Eigenartiger Bewusstseinszustand

  • Hallo zusammen,


    ich hatte heute ein eigenartiges Erlebnis. Nach meiner Meditation heute Vormittag (bei der ich gut bei meinem Atem bleiben konnte), wusste ich plötzlich nicht mehr wie ich Achtsam im Alltag sein kann. Ich hab das krampfhaft versucht. Hab versucht mich beim Autofahren z.B. auf meine Arme, wie sie das Lenkrad halten, zu achten usw.
    Dann war ich einkaufen und habe jemanden getroffen, den ich lange nicht gesehen habe. Beim Unterhalten hatte ich das Gefühl ich höre alles so dumpf, ich stand bzw. stehe so richtig neben mir. Als hätte ich viel zu viel Koffein oder so konsumiert. Habe auch so einen Druck im Kopf. Kennt das jemand?
    Vor ein paar Tagen lief es so gut, ich spürte, dass ich es richtig "mache"...mir ging es gut ich sprühte vor Lebensfreude und ich wollte unbedingt wieder diesen Zustand erreichen (im Alltag, mit der Meditation habe ich weniger Probleme).
    Jetzt bin ich zu Hause und habe diesen eigenartigen Zustand einfach mal betrachtet, so wie er ist...habe ihn also angenommen wie er ist und bin dadurch "heruntergekommen".
    Ich hatte teilweise das Gefühl gleich wahnsinnig zu werden. Ich stand sowas von neben mir. Leider habe ich (noch) keinen Lehrer oder eine Gruppe mit denen ich über sowas sprechen kann.
    Wahrscheinlich wollte ich etwas erzwingen und habe mich überfordert oder so. Kennt das jemand?


    Viele Grüße


    Jenken

  • Ja, Jenken, das kenne ich sehr gut.
    Ich möchte Dir allerdings keine Empfehlung geben, weil ich nicht weiß, wie stark Du bist. Aus meiner Sicht fließt Energie ein, weil Blockaden freigeworden sind. Diese Energie muss verkraftet werden. Deshalb gingen Menschen früher ins Kloster (oder auch heute noch). In Indien werden diese Prozesse von Lehrern und guten Schülern begleitet, da ist so ein Zustand nichts Besonderes - Kundalini-Energie. Die Sufis nennen sich deshalb "Gottes Idioten" oder auch die Derwische, die dafür ihren Dreh-Tanz als Methode benutzen.
    Ich kann nur aus meiner Erfahrung sagen, dass ich sie "überlebt" habe :lol: , dass sie immer wieder kam, jedoch wie bei einer Spirale immer größer und weiter werdend, immer mehr Energie floss ein bis zum nächsten Hindernis. Besonders beim Herzen wird es schwierig. Ich habe wunderbarer Weise immer Botschaften erhalten, wie ich damit umzugehen habe. Nach anfänglicher Begeisterung und Ekstase sowie einer enormen Leistungssteigerung habe ich mich vor 12 Jahren damit abgefunden, dass sie kommt und geht, wie sie will. Ich hatte lange keine eigene Regie darüber. Heute weiß ich, dass sie ein gefährliches Nebenprodukt ist, dass uns zwar immer weiter bringen kann, jedoch auch festhalten in einem Gefängnis, von dem wir glauben, es wäre der Bodhibaum. Ich kümmere mich nicht mehr darum, wo sie bleibt, ist oder war, ich sorge lediglich dafür, meine Energie nicht mehr in unheilsamen Worten und Taten zu vergeuden. Das hilft prima! :D


    Am besten wäre es jedoch, Du würdest einen Lehrer finden oder der Lehrer Dich.
    _()_ Monika

  • Hallo Monikamarie,


    da bin ich ja froh, jemanden gefunden zu haben, der das kennt.
    Von Kundalini Energie hatte ich bis dato noch nie etwas gehört. Hab mal ein bisschen danach gegoogelt und es passte schon sehr auf meinen gestrigen Zustand. Es war echt nicht schön...einfach zu viel und ich hatte mich dann auch ins Bett gelegt weil ich mich einfach krank gefühlt habe. Abends kam dann mein Mann nach Hause und ich habe mit ihm darüber gesprochen (er praktiziert auch zen). Irgendwann im Laufe des Abends fühlte ich mich plötzlich wieder klar im Kopf. Zum Glück!
    Ich hoffe, es war geistige Überanstrengung :) Aber ich bin so oder so an einem Punkt angekommen, an dem ich ohne einen Lehrer keine richtige Praxis weiterentwickeln kann. Man sieht sich selbst eben doch nicht so neutral wie ein Lehrer und verstrickt sich gerne in etwas Hinderliches.


