Für den Buddhismus kommt das "existentielle Loch" aus der Diskrepanz zwischen Wünschen und Welt. Wir wollen Sachen und die passieren anders. So gibt es ja die Geschichte von Kusaginati deren Kind starb und die dann ganz irr vor Trauer von Haus zu Haus lief, um es irgendwie zu retten.Bei Schimpansen hat man auch beobachtet, dass dies beim Tod ihres Kindes verstört wäre. Und das Baby herumtragen bis es zerfiel.
Sorry, kleine Korrektur : Die Frau hieß Kisa Gotami.
Im Unterschied zu einer Schimpansenfrau, die ihr totes Kind tagelang mit sich herumschleppt, dann aber loslässt, es vergisst (und irgendwann ein neues bekommen wird), kommt die Menschenfrau hier - allerdings mit Hilfe des Buddhas! - zu einer Erkenntnis und Einsicht, die sie dazu veranlasst, ihr Leben von Grund auf zu ändern.
Diese Freiheit hat das Affenweibchen naturgemäß nicht....
QuoteS.5.3. Gotami - 3. Kisāgotamī Sutta
Der Kisā Gotamī werden in den Therīgāthās die Strophen 213-223 zugeschrieben, die aber nicht die Strophen unseres Sutta sind. Die Legende der K. G. wird außer Samy. Komm. I. 222 f. in der Dhammapadatthakathā II. 270ff. (zu Dhp. v. 114) und im Apadāna (hrsg. M. E. Lilley II. 564ff.) erzählt. Sie hat ihr einziges Kind verloren und wird in ihrem namenlosen Schmerz vom Buddha durch den Hinweis darauf getröstet, daß der Tod allen Wesen gemeinsam sei. Sie tritt dem Orden bei und erreicht die höchsten Stufen der Erleuchtung.
Der Buddhismus hat etwas universelles. Wir sitzen mit den anderen fühlenden Wesen in dem gleichen Samsara.
Genau dies hat mich am Buddhismus (u.a.) immer angezogen...
Allerdings sind sich ja die meisten (anderen) fühlenden Wesen, u.a., da sie im Hier und Jetzt ihr Leben führen und einfach "nur" (über)leben, ihres leidvollen Daseins nicht bewusst.
Der Buddhismus ist kein Humanismus.
Ich würde meinen, dass Buddhismus auch humanistisch ist, er geht allerdings darüber hinaus, "ist viel mehr" - da stimme ich ewald zu.
Menschen, die andere Menschen heimtückisch umbringen, entstehen aus der Zivilisation, nicht aus der Natur.
Dem ist wohl eher nicht so, ich zitiere mal aus dem Buch "Lexikon der Ökoirrtümer" v. Dirk Maxeiner/Michael Miersch:
QuoteDisplay MoreDie Mordrate unter den Buschleuten in der Kalahari kommt derjenigen in den gewalttätigen städtischen Ghettos in den Vereinigten Staaten gleich.
35% der männlichen Gebusi, einem Waldvolk in Papua Neuguinea, sterben durch Totschlag.
Bei den Eipo in West-Neuguinea liegt die Tötungsrate 20 x höher als in Hamburg oder München (ein Viertel der Männer und 13 % der Frauen sterben eines gewaltsamen Todes). .....
...Der unerschütterliche Mythos vom "edlen Wilden" wurzelt vermutlich in christlichen Paradiesvorstellungen. ...
...Die Wunschvorstellung eines guten, unschuldigen Urzustandes, der erst durch Zivilisation verdorben wurde, hilft über die Unzulänglichkeit der Gegenwart hinweg....
Wie "native people" - meist durch natürliche Umstände gezwungen - mit Alten umgehen, schildert Jared M. Diamond in seinem Buch Vermächtnis - hier ein Link zu einem Ausschnitt:
Altenmord bei Naturvölkern - Geschichte-Wissen Forum
QuoteDisplay MoreBei einer Reihe von Naturvölkern gibt es keine Altersversorgung, weil diese Gesellschaften die alten Menschen töten, wenn sie scheinbar keinen erkennbaren Nutzen mehr für die Gruppe haben und ihre Versorgung als zu kostspielig erscheint. Jared Diamond gibt in seinem Buch „Vermächtnis“ folgende Gründe an:
1. Diese Praxis finden wir bei nomadisierenden Jägern und Sammlern, die häufiger ihren Lagerplatz wechseln müssen. Sie tragen alle Werkzeuge, Nahrungsmittel und Kinder mit sich und können sich nicht um schwache und gebrechliche Gruppenmitglieder kümmern.
