Beiträge von Elliot im Thema „22. Das Gleichnis von der Schlange - Alagaddūpama Sutta“

    Lauscher:

    Danke dir Elliot für die Einführung. Finde ich hoch interessant. Dadurch kann man Buddhas Wurzeln und seine Genialität erkennen, nämlich ALLES als Nicht-Ich betrachtend und auf einer anderen Dimension, die schwer zu erkennen ist, hinzuweisen.


    Am Beispiel der Brihadaranyaka-Upanishad (entstanden ca. 700 v.Chr) zeigt sich, dass aber auch nicht alles aus den brahmanischen Lehren verworfen wurde. Im Gegenteil, einiges wurde sogar bestätigt, wenn auch anders - und oft sogar stringenter - als ursprünglich dargestellt.


    Die Nichtauffindbarkeit des Atman:


    Zitat

    „Das Selbst (Atman) ist wahrhaftig Brahman, aber aus Unwissenheit identifizieren es die Leute mit dem Verstand, dem Geist, den Sinnen, Leidenschaften und den Elementen Erde, Wasser, Luft, Raum und Feuer. Das ist der Grund, weshalb das Selbst (Atman) aus diesem und jenem bestehen soll und überhaupt alles zu sein scheint." – Brihadaranyaka-Upanishad, IV.4.5 (http://de.wikipedia.org/wiki/Upanishaden)


    "neti neti (नेति नेति neti neti) »Nicht so, nicht so!« aus der Brihadaranyaka Upanishad. Dieses Mahavakya besagt, dass das Brahman nicht beschrieben werden kann." (http://de.wikipedia.org/wiki/Mahavakya)


    "Auf diese Weise, Aggivessana, bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen: 'Ihr Bhikkhus, Form ist vergänglich, Gefühl ist vergänglich, Wahrnehmung ist vergänglich, Gestaltungen sind vergänglich, Bewußtsein ist vergänglich. Ihr Bhikkhus, Form ist Nicht-Selbst, Gefühl ist Nicht-Selbst, Wahrnehmung ist Nicht-Selbst, Gestaltungen sind Nicht-Selbst, Bewußtsein ist Nicht-Selbst. Alle Gestaltungen sind vergänglich; alle Dinge sind Nicht-Selbst. Auf diese Weise bilde ich meine Schüler aus und auf diese Weise wird meine Anleitung für gewöhnlich meinen Schülern vorgetragen." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m035z.html)


    Das Karmagesetz:


    Zitat

    "Wie ein Mensch handelt, so wird er im Leben. Jene, die Gutes tun, werden gut; jene, die Schaden verursachen, werden schlecht. Gute Taten machen einen rein; schlechte Taten machen einen unrein." – Brihadaranyaka-Upanishad, IV.4.5 (http://de.wikipedia.org/wiki/Upanishaden)


    "Student, die Wesen sind die Eigentümer ihrer Handlungen, Erben ihrer Handlungen; sie entspringen ihren Handlungen, sind an ihre Handlungen gebunden, haben in ihren Handlungen ihre Zuflucht. Es ist die Handlung, die die Wesen in schlechtergestellte und bessergestellte unterscheidet." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m135z.html)


    Das Begehren als Ursache für Wiedergeburt:


    Zitat

    "Darum sagt man, dass wir sind, was unser Begehren ist. Wie unser Begehren ist, so ist unser Wille. Wie unser Wille ist, so sind unsere Handlungen. Wie wir handeln, so werden wir.“ – Brihadaranyaka-Upanishad, IV.4.5 (http://de.wikipedia.org/wiki/Upanishaden)


    "Freund Visākha, es ist das Begehren, das zum Wiederwerden führt, das von Ergötzen und Begierde begleitet ist, das sich an diesem und jenem ergötzt; das heißt, das Begehren nach Sinnesintensität, das Begehren nach Dasein und das Begehren nach Daseinsmöglichkeit. Dies wird vom Erhabenen Ursprung der Persönlichkeit (sakkaya) genannt." (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m044z.html)


    Viele Grüße
    Elliot

    Übersetzer:

