Beiträge von odysseus05 im Thema „Anhaften vs. Bedürfnisse“

    Hallo,


    Bakram:

    Lieber Stefan


    Ich verstehe nicht, was Du unter Praxis des nicht Anhaftens verstehst. Für mich gibt es nur eine Praxis: Achtfacher Pfad.
    Respektive Dana, Metta , Sila


    Gruss Bakram


    die Überwindung der Gier durchzieht sich aber auch durch den achtfachen Pfad
    und der Pfad ist gekennzeichnet von beständigen Loslassen von Dingen,
    die zu Leid führen.


    Mein Lehrer meinte mal,
    dass wir eigentlich nur wenig wirklich wichtige Bedürfnisse haben,
    wie Schlafen, Essen, Trinken und Entleeren.


    Davon bin ich aber nicht überzeugt.
    Es gibt eben auch abseits von den allbekannten Grundbedürfnissen
    Bedürfnisse deren Nichterfüllung nicht nur unangenehme psychologische
    sondern auch physiologische Folgen haben,
    selbst dann, wenn wir meinen wir hätten sie losgelassen.
    Die Folgen zeigen sich trotzdem sehr klar.


    Und daher ist ein logischer Schritt hier genau zu forschen, selektiv und individuell vorzugehen.
    Bedürfnisse, die eben nicht der Genußsucht dienen oder Andere schädigen
    könnten m. E. hierunter fallen.


    Bedürfnisse haben eine starke körperliche Komponente
    und die Message hinter dem Bedürfnis sollte man m. E. durchaus mal
    mit viel Mitgefühl aufnehmen und verarbeiten.


    Dies führt nicht nur zu einem besseren Verständnis der eigenen Natur,
    sondern es hilft ungemein Andere besser zu verstehen und mit ihnen mitfühlend zu kommunizieren.
    Denn im Grunde werden Alle von Bedürfnissen getrieben, egal ob sich Menschen sich so oder so verhalten.


    Liebe Grüße


    Stefan

    Hallo zusammen,


    ich folge der Lehre schon einige Jahre
    und so wie Buddha aufforderte zu prüfen,
    so prüfe ich auch ausgiebig.


    Lange Zeit integrierte ich die Praxis des Nichtanhaftens
    in mein Leben.


    Durch achtsames Beobachten habe ich viele Einsichten gewonnen.
    An einem Punkt kam ich aber zum Schluss,
    dass es sinnvoll ist, den Weg des Nichtanhaftens selektiv zu gehen,
    auch um den Preis, dass ich nicht erleuchtet werde bzw. viele Male geboren werde.


    Es sind die Bedürfnisse, die den Menschen treiben,
    dieses oder jenes zu tun,
    was im Buddhismus in vielen Fällen
    mit dem Wort Gier belegt wird.


    Es gibt Bedürfnisse, deren Nichterfüllung körperliche Schwierigkeiten erzeugen können.
    Dabei denken wir ganz natürlich an Essen, Schlafen und die Toilette.


    Es gibt aber auch jenseits davon Bedürfnisse,
    wie das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Nähe,
    deren Nichterfüllung Einsamkeit mit all ihren Folgen auslösen kann.
    Und diese Folgen findet man auch im Körper wieder.
    Wissenschaftliche Studien belegen,
    dass Einsamkeit so schädlich ist wie Rauchen.


    Ich bin bisher davon ausgegangen,
    dass buddhistische Achtsamkeit ein Hilfsmittel sein kann,
    um damit besser klar zu kommen.


    Meine Erfahrungen haben jedoch gezeigt,
    dass das Bedürfnis und die Gefühle immer wieder kommen
    uns immer wieder treiben etwas zu tun.


    An diesem Punkt kam mir die Einsicht,
    dass wir unsere Gefühle und Bedürfnisse achtsam erforschen müssen,
    aber sie nicht pauschal loslassen,
    sondern innehalten und nachdenken,
    um dann dem Bedürfnis nachzugehen oder eben nicht.


    Bedürfnisse sind ein starker Motor in uns.
    Wir können sie nicht per se als Gier abtun und versuchen sie loszulassen.
    Sie sind per se nichts Schlechtes.


    Ungünstig wird es dann,
    wenn die Erfüllung unserer Bedürfnisse
    zu Lasten Anderer gehen.
    Hier macht es wirklich Sinn genauer hinzuschauen
    und zu überlegen, ob man loslassen kann.


    Wenn wir unsere Bedürfnisse ausgiebig erforscht haben,
    erkennen wir sie zum Einen in uns selbst und
    wir können sie u. U. auch in Anderen entdecken
    und besser verstehen warum der Eine so oder so reagiert
    und das Thema Bedürfnis in eine ehrliche Kommunikation
    so gut es eben geht einbringen.


    Es ist sehr edel dem Anhaften so beizukommen,
    dass man einen Ausweg aus selbstgemachten Leid findet.
    Aber auch das NIchtanhaften kann Leid verursachen.
    Daher finde ich es persönlich besser hier sehr selektiv vorzugehen
    und einen Weg abseits von Extremen, eben den mittleren Weg zu gehen.


    Liebe Grüße


    Stefan