Eskalationsstufen

  • Von einem unbedachten Word oder Handlung bis hin zu Mord und Totschlag ist ein längerer Weg der Eskalationsstufen. Sind diese Stufen im Kanon irgendwo differenziert beschrieben ?

    2 Mal editiert, zuletzt von Marius West ()

  • Hendrik

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Wenn ein Kleid schmutzig und fleckig ist und ein Färber behandelt es mit einer Farbe, sei es Blau, Gelb, Rot oder Violett, so nimmt es eine trübe, unreine Farbe an, und zwar deshalb, weil das Kleid schmutzig ist. Ebenso ist bei unreinem Denken ein schlechter Ausgang zu erwarten.


    Wenn aber ein Kleid sauber und fleckenlos ist und ein Färber behandelt es mit einer Farbe, sei es Blau, Gelb, Rot oder Violett, so nimmt es eine klare und reine Farbe an, und zwar deshalb, weil das Kleid rein ist. Ebenso ist bei reinem Denken ein guter Ausgang zu erwarten.

    Die Denkweise ist hier also die eines unterschiedlichen Befleckungsgrades das nach seinem "Ausgang" gestaffelt ist.


    Das Wort das hier als "Ausgang" übersetzt ist, ist "gati" das wo anders auch als "Fährte" übersetzt wird:


    'Gang, Daseinsfährte'.

    »Fünf Daseinsfährten gibt es:

      1. Höllenwelt (niraya)
      2. Tierschoß, (tiracchāna-yoni)
      3. Gespensterreich, (petti-visaya)
      4. Menschenwelt,
      5. Himmelswelt«

    (D. 33; A.IX.68 u.a.).

    Die beiden letzteren gelten als Glücksfährten (sugati), die anderen als Leidensfährten (duggati, siehe apāya).

    Heilsames Handeln führt zu heilsamer Fährte ( sugati ) und unheilsamen Handeln zu schlechter Fährte ( duggati ) . Von daher entsprechend diese Fährten vielleicht deinen "Eskalationsstufen".

  • Die zugrunde liegende Wurzel sowohl des "unbedachten" Wortes oder der entsprechenden Handlung, wie auch schlimmerer Taten im Affekt, bis hin zum geplanten Mord, ist immer Ablehnung, "Hass".

    Regelrechte "Eskalationsstufen" sind in dem folgenden Sutta nicht aufgeführt, allerdings werden die schädlichen Konsequenzen in Versform deutlich dargestellt:


    A.VII.60 Die Folgen der Gehässigkeit - 11. Kodhana Sutta

    "Sieben dem Feinde erwünschte und dienliche Dinge, ihr Mönche, befallen den Gehässigen, ob Mann oder Weib. Welche sieben?

    ...............................................


    Wer haßt, ist häßlich anzuschauen, liegt ruhlos auf der Lagerstatt. Und wenn ein Vorteil ihm erwächst, glaubt er, daß es ein Nachteil sei.


    Verderben bringt Gehässigkeit, Gehässigkeit verstimmt das Herz, doch nicht bemerkt er die Gefahr, die so in seinem Herzen wächst.


    Betört durch Hasses Leidenschaft verliert er seinen guten Ruf, und Herzensbruder, Vetter, Freund dem Hasser aus dem Wege gehen.


    Nicht kennt der Hasser, was ihm nützt, die Lehre kann er nicht verstehen; denn Finsternis und Blindheit herrscht, wo Haß den Menschen niederzwingt.


    Wenn da durch Worte oder Tat der Haßverzehrte Mord verübt, verliert, vom Hasse übermannt, der Mensch sein ganzes Hab und Gut.


    Was auch der Hassende zerstört, sei's mühsam, sei es leicht zu tun, sobald der Haß erloschen ist, wird wie vom Feuer er verzehrt.


    Ist erst der Haß einmal entfacht, durch den die Welt in Wut entbrannt, legt er Erregung an den Tag, gleichwie dem Feuer Rauch entströmt.


    Nicht kennt er Schamgefühl noch Scheu, ist ohne Achtung, wenn er spricht; und wird vom Haß er übermannt, so kennt er nimmer einen Halt.


    Voller Qualen sind die Taten, die vom Guten abseits liegen. Diese will ich euch nun weisen, so höret, wie es damit steht:


    Im Zorn den Vater man erschlägt; im Zorn bringt man die Mutter um; im Zorn schlägt man den Priester tot, im Zorne den gemeinen Mann.


