Textarbeit

  • blue_aprico:

    deine analyse:

    Zitat

    Es gibt keine Möglichkeit, papanca-Geist in die Realisation eines Buddhas oder Bodhisattvas (-Körpers) zu transformieren.
    Im Überschreiten des papanca-Geistes gibt es nichts was der Entfaltung der Buddhaaktivität entgegensteht.


    ganz ehrlich, ich wüsste mit diesen zeilen nix anzufangen, wenn ich nicht wüsste was mit papanca, realisation, bodhisattva, transformation,überschreiten, entfaltung, buddhaaktivität gemeint sein könnte.


    Tja, so ist das mit Denken und Sprache, immer zusammengesetzt, immer bedingt. Was gesagt und was verstanden wird, sind überwiegend zwei völlig unterschiedliche Dinge, weil an unterschiedliche Bedingungen gebunden. Mit den Worten wird keinerlei Bedeutung mitgeliefert, die entsteht allein beim Empfänger.


    Zitat

    ich danke also für die freundlichen übersetzungen, entsprechend direkter praxis anweisung.


    Damit verhält es sich prinzipiell nicht anders, wer trotzdem das Gegenteil glaubt, gräbt sich grad tiefer in den Sumpf.


    Zitat

    schauen wir nur mal unter papanca/PK:

    Zitat

    skr. prapañca, eig. 'Ausbreitung', Weitschweifigkeit, ausführliche Auseinandersetzung, Entfaltung, Mannigfaltigkeit, Vielheit (Welt); Anhängsel (s. Böhtl.)
    wird in den Kommentaren meist als ein Name für die 3 sog. kilesa-papaña, Gier, Haß, und Verblendung, erklärt.


    Vgl. jedoch die Stelle in M. 18.: . . . yam vitakketi tam papañceti, yam papañceti tato nidānam purisam papañca-saññā-sankhā samudācaranti, die ich etwa so übersetzen möchte: . . . »worüber man nachdenkt, darin ergeht man sich; und bedingt durch das, worin man sich ergeht, erheben sich im Menschen mit 'Vielheit' (Gier, Haß, Verblendung?) verbundene Wahrnehmungen und Erwägungen.«
    Vgl. auch M. 123; A.IV.174; A.VI.14.


    Blick direkt ins Sutta hilft:


    Zitat

    "Freunde, als sich der Erhabene von seinem Sitz erhob und in seine Unterkunft ging, nachdem er eine Zusammenfassung in Kürze gegeben hatte, ohne die Bedeutung im Einzelnen zu erläutern, nämlich: 'Ihr Bhikkhus, was die Quelle anbelangt, durch welche die Konzepte, die von begrifflichem Ausufern geprägt sind, einen Mann bedrängen: wenn dort nichts gefunden wird, woran man sich ergötzen könnte, was man willkommen heißen könnte und woran man sich festhalten könnte, dann ist dies das Ende der Neigung zur Begierde, der Neigung zur Abneigung, der Neigung zu Ansichten, der Neigung zum Zweifel, der Neigung zum Dünkel, der Neigung zur Begierde nach Werden, der Neigung zur Unwissenheit; dies ist das Ende des Gebrauchs von Knüppel und Waffe, von Streit, Zank, Streitgesprächen, Anschuldigung, Gehässigkeit und falscher Rede; hier hören diese üblen unheilsamen Zustände ohne Überbleibsel auf', da verstand ich die Bedeutung dessen im Einzelnen folgendermaßen:"


    Es gibt offenbar Konzepte (jeweils unterschiedliche beim Sender und Empfänger) die von papanca geprägt sind, und solche, die es nicht sind, weil die Ursachen fehlen.


    Zitat

    Demnach sind Worte ( Sprache ) und Gedanken ( Denken )" papanca ( verblendet ), auch nach unserer gusto "genaue und richtige". Entsprechend nicht wahr(haftig). Logisch- sagt ja Zen auch sonst immer und überall.


