Wahrhaftes Bestehen

  • Losang Lamo:

    Ja, aber ich sehe immer noch keinen Widerspruch. Am Ende sind keine Worte, auf dem Weg dahin werden Worte benutzt - als Grundlage, als Trägersubstanz sozusagen. (Scherz! )
    Mag ja sein, dass der Zen da ohne Worte hin will? Da argumentiere ich nicht gegen. Das ist Sache des Zen.
    Aber in Deinem Zitat steht was anderes. :

    Zitat

    Ohne sich nicht auf die Anwendung [der Worte] zu stützen ( d.h. ohne sich auf die weltliche verhüllte Wahrheit zu stützen) kann die Wahrheit im höchsten Sinne nicht gezeigt werden;


    Und der Unterschied, zwischen "wenn jemand etwas zeigt, indem er sich auf Worte stützt" und "Erklärung" erschließt sich mir auch nicht.


    Von "ohne Worte" war nicht die Rede - auch ein Wort kann was zeigen ohne zu erklären.
    Solange du zwischen Worten und dem, wozu Worte sein können einen Unterschied machst, kannst du auch nicht sehen, dass Worte auch nichts anderes sind als die höchste Wahrheit. Der Gebrauch von Worten im Zen ist deshalb bereits so, dass sie sowohl die konventionelle, als auch die absolute Wahrheit zeigen. Allerdings nur dem, der es sehen kann.
    Worte können eben in zweifacher Weise betrachtet werden - in der konventionellen Weise sind sie Aussagen über Dinge - in der absoluten Weise sind sie Dinge selbst - und genau darauf verweist Nagarjuna - Worte sind abhängige Begriffe, Konzepte und Leerheit ist ein Wort, auf das sich keiner stützen soll. In dem du versucht Leerheit zu erklären verfängst du dich in einem Konzept. Deshalb sind solche Fragen auch nicht in einem Forum zu klären, sondern im persönlichen Gespräch.


    Ich weiß nicht wie gut du Englisch kannst, aber der Beitrag auf der zensite macht eigentlich ganz gut klar, worum es im Zen geht, wenn da Worte verwendet werden - ich wollte das immer mal übersetzen, hatte aber bisher keine Zeit dazu -
    http://www.thezensite.com/ZenE…tion_in_Zen_Buddhism.html
    Dereification meint hier die Auflösung der Gegenständlichkeit/Begrifflichkeit bzw. der Konzepte des Denkens, wie sie sich eben in Worten ausdrücken.

  • Losang Lamo:

    Ich war am Grübeln, was soll im buddhistischen Kontext "wahrhaftes Bestehen" oder eben auch gerade "nicht wahrhaft bestehend" heißen - was heißt es eigentlich im Kern, wenn etwas nicht "wahrhaft" besteht?
    Nun fand ich endlich eine Definition:
    "Das, was der Wahrnehmung genauso erscheint, wie es besteht, ist wahrhaft."...


    Hallo LL,
    Ich meine, das Wahrhaftige ist oft so unspektakulär, dass es uns zu langweilig erscheint und dann wollen wir mit dem Kopf etwas dazu basteln, was Spaß macht und unserem Aufgeblasenheitsanspruch genügt. So ist es leider auch manchmal auf dem Weg. Das Herz lernt etwas dazu. Wir bekommen dieses Wissen geschenkt und zwar nicht weil wir tun, sondern weil wir eine Weile nicht tun. Anstatt dankbar und demütig bei der wahrhaften Betrachtung zu bleiben, schalten wir schnell unseren Kopf ein und bauschen dieses Wissen auf. Damit gibt man aber die wahrhafte Erkenntnis zugunsten der produzierten Doppelpluserkenntnis auf. Die fühlt sich zwar prima an und schmeichelt so schön, aber sie lebt/besteht nicht aus sich heraus. Sie ist nicht wahrhaftig und muss immer wieder neu hergestellt werden, indem man klug daher redet, oder ins Träumen abdriftet. Der wahrhaftige Kern, um den man seine Fantasien spinnt ist jedoch unveränderlich, unspektakulär, unemotional und undefinierbar - weil durch Definitionsverzicht definiert.

  • Hallo Losang Lamo,
    ich habe mich bei deinem Beitrag gefragt, woher hat er nur diesen speziellen Ausdruck, bin aber nicht schlauer geworden.
    Könntest du mir bitte die literarische Quelle nennen?


    sakko

  • sakko:

    Hallo Losang Lamo,
    ich habe mich bei deinem Beitrag gefragt, woher hat er nur diesen speziellen Ausdruck, bin aber nicht schlauer geworden.
    Könntest du mir bitte die literarische Quelle nennen?


    sakko


    "Der Mittlere Stufenweg" von Che Tsongkhapa. (Daher hat sicherlich sie wohl den speziellen Ausdruck. ;) Welchen speziellen Ausdruck meinst Du denn genau?)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Da der Link zum Nagarjuna-Buch ja nicht funktioniert, hier ein Weg, wie man sich selber durchklicken kann:


    http://www.zeno.org/Philosophie


    Dort unter "indische Philosophie": Nagarjuna und dann unten Die Mittlere Lehre des Nagarjuna suchen.

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee: