Beiträge von mukti
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Verstehe ich dich richtig, lieber mukti , dass du meintest, durch häufig geübtes Kontemplieren (so würde ich "tiefgründige Erwägung und Betrachtung" bezeichnen) reife/entstünde die Erkenntnis, welche die Abwendung von den Sinnesfreuden bewirkt?
Ja, die Kontemplation wird aber nicht Abwendung bewirken wenn Weisheit, Sittlichkeit und Sammlung nicht entsprechend entwickelt sind.
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... dieses Glück der Loslösung ist, mit den / allen möglichen Sinnenfreuden/ nicht zu tun hat, aber übersteigt die und transmutiert auf die höchste Ebene. Das wäre dann der klare Blick, und genau deswegen man redet über die "Abwendung". So hatte ich besonders gut bei Analayo verstanden.
So verstehe ich es auch aber es geht mir oft wie dem Haushälter Tapussa:
ZitatUns Hausleuten, die wir die Sinnendinge genießen, an den Sinnendingen Freude, Gefallen und Entzücken finden, uns dünkt die Entsagung gleichsam ein Abgrund.
Auch dem Buddha ist es so gegangen:
ZitatAuch ich, Ānanda, hatte vor meiner vollen Erleuchtung, als ich noch nicht völlig erleuchtet, noch ein Anwärter auf die Erleuchtung war, den Gedanken: 'Etwas Gutes ist die Entsagung! Etwas Gutes ist die Abgeschiedenheit!' Doch mein Herz, Ānanda, fühlte keinen Drang zur Entsagung, neigte nicht dazu, festigte sich nicht darin und fand darin keine Befreiung.
Er hat sich gefragt warum er keine Neigung zur Entsagung fühlte, obwohl er doch erkannt hat, dass sie etwas Gutes ist.
ZitatUnd der Gedanke kam mir: 'Nicht habe ich das Übel der Sinnendinge erkannt und oft erwogen, habe den Segen der Entsagung noch nicht empfunden und erwirkt. Darum eben fühlt mein Herz keinen Drang zur Entsagung, neigt nicht dazu, festigt sich nicht darin und findet darin keine Befreiung.
Also hat er sich darin geübt das Übel der Sinnendinge zu erkennen und oft zu erwägen:
ZitatUnd in der Folgezeit, Ānanda, erkannte und erwog ich oft das Übel der Sinnendinge, und ich empfand und erwirkte den Segen der Entsagung, so daß mein Herz einen Drang fühlte zur Entsagung, dazu neigte, sich darin festigte und darin Befreiung fand, in der Erkenntnis: 'Das ist der Friede!'
Demnach geschieht die Abwendung von den Sinnesfreuden wenn das Übel darin klar erkannt ist und diese Erkenntnis geschieht durch oft wiederholte, tiefgründige Erwägung und Betrachtung.
Wie gut doch der Buddha alles erklärt hat!
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Das erinnert mir sehr interessanten Gedanken im Buch" Buddhistisches Denken" von E.Conze. Was mich zuerst sehr irritiert hatte. So frei sinngemäß, nur der, wer den absoluten Ekel empfindet, also den Widerwillen gegen das normale (als ob), das gewöhnliche Leben, welche wir alle führen, denn man ("") kann nicht in allem drei, eigentlich vier (hinter der Oberfläche der Schönheit den Verfall und Zerfall, also wieder den Ekel ohne Ende zu sehen), der kann, also wäre nicht imstande den buddhistischen Weg richtig zu verstehen, verschweige ihn zu gehen. Die absolute "Abwendung" wäre dann der einzige Weg.
