Beiträge von Calimero im Thema „Missbrauch des Konzeptes der Wiedergeburt zur Rechtfertigung“

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    Was Du nicht er- und begriffen hast, kannst Du auch nicht loslassen, egal, wie Du dich bemühst.


    Das, was Du, ein deutscher Konvertit, in Deinen strengen Regeln erkannt hast, darum bemühe ich mich gar nicht erst. Noch nicht. Vorher liegen für mich die Grundlagen. Ich arbeit vorrangig an der Achtsamkeit, Shine?, und lese leichte, auf Anfänger gerichtete Lektüre, lerne all das kennen, mit dem Du ebenfalls vor Jahren begonnen hast - bevor der Stolz dazukam, auf das, was Du weißt.


    Als Anfänger braucht es vom Belehrenden mehr Qualitäten, K., also nur Richtig von Falsch zu unterscheiden.


    Schau mal hier:


    5. Er feuert an (samuttejeko), spornt an, ermutigt, ermuntert und erhebt.


    6. Er erheitert sie, macht sie heiter froh (sampahamsako), so daß die Lehre Freude macht und wohltut, sich als befreiend zeigt, als erhellend.


    Das kommt aus Deinem Pali Kanon, und das steht da nicht umsonst drin. Es ist die Art, wie junge Mönche gelehrt werden sollen. Nicht mit Überheblichkeit und aufgeblähten Weisheitsmuskeln.


    Es ist doch kein Wunder, dass Du mir überlegen bist.

    Das hier ist der Teil für Anfänger, oder?


    Als Anfänger muss ich nicht den Pali Kanon auswendig können.


    Ich schaue mir einfach nur die Leute an und überlege: ist das die Richtung, die heilsam für mein Leben ist?


    Ich sehe hier völlige Humorlosigkeit, völlige Lieblosigkeit, völlige Rechthaberei.


    Anscheinend geht es beim Buddhismus darum, möglichst viele Haare zu spalten.


    Ich weiß es nicht besser. Ich kann das eben nur so deuten.

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    Der Siegeszug des Einzelnen (und seines Eigentums) ist der Siegeszug der Barbarei. Es ist schade, dass es gelungen ist den Buddhismus von der Höhe des Gemeinsamen in die Hölle der Individualität zu befördern. Ausnahmen und Gegentendenzen bestätigen natürlich die Regel.




    Hahahahaha. :)


    Boh ist das wahnhaft. Ich glaube wir haben es hier mit einer Art "Buddhistischer Staat" zu tun.


    Ich glaube ich lasse das mit dem Buddhismus schnell sein, denn so werden möchte ich nicht.

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    Aber nochmals dazu, alles was eine Wirkung bekommt, hat m.E. dazu eine Ursache gelegt. D.h. aber nicht das die Wirkung immer richtig ist. D.h. alles ist ein unendliches Geflecht aus Ursache eines und der Wirkung eines anderen, der damit wieder eine Ursache legt usw.



    Genau das habe ich auch gesagt, weil ich weiß, dass das so ist.
    Aber manche haben dafür keine Einsicht und werden dann auch recht wild.

    Was denn so.


    Zum Beispiel der Holocaust hat nichts mit Karma zu tun.


    Dann kommt unweigerlich Schuld und Sühne und Verzeihung und Unverzeihlich ins Spiel.


    Dann folgt "gerade wir als deutsche...", auch beliebt ist "müssen vorsichtig sein dass...".


    Das muss man sehr bestimmt sagen, an der Grenze zu laut, damit es mehr Gewicht bekommt.


    Am besten man sagt es auch recht schnell und ohne zu oft Atem zu holen.

    Ich danke Dir von Herzen für die Schriften, kannst du mir bitte noch den Link zusenden, von dem du sie entnommen hast? Ich möchte sie gerne auf Quelle und weitere Inhalte prüfen. Zudem mag ich solche Glückskeks-Schnipseleien nicht so gerne, sondern lese das lieber komplett, da habe ich mehr von. Herzlichen Dank schon mal für Deine freundliche Mühe.