    Liebe Grüße


    Jenken

  • Ich versuche zumindest eine gute Praxis zu schaffen....die aus Achtsamkeitsmeditation und genereller Achtsamkeit besteht. Ich versuche die Dinge so zu nehmen wie sie sind und mein Denken und Tun nach dem 8 fachen Pfad auszurichten, mehr nicht. Ob das nun ZEN ist oder nicht, ich stehe am Anfang und hatte mich an dem Tag in irgend Etwas verstrickt. Vielleicht sollte so etwas nicht passieren, aber es ist passiert. Ich werde mir einen Lehrer suchen und weitermachen!


    LG


    Jenken

  • Hallo Jenken,


    ein großer Lehrer hat mal seine Schüler gefragt: "Seit ihr achtsam oder denkt ihr nur darüber nach achtsam zu sein." ... Du verstehst worauf ich hinaus will? Ein Zenmeister sagte seinen Schülern sie sollen aufhören achtsam zu sein weil sie vor leuter nachdenken über die Achtsamkeit eben immer weniger achtsam wurden. Ich bin kein Lehrer praktiziere aber schon ein paar Järchen und denke, dass der Zustand den Du beschreibst absolut nichts mit Zazen zu tun hat. Du tust da zu viel hinein .... Sitze einfach - regelmäßig, mit angemessener Sammlung und schau was passiert, erzwinge nichts ... da ist nicht besonderes dabei und da passiert auch überhaupt nichts besonderes.


    Grüße Udo

  • Hallo Udo,


    danke für Deine Antwort, da hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen. Weil ich unbedingt achtsam sein wollte, gelang es mir nicht....natürlich habe ich dann auch immer unbewusst überprüft ob es denn nun so richtig sei oder nicht.
    Ich bin ein Mensch, der wenn er was macht, es immer gut machen will und das ist es auch, was mich bremst weiterzukommen oder "richtig" anzufangen.
    Ich versuche nun, das alles entspannter angehen zu lassen, unverkrampft und werfe meine Vorstellungen von irgendwelchen Ergebnissen über Bord. Schwer und einfach zugleich ist das :-/ ...


    Liebe Grüße


    Jenken


  • hallo jenken


    ich kenne das auch, ich möchte dir dringend raten übungen wie zazen oder achtsamkeit in einzelnen sitzungen zu machen, sich die ganze zeit auf den geist zu konzentrieren ist sehr ermüdend und auch völlig unnatürlich, lieber in kleinen dosen üben und sonst natürlich bleiben... die resultate kommen auch so!


    gruss robo


  • Das ist absolut normal während eines Entwicklungszyklus.
    Genieße es, schenke dem ganzen keine Bemessenheit und praktiziere weiter.
    Ein kleiner Tipp am Rande was i.d.R. ganz gut funktioniert wenn's zu sehr nervt ?
    Stell Dir diesen Bewusstseinszustand als kleine schwarze Kugel im Solarplexius vor,
    es muss nicht klar sein sondern darf auch so sein wie als wenn Du die Augen schließt und Dich sehr genau an etwas erinnerst.
    Sobald Du diese kleine schwarze Kugel als Objekt als Dein derzeitiges Bewusstsein erfasst hast lasse sie/es mit jedem ausatmen hinunter sinken immer tiefer und tiefer durch die Mitte
    im Bauch hindurch bis dieses Bewusstsein am After Austritt.
    Mit ein wenig Übung sollte es Dir gelingen das sich dann alsbald wieder die vorher gewohnte bewusste Achtsamkeit einstellt,
    manchmal stellt sich zudem noch ein Gefühl von Leichtigkeit und transparenter Klarheit ein.
    Viel Freude und Erfolg,
    Jenken !