Gustav Meyrink hat es in einem Roman so ausgedrückt:
ZitatUnd ich sehe Frau Welt vor mir mit arglistigem Lächeln und mit dem gestohlenen Antlitz der Heiligen, – sehe sie von rückwärts aufgerissen und vom Nacken bis zu den Fesseln ihrer Füße nackt und als ein wimmelndes Grab von Nattern, Kröten, Lurchen und eklem Ungeziefer. Und während von vorn Wohlgeruch und alle Lieblichkeit und Hoheit der Göttin sich in Gestalt und Zügen abspiegeln, dringt Fäulnisgeruch aus ihrer mir abgekehrten Seite und das unauslöschlich der Seele mit unnennbarem Grauen sich einprägende Geheimnis der hoffnungslosen Verwesung.
(Aus "Der Engel von westlichen Fenster")
In der von mir zitierten Lehrrede S.22.39 ist das Paliwort für Abwendung
"nibbidā", Mylius übersetzt es mit "Verdruss, Ekel, Ernüchterung". Nach dem Wörterbuch von Nyanatiloka ist "Nibbidānupassanā" (Betrachtung der Abwendung) eine Übung zur Entwicklung des Hellblicks (vipassanā).
Die beiden Daseinsmerkmale Leid und Vergänglichkeit werden in den Lehrreden oft mit dem dritten Daseinsmerkmal in Verbindung gebracht, Nicht-Selbst: von dem was vergänglich ist, kann man nicht zurecht sagen 'das bin ich, das gehört mir, das ist mein Selbst'. Man kann nicht bestimmen 'so will ich sein, so soll es bleiben'. Nach einem idealen Dasein zu streben bedeutet demnach einer Chimäre hinterherzulaufen. Aber sogar wenn das einigermaßen klar ist, läuft man trotzdem im Samsara umher, wenn man nicht häufig genug die Betrachtung der Khandha nach den drei Daseinsmerkmalen übt.
Man lebt halt nicht in so günstigen Umständen wie damals, wo man den Buddha um eine persönliche Unterweisung bitten und dann in Abgeschiedenheit danach praktizieren konnte. Da mag es besser sein langsamer und vorsichtiger vorzugehen um durch solch intensive Betrachtungen keinen ungesunden Lebensüberdruss zu entwickeln, bzw. einen Hass auf das Leben. Das wäre dann wohl nur die andere Seite des Begehrens - ein Widerwille weil es nicht so ist wie man es gerne hätte. Das ist ja sogar damals mit einigen Mönchen geschehen, die sich dann umgebracht haben. Die rechte Einsicht bleibt dagegen nicht am Ekel hängen sondern ist mit dem befreienden Glück der Loslösung verbunden welches das Begehren versiegen lässt, weil es größer ist als alle Sinnesfreuden.
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Zitat
Wenn er häufig die Abwendung vollzieht bei der Körperlichkeit, beim Gefühl, bei der Wahrnehmung, bei den Gestaltungen und beim Bewußtsein; und wenn er deren Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Ichlosigkeit betrachtet, dann durchschaut er die Körperlichkeit, durchschaut er das Gefühl, durchschaut er die Wahrnehmung, durchschaut er die Gestaltungen, durchschaut er das Bewußtsein.
Diese durchschauend, wird er befreit von der Körperlichkeit, befreit vom Gefühl, befreit von der Wahrnehmung, befreit von den Gestaltungen, befreit vom Bewußtsein, wird er befreit von Geburt, Altern und Sterben, von Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung, wird er befreit vom Leiden, so künde ich.
Abwendung bedeutet nicht wegschauen sondern genau hinschauen, die Vergänglichkeit, Leidhaftigkeit und Ichlosigkeit betrachtend.
Mehr braucht es gar nicht, fehlt nur noch das unermüdliche Üben in Zurückgezogenheit, oder?
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Müssen wir immer wenn wir etwas Schönes erleben uns an die Vergänglichkeit erinnern, darüber in dem Moment kontemplieren. Das ist doch dann sehr abturnend, bzw dann geht ja der Spaß weg, es ist so eine Art Grüben, finde ich. Oder gibt es eine andere Art von grübeln / zweifeln ? Oder ist es eben so, dass wir uns an nichts erfreuen sollen - zu sehr erfreuen.