    Durch die gehegt, durch die gepflegt, der Weltling diese Welt betrat, die Mutter, die ihm's Leben gab, selbst die bringt er im Zorne um.


    Sich selbst hat jedermann zum Freund sich selber hat am liebsten man und doch im Zorn bringt man sich um, von mannigfachem Wahn betört.


    Man bringt sich mit dem Schwerte um, verschluckt auch Gift, vom Wahn gepackt, hängt sich an einem Stricke auf, stürzt sich von einem Fels hinab.


    Wer einen Lebenskeim zerstört (*1), wer selber sich das Leben nimmt, begreift nicht, was er damit tut: Aus Zorn erwächst ihm Untergang.


    So mag denn aus dem Zorn entstehen ein ganz versteckter Todesstrick. Ihn rottet aus durch Selbstbeherrschung, Erkenntnis, Weisheit, Strebsamkeit!


    Und wie der einsichtsvolle Mensch er tötet diesen bösen Trieb, so sollt ihr euch im Guten üben, daß euch Erregung nicht mehr packt!


    Vom Zorn und von Verzweiflung frei, von Gier entledigt und Verlangen, gezügelt wer den Haß verwand, erreicht Nibbāna, triebbefreit."



    Hoffe, du kannst mit dem Text etwas anfangen!


    Liebe Grüße, Anna _()_


    Wirklich liegt alle Wahrheit und alle Weisheit

    zuletzt in der Anschauung. (Arthur Schopenhauer)


    Oh wünsche nichts vorbei und wünsche nichts zurück!

    Nur ruhiges Gefühl der Gegenwart ist Glück. (Friedrich Rückert)

  • Im Grunde ist die Nichterfüllung des Begehrens die Ursache von Hass.


    Zitat

    11. "Wiederum, mit Sinnesvergnügen als Ursache, Sinnesvergnügen als Quelle, Sinnesvergnügen als Grundlage, weil die Ursache davon schlicht Sinnesvergnügen sind, streiten Könige mit Königen, Adelige mit Adeligen, Brahmanen mit Brahmanen, Haushälter mit Haushältern; die Mutter streitet mit dem Kind, das Kind mit der Mutter, der Vater mit dem Kind, das Kind mit dem Vater; der Bruder mit der Schwester, die Schwester mit dem Bruder, der Freund mit dem Freund. Und in ihrem Streit, ihrem Zank, ihrer Auseinandersetzung, greifen sie sich mit Fäusten, Erdklumpen, Stöcken oder Messern an, wodurch sie sich den Tod oder tödliches Leid zuziehen.

    M.13


    Durch das Zusammentreffen der Sinne mit den Sinnesobjekten und dem Bewusstsein entstehen Gefühle, durch das Ergreifen der Gefühle mit Gier, Hass und Verblendung entstehen Geistesbewegungen die wiederum die Gefühle steigern, das führt zu entsprechenden Handlungen bis hin zu Mord und Totschlag.


    Der ganze Vorgang ist vielfach erklärt, z.B. hier:


    Zitat

    8. "Bhikkhu, was die Quelle anbelangt, durch welche die Konzepte, die von begrifflichem Ausufern geprägt sind, einen Mann bedrängen: wenn dort nichts gefunden wird, woran man sich ergötzen könnte, was man willkommen heißen könnte und woran man sich festhalten könnte, dann ist dies das Ende der Neigung zur Begierde, der Neigung zur Abneigung, der Neigung zu Ansichten, der Neigung zum Zweifel, der Neigung zum Dünkel, der Neigung zur Begierde nach Werden, der Neigung zur Unwissenheit; dies ist das Ende des Gebrauchs von Knüppel und Waffe, von Streit, Zank, Streitgesprächen, Anschuldigung, Gehässigkeit und falscher Rede; hier hören diese üblen unheilsamen Zustände ohne Überbleibsel auf.


    16. "Bedingt durch Auge und Formen entsteht Sehbewußtsein; das Zusammentreffen der drei ist Kontakt, durch den Kontakt bedingt ist Gefühl. Was man fühlt, das nimmt man wahr. Was man wahrnimmt, darüber denkt man nach. Worüber man nachdenkt, darüber ufert man begrifflich aus. Mit dem als Quelle, worüber man begrifflich ausgeufert ist, bedrängen einen Mann die Konzepte, die von begrifflicher Ausuferung geprägt sind, und sich auf vergangene, zukünftige und gegenwärtige Formen, die mit dem Auge erfahrbar sind, beziehen."

    M.18