Beiträge von accinca im Thema „S. Hagen: Zwei Sichtweisen des Bedingten Entstehens“

    Charlie:

    Und was war mit dem Buddha nach seinem Erwachen?


    Darüber kann man viel sagen, nur ob es verstanden wird ist zu bezweifeln.


    Zum Beispiel dieser Vers:
    "'Für ewig bin erlöst ich, das ist das letzte Leben,
    und nicht mehr gibt es Wiedersein"'.S 35,14


    Ein Christ z.B. würde das so verstehen: "Da ist eine ewige Seele
    die ist erlöst, lebt dann in der Ewigkeit immer weiter und muß
    nie wieder als Mensch Wiedersein."


    Und es gibt welche, die glauben den Buddha genau so verstanden zu haben.
    Und weil man Worte so sehr falsch verstehen kann, hat es, von wenigen
    hypothetischen Ausnahmen abgesehen, eigentlich kaum einen Sinn dazu was zu sagen.

    Charlie:


    Deutung 1: Beendigung des Lebens, des Daseins (nihilistische Variante)
    Deutung 2: Beendigung der dualistischen Sicht, bei der die Welt ins ICH ("innen") und Nicht-Ich ("draußen") aufgeteilt wird. Beendigung von dukkha - nicht Beendigung von Leben Charlie


    accinca:


    Du verstehst nicht, das die Deutung 2 die Deutung 1 nicht ausschließt sondern
    notwendig daraus resultiert. Also Deutung 2 führt zu Deutung 1 - so jedenfalls auch der Vers oben.


    Charlie:


    Deutung eins und Deutung 2 schließen sich aus. Deutung 1 ist falsch (weil nihilistisch = lebensverneinend), Deutung 2 dhammagemäß. Charlie


    Hatte ich nicht geschrieben: "du verstehst nicht"?


    Du verstehst nicht, das die Deutung 2 die Deutung 1 nicht ausschließt sondern
    notwendig daraus resultiert. Also Deutung 2 führt zu Deutung 1 - so jedenfalls auch der Vers oben.


    Ja, genau so habe ich mir die mahayanistischen Illusionslosen so vorgestellt.
    Von der Bedingten Entstehung keine Ahnung.


    "Als ich aber, ihr Mönche, bei diesen 6 Innen- und Außengebieten derart Labsal als Labsal, Elend als Elend, Entrinnung als Entrinnung der Wirklichkeit gemäß erkannt hatte, da wußte ich, daß ich in der Welt mir ihren Göttern und Máras, mit ihren Brahmas und ihren Asketen und Brahmanen in der unübertrefflichen vollkommenen Erwachung erwacht war. Da stieg mir das Wissen und das Sehen auf:
    'Für ewig bin erlöst ich,
    das ist das letzte Leben,
    und nicht mehr gibt es Wiedersein"'.S 35,14

    Charlie:

    Buddhadasa (ein Autor):
    Nur wenn Geburt, Alter, Krankheit und Tod als "meine" Geburt, "ich" altere, "meine" Krankheit, "ich" sterbe und so weiter festgehalten werden, sind sie dukkha.


    Wenn aber nicht festgehalten wird an: "meine" Geburt, "ich" altere,
    "meine" Krankheit, "ich" sterbe und so weiter, dann gibt es aber
    ja auch keine Geburt, kein Alter und kein Leben und Sterben mehr.
    Kein Wunder also, daß dann kein Leiden mehr ist. Das ist genau das
    was die bedingte Entstehung sagt. Kein Anhaften und Nichtwissen mehr,
    dann auch kein Alter, Krankheit und Tod mehr. Das dies in der bedingten
    Entstehung gemeint war, ist doch offensichtlich sowieso klar. Wer braucht
    also dazu einen "Autor"?

    rosie:

    Genau. Wenn man es durchschaut hat, gilt eben die Kausalkette nicht mehr und auch die vier edlen Wahrheiten nicht. Sie sind nur noch Hilfsmittel. Für mich folgt jedoch dann auch, dass man durchaus andere Hilfsmittel gebrauchen kann, um zu dieser Erkenntnis zu kommen oder auch: um zu erwachen. Und das ist der interessante Punkt. Erst wollte ja angeblich der Shakyamuni nach dem Erwachen nicht lehren. Dann muss er wohl nach passenden Worten gesucht haben. Für andere können diese dann ganz anders lauten. Das muss man verstehen, wenn man nicht dem Personenkult huldigen will. Alle buddhistischen Wahrheiten im Palikanon sind phänomenaler Natur und "vergänglich". Um auf die Buddha-Natur des Menschen zu verweisen, sind auch andere Hilfsmittel, die man persönlich entwickeln kann und die sogar den früheren widersprechen können, vonnutzen.


    Glauben sie "alle".

    Charlie:

    Buddhadasa:


    "Das bedeutet, dass alles, was anhaftet oder woran als "Ich" oder "Mein" angehaftet wird, dukkha ist. Alles, wobei es kein Anhaften an "Ich" oder "Mein" gibt, ist nicht dukkha. Folglich können auch Geburt, Alter, Krankheit, Tod und so weiter nicht dukkha sein, wenn an ihnen nicht als "Ich" oder "Mein" angehaftet wird. Nur wenn Geburt, Alter, Krankheit und Tod als "meine" Geburt, "ich" altere, "meine" Krankheit, "ich" sterbe und so weiter festgehalten werden, sind sie dukkha. Mit dem Körper und dem Geist ist es das gleiche. Kommt nicht auf den Gedanken, dass dukkha dem Körper und dem Geist innewohnt."


    Kernholz des Bodhibaums, S. 35


    Was soll denn das sein S 35? Das ist doch keine Angabe.
    Und natürlich ist ein Krieg und Mord auch mit Millionen Toten kein
    Leiden wenn daran nicht angehaftet wird - und wer haftet schon an Krieg und Elend? 8)