Ich verstehe das alles gerade nicht so wirklich, Aber ich glaube, das ist eine Entscheidung die jeder für sich selbst fällen muss, oder ? Kann man nicht einfach mal leicht sein und glücklich ?
Muss man dann gleichzeitig immer bedenken, " dies ist vergänglich " ?
Ich glaube auch dass da jeder seine eigene Strategie finden kann. Was mich betrifft, ich lasse mir schöne Erlebnisse nicht immer durch die Erinnerung an die Vergänglichkeit verderben, das wäre mir zu künstlich und zwanghaft, ich kann mich da auch mal voll drauf einlassen und die Besinnung auf die Vergänglichkeit auf später verschieben. Z.B. wenn es mal unschön ist, da fällt sie mir viel leichter. Ganz vernachlässigen will ich sie auf keinen Fall.
Naja. Falls jemand so eine Art Befreiung erlebt hat oder diese hat, so würde er sich einfach erfreuen daran, dass er da ist und alles andere da ist denke ich und sähe alles als unendlich an, oder ? Eben nicht als vergänglich. Es gäbe keine Zeit- so stelle ich es mir vor.
Vielleicht ist es so, ich kann mir kein unendliches Dasein außerhalb der Zeit vorstellen.
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M.19 ist eine Lehrrede über Bewertung und vollständige Loslösung:
ZitatIhr Bhikkhus, vor meiner Erleuchtung, als ich noch lediglich ein unerleuchteter Bodhisatta war, kam mir in den Sinn: 'Angenommen, ich teile meine Gedanken in zwei Klassen ein.' Auf die eine Seite brachte ich dann Gedanken der Sinnesbegierde, Gedanken des Übelwollens und Gedanken der Grausamkeit, und auf die andere Seite brachte ich Gedanken der Entsagung, Gedanken des Nicht-Übelwollens und Gedanken der Nicht-Grausamkeit.
Die Gedanken auf der einen Seite hat er aufgegeben, denn sie "führen zu meinem eigenen Leid, zum Leid anderer und zum Leid beider; es beeinträchtigt Weisheit, verursacht Schwierigkeiten, und führt von Nibbāna weg".
Die Gedanken auf der anderen Seite hat er gepflegt, denn sie "führen nicht zu meinem eigenen Leid, oder zum Leid anderer oder zum Leid beider; es fördert Weisheit, verursacht keine Schwierigkeiten, und führt zu Nibbāna hin":
ZitatIhr Bhikkhus, worüber auch immer ein Bhikkhu häufig nachdenkt und nachsinnt, das wird seine Geistesneigung werden.
Weil es dem Bodhisattva aber zu dieser Zeit bereits um das vollkommene Erwachen ging, ist er bei den heilsamen Gedanken auch nicht stehengeblieben sondern hat den Geist "gefestigt, beruhigt, konzentriert und zur Einheit gebracht", ist stufenweise in die Vertiefungen eingetreten und hat schließlich die endgültige Triebversiegung erreicht.
Demnach führt das Bewerten "heilsam" zu Nibbana hin und "unheilsam" von Nibbana weg. Wenn der Geist nur mehr zum Heilsamen neigt, in der Meditation dort nicht stehenbleibt sondern alle Bewertungen aufgibt, kann Geistesruhe und Einsicht entstehen die zu vollkommener Loslösung führen. Das bloße Nicht-Bewerten löscht die unheilsamen Neigungen nicht aus, dazu bedarf es der Praxis des gesamten achtfachen Pfades. Andernfalls wird die Loslösung in der Meditation zeitweilig und unvollständig sein. So wird am Ende dieser Lehrrede der achtfache Pfad hervorgehoben:
ZitatAlso, ihr Bhikkhus, ist der sichere und gute Pfad, der zum Glück führt, von mir wieder zugänglich gemacht worden.
