.


    Warum die AfD soviele Stimmen hat, hat viele Ursachen, dies hat nicht nur mit Russland zu tun, nach meiner Erfahrung durch Gespräche mit Wählern vor allem mit der mangelnden inneren Sicherheit in Deutschland, die infolge der Migration zugenommen hat.

    Ich bin von Links- und Rechtsideologen schon gleichermaßen für "ignorant und zu dumm" bezeichnet worden, wenn ich mich auf Debatten eingelassen habe, da hast du Recht Igor07, mit manchen Menschen hat es keinen Sinn zu diskutieren.


    Damit kann ich aber leben.

  • Der Beitrag ist leider 2x rausgegangen,kann 1x gelöscht werden bitte _()_

    Weiß leider nicht, wie das geht :angel:

    Einmal editiert, zuletzt von Railex ()

  • Railex . es geht mir eigentlich nicht um die AfD per se – es geht um eine klare Positionierung. Davon spricht doch Bhikkhu Bodhi, und genau das macht den engagierten Buddhismus aus.

    Liebe Grüße. :taube: :taube: :taube:

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Railex . es geht mir eigentlich nicht um die AfD per se – es geht um eine klare Positionierung. Davon spricht doch Bhikkhu Bodhi, und genau das macht den engagierten Buddhismus aus.

    Liebe Grüße. :taube: :taube: :taube:

    o.k., habe verstanden, auch, wenn ich genau diese "klare Positionierung" immer noch für schwierig halte.....

    Kein einfaches Thema!!


    Gehe jetzt zum Training und danach einkaufen für eine ältere Dame; das liegt in meinem Wirkungsbereich und tut mir gut, weil ich nicht mehr so ohnmächtig bin, wie bei den großen Konflikten in der Welt.

  • o.k., habe verstanden, auch, wenn ich genau diese "klare Positionierung" immer noch für schwierig halte.....

    Kein einfaches Thema!!

    Nein! Die ist nicht so" besonders "schwierig.

    Das ist Bhikkhu Bodhi, und dies ist mein letzter Beitrag in diesem Faden:


    (Es geht dabei nicht um Politik per se.)



    Zitat

    Als ich sah, wie der Buddhismus in diesem Land assimiliert wurde, fiel mir der Kontrast auf zwischen den riesigen Wellen des Leidens, die über die Weltbevölkerung hereinbrechen, von denen ich über das Internet erfuhr, und der selbstgefälligen, fast selbstverliebten Haltung vieler amerikanischer Buddhisten zu beobachten war. Viele amerikanische Mittelklasse-Buddhistinnen schienen sich des Elends, das 90 Prozent der Weltbevölkerung bedrückte, kaum bewusst zu sein – Elend aufgrund von Armut, sozialer und politischer Unterdrückung, Militarismus und der wirtschaftlichen Globalisierung. Es schien, als würde der Buddhismus selbst eher als ein bequemer Weg zur persönlichen Verwirklichung aufgefasst, denn als ein Werkzeug, um sich mit den tiefsten Wurzeln des Leidens, des eigenen wie des Leidens anderer, zu beschäftigen und sie anzugehen. Mit einiger Bestürzung stellte ich fest, dass der Buddhismus zwar Qualitäten wie Güte und Mitgefühl preist, dass aber zu viele zeitgenössische buddhistisch Praktizierende dazu neigen, diese Tugenden in erster Linie als subjektive innere Zustände und nicht als Ansporn für transformatives Handeln zu betrachten.



    LG.

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Die Sozialisierung von Menschen ist immer politisch, von der Familie an bis zum Staat und zur Menschheit. Einen Standpunkt aufgrund der eigenen Meinung/Erfahrung ist immer auch eine politische Entscheidung. Das Festhalten an seiner Meinung ist immer Streit auslösend, das Loslassen seiner unrechten Meinung ist immer Entspannung fördernd. Unrechte Meinungen kann man erkennen, wenn man erkennt, wo man nicht mehr im „Was ist jetzt“ ist.


    Nicht der Mensch ist gewalttätig, sondern sein sich Gedanken-Meinungen machen. Gedankengebäude lösen Gefühle aus, die zu aggressivem Handeln führen. Der mittlere Weg bestimmt, ob sie hilfreich oder nicht hilfreich sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Qualia ()

  • https://ub01.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/161002/von_Brueck_075.pdf?sequence=1&isAllowed=y



    Was ist gesellschaftlich engagierter Buddhismus
    von Franz-Johannes Litsch   Rückzug von der Welt, Entsagung von Besitz und sinnlicher Genüsse, rasierter Kopf und Almosenschale, jahrelange Meditation in der…
    www.buddha-netz.org


    Die Vision
    Aus einst Idealismus pur wurde:
    www.mia.eu.com


    Dass es inzwischen auch für Buddhisten eine Tradition des sozialen Engagements gibt, ist ja nicht so neu. Das sind aber Tropfen auf heiße Steine - d.h. man muss an die sozialen Strukturen heran - und an die Persönlichkeitsstruktur von Gier, Hass und Verblendung.

