Mit Mediation beginnen....

  • melong:


    Du lehnst Studium ganz ab, oder? Dann lehnst du auch Analyse ab und bist fest davon überzeugt, dass das nichts bringt, ja? Deswegen auch deine PN an mich, oder?


    Magst du mal schreiben, wie du Zen und Vajrayana zusammenbekommst? Musst ja nicht, wenn du nicht willst, aber interessant wäre das schon.


    Aber Melong,
    nein ich lehne Studium nicht ab, aber es ist nicht alles. Reisebericht sind wunderbar und wichtig, aber sie ersetzen nicht den eigenen Urlaub. Oder vom Kochbuchlesen wird man nicht satt. Und in meiner PN habe ich geschrieben, das es Dinge gibt, die wir zwar erfahren, nicht aber in Worte fassen können.
    Nimm z.B. den Geschmack eines Essens. Du kannst mir auch nicht mit tausend Worten erklären wie dir dein Essen schmeckt, das du gerade ißt. Aber du kannst mir etwas davon zu essen geben. Nur essen muss ich dann selbst. Und den Geschmack, den ich erlebe, kann nur ich erleben. Und trotzdem braucht es Rezepte zum Kochen.
    Und ich habe geschrieben, dass ich nichts von festen Aussagen über Themen halte, die letztendlich nur erfahren werden können, da ich befürchte, dass hier allzuleicht Konzepte entstehen, wie "das ist so und nicht anders"."Der Apfel ist süß und nichts anderes". "Das Glas Wasser ist halb voll und nicht halb leer"."Leerheit ist das und nichts anderes"..........usw


    Das heißt doch nicht, dass ich Theorien ablehne. Sie haben für mich vielleicht nur einen anderen Stellenwert als für dich.
    Aber vielleicht reden wir auch nur einfach aneinander vorbei und meinen das gleiche.


    Zitat

    Magst du mal schreiben, wie du Zen und Vajrayana zusammenbekommst?


    Klar mag ich das schreiben.
    Ich bekomme es wunderbar zusammen :lol:


    Alles Liebe,
    Ji'un Ken


  • Es fasziniert mich immer wieder wie doch gerade dort, wo immer gegen Dualismen anargumentiert (oder sollte ich besser sagen an-polemisiert) wird, Dualismen so dominant sind.
    Kannst du das erkennen?
    "... ABER es ist nicht alles" - Niemand hat gesagt, dass es alles ist. Aber ich behaupte, dass es unverzichtbar ist.
    "... ABER sie ersetzen nicht den eigenen Urlaub" - Niemand hat gesagt, dass Reiseführer den Urlaub ersetzen, aber sie können unschätzbare Hinweise auf die Sehenswürdigkeiten des Urlaubsortes geben, wenn es gute Reiseführer sind. So wird ein Urlaub erst zum Urlaub.


    Ji'un Ken:


    Oder vom Kochbuchlesen wird man nicht satt.


    Und doch haben Sie das Potential eine bloße Notwendigkeit (Essen, Energiezufuhr) zu einer Freude zu machen.


    Ji'un Ken:

    Nimm z.B. den Geschmack eines Essens. Du kannst mir auch nicht mit tausend Worten erklären wie dir dein Essen schmeckt, das du gerade ißt. ... Und trotzdem braucht es Rezepte zum Kochen.


    Darin liegt dein Missverständnis. Du hast den Anspruch das Rezept müsse den subjektiv erlebten Geschmack wiedergeben können. Was ich schreibe ist nur das Rezept und vielleicht auch Beschreibungen des Geschmackes und du unterstellst mir, ich würde das subjektive Erleben des Geschmack beschreiben. So wie hier:

    Ji'un Ken:


    Und ich habe geschrieben, dass ich nichts von festen Aussagen über Themen halte, die letztendlich nur erfahren werden können,


    Dennoch ist ein salziges Essen "salzig" und ein süßes "süß". Ich kann also "salzig" und "süß" zur Beschreibung des Geschmackes verwenden. Kein Mensch behauptet, dass die Worte "salzig" und "süß" die subjektiv erlebten Reize durch die Geschmackspapillen hinreichend beschreiben würde oder diese gar gleichwertig ersetzen könnten ;)
    Ich kann aber fragen "Willst du was Süßes kosten?" Und auf die Antwort "Ja" etwas "Süßes" zu kosten geben und ich werde nicht etwa etwas "Salziges" zu kosten geben.



