Hallo, ihr Lieben, 
das Erste der drei Daseinsmerkmale ist, wie die anderen, ständig präsent, aber nicht immer bewusst.
Draußen zeigt der November gerade überdeutlich, wie vergänglich alles ist: Die Zugvögel sind längst in den warmen Süden geflogen, einjährige Pflanzen eingegangen, Blätter gefallen und die skelettierten Bäume recken ihre kahlen Äste in einen fahlen Himmel, während letzte Insekten taumelnd zu Boden sinken und Nebelschwaden das allgemeine Sterben in feuchte Kühle hüllen...
Aber die Keime für vielfaches neues Leben ruhen bereits in der Erde, fast alles kehrt wieder - in neuer Gestalt.
Leben ist Bewegung, Veränderung, Wachstum und Verfall, Annähern und Entfernen, Auf und Ab - immer bemüht, eine erträgliche Balance zu finden, eine Mitte, die nie lange gehalten wird...
Ist das leidhaft?
Ja, natürlich, insbesondere, wenn man Vorstellungen von Beständigkeit hat und festhalten will, anstatt "mit dem Leben mitzufließen".... Darüber hinaus empfindet man meist ABbau schwerer erträglich als AUFbau....
Kürzlich versuchte ich (vergeblich) meinen 88-jährigen Vater zu trösten, der auf einer Beerdigung(!) einer Frau begegnet war, die er 50 Jahre (!) nicht gesehen hatte und für die er seinerzeit wohl intensive Gefühle der Zuneigung hegte...Er habe sich selbstverständlich darauf eingestellt, dass sie (wie er ja auch) "alt geworden" sei, bekannte er, aber dann wirklich die - ehemals wunderschöne junge - Frau runzlig, zusammengesunken, in einem Rollstuhl zu sehen, nahm ihn weitaus mehr mit, als die Bestattung des toten Bekannten...."Was die Zeit und das Leben einem antun", stieß er hervor....(Ich wunderte mich im Stillen, dass ihm das erst jetzt richtig bewusst geworden zu sein schien...)
"...Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt,
Und viel zu grauenvoll,
als dass man klage:
Dass alles gleitet und vorüberrinnt. ..."
(Hugo v. Hofmannsthal aus "Über Vergänglichkeit")
" Der Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge,
ist ein Quell unendlichen Leides -
und ein Quell unendlichen Trostes."
(Marie von Ebner-Eschenbach)
Einsicht in die Vergänglichkeit führt zu Gelassenheit.
"...6. Es ist besser, ihr Bhikkhus, wenn ein ununterrichteter gewöhnlicher Mensch diesen Körper, der aus den vier groben Elementen gebildet ist, als sein Selbst annimmt [170], nicht aber das Denken.
7. Warum das? Man sieht, ihr Bhikkhus, wie dieser Körper, der aus den vier groben Elementen gebildet ist, ein Jahr besteht, wie er zwei Jahre besteht, wie er drei Jahre besteht, wie er vier Jahre besteht, wie er fünf Jahre besteht, wie er zehn Jahre besteht, wie er zwanzig Jahre besteht, wie er dreißig Jahre besteht, wie er vierzig Jahre besteht, wie er fünfzig Jahre besteht, wie er ein Jahrhundert besteht, wie er noch länger besteht. Was aber da, ihr Bhikkhus, Denken heißt und Geist und Bewußtsein da entsteht bei Nacht und bei Tag eines und ein anderes wird aufgehoben[171]. ...."
Samyutta Nikaya 12.61-70
Anicca hat - wie alles - zwei Seiten, die positive:
-Auch Leiden ist vergänglich, spätestens der Tod beendet jegliches Leiden eines Wesens.
"Nur weil es Anicca gibt, kann man ja etwas ändern, ist Befreiung überhaupt möglich..." (Ayya Agganyani)
Wie kommt IHR mit "Anicca" zurecht?
Habt ihr die Unbeständigkeit alles Seienden schon wirklich akzeptiert?
Ist Anicca für euch ein Motivator für die buddhistische Praxis? .....
Liebe Grüße, Anna