    Ich sinne nicht über Vergangenes oder Zukunft nach. Ich habe nur am Wochenende erlebt, wie einige Buddhisten über eine Lehrerin hergefallen sind, weil sie ihr Mitleiden nach einem Besuch in Auschwitz nicht mehr unter Kontrolle hatten. Immer wenn es um Auschwitz geht, respektive den Holocaust, dann werfen manche Deutsche Buddhisten ihre Meditationsmatte aus dem Fenster und sagen Dinge, die sie bei anderen Formen des Leides nicht sagen würden.


    Wieso ist das so? Welche Mechanismen wirken da? Da suche ich nach Antworten. Wieso wird unser Wissen plötzlich weich, wenn es zu Themen kommt, die stark besetzt sind? Direkt danach holen sich die Leute ihre Meditationsmatte wieder, setzen sich hin als wäre nichts gewesen und sind wieder klar bei Verstand.

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    Engelbert hat geschrieben:
    Steht denen am Ende ihres Daseinskreislaufes Erleuchtung offen? Ist für alle diese Wesen auch Buddhaschaft möglich?


    Sie sind es bereits. Wahrheit benötigt keine Technik und keine Vorstellungskraft.



    Wenn das so ist, und ich nehme an, dass wir uns nicht irren, wenn wir selbst dem Wesen, das einst auch für eine kurz Zeit der Mensch Hitler war, Erleuchtung und Buddhaschaft zuweisen, wieso nehmen dann so viele Buddhisten eine solch leidvolle und verzerrte Perspektive ein? Ist der Dharma denn so wenig wert, dass ihn ein Hitler widerlegen könnte indem dieser oder sein Tun eine Sonderrolle einnähmen?

    Geht der Buddhismus davon aus, dass die getöteten Menschen in Auschwitz nach vielen Leben Nirvana erreichen werden? Was ist mit den KZ-Wächtern und Funktionären des dritten Reichs? Diese kleinen Jungen und Mädchen, bei denen nach der Einschulung sehr viel schief gelaufen ist... Steht denen am Ende ihres Daseinskreislaufes Erleuchtung offen? Ist für alle diese Wesen auch Buddhaschaft möglich?


    Mit meinem ganz, ganz rudimentären Wissen glaube ich das schon! Mit diesem Vertrauen habe ich Zuflucht genommen, nämlich dass es keinen Punkt auf meinem Weg geben kann, an dem die Regeln des Buddhismus, die Möglichkeit zu meiner Erleuchtung, nicht mehr gelten.


    Daher finde ich, dass die Diskussion zum Holocaust vom falschen, dualen Ende her angesehen wird. Ist es nicht Karma, das bestimmt, wann wir wo und mit wem zusammen sind? Wenn sich eine Gruppe in unserem Zentrum trifft, dann sagt eine meiner Lehrerinnen öfters, dass unser Karma recht ähnlich sei und dies die Konstellation der Gruppe so beeinflussen würde. Wir fühlen uns sofort noch viel mehr Verbunden miteinander.


    Schließlich war auch das Leid nicht pauschal exorbitant im Holocaust. Wenn man das persönlich ertragene, furchtbare und so unnötige, ja willkürliche Leid jeder einzelnen Person im KZ betrachtet, wird man durchaus wesentlich leidvollere Existenzen zu jeder Zeit auf dieser Erde finden. Auch hier ist es so, dass es nicht das Geschehen ist, das Leid verursacht, sondern die eigene Haltung dazu. Auch bei uns, die wir im Angesicht des Holocaust sofort zu leiden beginnen, nicht?


    Ich versuche anstatt mit großem Mitleid das Geschehene mit gleichmütigen Mitgefühl zu behandeln. Das ist nicht leidhaft, aber auch nicht distanziert. Und es ist für tibetische Lamas sicher einfacher als für einen deutschen Buddhismus-Anfänger wie mich.


    Herzliche Grüße,


    Engelbert