    Ji'un Ken:


    da ich befürchte, dass hier allzuleicht Konzepte entstehen, wie "das ist so und nicht anders"."Der Apfel ist süß und nichts anderes". "Das Glas Wasser ist halb voll und nicht halb leer"."Leerheit ist das und nichts anderes"..........usw


    Das wäre vor lauter Faszination über das Rezept, das Kochen und das Essen zu vergessen und so den Geschmack zu verpassen. Verstehst du? ;)


    Ji'un Ken:


    Das heißt doch nicht, dass ich Theorien ablehne. Sie haben für mich vielleicht nur einen anderen Stellenwert als für dich.
    Aber vielleicht reden wir auch nur einfach aneinander vorbei und meinen das gleiche.


    Diese "Theorien" sind keine "Theorien", sondern sie sind Anleitungen (Rezepte) und die Resultate (das Essen) können erfahren (geschmeckt) werden, wenn man sie befolgt (beim Kochen umsetzt).
    So ist das analytische Denken zu verstehen. Für's korrekte analytische Denken gibt es Anleitungen. Klare Konzepte der Leerheit sind Instruktionen auf dem Weg zum 1. Erkennen der Leerheit und daraufhin folgend 2. zum Verwirklichen der Leerheit. Sie verhindern Täuschungen und das Abkommen vom Weg (dahin).
    Konzepte der Leerheit als Objekt des Geistes SIND die Leerheit. Leerheit wird nie etwas anderes sein als das, was dieses Konzept beinhaltet. Und doch erscheint Leerheit beim direkten Erblicken (subjektiv) als qualitativ "anders", aus objektivierender Perspektive gibt es jedoch keinen Unterschied.

    Die Ausdrucksweisen der Buddhas sind ohne Grenzen, vielfältig ihre Sprachen.

  • Um Weisheit zu erlangen zu können, gehört ein ausgewogenes Verhältnis von lesen/lernen....eigenes Nachdenken....Meditation.


    Dazu gehört auch eine analytische Vorgehensweise, die Gesetzesergründung (dhammavicaya-sambojjhaṅga)


    Sie beinhaltet das Wissen um die Dinge, wie sie denn tatsächlich sind. Karmisch Heilsames, nicht Heilsames und Neutrales müssen unterschieden werden. Weiterhin beinhaltet sie die Erforschung der Charaktereigenschaften, die Wirklichkeitsergründung und die Einsicht in das Gesetz der Daseinserscheinungen. Es erfordert ein systematisches Herangehen an alles das Dasein Betreffende, um Erkenntnisse und Wissen über die logischen Gesetzmäßigkeiten zu erlangen. Als Ergebnis entsteht ein analytisches Wissen. Es wird aufgeteilt in vier analytische Wissensformen.


    1. Das Analytische Wissen vom wahren Wesen (attha-patisambhidā).


    attha: Sinn, Zweck, Ergebnis, Bedeutung, wahres Wesen
    patisambhidā: Kenntnis der Bedeutung (von Wörtern)
    Diese Erkenntnis beinhaltet das Wissen um das bedingte Entstehen, das Nibbāna, Wortbedeutungen, karmische Wirkungen und karmisch unabhängige Funktionen. Des Weiteren die Erkenntnis vom Leiden.


    2. Das Analytische Wissen vom Gesetz, den Gesetzmäßigkeiten (dhamma-patisambhidā).


    dhamma: Bedingung, Gesetz, Gesetzmäßigkeit, Träger (tragen), Phänomen, Gegebenheit, Ding.
    Diese Erkenntnis beinhaltet das Wissen über jede ein Ergebnis erzeugende Ursache, das gesprochene Wort, der Edle Achtfache Pfad, das karmisch Heilsame und das karmisch Unheilsame, des weiteren die Erkenntnis vom Entstehen des Leidens.


    3. Das Analytische Wissen von der Sprache (nirutti-patisambhidā).


    nirutti: Ausdrucksweise, Aussprache, Dialekt
    Dies bedeutet, dass man immer die richtige Wortwahl hat, um es wirklichkeitsgemäß "auf den Punkt" zu bringen, und dass die Ausdrucksweise präzise ist.


    4. Das Analytische Wissen von der Schlagfertigkeit (patibhana-patisambhidā).


    patibhana: Redegewandtheit, Schlagfertigkeit
    Auf alle Fragen, die einem gestellt werden, oder in Diskussionen hat man immer die richtige Antwort.


    Wie erlangt man die vier analytischen Wissen?


    Im Aṅguttara-Nikāya VII. 37 lesen wir:


    Im Besitze von sieben Eigenschaften, ihr Mönche, mag sich ein Mönch nach gar nicht langer Zeit die vier Analytischen Wissen zu eigen machen, sie selber erkennend und verwirklichend; und mit ihnen ausgestattet, hat er sich die vier Analytischen Wissen zu eigen gemacht, sie selber erkennend und verwirklichend. Welches sind diese sieben Eigenschaften? Da weiß, ihr Mönche, der Mönch der Wirklichkeit gemäß: 'Diese geistige Schlaffheit besteht in mir.' Ist sein Geist innerlich verkrampft, so weiß er der Wirklichkeit gemäß: 'Mein Geist ist innerlich verkrampft.' Ist sein Geist nach außen hin zerstreut, so weiß er: 'Mein Geist ist nach außen hin zerstreut.' Bewusst steigen die Gefühle in ihm auf, bewusst sind sie da, bewusst schwinden sie. Bewusst steigen die Wahrnehmungen in ihm auf, bewusst sind sie da, bewusst schwinden sie. Bewusst steigen die Gedanken in ihm auf, bewusst sind sie da, bewusst schwinden sie. Bei den zuträglichen und unzuträglichen, den gemeinen und edlen Dingen und den Gegensätzen von Gut und Böse, da hat er die Ursache wohl erfasst, wohl erwogen, wohl verstanden, in Weisheit wohl durchdrungen.


    Um analytisches Wissen zu erlangen, ist ein hilfreiches, eigentlich das wichtigste! Instrument die "Durchschauung" (vipassanā). Man unterscheidet drei weltliche Durchschauungen:


    1. Die Durchschauung des Erkannten (ñāta- vipassanā)
    2. Die untersuchende Durchschauung (tirana- vipassanā)
    3. Die überwindende Durchschauung (pahāna- vipassanā)
    Man kann eine ausführliche Beschreibung im Visuddhimagga finden.


    Oft stößt man dabei an Grenzen des eigenen Denkens und die Gedanken drehen sich immer wieder im Kreis. Dann hilft manchmal ein geduldiges Ruhenlassen des Denkens, so lange, bis man erkennt: "Ja, genau so ist es." Des Weiteren ist es von Vorteil, sich jederzeit ethisch korrekt zu verhalten, denn nur mit einem beruhigten Geist (kein "schlechtes" Gewissen) ist man in der Lage, Wissen zu erlangen und nicht Verblendungen anheim zu fallen, auf Irrwege zu gelangen. Das heißt, nicht nur durch Lesen und (Auswendig-) Lernen der Lehrreden des Pālikanon (Vinaya, Sutten und Abhidhamma) erreicht man analytisches Wissen (Wissensbildung), sondern nur in der Kombination Lesen, Lernen, Nachdenken, Analysieren, Diskutieren, In-Frage-Stellen. Man versucht, das Gelesene bzw. Gehörte zu verstehen (wann, zu wem wurde was gesagt, welche Umstände führten eben dazu, usw.). Und in der Meditation versucht man, mit Achtsamkeit ALLES zu durch-schauen (vi-passanā), und nicht länger - wie die meisten Menschen - alles nur an-zuschauen.


    Dazu folgendes Zitat aus dem Saṃyutta-Nikāya 46.51:


    Was aber, ihr Mönche, ist die Nahrung, um das noch nicht erschienene Erwachungsglied Lehrergründung erscheinen und das erschienene sich weiter entfalten und reif werden zu lassen? Es gibt, ihr Mönche, heilsame und unheilsame Dinge, tadelhafte und untadelige Dinge, niedere und erlesene Dinge, es gibt Dinge mit dem Gegensatz von Dunkel und Hell: was dabei an gründlicher Aufmerksamkeit sich ausbreitet, das ist die Nahrung, um das noch nicht erschienene Erwachungsglied Lehrergründung erscheinen und das erschienene sich weiter entfalten und reif werden zu lassen. Was aber ist, ihr Mönche, der Nahrungsentzug für das Erscheinen des noch nicht erschienenen Erwachungsgliedes Lehrergründung und für Entfaltung und Reifwerden des erschienenen? Es gibt, ihr Mönche, heilsame und unheilsame Dinge, tadelhafte und untadelige Dinge, niedere und erlesene Dinge, es gibt Dinge mit dem Gegensatz von Dunkel und Hell: dazu keine Aufmerksamkeit ausbilden, das ist jener Nahrungsentzug für das Erwachungsglied Lehrergründung.



    Sorry, wieder ein bisken lang geworden. :D


    Es kommt bei allem aber immer darauf an, was man "selber" möchte. Reicht es ruhiger zu werden oder möchte man die Dinge sehen wie sie wirklich sind.
    Alles ist o.k. und darf so sein wie es ist.


    Mit Metta
    Dhammika