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Jenken:

    Vor ein paar Tagen lief es so gut, ich spürte, dass ich es richtig "mache"...mir ging es gut ich sprühte vor Lebensfreude und ich wollte unbedingt wieder diesen Zustand erreichen


    Hi und willkommen Jenken


    Das ist der "singende Vogel": http://www.buddhaland.de/viewt…5&t=6060&p=109536#p109531


    Zitat

    Habe auch so einen Druck im Kopf. Kennt das jemand?


    Versuch nicht den Druck loszuwerden, das macht es schlimmer. Stell dir stattdessen vor da wär kein Kopf, nur ein Rumpf.


    :shock:

    Trage nicht das Weltgetöse in die stille Einsamkeit
    Such den Wald, daß er Dich löse von der Krankheit unsrer Zeit.

  • Hi, Ihr Lieben,
    ist Euch eigentlich schon aufgefallen, dass das letzte posting von jenken am 11. Dezember war. Die Hilfe kommt vielleicht etwas zu spät, oder? :(:shock:
    _()_ Monika


    Hallo jenken,
    liest Du noch mit?
    _()_ Monika

  • Na,
    dann ist es halt transpersonal geholfen :idea:
    Wie auch immer,
    schauen wir mal ?


    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • Jenken:


    Dann war ich einkaufen und habe jemanden getroffen, den ich lange nicht gesehen habe. Beim Unterhalten hatte ich das Gefühl ich höre alles so dumpf, ich stand bzw. stehe so richtig neben mir. Als hätte ich viel zu viel Koffein oder so konsumiert. Habe auch so einen Druck im Kopf. Kennt das jemand?
    Vor ein paar Tagen lief es so gut, ich spürte, dass ich es richtig "mache"...mir ging es gut ich sprühte vor Lebensfreude und ich wollte unbedingt wieder diesen Zustand erreichen (im Alltag, mit der Meditation habe ich weniger Probleme).
    Jenken


    Hört sich nach Dissoziation an etwas. Also etwas neben der Spur zu sein bzw in einem Film zu sein. Nimm dieses Gefühl als Gefühl an mehr nicht.

  • Carla:


    Hört sich nach Dissoziation an etwas. Also etwas neben der Spur zu sein bzw in einem Film zu sein. Nimm dieses Gefühl als Gefühl an mehr nicht.


    Bzw lass es einfach etwas mit der Achtsamkeit. Das müsste sich dann wieder was legen. Denn wenn Du zu angestrengt beobachtest, trennst Du dich von dich. Das ist dann evtl zu dissoziativ.

  • Carla:
    Carla:


    Hört sich nach Dissoziation an etwas. Also etwas neben der Spur zu sein bzw in einem Film zu sein. Nimm dieses Gefühl als Gefühl an mehr nicht.


    Bzw lass es einfach etwas mit der Achtsamkeit. Das müsste sich dann wieder was legen. Denn wenn Du zu angestrengt beobachtest, trennst Du dich von dich. Das ist dann evtl zu dissoziativ.