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Es ist wohl so gemeint dass man erst die Möglichkeit zur Veränderung (Besserung) hat, wenn man seine eigenen Unzulänglichkeiten einsieht und akzeptiert. Wenn man sie nicht sehen will und sich dauernd selber und anderen was vormacht, kann sich ja nichts ändern.
Da stimme ich zu. Aber auch, dass die Akzeptanz schon eine Änderung mit sich bringt. (Nicht als Freibrief gemeint, alles zu tun, was man beispielsweise mit Wut im Bauch tun will.)
Die Akzeptanz wird wohl nicht zu so einem Freibrief wenn bereits eine rechte Gesinnung entwickelt ist, dann erfolgt auch gleich die Einsicht und damit eine Veränderung.
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Was ist aber mit der unbedingten Freude, die entsteht oder frei wird, wenn wir das Denken lassen oder das Anhaften an Gedanken von Gier und Ablehnung.
Soweit ich das sehe ist dies das Glück der Loslösung, jenseits von Gut und Böse. Das tritt aber nur ein auf dem Fundament der Sittlichkeit, soll heißen dass man zuerst ein guter Mensch sein muss bevor man das Dasein transzendieren kann. Wenn man in den Mitmenschen das Gute sieht weil man selber gut ist, hat man schon sehr viel erreicht und es ist sehr wichtig und unerlässlich das anzustreben. Religionen sehen es oft als das Ziel der Heiligkeit und lehren dass man dadurch für ewig in den Himmel kommt. Nach indischer Weisheit und insbesondere der Lehre des Buddha gibt es kein ewiges Dasein, auch das Gute und seine Auswirkungen müssen vergehen. Mir scheint das richtig zu sein.
Auf die Frage ob der Mensch im Grunde gut oder böse ist, würde ich antworten beides ist in ihm, mit beiden Anlagen kommt er auf die Welt. Oft überwiegt eine davon aber wenn ein Mensch z.B. eine böse Veranlagung hat, kann er sie trotzdem durch Einsicht überwinden und ein guter Mensch werden. Umgekehrt kann einer in schlechte Gesellschaft geraten und einer schlechten Lehre folgen, das Gute in sich unterdrücken oder weitgehend ausmerzen und das Böse kultivieren. Dann ist ihm der Weg zum Glück der Loslösung versperrt und die Freude die er aus den bösen Taten zieht ist viel geringer als die Freude am Guten.
Diese Freude zu unterdrücken wäre ja auch schade oder nicht nötig. Also man darf diese genießen, aber ich würde nicht sagen, dass es diese Art Freude bei mir war und ist. Aber ich weiß es nicht. Einfach genießen, würde ich sagen. Und wenn sie vergeht dann nicht traurig sein.
Sehe ich auch so, die Freude die durch das Gute entsteht soll man genießen ohne daran anzuhaften, weil das Gute ja letztlich nicht vor Leid bewahrt und spätestens mit dem Tod zu Ende ist. Oder, falls man an Wiedergeburt denkt, ein glückliches Dasein entstehen lässt das aber auch wieder vergeht wie alles das entstanden ist. Es ist großartig sich am Guten zu erfreuen, ich finde es aber angebracht ein wenig im Hinterkopf zu behalten dass es nicht das ultimative Ziel, sondern ein Fundament für die endgültige Befreiung ist. Vollkommene Freiheit beinhaltet dann ja auch vollkommenes Wohlwollen und Mitgefühl.
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Kennt ihr das ? Dass ihr so lebendig seid und euch keine Gedanken mehr macht, Freude in euch ist und kein Impuls oder Drang nach Bewerten oder Analysieren von seinen eigenen Ideen, Gefühlen, und von anderen Menschen ?
Es ist wie im Fluß sein, im Fluß des Lebens.
Es hat auch damit zu tun, ob man sich selbst nicht ablehnt, verurteilt, denke ich und gepaart mit einem schönen Erlebnis ist diese andere Stimmung dabei heraus gekommen.