    :zen:



  • Zitat

    David lectures nationally and internationally on various topics, focusing primarily on the encounter between Buddhism and modernity: what each can learn from the other. He is especially concerned about social and ecological issues. A popular recent lecture is “Healing Ecology: A Buddhist Perspective on the Eco-crisis”, which argues that there is an important parallel between what Buddhism says about our personal predicament and our collective predicament today in relation to the rest of the biosphere. You can hear David's podcast interview with Wisdom Publications here. Presently he is offering talks and workshops on Ecodharma: Buddhist Teachings for the Ecological Crisis, his latest book published in 2019. He also leads meditation retreats. (To find out about forthcoming lectures, workshops and retreats, please see the Schedule page.)

    David Loy - Zen Teacher, Author, Workshop Leader

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Achtsamkeit vor allem bei sozialen Strukturen, auch wenn sie einem gegen den Strich gehen, Kritiker leben seltenst in den Strukturen, die sie kritisieren. Sie haben nur Ahnungen und meinen, dass diese Ahnungen reichen, um an die Strukturen „ran“ zu gehen.


    Achtsamkeit vor allem bei Persönlichkeiten, auch wenn sie einem gegen den Strich gehen, Kritiker leben seltenst in den Strukturen der Persönlichkeit, die sie kritisieren. Sie haben nur Ahnungen und meinen, dass diese Ahnungen reichen, um an die Persönlichkeiten „ran“ zu gehen.

  • Engagierter Buddhismus ist eine sehr gute Sache, aber es gibt dafür keine Verpflichtung und den Kontemplativen ist kein Vorwurf zu machen.

    Und auch die Kontemplativen setzen sich aus Mitgefühl für das Wohlergehen der Lebewesen sein. Durch Kontemplieren und Meditieren erlangt man die Fähigkeit, den Menschen den Pfad zur Befreiung aufzuzeigen.


    Nach der Meditation handeln die Dharmapraktizierenden und sind freigebig gegenüber den Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sie unterlassen unheilsame Handlungen, handeln ethisch und wirken für das Wohl der anderen Menschen. Ihr Handeln ist also auf die anderen Menschen ausgerichtet.

    Gruß Helmut


    Als Buddhisten schätzen wir das Leben als höchst kostbares Gut.

  • Engagierter Buddhismus ist eine sehr gute Sache, aber es gibt dafür keine Verpflichtung und den Kontemplativen ist kein Vorwurf zu machen.

    Wenn man die ganze Angelegenheit betrachtet, dann war der Buddha selbst der erste arrangierte Buddhist, denn er wollte zunächst nicht sprechen/nicht lehren!/. Das steht überall geschrieben.

    Für wen hatte er es getan? :?: Für uns alle:


    Zitat

    19. "Ich erwog: 'Dieses Dhamma, das ich erlangt habe, ist tiefgründig, schwer zu sehen und schwer zu verstehen, friedvoll und erhaben, durch bloßes Nachdenken nicht zu erlangen, subtil, von den Weisen zu erfahren. Aber diese Generation ergötzt sich am Verlangen, begeistert sich für das Verlangen, erfreut sich am Verlangen. Es ist schwer für so eine Generation, diese Wahrheit zu erkennen, nämlich die zugrundeliegende Bedingtheit, die bedingte Entstehung. Und es ist schwer, diese Wahrheit zu erkennen, nämlich die Stillung aller Gestaltungen, das Aufgeben aller Vereinnahmung, die Vernichtung des Begehrens, die Lossagung, das Aufhören, Nibbāna. Wenn ich das Dhamma lehren würde, würden andere mich nicht verstehen, und das wäre ermüdend und beschwerlich für mich.'



    Zitat

    Indem ich dies erwog, neigte mein Geist eher zur Untätigkeit als zum Lehren des Dhamma."


    Zitat

    . "Da schenkte ich der Fürsprache des Brahmā Gehör und aus Mitgefühl für die Wesen begutachtete ich die Welt mit dem Auge eines Buddha. Als ich die Welt mit dem Auge eines Buddha begutachtete, sah ich Wesen mit wenig Staub auf den Augen und mit viel Staub auf den Augen, mit scharfen geistigen Fähigkeiten und mit dumpfen geistigen Fähigkeiten, mit guten Eigenschaften und mit schlechten Eigenschaften, leicht zu lehren und schwer zu lehren, und einige, die weilten, indem sie Furcht und Tadel in der anderen Welt erblickten.


