Was ich meine, ist den Blick von Innen nach Außen zu richten mit einer etwas animistischen Brille. Was nützt es, wenn ich nur mich selbst kennenlerne, aber die ganze Welt da draußen außer Acht lasse.
Hallo Anandabodhi,
da Dein Faden "naturalistischer Busddhismus" heißt, nehme ich mal an, dass Du Beiträge aus dieser Sicht hören willst? Ich frage, um unserer beiden Zeit nicht zu verschwenden.
Zitat
Was nützt es, wenn ich nur mich selbst kennenlerne, aber die ganze Welt da draußen außer Acht lasse.
Aus nicht-naturalistischer Sicht ist die Antwort ganz klar: Weil ich es bin, der Dukkha erzeugt, in meinem Geist. Deshalb muss es auch dort erkannt und überwunden werden. Das ist der Weg des Buddha.
Ich würde Deine Frage gerne umdrehen: Was nützt es, die belebte Welt (was immer das heißt) zu verstehen (was immer das heißt), wenn mein Geist Mist daraus macht.
Bitte nicht falsch verstehen. Ich stehe Deinem Ansatz gleichmütig gegenüber. Aus meiner Sicht steht allerdings vieles, was Du die letzten Tage hier geschrieben hast, im direkten Widerspruch zu dem, was der Buddha gelehrt hat. Wenn Du das nicht diskutieren willst (wollen solltest), ist das für mich vollkommen ok.
Liebe Grüße,
Aravind.
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Sehen wie die Dinge sind, ist buddhistisch. Die Dinge in vorgefasste Schubladen zu stecken, kann man machen als Teil einer Übung, z.B. die 13. Stufe der Anapanasati. Im Dzogchen, also der höchsten Stufe des tibetischen Buddhismus in der Nyingma-Tradition, betrachtet man die Dinge einfach nur noch, ohne zu werten und auch nicht werten als Dukkha. Also seine ego-lose Wahrnehmung auf die Natur zu richten, ist buddhistisch, vielleicht nicht in jeder Tradition. Wenn man die Sicht auf die Welt versucht in eine feste Struktur zu pressen, anstatt sie unvoreingenommen wahrzunehmen, verschließt man sich gegenüber der Natur, anderen Lebewesen. Du kannst sie gar nicht voll erfassen, wenn Du dich sofort mit vorgefassten Beurteilungen selbst daran hinderst. Buddhismus wäre sehr arm, wenn es immer nur um das eigene Ich geht und vor allem wie ich es loswerde. Das Leben hat etwas mehr zu bieten. Sehen wie die Dinge sind; das schließt Leid und Vergänglichkeit mit ein, ist aber nicht alles. Leerheit bedeutet nicht, dass nichts existiert. Leben existiert, Lebewesen mit Gefühlen. Ja, sie sind vergänglich, aber Mitgefühl bedeutet, dass wir uns ihnen zuwenden und nicht sofort dagegen verschließen. Das wäre wahrscheinlich das Gegenteil von einer Bodhisattva-Haltung; eher nihilistisch.
Du hast die letzten Tage erwähnt. Mir ist bewusst, dass einige im Forum die Natur da draußen lieber ausblenden und sich ganz auf ihr eigenes Ich fokussieren möchten, um es zum Erlöschen zu bringen. Dabei habe ich das Gefühl, dass sie ihr eigenes Ego um so mehr aufblasen und ihre Haltung hartnäckig verteidigen müssen. Das Ausblenden der Natur ist eine Kritik von Arne Naess an den Philosophien und Religionen. Sie beziehen sich in der Regel auf die Entwicklung des Selbst in drei Stufen, Ego-Selbst, soziales Selbst und metaphysisches Selbst. Das haben wir auch im Buddhismus, wie man an den Phasen an der Metta-Meditation sieht. Die Natur kommt nicht vor. Deshalb plädiert er für die Entwicklung des Öko-Selbst. Bitte hängt euch nicht gleich an dem Wort Selbst auf, dass es ja im Buddhismus nicht gibt. Ich hoffe, ihr versteht den Punkt trotzdem. Er entwickelt auf dieser Basis eine Philosophie, die Ecosophy T, die im Kern zu einem Bodhisattva-Ideal führt, dass nicht buddhistisch, sondern philosophisch hergeleitet wird.
Aus meiner Tradition her, dem Dzogchen, siehe ich kein buddhistisches Problem darin, die Dinge frei von einem Ego her zu betrachten.