2. Altentötung gibt es bei Völkern in Wüsten und arktischen Regionen, in denen es immer wieder zu Nahrungsknappheit kommt und in denen man keinen Vorrat anlegen kann. Man opfert die unproduktivsten Mitglieder, um nicht die Gemeinschaft zu gefährden.
Zum Glück betrifft es nicht alle - es gibt andernorts auch Möglichkeiten, als alter Mensch weiterleben zu dürfen:
QuoteDisplay MoreNicht alle Völker, die in einer schwierigen Umwelt leben, praktizieren Altenmord. Der beste Weg, um diesem Schicksal zu entgehen, besteht in der Arbeitsteilung. Die Alten übernehmen Arbeiten, die für alle nützlich sind. Hier einige Beispiele:
a.) Bei den !Kung in Südafrika stellen die Männer Tierfallen her, sammeln Pflanzen, haben sich Spezialwissen angeeignet über das Auffinden von Pflanzen oder Jagdtieren, das sie unentbehrlich macht.
b.) Die Alten, vor allem die Frauen, sorgen für die Kinder, damit die anderen Jagen und Sammeln können. Ob dies möglich ist, hängt ab von der Umwelt. (an vielen Orten beobachtet)
c.) Die Alten spezialisieren sich auf Werkzeugbau und können Techniken, die schwer zu erlernen sind. Bei den Semang in Malaysia stellen beispielsweise die Alten Blasrohre her und Töpfe.
d.) Die Alten werden Magier und Zauberer. Sie hüten das „Heilige Wissen“. Auf diese Weise bekommen sie sogar eine sehr mächtige und beherrschende Rolle in ihrer Sippe. Dies ist der beste Schutz, um einer Tötung zu entgehen.
e.) Die Alten sind eine Art Lexikon. Aufgrund ihres langen Lebens wissen sie in vielen Dingen Rat und werden oft gefragt in schwierigen Situationen.
Ob Gesellschaften sich um ihre alten Menschen kümmern oder nicht, hängt also zu einem großen Teil davon ab, wie nützlich die alten Menschen sind.
Die Rolle der Alten verbessert sich erheblich in Gesellschaften, in denen das Privateigentum verbreitet ist und zwar aus dem einfachen Grund, weil ihnen das Eigentum gehört und den Jungen nicht. In den antiken, orientalischen und feudalen Gesellschaften werden die Alten außerordentlich verehrt. Ihre Verfügung über Eigentum gibt ihnen eine außerordentlich starke Stellung bis hin zur Tyrannisierung der Jungen.Warum lassen die sich das gefallen? Aus dem gleichen Grund, weshalb die Jungen auch heute nicht die Alten töten. Die Gesellschaft, ihre Werte und Regulatoren verhindern dies.
In diesem Zusammenhang fällt mir noch der Forschungsbereich "Verhaltensökologie" ein, der Wechselwirkungen zwischen Verhalten und Umweltfaktoren, sowie die evolutionären Konsequenzen untersucht.
Ich frage mich, ob der Buddhadharma auch in diesen menschlichen Gesellschaften - im Bereich Humanität - etwas zum Besseren verändern könnte, wenn er dort gelehrt würde.
(Aber schon die 1. Sila ist ja in "Wildbeutergesellschaften" nicht - oder nur eingeschränkt - einzuhalten...)
Ich halte den Druck der Zivilisation für beachtlich, den hat kein anderes Lebewesen auf der Erde, außer die Zuchtwesen, die der Mensch für sich in Anspruch nimmt.
Die Zwänge, die durch ein Leben in der Wildnis/"Natur" entstehen, sind wohl nicht minder beachtlich - in anderer Weise.
Jedenfalls will niemand, auch kein "Zivilisationsgeschädigter" ganz konsequent "zurück zur Natur", oder?
Liebe Grüße, Anna