    Das kann einem so erscheinen, aber weder steht das in M18 noch im Hsin-hsin Ming - da wird das "genau und richtig" überhaupt nicht thematisiert.


    Zitat

    Hinausgehen entspricht Überschreiten. Nach Zen bedeutet darüber hinaus: aufgeben, zurücklassen, abscheiden.


    Nicht bei Dogen (und der hat sich das nicht selbstausgedacht) , manches läßt sich nämlich überhaupt nicht abschneiden - z.B. Gedanken. Aber man kann darüber hinausgehen, und das ist nix iwie Mystisches, sondern einfach im Tun, Vorstellungen von "Ich und Mein" = "Körper-Geist" abfallen zu lassen.


    Zitat

    Wie kann der den WEG verstehen? ( eine prajna paramita / bodhisattva "aktivität" ) = "Einheit/Leerheit" realisieren/Unwissenheit zerstören...


    Für mich ne völlig falsche Frage. Man kann ihn überhaupt nicht "verstehen" - man kann ihn nur gehen. Wenn zwischen diesem "gehen" und dem "Tor der Wahrheit zweiter Ordnung aufrichten" im konkreten Fall kein Widerspruch besteht, ises das.

  • Wenn der Abt einen Winter lang einen zigseiten Kommentar zum Shobogenzo verfasst, wenn er eine "Geist anwenden" Anleitung einstellt, wenn er euch Zeichen Analyse als "Kusen(Arbeit)" durchgehen lässt, könnte ich das niedrig schwelligen Zugang und Ausgang nennen - oder eine Pflege des schön-geistigen Dünkels, der positivistischen Ansicht.


    Ich bitte dich, wenn du kannst diese Zeile a-persönlich aufzunehmen. Geht nicht ?


    Ok: Wenn du jetzt genau aufpasst, wirst du aufmerken, dass es mit dem Zurückhalten von Begehren ( in Worten, Gedanken und Handeln ) nicht getan ist, Papanca zur Seite schieben, Ich-und -Mein-Vorstellungen "fallen lassen" - Ich ist nicht nur Vorstellung- da kannst du auch Satipatthana oder "Tun" drüber schreiben, das ändert nix.


    Der Ausdruck der Zustände ( Rede, Gedanken, Taten ) sind allesamt befleckt, darum heißt es ja auch konsequent: Chan ist, äußerlich Form auszuschließen. Oder „der Verzicht, das Loslassen und Zurückweisen eben jenes Begehrens“. Da Durst in der Hauptsache durch Denken ( alle Ansichten ) genährt wird, heißt es denn auch Abscheiden oder Abschneiden. Man braucht nicht unisono annehmen, dass wenn ich da so „radikal“ daher schreibe, es auf Nicht-Sein, Negation, auf Leer sein hinausginge, falls du das mit Sumpf meinst.


    Im PK Sutra steht nix anderes als es gibt das Konstrukt, oft ja auch Dickicht genannt oder falsche Ansicht ( die Neigung zu Ansichten ) und die anfanglose Ursache ist Durst und da gibt s auch keine Ausnahme, kein reines, schönes, besseres, edles, erlöstes Konzept. Ob man nun will oder nicht. Denn alle Ansichten sind falsch, außer eine. Und diese Eine kommt im Shinjinmei zum Ausdruck.


    Ich halt mich nur an die Patriarchen. Eben weil ich nicht "mein eigenes Ding" machen lassen will. Das ist Spielen im Brennenden Haus.


    Also hören wir auf zu spielen. Miteinander. Andere hier sind weitaus klüger, sie fördern miteinander spielen um Illusionen nicht mehr.


    Ps: Ich bin nicht besser als du. Auch nicht schlechter. Wie du sehen kannst.
    Verlust ist Erwachen. Gewinn ist Illusion Nicht wahr ?



    Grüße
    Blue_

  • bel:
    Thursday:

    Es wird auch als "in Gedanken versunken" übersetzt, als erwägen, nachdenken - das muss nicht verwirrt sein.


