Onda:
Manche Menschen fühlen sich sowohl vom Zen als auch vom Theravada angesprochen.
Sie bemühen sich in ihrer Praxis um einen "Weg der Mitte" zwischen diesen Schulen.
Wie könnte so ein Weg aussehen? Wo sind die Schnittmengen dieser Schulen?
Ein Weg der Mitte vermeidet Extreme, welche Extreme gilt es bei Zen und Theravada zu meiden?
Für mich sind Zen und Theravada wie zwei verschiedenen Stühle. Ein" Weg der Mitte" ist also ein sich zwischen die Stühle setzten. Und bei einer Schnittmenge kommt ja nur genau das heraus, was in beiden gemeinsam ist und das fragt sich doch ob das sinnvoll ist.
Aber man kann natürlich auch mit den zwei Stühlen umgehen:
Vom Theravada-Stuhl aus gesehen ist Zen ein wenig seltsam und viele Konzepte des Zen sind nicht unmittelbar eingängig. Weil sie ja auf einer weitergehenden Mahayana Entwicklung (z.B Nagaarjuna) aufbauen. Ich wüsste nicht wie genau ein Theravadin am besten von einer Zen-Theorie oder Zen-Praxis profitiert.
Vom Zen-Stuhl aus gesehen ist es leichter zum Theravada hinüber zu sehen. Der Reichtum des Theravada, seine deatilierte Kenntnis des Palikanons und des historischen Buddhas ist etwas, was auch eine Zen-Praxis bereichern und ergänzen kann ohne einen abzubringen oder zu irritieren. Die Konfrontation mit den Aussagen Buddhas kann helfen einiges Abgehobens gerade zu rücken.
Ich wäre versucht zu sagen, dass Zen zum Theravada eher abwärtskompatibel, während Theravada schwerlich aufwärtskompatibel zu späteren Versionen ist. Aber die Begriffe "abwärts" und "aufwärts" könnten da leicht missverstanden werden und dem Theravada die unrühmliche Rolle eines "Hinayana" - eines minderen quasi veralteten Buddhismus - zuweisen. Passender wäre es den Thervada als Bewahrer des ganzen ursprüglichen, vielfältigen Reichtum von Buddhas Wort sehen, während im Mahayana versucht wurde, da die Essenz herauszuarbeiten. Ein Versuch der notwenigerweise reduziert und abstrahiert. In diesen Abstraktionen kann man dann natürlich Wahrheiten der Sutras wiederfinden. Auf dem Boden des Palikanon wirken diese Abstraktionen dagegen nicht unbedingt zwingend. Ja sogar ein wenig beliebig, weil man bestimmt auch anders abstrahieren,systematisieren und gewichten hätte können als das historisch passiert ist.