    Da möchte ich dir völlig recht geben- ein sehr wichtiger Punkt. Dabei (in der beschriebenen Praxis von Jenken) ist ein Geschehen, und auf der anderen Seite ein hinter-gründiger Beobachter, welcher das Geschehen, das sich selbst und die Erscheinungen umfasst, bezeugt (darum ist es ein 'Geschehen'). Mit zunehmender Praxis wird jedoch klar- da ist keine andere Seite. Da ist keine Basis für eine andere Seite, die irgendwie getrennt wäre, von den Erscheinungen (welche auch keine Basis haben). Wenn alles automatisch abläuft (unter 'automatisch' verstehe ich eine hilfreiche Arbeitshypothese für den Einstieg, welche man im Laufe der Praxis unbedingt loslassen muss), kann man es auch automatisch (oder besser ausgedrückt, und näher an der Wahrheit: spontan) ablaufen lassen (alle Erscheinung ist spontan). Und das bedeutet: Loslassen. Dann verschwindet auch der hinter-gründige Beobachter. Ein anderes Beispiel. In unserer Tradition gibt es sogenannte chog-zhag. Das bedeutet in etwa: belassen wie es ist. Wie man sitzt, so sitzt man eben, wohin sich der Blick richtet, richtet sich eben der Blick, was auch immer im Geist auftaucht, taucht eben im Geist auf, usw. . Alles ist gut, so wie es ist. Doch auch hier kann sich sehr schnell ein dissoziativer Zustand einstellen. Die chog-zhag sind eine Aufforderung zum los-lassen, nicht zum ständigen Überprüfen, ob man eh' sitzt, wie man eben sitzt, und dass es gut ist, wie auch immer man sitzt. Natürlich kann man das tun. Anfänglich sehr hilfreich. Aber man darf nie den darauf folgenden Schritt vergessen: los-lassen. Dann ist es wirklich gut, so wie du sitzt (was gemäß unserer Tradition dann aber nicht direkt Inhalt eines bedingten Bewusstseins ist, sondern ein Aspekt (lhun-grub) des nichtbedingten Selbstgewahrseins der Leere). Letztendlich geht es dabei viel eher um eine Entscheidung, denn ein Tun.


    Wir haben eine schöne Praxis, welche (u.a.) dies verdeutlicht. Man versuche genau so, in dieser Sicht, mal in den Himmel zu schauen. Dann ist der Himmel voll von Dorje Sema's Regenbögen ( :) ) und thigles. Sie verschwinden jedoch wieder, sind immer in Bewegung. Dabei ertappst du dich, sie doch aufrecht zu erhalten. Und du ertappst dich dabei, wie du genau dies, als 'falsch' einstufst. Doch es ist gut, so wie es ist (was, wie vorher beschrieben, nicht 'gemacht' wird), selbst die Einstufung als: Falsch. Die Folge wird sein, dass noch mehr Regenbögen und thigles erscheinen werden. Nicht etwa irgendwo im dissoziativen 'Hintergrund', sondern genau 'hier', in/als reine Erscheinung (welche somit Ausdruck der Einheit (Yermed) von Leere und nichtbedingtem Gewahrsein ist), ungekünstelt und spontan. So ist der Regenbogen nichts anderes, als erscheinende Weisheit. Alle Erscheinung, ist Ausdruck der Weisheit, ein grosses Mandala. Letztendlich.

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

  • Grüß Dich ganz recht herzlich thigle,


    Das gestern das um das heute nicht weiß,
    das morgen das um das heute nicht weiß,
    das heute das sich selbst nicht wissen kann :idea:



    Vor jedweder Kenntnis kommt die Unkenntnis :idea:


    Zitat

    thigle: Die Folge wird sein, dass noch mehr Regenbögen und thigles erscheinen werden. Nicht etwa irgendwo im dissoziativen 'Hintergrund', sondern genau 'hier', in/als reine Erscheinung (welche somit Ausdruck der Einheit (Yermed) von Leere und nichtbedingtem Gewahrsein ist), ungekünstelt und spontan.


    TOP hervorragendes posting



    añjalī अञ्जलि
    Dorje Sema


  • ich weiß nicht ob das noch gelesen wird, aber ich kenn das phänomen als depersonalisierung.
    das kommt von zuviel anstrengung beim "geistbeobachten".
    is gefährlich.
    unbedingt pause machen und erden.
    unbedingt in den körper rein.
    andere meditationstechnik wählen, da hier fluchttendenz aus nem alten trauma hochkommt.
    beobachtung nach unten richten.
    füße, hara.
    bewegte techniken: qui gong, tai chi, yoga !


    karlfried graf dürckheim : "hara " , barth verlag


    kein regelschul-zen mehr !

  • Onyx9:

    .... das kommt von zuviel anstrengung beim "geistbeobachten".
    .....kein regelschul-zen mehr !


    Das Problem dürfte doch wohl eher sein, daß hier überhaupt kein "regelschul-zen" geübt wurde - der hätte nämlich nix mit "geistbeobachten" zu tun.


    _()_

  • Da ich bel beipflichten muss, habe ich ihrem Wunsch entsprochen und entsprechende Verwirrtexte ab hier gelöscht.
    _()_ Monika