Beiträge von Sven im Thema „Unterschied zwischen angenehmen und unangenehmen Gefühlen“

    monikamarie:

    Ich bin davon überzeugt, dass es all die Gefühle weiterhin gibt, nur nicht mehr den "Fühlenden"...


    Den Fühlenden gibt es schon jetzt nicht. Er ist eine Illusion und eine Illusion kann natürlich auch nicht leiden.


    Was man leidend nennen könnte, ist der Geist und er leidet um so mehr, wenn er etwas für etwas hält, was es nicht ist.


    Also wie in der Wüste, wenn wir Durst haben und eine Fata Morgana mit einer Oase sehen. Solange wir glauben, dass diese Fata Morgana unseren Durst löschen kann, werden wir weiter versuchen an ihr Wasser zu kommen. Wenn wir aber erkennen, dass es nur eine Fata Morgana ist, ist es völlig unerheblich ob sie noch existiert oder nicht, wir werden das Wasser woanders suchen und uns von der Fata Morgana nicht weiter täuschen lassen.


    Einige der geistigen Prozesse, die die Illusion des Fühlenden erzeugen, existieren auch im Erwachten weiterhin. Zum Beispiel wird der Inhalt unseres gegenwärtiges Bewusstsein in einer gewissen Art "gleichzeitig" vom Bewusstsein beobachtet/protokolliert (Achtsamkeit), dadurch lässt es sich auch wieder abrufen. Dies erzeugt den Wissenden, der sich seines Bewusstseins bewusst ist.


    Ohne diesen Prozess gäbe es zwar Bewusstsein, aber streng genommen wären wir uns nicht wirklich richtig bewusst. Diese Bewusstseinsform wird im Allgemeinen "Trance" genannt. Wir sind wach, aber wir haben keine Erinnerung daran.


    Dies passiert z. B. oft als Fahrer bei einer Autofahrt auf der Autobahn oder auch während der Meditation. Man funktioniert und plötzlich hat man das Gefühl wieder aufzutauchen und die letzten 5 min sind weg. Ein Wissender/Fühlender existiert hier natürlich jetzt schon nicht.


    Gruß
    Sven

    hedin:

    Trauer, Verzweiflung, Angst etc. sind m.E. keine Gefühle, sondern das Ergebnis des Ergreifens/Ablehnens (Wollen) dieser Gefühle.
    ... Durch die Tilgung der 10 Befleckungen greifen sie aber nicht mehr nach angenehm, unangenehm, daher keine Angst, Verzweiflung,Trauer etc.


    Der Fachbegriff für unangenehme geistige Gefühle ist domanassa ( http://www.palikanon.com/wtb/domanassa.htm ).


    Es ist tatsächlich als Gefühl kategorisiert, aber natürlich hast du auch Recht, weil gleichzeitig Gestaltungen/Willensregungen des Ergreifens etc. im Geist existieren.


    Gruß
    Sven

    hedin:

    Sind nicht alle Gefühle geistigen Ursprungs ?


    Ursprung ist nicht genau genug. Natürlich ist ohne Geist kein Gefühl möglich. Dennoch haben im Buddhismus alle Gefühle eine körperliche Grundlage. So ist für die Sehempfindung Rot das "Auge" die Körperliche Grundlage (ohne Auge keine rote Sehempfindung).


    Aber das ist hier nicht gemeint, da auch geistige Gefühle eine körperliche Grundlage haben.


    Mit körperlichen Gefühlen sind hier die körperlichen neutralen Gefühle (z. B. die Sinnesempfindungen) die körperlichen angenehmen Gefühle (z. B. Wärme) und die körperlichen unangenehmen Gefühle/Schmerzemfindungen (z. B. Hitze) gemeint.


    Unangenehme geistige Gefühle sind z. B Trauer, Verzweiflung, Angst etc.


    Unangenehme geistige Gefühle kommen bei erwachten Personen nicht mehr vor. Aber die in diesem Sinne körperlichen unangenehmen Gefühle sind auch für erwachte Personen nicht vermeidbar.


    Gruß
    Sven

    Erdmaus:

    Was unterscheidet ein angenehmes von einem unangenehmen Gefühl?


    Zuerst sollte man die geistigen Gefühle der Einfachheit abtrennen, denn diese entstehen erst in nachfolgenden Bewusstseinprozessen, wo die Dinge schon benannt wurden.


    Es bleiben die körperlichen Gefühle übrig.
    Ein Wohl-Gefühl ist z. B. ein Gefühl wie streicheln, wenn man die Intensität verstärkt, wird daraus ein wehes Reibegefühl. Der Unterschied ist eigentlich nur die Intensität. Dies wird beim Vipassana auch klar erkannt.


    Die Empfindung rot oder blau gehört zu den Weder-weh-noch-wohl-Gefühlen, da die Intensität das Sinnesorgan nur schwach erregt. Anders ist es, wenn man in die Sonnen schauen würde (nicht nachmachen Erblindungsgefahr) dann ist die Intesität so groß, dass es zum Weh-Gefühl wird. Bei Geräuschen ist es genauso (Weder-weh-noch-wohl-Gefühle), es sei denn jemand schreit einem ins Ohr (dann Weh-gefühl).


    Das Durchschauen, dass Wohl-Gefühle letztendlich mit den Weh-Gefühlen in ihren allgemeinen Merkmalen identisch sind, bringt den Ablösungsprozess in Gang, der für das Erwachen erforderlich ist.


    Gruß
    Sven