Kenne ich, aber die Stimmungen kommen und gehen und ich habe nur wenig Kontrolle über die Bedingungen, unter denen sie entstehen. Deshalb versuche ich mich nicht davon abhängig zu machen, also weder in Euphorie noch (bei schlechter Stimmung) in Depression zu verfallen und auf eine kontinuierliche Distanz zu achten. Letztlich geht es ja darum die Welt so zu sehen wie sie ist und nicht so wie ich sie gerade wahrnehme. Das ist nicht so einfach, aber ich arbeite daran.
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Von Carl Rogers gibt es einen schönen Text:
ZitatUnvollkommen
In meinen Beziehungen zu Menschen habe ich herausgefunden, dass es auf lange Sicht nicht hilft, so zu tun, als wäre ich jemand, der ich nicht bin. Es hilft nicht, ruhig und freundlich zu tun, wenn ich eigentlich ärgerlich bin und Bedenken habe. Es ist nicht hilfreich, so zu tun, als wüsste ich die Antworten, wenn ich sie nicht weiß. Es hilft nicht, den liebevollen Menschen zu spielen, wenn ich im Augenblick eigentlich feindlich gestimmt bin. Es hilft mir nicht, so zu tun, als wäre ich voller Sicherheit, wenn ich eigentlich beängstigt und unsicher bin. (...) Ich spüre, dass ich den Umständen gerechter werden, wenn ich mir erlaube, so zu sein, wie ich bin. Es ist für mich einfacher geworden, mich als entschieden unvollkommenen Menschen zu akzeptieren, der keinesfalls zu jeder Zeit so handelt, wie er handeln möchte. (...) Wenn ich mich so, wie ich bin, akzeptiere, dann ändere ich mich.
Wie ist das gemeint: "Wenn ich mich so, wie ich bin, akzeptiere, dann ändere ich mich"? Wenn ich dazu stehe - 'so bin ich eben' - dann bin ich zwar die Bürde der Verstellung los, aber nicht Ärger, Feindschaft, Angst und Unsicherheit. Wie soll mit dieser Akzeptanz von selber eine Veränderung geschehen, bedarf es dazu nicht zusätzlich der Bemühung, allerdings mit den richtigen Methoden wie der Entwicklung von Achtsamkeit, Einsicht und Wohlwollen?
Hallo mukti
es tut mir leid, dass ich bisher nicht geantwortet habe. Neben einem beruflichen Quereinstieg in was Spannenderes und Kindern habe ich am Ende des Tages grad kaum mehr vollständige Sätze übrig. Ist die Frage noch offen oder hat sich das erledigt?
LG Gurkenhut
Kein Problem, möge das Berufliche und Familiäre glücklich verlaufen.
Es ist wohl so gemeint dass man erst die Möglichkeit zur Veränderung (Besserung) hat, wenn man seine eigenen Unzulänglichkeiten einsieht und akzeptiert. Wenn man sie nicht sehen will und sich dauernd selber und anderen was vormacht, kann sich ja nichts ändern.
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Über die Sinne mit einer natürlichen Umgebung verbinden.
Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.
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"So lässt sich den Mitmenschen mit einer gewissen Gelassenheit gegenübertreten: Nehmen wir uns alle nicht zu ernst, es gibt hier nichts dauerhaftes zu gewinnen."
Das ist wohl so, aber es hilft im Menschlichen auch nicht weiter, denn es ist möglich eine überlebensgroße Statur zu errichten, die dann lange überdauern soll. Viele Herrscher haben das getan und dabei einfache Leute verschlissen, aber auch als Einzelner kann man den Wunsch hegen, ein überlebensgroßes Gebilde zu installieren, dass einen überlebt. Buddha mit seiner Erleuchtung ist zweifelsohne so eine Gestalt, er lebt heute noch in unseren Köpfen. Es gibt nichts dauerhaft zu gewinnen, aber es gibt die Illusion sich unsterblich zu machen oder wenigstens eine Weile nach dem Tod zu überdauern.