    [2]Dies ist die Lehre der Upanishaden, z. B. Brhad. 4, 3, 23-30; 4, 4,19 und Chand. 3, 14, 3. Die folgenden Abschnitte sind Auseinandersetzungen Buddhas mit der Atman-Lehre der Upanischaden, die er bei Alara Kalama und Uddaka Ramaputta neben den Yoga-Versenkungsübungen studiert und als unbefriedigend erkannt hatte. Die Upanischaden lehren, daß der Atman, das Ich, immanent, d. h. in der Welt und im Menschen enthalten sei; dagegen erklärt Buddha, daß alles in der Welt und im Menschen nicht der Atman, nicht das Ich ist.


    Ja, das trifft es ganz gut. Hier nochmal ein Zitat aus der Chandogya-Upanishad, eine der ältesten und wichtigsten:



    Bereits hier wird zwischen Seele (âtman, Pali: atta) und "Ich-Macher" (ahamkâra) unterschieden. In dieser alten vorbuddhistischen Upanishad werden beide allerdings mit den gleichen Eigenschaften charakterisiert. Dennoch wird auch im Dhamma zwischen beiden unterschieden:


    Zitat

    "Aber, ehrwürdiger Herr, auf welche Weise entsteht die Persönlichkeitsansicht (sakkāya-diṭṭhi) nicht?" "Bhikkhu, ein wohlunterrichteter edler Schüler, der die Edlen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, der aufrechte Menschen beachtet und in ihrem Dhamma bewandert und geschult ist, betrachtet Form nicht als Selbst (atta), oder Selbst als Form besitzend, oder Form als im Selbst enthalten, oder Selbst als in Form enthalten. Er betrachtet Gefühl nicht als Selbst ...
    ...
    "Ehrwürdiger Herr, auf welche Weise weiß man, auf welche Weise sieht man, damit es in Bezug auf diesen Körper mit seinem Bewußtsein und allen äußeren Zeichen kein Ich-Machen, kein Mein-Machen und keine Neigung zum (Ich-)Dünkel (ahaṃkāra-mamaṃkāra-mānānusayā) gibt?" "Bhikkhu, man sieht jegliche Art von Form, ob vergangen, zukünftig oder gegenwärtig, innerlich oder äußerlich, grob oder subtil, niedrig oder hoch, entfernt oder nah, man sieht alle Form mit angemessener Weisheit der Wirklichkeit entsprechend: 'Dies ist nicht mein, dies bin ich nicht, dies ist nicht mein Selbst (atta).' Man sieht jegliche Art von Gefühl ...
    (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m109z.html)


    Erst später - womöglich durch buddhistischen Einfluss - wurde auch in brahmanisch-orthodoxen philosophischen Texten dem ahamkâra eine vom âtman verschiedene Rolle zugeschrieben:


    Zitat

    Der Begriff [Buddhi] wird erstmals in einem der mittleren Upanishaden, dem Katha Upanishad (vermutlich einige Jahrhunderte vor Christus) in Vers 3,10 erwähnt. In diesem Upanishad werden die Weltprinzipien so geordnet, dass an der Spitze alles Existierenden der Purusha steht. Unter diesem befindet sich das „Unoffenbare“, das Avyakta. Tiefer als das Avyakta steht dann – nach dieser Aufzählung – „das große Selbst“ (mahan atman), der in der Welt sich manifestierende Geist und auf dieses folgt das feinstofflich vorgestellte, höhere Erkenntnisvermögen Buddhi. Als nächstes in dieser Aufzählung folgt Manas, der Verstand, das niedere Erkenntnisvermögen. Die unterste Stufe nehmen dann die Sinnesorgane (indriya) ein.[1]


    Im Shvetashvatara Upanishad schiebt sich der Begriff des „Ichmacher“ (Ahankara) zwischen Buddhi und Manas. Es soll dies das dinglich vorgestellte Bewusstsein des Individuums sein, alles auf sich zu beziehen und sich als Einzelwesen zur Geltung zu bringen. [2](http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhi)


    Viele Grüße
    Elliot