Beiträge von Erdmaus im Thema „Rückschlag“

    Dalai:
    Erdmaus:

    oder sich auf das Beschränken was direkt nachprüfbar ist (so mach ich das eigentlich und verwerfe alles Andere als unwichtge Spekulation).


    Das passt doch am besten zum Zen, oder? Kommst du aus der Zen-Richtung?


    ich komme aus der "Ich patchworke und stöpsel mir ein Weltbild zusammen und probiere alles Mögliche aus" - Fraktion. ^^
    Meine ganze Praxis reduziert sich mittlerweile aber auf wenige minimalistische Grundkonzepte, welche im Filter hängen geblieben sind, als ich oben die Summe der buddhistischen Ideen reingekippt habe. Ich denke jeder muss da seinen eigenen Weg finden und sich durchwursteln. Ich glaube nicht an Patentrezepte, weil der Mensch nicht im Patentamt registriert wurde.


    lg
    maus

    Zitat

    Ich kenne mich nicht besonders mit Demenz aus, aber wer weiß, ob ein Buddha aufgrund seiner ständigen Achtsamkeit überhaupt noch an Demenz erkranken kann. Bzw. vielleicht nur in dem Grade, dass er trotzdem noch die grundsätzliche Perspektive behält.


    An Demenz kann grundsätzlich jedes Gehirn erkranken. Das Gehirn ist ja auch nur ein Organ wie jedes andere auch. Dies gilt natürlich nur dann, solange man keine paranormalen oder "übermenschlichen" Spezialfähigkeiten vorraussetzt, welche dies durch wundersame Weise in jedem Falle verhindern. Diese Denkweise entspricht jedoch nicht meinem Naturell. Ich gehe von einem natürlichen Verlauf und einem natürlichen Restrisiko einer Erkankung aus.


    Allerdings sind diese Fragen - so interessant sie sein mögen - natürlich sehr spekulativ. Was diese grundsätzliche Perspektive betrifft: diese Perspektive wurde durch eine Formung des Gehirns natürlich erst manifest. Die Perspektive ist ein bedingt entstandenes Phänomen. Es macht meines Erachtens keinen Sinn, diesem Phänomen eine unbedingte "Unauslöschbarkeit" beizumessen, weil man somit auch das Gesetz von Ursache und Wirkung aushebeln würde. Wenn es für die Existenz von etwas Ursachen gibt, so gibt es auch Ursachen für sein Vergehen.


    Ich glaube der "Kniff" beim Verlöschen liegt darin, dass man erwacht aus dem Leben scheidet. Wenn das Leben einmal beendet wurde und kein "Karma-Impuls" zu diesem Zeitpunkt mehr vorhanden ist, dann folgt auch keine weitere Existenz mehr.


    Aber das ist halt alles Ungewiss. Ich halte es durchaus für denkbar, dass es keine Wiedergeburt gibt und der Buddhismus in vielen Fragen unrecht hat. Es gibt auch das Restrisiko, dass der Buddha gar keinen Ausweg aus dem Leiden gefunden hat. Schlussendlich kann man hier nur auf Vertrauen bauen, oder sich auf das Beschränken was direkt nachprüfbar ist (so mach ich das eigentlich und verwerfe alles Andere als unwichtge Spekulation).

    Dalai:
    Erdmaus:

    Veränderung - wie sie immer schon kam und kommen muss. Eigentlich gibt es keinen Endpunkt in einer Entwicklung. Es geht immer weiter, solange wie wir leben.


    Kann man nach dem Erwachen wieder einschlafen?


    ich weiß es nicht :?: . Verlöschen kann man nur einmal denke ich, aber Erwachen bedeutet nicht Verlöschen und solange man lebt, solange kann sich das Gehirn auch wieder zurückentwickeln auf eine Seinsweise wie sie vor dem Erwachen bestand.


    Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Erwachter irgendwann im Leben zum Beispiel an Demenz erkrankt, von buddhistischer Denkweise keine Ahnung mehr hat und sich ein neues Ich konstituiert. Eigentlich spricht nichts dagegen, da sein Gehirn zum Körper gehört und dieser wandelbar ist. Das Ich besitzt keinen Wesenskern und ist bedingt entstanden und kann demgemäß durchaus aus der Nichtexistenz heraus entstehen, wenn die Bedingungen wieder da sind. Daher halte ich es grundsätzlich für denkbar, dass man nach dem "Erwachen" wieder einschlafen kann.


    Man beobachtet diesen Vorgang des wandelbaren Ich ja auch in der Meditation. In bestimmten Versenkungszuständen entschwindet das Ich und kommt dann nach einer Weile wieder. Auch hier findet eine Art Erwachen (in gewisser Weise) und ein Einschlafen statt, wenn man so will. Wenn man jedoch restlos verloschen ist, dann ist die Flamme aus. Das geht wohl so, dass der Erwachte im erwachten Zustand aus dem Leben scheidet und dann verloschen ist, weil es kein Restkarma mehr gibt, welches eine neue Existenz anstößt. Naja - eine Spekulation meinerseits. Ich habs noch nicht ausprobiert ^^


    Was denkst du denn darüber? Wie stellst du dir das vor?


    lg
    maus

    Dalai:
    Erdmaus:


    Um zu erkennen, was wirklich wichtig ist


    Angenommen, ich habe vollkommen verstanden, ein für alle mal, was wirklich wichtig ist:


    Das ist doch die Erleuchtung, oder? Was soll denn noch danach kommen?