Diese Art "Unsterblichkeit" fand ich immer nutzlos, von dem Denkmal hat der Verstorbene ja gar nichts mehr und irgendwann vergeht das auch und es bleibt keine Spur mehr von ihm übrig.
Was den Buddha betrifft, er hat gesagt "Wer mich sieht, der sieht das Dhamma" und es ist wohl das Dhamma das auch heute in unseren Herzen und Köpfen sein sollte.
Es gibt nichts dauerhaft zu gewinnen, aber es gibt die Illusion sich unsterblich zu machen oder wenigstens eine Weile nach dem Tod zu überdauern. Im Christentum ist das fest verwurzelt und ich vermute, dass die Westeuropäer, die sich dem Buddhismus widmen, nicht frei davon sind. So kommt es, dass verbal gekämpft wird, um das lange andauern, um das Konservative, auch im Gedankengang und das Jetzt und Hier der Achtsamkeit nebensächlich wird. Zumindest das erkannt werden im Leben soll dauerhaft bis zum Tod erhalten bleiben und am besten darüber hinaus. Es geht eindeutig um etwas in der Kommunikation mit der virtuellen Welt und das heißt nicht dukkha verringern, es heißt eher dukkha zu nutzen, um sich zu etablieren.
Das hängt wohl u.a. mit dem Wunsch zusammen eine gute Lehre zu etablieren und zu erhalten. Dabei wird halt öfter übersehen dass man vor allem selber danach leben sollte und dann auch ein gutes Vorbild abgibt. Stattdessen werden oft prunkvolle Tempel errichtet, Reichtum, Macht und Unterdrückung ausgeübt. Tja so ist das, machen wir's besser.
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Ich habe in meiner Antwort extra von "Verkörpern" gesprochen (den Vater verkörpern, den Angestellten, den Mieter und auch den kranken Menschen), weil der Begriff für mich adäquat die Mitte zwischen dem Sein und dem Nicht-Sein wiedergibt. "Verkörpern" schließt das Nicht-Sein aus, da ja etwas da ist (und zwar das Verkörperte, wie den Vater, den Kranken oder den Sterbenden) und beinhaltet gleichzeitig Anatta, da ein unabhängiges Sein relativiert wird. Denn ohne die Relativierung des Seins in ein abhängiges Verhältnis, bräuchte es keinen Begriff wie „Verkörpern“ - man könnte ansonsten einfach vom Sein sprechen, das ja gerade eben durch einen anderen Begriff relativiert werden soll. Mir ist bisher kein deutsches Wort bekannt, welches die Position dieser Positionslosigkeit eines abhängigen Seins wiedergibt.
Das Verkörperte habe ich mir in den wenigsten Fällen ausgesucht: Z.b. einen Menschen zu verkörpern der Krank sein wird/stirbt und ggf. auch seine Kinder zu Grabe trage muss. Ich kann das aber annehmen und das Beste daraus machen, indem ich heilsames kultiviere und meinen Mitmenschen damit im Alltag gegenüber trete: Damit kann ich das Wissen der Verkörperung zum Ausdruck bringen.
So gesehen ist wohl alles eine Verkörperung, auch der da gerade vor dem PC sitzt. Vorher war einer der gefrühstückt hat und nachher ist einer der einkaufen geht. Das Ich ist immer dabei, aber eben immer nur vorübergehend, es kann in keiner Rolle bleiben und auch nicht aus den Rollen heraustreten um unabhängig davon zu existieren, nur die Rolle wechseln. Somit wird es, genauer betrachtet, aufgrund der Vergänglichkeit relativiert und das vermindert Dukkha, durch die heilsame Einsicht dass keine leidvolle Verkörperung bestehen bleibt und dass es keinen Sinn macht, an glücklichen Verkörperungen festzuhalten.
So lässt sich den Mitmenschen mit einer gewissen Gelassenheit gegenübertreten: Nehmen wir uns alle nicht zu ernst, es gibt hier nichts dauerhaftes zu gewinnen.