    Meine Ausgangsfrage bei dieser Beurteilung war, welche spezifische Konnotation transportiert dieses Zeichen - und wird nicht durch andere zig Zeichen für "erwägen, nachdenken" transportiert, die man auch hätte verwenden können.


    慮 findet sich auch in Kombination mit 靜慮 in der Bedeutung von dhyana, wörtlicher 'zur Ruhe bringen der Gedanken'. Blicke ich aus der Theravadin-Ecke drauf, dann klingt dies - insbesondere auch in der Verbindung mit 絶慮 - wie eine Beschreibung des 2. dhyana und dem zur Ruhe kommen von Gedanken. Nicht nur den verwirrten, um sich selbst drehenden und sorgenden. 慮 könnte daher allgemein ein Begriff für das vitakka-vicara im Pali sein.


    bel:

    轉 bedeutet als Verb etwa "führt zu" im Sinne von Wandlung oder Transformation (terminus techicus im Cittamātra) und wird hier mit
    不 negiert


    Das, was negiert wird, steht immer nach der Negationspartikel. In diesem Fall also nicht 轉, sondern 相應.


    Schönen Abend,
    Florian

  • Buddhaghosa:

    慮 findet sich auch in Kombination mit 靜慮 in der Bedeutung von dhyana, wörtlicher 'zur Ruhe bringen der Gedanken'. Blicke ich aus der Theravadin-Ecke drauf, dann klingt dies - insbesondere auch in der Verbindung mit 絶慮 - wie eine Beschreibung des 2. dhyana und dem zur Ruhe kommen von Gedanken. Nicht nur den verwirrten, um sich selbst drehenden und sorgenden. 慮 könnte daher allgemein ein Begriff für das vitakka-vicara im Pali sein.


    Nun ja, wir habens ja nicht so mit den Jhanas im Zen. Das hat uns ja schon der Vor-Vorgänger des Autors ins Stammbuch geschrieben. Letztendlich hab ich aber auch nichts gegen das "Übersschreiten" von "sprechen und denken" - die machen natürlich keinen Buddha. Auch nicht mehr Worte und mehr Gedanken - das ist alles völlig unstrittig.


    Zitat
    bel:

    轉 bedeutet als Verb etwa "führt zu" im Sinne von Wandlung oder Transformation (terminus techicus im Cittamātra) und wird hier mit
    不 negiert


    Das, was negiert wird, steht immer nach der Negationspartikel. In diesem Fall also nicht 轉, sondern 相應.


    Schon klar, hab mich da unpräzise ausgedrückt, aber macht ja keinen inhaltlichen Unterschied in der Übersetzung - oder wo siehst Du den?
    Vielen Dank


    PS: hast Du ne Vorstellung, wie die oben auf "astray" kommen?

  • Ich kann noch diese Übersetzung liefern:


    Übermässiges Reden und Denken
    lenken dich vom Einklang mit dem Weg ab.


    Trenne dich von Reden und Denken
    und es gibt keinen Ort, zu dem du nicht gelangen kannst.


    aus: Vertrauen in den Geist von Chan-Meister Sheng-yen
    Übersetzung aus dem Englischen Helena Kälin (Chinesisch als Muttersprache und kanadisches Englisch) und Max Kälin (Deutscher, lebte lange in den USA und Kanada).


    Die englische Version
    Excessive talking and thinking
    Turn you from harmony with the Way.


    Cut off talking and thinking,
    And there ist nowhere you cannot penetrate.

  • bel:

    ... aber macht ja keinen inhaltlichen Unterschied in der Übersetzung - oder wo siehst Du den?
    Vielen Dank


    PS: hast Du ne Vorstellung, wie die oben auf "astray" kommen?


    Ich tue mich mit der ganzen Verszeile schwer. Bei Muller findet sich auch die Übersetzung "Accordance with true principle" für 相應. Durch die Verneinung - und ich würde hier 相應 auch als einen Begriff nehmen - ist astray durchaus passend.