    Ist das nicht das Mitgefühl in Aktion? :?:



    Die Edle Suche - Ariyapariyesanā Sutta

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Engagierter Buddhismus ist eine sehr gute Sache, aber es gibt dafür keine Verpflichtung und den Kontemplativen ist kein Vorwurf zu machen.

    Wenn man die ganze Angelegenheit betrachtet, dann war der Buddha selbst der erste arrangierte Buddhist, denn er wollte zunächst nicht sprechen/nicht lehren!/. Das steht überall geschrieben.

    Für wen hatte er es getan? :?: Für uns alle:

    Erst nachdem er seine Familie verlassen und die Pflichten seiner sozialen Stellung aufgegeben hat, um sich einzig der Kontemplation über die höchste Wahrheit zu widmen.

    Solche die nicht lehren, hat er nicht getadelt. Z.B. Aññā-Kondañña, der Erste der nach ihm erwacht ist und in der Waldeinsamkeit gelebt hat, den hat er zu den Spitzen seiner Jüngerschaft gezählt.


    Es ist wohl kein Fehler, sich gegen Ungerechtigkeiten zu engagieren und Gutes zu tun, aber Buddhisten wegen ihrer Praxis in Zurückgezogenheit zu ermahnen, dürfte unangebracht sein.

  • Es ist wohl kein Fehler, sich gegen Ungerechtigkeiten zu engagieren und Gutes zu tun, aber Buddhisten wegen ihrer Praxis in Zurückgezogenheit zu ermahnen, dürfte unangebracht sein.

    mukti


    Da sehe ich keinen Widerspruch:


    Zitat

    In den Lehrreden wird berichet, dass der Buddha selbst nach seinem

    vollständigen Erwachen sich noch immer allein in die Stille zurückzog.19

    Auch außerhalb der Zeiten intensiven Rückzugs durften selbst besonders

    wichtige Besucher sich ihm manchmal nicht nähern, wenn er sich noch

    seiner täglichen Meditation widmete.20 Im Mahâsuììata-sutta wird Folgendes

    berichtet: Wenn der Buddha über Leerheit meditierte und ihn währenddessen

    Mönche, Nonnen oder Laien besuchten, war sein Geist in solchem

    Ausmaß zu Abgeschiedenheit geneigt, dass er in der Absicht zu ihnen

    sprach, sie fortzuschicken.21




    Im Umkehrschluss kann man sagen: Genau deshalb konnten der Buddha sowie die Arahat-s besser im normalen Leben zurechtkommen. Sie alle waren sehr kreativ und sogar schöpferisch. Man könnte es auch anders ausdrücken: Sie waren menschlich-er/nach dem Erwachen/ – mit Mitgefühl und dem Herzen am rechten Fleck. Es hat sie alle innerlich transformiert.



    S. 306," Der direkte Weg - Satipaṭṭhāna".

    Ein Leben ohne Selbsterforschung verdiente gar nicht gelebt zu werden.

    Sokrates

  • Sie alle waren sehr kreativ und sogar schöpferisch. Man könnte es auch anders ausdrücken: Sie waren menschlich-er/nach dem Erwachen/ – mit Mitgefühl und dem Herzen am rechten Fleck. Es hat sie alle innerlich transformiert.

    Der Weg zum Erwachen erweckt auch zunehmend das Mitgefühl.

  • Ich verstehe das so Leonie , "die Persönlichkeitsstruktur von Gier, Hass und Verblendung", dass jeder Mensch persönlich aufgerufen ist, bei sich diesen Prozess des abhängigen Enstehens der Geistesgifte aufzuzeigen und davon zu lassen.

    Ich vermute, du meintest mit "Persönlichkeitsstruktur " in diesem Zusammenhang das abhängige Entstehen, oder?


    "an die sozialen Strukturen heran" , dies lässt sich nur mit politischem Engagement umsetzen, es scheint mir unrealistisch die 4 brahmaviharas je so politisch zu verwirklichen, dass es mehr sind als "Tropfen auf dem heißen Steine".

    Aber vielleicht ist dieses scheinbare Minimum, trotzdem schon eine große Leistung, angesichts des unermesslichen dukkhas dieser Existenz.

  • Vielleicht auch das unpersönliche in den Klesas.


    Menschen mit Antriebsstörungen z.b.,Ängsten und Phobien, praktizieren auch eher im Verborgenen oder häuslichen Bereich, mindern das Leid vor Ort, erfahren Befreiung in der inneren Erfahrung mit sich selbst.