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Ohne die Aufhebung der Unwissenheit/Verblendung gibt es kein "vollständiges" erkennen.
Ja das ist wahr.
Da hilft auch nicht "Ich bin" und "Ich ist" - auch das mit dem Subjekt und Objekt ist wenig nützlich, denn beide entstehen zusammen. Und beide verschwinden auch zusammen.
Mir hilft es in der Praxis, durch das Beobachten ergeben sich auch Einblicke in die bedingte Entstehung. Man kann natürlich auf verschiedene Weise ansetzen, etwa mittels Analyse über das Paticcasamuppada. Das ist mir halt nicht stets gegenwärtig, auf das Beobachten lässt sich immer sofort "zugreifen" sozusagen.
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mukti #79
Leere als Antwort ist sicherlich nicht schlecht und ich hatte das Herz-Sutra erwähnt, weil es in der Leere kein dukkha gibt und in tiefer Versenkung "Ich und Welt" verschwinden.
Nun muss man aus diesem Versenkungszustand wieder aufstehen und damit werden "Ich und Welt" wieder zusammen gesetzt. Und zack - alles fast wieder wie es war!Nun zur Frage und Antwort:
"Wenn du Körper/Geist nicht bist, wer bist du dann?“
In der Lehrrede SN 22.59
https://suttacentral.net/sn22.…hlight=false&script=latin
wird nochmal die Betrachtung der fünf kandha dargestellt und da ist dann auch die bekannte Formel ‚Das ist nicht mein, das bin nicht ich, das ist nicht mein Selbst.‘ erwähnt. Dabei bleibt es aber nicht!
Es geht nämlich entscheidend weiter:
ZitatWenn er das sieht, wird ein gebildeter edler Schüler ernüchtert von Form, Gefühl, Wahrnehmung, Entscheidungen und Bewusstsein. Wenn er ernüchtert ist, schwindet die Leidenschaft. Wenn die Leidenschaft schwindet, ist er befreit. Wenn er befreit ist, weiß er, dass er befreit ist.
Er versteht: ‚Wiedergeburt ist beendet; das geistliche Leben ist erfüllt; was zu tun war, ist getan; es gibt keine Rückkehr mehr zu irgendeinem Daseinszustand.‘“
Meine Frage bezog sich auf den, der das erkannt hat, dass (jegliche) Form, Gefühl, ... ohne ich, mein und Selbst ist UND der als "gebildeter, edler Schüler"
sich von der ersten Fessel des Persönlichkeitsglauben befreit. Mir scheint das eine ziemliche Barriere zu sein und ich frage mich, woran das liegt.
Ich schreibe dann so eine Lehrrede um und wende sie direkt auf mich an, d.h. ich personalisiere sie. Das spricht mich dann direkt an und hilft mir zu sehen: du/ich bin gemeint.
Also wenn vollständig erkannt ist dass ich nicht Körper/Geist bin, dann ist da kein "Ich bin", sondern ein "Ich ist". Das Ich ist nicht mehr Subjekt sondern Objekt, eine geistige Gestaltung, Teil der Khandha. Subjekt war immer nur das Bewusstsein das alles andere erfährt, aber Begehren und Verblendung haben es zu einem Ich-Bewusstsein gemacht. Das Ich erfährt nichts, es ist nur notwendig damit das Dasein funktioniert, außerhalb tiefer Versenkung. Es wird dann aber anders erfahren als jetzt, wo es sich selbst zu erfahren glaubt. Z.B. als ein Teil der mit allem verbunden ist und nicht als etwas getrenntes das alles manipuliert. Der Geist ist ruhig weil er nicht von Begehren und Aversion getrieben wird, gleichzeitig hält er nichts fest und fließt mit allem mit. Ajahn Chah sagt es ist wie "stilles, fließendes Wasser", für das Denken ein Paradoxon.
So helfe ich mir über diese Barriere hinweg und es spricht mich nicht so recht persönlich an. Aber was soll's, die Persönlichkeitsansicht ist ja eine Fessel.