    Veränderung - wie sie immer schon kam und kommen muss. Eigentlich gibt es keinen Endpunkt in einer Entwicklung. Es geht immer weiter, solange wie wir leben. Das Leben ist ein Fluss und alles fließt.

    Zitat

    Wozu macht man diese Retreats, an denen man ca. 10 Stunden am Tag meditiert?


    Um zu erkennen, was wirklich wichtig ist und um zu erkennen, dass Meditation überbewertet wird :P


    Nicht das wir uns missverstehen: Mediation ist nicht unwichtig in der Praxis, aber sie wird eben häufig überbewertet. Da aber auch nicht jeder Mensch gleich ist, nimmt auch die Meditation unterschiedliche Stellenwerte ein. Vor diesem Hintergrund relativiert sich natürlich auch meine obige Aussage wieder etwas, weil etwas das für Hansi gilt, nicht auch für Franzi gelten muss. :)


    lg
    maus

    Zitat

    zudem ist dann hierbei wichtig das eigentlich meditatives gewahr-sein [Gleichgewicht] kein dauerhafter ist Zustand [ist].
    Sondern ehedem vielleicht [korrigiere mich bitte wenn nötig ?] ein ständiges stirb u. werde.


    Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis. Vielleicht sogar eine der großen Schlüsselerkenntnisse in der Praxis. Ich habe damals angefangen zu meditieren mit einem bestimmten Ziel. Ich wollte bestimmte Zustände hervorrufen, weil ich glaubte dies sei wichtig. Es kam dann eine Zeit wo ich wunderbare Zustände erlebte (Versenkungszustände, Glückszustände und der ganze Kram). Diese Zustände waren jedoch alle nicht von Dauer. Wie SoulProvider auch schon schmerzlich erfahren hat, wechseln die Zustände im Leben und es gibt keine fortwärende Stabilität innerhalb eines bestimmten Zustandes.


    Es kam dann eine Zeit des großen Schmerzes und dann kam die Erkenntnis, die dazu führte, dass ich anfing alles anzunehmen was kam. Seit ich bedingungslos alles in mir akzeptiere und annehme, ist alles okay was in mir passiert. Es gibt keinen Kampf mehr und auch keine Identifikation mehr mit dem was dort passiert. Es ist so als sei ich Beobachter von Wettererscheinungen. Es kann regnen, winden, benebelt sein und dergleichen mehr. Ich kann Schmerz empfinden, Traurigkeit empfinden etc etc. Aber alle diese Dinge sind Erscheinungen des Körpers. Niemand besitzt diesen Körper und es gibt keinen Grund dies alles zu bewerten oder an bestimmten Dingen festzuhalten. Als ich dies erkannte war das echt wie eine Erlösung. Ein ganz großer Stein ist mir vom Herzen gefallen. Seitdem kann ich endlich loslassen und frei sein und bin dennoch Mensch, mit allen seinen Fehlern und Eigenheiten. Ich laufe nicht immer freudestrahlend herum und bin auch nicht immer klar im Kopf. ^^


    lg
    maus

    Meditation wird häufig überbewertet. Ich meditiere maximal 10 Minuten am Tag, wenn ich den Durschschnitt berechne. Mir reichts völlig aus. Nur nicht übertreiben und nicht stressen lassen, dann kommt die Erleuchtung ganz von selbst. Ist nicht schwer. ^^


    gruß
    maus

    Zitat

    Ist es falsch dass ich davon ausgehe wenn Befreiung erlangt sei, dass ich voraussetze dass diese von Dauer ist,


    Nichts ist von Dauer. Zu deinen Rückfällen: Völlig normal. Sowas kennt fast jeder. :)
    Ich sehe da nichts Ungewöhnliches. Nur Mut!


    PS: Befreiung bedeutet nicht, dass wir nicht mehr den Widrigkeiten des Daseins ausgesetzt wären solange wir leben. Schmerzen werden wir immer haben. Auch unser Gehirn wird weiterhin seinen Dienst tun und bisweilen unangenehme Gefühle und Gemütszustände generieren. Das ist wirklich ganz normal. Manchmal ist im Leben ein langer Atem nötig und Veränderungen durch die Praxis betrachte ich schon längst nur noch vor dem Hintergrund von Jahren/Jahrzenten. Alle Veränderungen die sich in einem kürzeren Zeitraum vollziehen sind nur Hintergrundrauschen. Da gibts Ausreißer und Schwankungen in der Amplitude. Der Trend wird nur sichtbar wenn man aus der Entwicklungskurve raus zoomt.


    lg
    maus