Beiträge von erbreich im Thema „Einhaltung des Mittleren Weges.“

    Ryonin:

    Kasina-Meditation...
    Sie scheint in westlichen Theravadakreisen aber recht unbekannt zu sein.


    In Tschechien wird die Kasina-Praxis (zwecks Sammlung) von Ven. Ayukusala Thera (Dr. Mirko Fryba) gelehrt: Siehe hier.


    Liebe Grüsse, erbreich

    Hallo guter Mitlaie!


    Ja, es ist ein häufig anzutreffendes Phänomen - und auch ich bin im lange Zeit erlegen - zu denken, sitzende Meditation sei das a und o der Geistesentfaltung und etwas anderes brauche es nicht. Noch schlimmer kann es werden, wenn zu Beginn der Übungspraxis aussergewöhnliche geistige Zustände beim Sitzen erlebt werden (wie es mir vor dreissig Jahren ergangen ist) und man daraufhin eine richtiggehende Sucht nach aussergewöhnlichen Geisteszuständen entwickelt - durchaus vergleichbar mit der Sucht nach dem Rausch einer Drogenwirkung. Da geht der wahre Pfad gänzlich verloren und der Übende driftet ab in Gefilde, von denen er nur durch diszipliniertes konkretes Studium und lange "Arbeit" wieder auf den mittleren Weg zurückfindet.


    Der Ehrwürdige Nyanaponika ("Geistestraining durch Achtsamkeit") schrieb in einem Brief (nicht an mich) 1983 (zu finden im Buch "Zur Erkenntnis geneigt"; 1986; Seite 205):


    "Bei den meist jungen Menschen, die an buddhistischen Meditationskursen verschiedener Richtungen teilnehmen, wird wohl persönliche Problematik als Motivierung vorwiegen: Unzufriedenheit mit materialistischen Lebenswerten, Unzufriedenheit mit der Richtungslosigkeit und Unrast des eigenen Lebens, usw. Es fragt sich aber ob, oder wie weit, die Betreffenden bei ihrer Meditation eine buddhistische Zielsetzung haben. Einige mögen es klar und offen sagen, dass es für sie nur eine Art Therapie oder "Seelenhygiene" ist. Andere mögen sich wohl als Buddhisten bezeichnen, wollen aber "nur meditieren" und sind an den beiden anderen "Schulungen", Sittlichkeit und Weisheit (Erkenntnis, Studium), nicht interessiert. Ja, sie mögen, wenn genauer befragt, nicht bereit sein, die vier Wahrheiten in ihrer Ganzheit zu akzeptieren."


    Die Entfaltung der Ethik (sila) und des Wissens (panna) ist aber für die Befreiung genauso unerlässlich wie die Entfaltung der Sammlung (samadhi). Wird das nicht berücksichtig, dann wird unweigerlich zwischen der methodischen sitzenden Meditation und dem Alltagsbewusstsein eine unüberwindbare Kluft bestehen bleiben und von der vermeintlichen Geistesentfaltung wird im täglichen Leben nichts zu bemerken sein. Umgekehrt wird die sitzende Meditation ein isoliertes, lebloses Geschehen bleiben. Deshalb schrieb der Ehrw. Nyanaponika im "Geistestraining durch Achtsamkeit":


    „Besteht die Übung im allgemeinen ‚Gegenwärtighalten der Achtsamkeit’ (satipatthāna), so braucht sie niemals ‚abgelegt’ zu werden, sondern soll allmählich auf alle körperlichen, sprachlichen und geistigen Tätigkeiten ausgedehnt werden. Das erstrebte Ziel ist hier, dass das ganze Leben zur meditativen Übung wird und die meditative Übung Leben gewinnt. Wie weit dies gelingt, wird von der verfügbaren Geistesgegenwart und Achtsamkeit abhängen, sowie von der wachsenden und gewohnheits-formenden Kraft ernster, regelmässiger Übung."


    Das erwähnte Buch kann übrigens eine grosse Hilfe für die Achtsamkeits-Übung sein, hier findest du es Online. Daraus noch was zu Deinem Thema hier.


    Liebe Grüsse und Metta!
    erbreich