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Wenn ich nicht Körper/Geist bin und nicht Atman, bin ich dann Körper/Geist und Atman zusammen?
Ich weiß auch nicht genau, in welche Richtung deine Fragen zielen. Da du das Catuṣkoṭi in die Argumentation einkonstruierst, gehe ich davon aus, dass du auf die Leere verweisen möchtest? Das begrüße ich und ich sehe darin deine gestellte Frage auch beantwortet.
Wir können innerhalb eines Dialogs gerne weiter darüber schreiben, an einem Frage-Antwort Interview habe ich allerdings kein Interesse.
Du hast mich angesprochen bzw. zitiert (Beitrag 64), die Frage "Wenn du Körper/Geist nicht bist, wer bist du dann?“ beantwortet und ich versuche seitdem die Antwort zu klären, weil sie mir nicht klar ist. Also ich will nicht interviewen oder was konstruieren um etwas zu beweisen.
Wenn die Antwort jetzt "Leere" ist, nehme ich an dass sie mit meiner eigenen Antwort übereinstimmt "Jede Antwort wäre wieder eine Verdinglichung", weil ja Leere nun mal kein Ding ist. Dann wäre das ja geklärt.
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Ich bin das alles; ich kann etwas Sein (=im Sinne des bedingt Entstanden) ohne es zu Sein (=im Sinne eines vorhandenen Atmans).
Demnach bin ich also ein vorhandener Atman der das alles sein kann.
Ne, das wäre per Definition dann kein Atman mehr. Als Atman kannst du nur unveränderlich sein -das eine Extrem.
Kann ich auch Atman sein ohne das alles zu sein?
Das wäre dann kein-Atman, konkreter Nicht-Sein und damit das andere Extrem.
Wenn ich nicht Körper/Geist bin und nicht Atman, bin ich dann Körper/Geist und Atman zusammen?
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Die Frage war "Wenn du Körper/ Geist nicht bist, wer bist du dann?" und nicht "Wenn du Körper/Geist nicht bist, was verkörperst du dann?"
Die Antwort ist die gleiche. Es klingt nur komplizierter ohne das Wort "Verkörperung".
Es ist eine einfache, klare Frage.
Ich bin das alles; ich kann etwas Sein (=im Sinne des bedingt Entstanden) ohne es zu Sein (=im Sinne eines vorhandenen Atmans).
Demnach bin ich also ein vorhandener Atman der das alles sein kann. Kann ich auch Atman sein ohne das alles zu sein? Das war ja die Frage, wenn du das alles nicht bist wer bist du dann?
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Auf die Gefahr hin es selbst missverstanden zu haben:
Ich lese keine Aufforderung zu einer Frage an jemanden, sondern die Antwort auf die Frage, wer du bist: Frag jemanden.
Frag die Forenmitglieder, deine Familie, deine Freunde...
Für meine Mutter bin ich ein Kind. Für meine Tochter ein Vater. Für meine Frau bin ich ein Partner. Für meinen Arbeitgeber ein Goldesel... Soviele Daseinsformen.
Wenn man das alles aber nicht-ist, hat man m.E. auch kein Problem damit all diese hunderten Daseinsformen zu verkörpern.
Die Frage war "Wenn du Körper/ Geist nicht bist, wer bist du dann?" und nicht "Wenn du Körper/Geist nicht bist, was verkörperst du dann?"
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Warum Worte machen über etwas das mit Worten nicht erfassbar ist.
Warum sich über das Universum Gedanken machen, wenn man weiß, dass man es nicht in Worte fassen kann?
Deshalb sagt ja auch der Buddha, dass das Universum zu den unfassbaren Dingen gehört über die man nicht nachdenken sollte, weil nur Verwirrung dabei herauskommt.
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Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen. ...- Ludwig Wittgenstein.
Jo, ist ja meine Rede
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Warum Worte machen über etwas das mit Worten nicht erfassbar ist.
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