    Wenn ich meinem ersten Gefühl, dass es hier um Meditation geht, folge, dann kommt momentan folgendes dabei raus: die Geistesaktivitäten vereinen sich nicht.


    轉 gibt es auch in Kombination mit 依轉 und wird dann verstanden als "Field(s)依 of consciousness and activity(ies) 轉 of consciousness': daher Geistesaktivität.


    Eine der Bedeutungen von 相應 ist "to be bound together". Das ist eigentlich die wörtliche Bedeutung von samadhi. Ob 相應 manchmal im Meditationskontext verwendet wird, müsste man schauen.


    Also das viele Sprechen und Denken hält einen davon ab, seine Geistaktivitäten zu bündeln und zu konzentrieren. Schneide ich allerdings diese beiden Aktivitäten ab, dann bleibt nichts undurchdrungen. Eventuell im Sinne des unermesslichen Geistes - wie bei den brahmavihara usw. - in der Meditation.


    Bisher aber alles Spekulation.


    Griß
    Florian

  • bel:

    hast Du ne Vorstellung, wie die oben auf "astray" kommen?

    Buddhaghosa:

    Ich tue mich mit der ganzen Verszeile schwer. Bei Muller findet sich auch die Übersetzung "Accordance with true principle" für 相應.


    Und auch: "In the Awakening of Faith, 'association' with certain phenomena means that the mind is aware of their existence as separate objects. See 六染心. [Charles Muller]"


    Buddhaghosa:

    Durch die Verneinung - und ich würde hier 相應 auch als einen Begriff nehmen - ist astray durchaus passend. .... Eine der Bedeutungen von 相應 ist "to be bound together". Das ist eigentlich die wörtliche Bedeutung von samadhi. Ob 相應 manchmal im Meditationskontext verwendet wird, müsste man schauen.


    Yup, das ist ein wirklich schöner Wurf. Die Frage ist natürlich, ob es hier überhaupt um Samadhi in Bezug "Meditation" geht. Zen ist da eher generalisierend - und darauf scheint mir auch die letzte Zeile des 4-Zeilers hinzuweisen, wenn man 通 als "umfassende Buddhafunktion/aktivität" sieht - und nicht speziell als Abkürzung für 神通.


    Was mir dabei aber auch einfällt, ist das "zusammengefügt sein" auch als Gegensatz zu "getrennt sein" verstanden werden kann, und letzteres ist ja das, was dein großer Namensvetter etymologisch (u.a.) in "dukkha" gesehen hat.


    Was eine Übersetzung anbetrifft, würde ich dann aber persönlich dazu neigen, die Negation tatsächlich wörtlich auszuführen und nicht aus 不相應 einen völlig neuen Begriff, z.B. "astray" zu machen - das ist natürlich Geschmackssache, aber letztlich ziemlich intransparent - und führt nach meinem Eindruck von den gefühlt 30 Übersetzungen die ich mir angeschaut habe, daß sich sowas wie in ner "Stillen Post" mehr und mehr vom Original entfernt.
    Anyway. Ick guck jetzt mal bei Bodhidharma, ob sich da was findet.


    Zitat

    Wenn ich meinem ersten Gefühl, dass es hier um Meditation geht, folge, dann kommt momentan folgendes dabei raus: die Geistesaktivitäten vereinen sich nicht.


    Diese 4-Zeiler könnte sich natürlich auf die vorherige Gruppe beziehen


    Danke.

  • flo:

    Zitat

    Also das viele Sprechen und Denken hält einen davon ab, seine Geistaktivitäten zu bündeln und zu konzentrieren. Schneide ich allerdings diese beiden Aktivitäten ab, dann bleibt nichts undurchdrungen. Eventuell im Sinne des unermesslichen Geistes - wie bei den brahmavihara usw. - in der Meditation. Bisher aber alles Spekulation.


    Ne, ne, is korrekt so.



    Klasse&Danke.
    Grüße
    Blue_