Beiträge von void

    mukti

    Spruch von Monikadie4. : Ohne mich ist das Leben ganz einfach.

    Tiere kennen kein „mich“.

    "Sorge um sich selbst" bedeutet, das man sich immer wieder entscheiden muß, was für das eigene Wohl - das Mein - das beste ist. Früher ging man davon aus dass Tiere dieser "Sorge um sich" enthoben ist weil ihnen angeblich ein "Instinkt" sagt, was zu tun ist. Der Begriff wurde bis Mitte der Achtziger Jahre verwendet und auch an Schulen gelehrt. Aber inzwischen weiß man, dass das nicht stimmt.


    Man kann einen Einsiedlerkrebs immer stärker Stromstößen aussetzten und schauen, ab wann ihm Flucht wichter ist als sein "Besitz" - sein schützendes Schneckenhaus das mühsam zu erwerben war. Und da sieht man dann wie er hin und hergerissen ist, zwischen seinen Bedürfnis nach unmittelbarer Schmerzfreiheit und seinem langfristigen Bedürfnis nach Schutz. Und irgendwann der Schmerz so groß wird, dass er auf das Haus pfeift.


    Buddha sieht Tiere als fühlende Wesen - als samsarisches Wesen, die oft erfahren was sie nicht wollen und oft wollen, was sie nicht kriegen. Und natürlich als Wesen mit einem "Mein" - mein geliebtes Schneckenhaus, meine mühsam gegrabene Baumhöhle, mein Revier, mein Platz im Schatten, mein Partner, mein Platz in der Hierarchie. Wenn das "Mein" prosperiert - wenn sich paradiesische Fressgründe auftunen, dann freuen wir uns. Und wenn das "mein" wegbricht sind wie frustriert. Pavian Männchen die einen Kampf verloren haben laufen verstimmt rum und wenn da ein Pavian-Kind ist kriegt es einen Tritt ab. Einfach aus Frustration.


    Die Idee des "sorgenfreien Tier" ist ein Mythos. Das sieht man doch sogar an Hauskatzen. Wenn die wegen stärkeren, jüngeren Katzen ihr Revier verliert, dann kann sie psychische Machen kriegen. Sie schleckt auch so viel an Fell das sie kahle Stellen kriegt, traut sich nicht nach draußen.


    Ein gefallener Pavian Patriarch und eine verdrängte Hauskatze leiden an ihrer Situation und schütten die gleichen Stresshormone aus, wie ein gemobbtet Büroangestellter. Und natürlich suchen sie nach Wegen um die entronnen Macht wiederzuerlangen.

    .. irritierend finde ich nur, dass geschrieben wurde, ein Erwachter könne u.U. in einer Weise reden (oder handeln), die andere Wesen verletzt - da müsste doch das Geistesgift "Hass" (noch) vorhanden sein?!

    Ich brauche keinen Hass um jemand zu verletzten. Hier geht es darum:

    "Komm, Prinz, geh zum Mönch Gotama und sage: 'Ehrwürdiger Herr, würde der Tathāgata Worte äußern, die anderen unwillkommen und unangenehm sind?' Wenn der Mönch Gotama, nachdem er so gefragt wurde, antwortet: 'Der Tathāgata würde Worte äußern, die anderen unwillkommen und unangenehm sind', dann sage zu ihm: 'Was, ehrwürdiger Herr, ist dann der Unterschied zwischen dir und einem Weltling? Denn ein Weltling würde auch Worte äußern, die anderen unwillkommen und unangenehm sind.' Wenn der Mönch Gotama aber, nachdem er so gefragt wurde, antwortet: 'Der Tathāgata würde nicht Worte äußern, die anderen unwillkommen und unangenehm sind', dann sage zu ihm: 'Ehrwürdiger Herr, warum hast du dann über Devadatta verkündet: >Devadatta ist für Umstände, die von Entbehrungen geprägt sind, bestimmt, Devadatta ist für die Hölle bestimmt, Devadatta wird ein Äon lang (in der Hölle) bleiben, Devadatta ist unverbesserlich<? Devadatta war zornig und unzufrieden über diese deine Worte.'

    Mit anderen Worten, Buddha verletzte Devadattas über seine Worte. Zu sagen, er komme in die Hölle kam als Herabsetzung und Beleidigung an - es sind unwillkommene und unangenehme Worte. Wenn hier zu jemand anderen sagt er käme in die Hölle , würde er vielleicht vom Moderator gerüffelt und auf die "rechte Rede" hingewiesen.


    Aber von außen kann man das schlecht erkennen. Und von daher verwirft Buddha oberflächliche Betrachtungen:

    Dies ist "rechte Rede". Aber eine Betrachtung ob die Rede scharf, aggressiv, beleidigend rüberkommt, ob die zu Streit führt, ist nur oberflächlich und auch "unwillkommene Worte" - solche die Devadattas zornig machen - können "rechte Rede" sein, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt geäußert, wahr und zielführend sind.


    Von daher kann man rechte Rede nur bei sich selber anwenden - weil man ja nur da die Motive kennt.

    Willst du damit sagen, dass auch Erwachte - vielleicht zeitweise - unklug denken, "dummes Zeug" reden und falsch (nicht hilfreich) handeln?

    Dann wäre der Unterschied zum "unwissenden Weltling" ja "nur" der, dass jene nicht mehr (u.a. darunter) leiden...?

    Buddha war ein Mensch mit ganz vielen Fähigkeiten - er war intelligent, ein glänzender Organisator, ein Kommunikationsgenie. Was beim Aufbau der Sangha sicher hilfreich war. Von daher kann man dann denken, dass ein Befreiter so ein perfekter Übermensch ist.


    Aber was einen Arhat - einen Befreiten - ausmacht, ist einfach dass er jemand ohne Gier und Hass ist. Es ist nicht nötig, dass er schlauer ist als du oder mehr weiß. Er kann aus dem Wissen seiner Zeit heraus sogar vollkommen irrige Vorstellungen über Biologie, Astronomie, Medizin haben.


    Wenn er diese äußert ist es vielleicht "dummes Zeug" und wenn er danach handelt vielleicht sogar für andere schädlich. So wie Klugheit nicht zum Erwachen führt, führt Erwachen nicht zu Klugheit.

    .. ein Tier kann ein Bewußtsein von sich selber haben, also sich z.B selber im Spiegel erkennen,

    Ist der Körper denn gleichbedeutend mit dem Selbst? Nein, der eigene Körper macht nicht das Selbst aus, denn das Selbst ist geistig zu verstehen.

    In der Verhaltensforschung ist die Frage nach Selbstbewußtsein ein die fragt, inwieweit ein Tier eine Vorstellung von sich selber hat. Während es relativ verbreitet ist, geistige Konzepte von anderen Wesen zu haben ( ein Schaf kennt alle bis zu 400 Individuen seiner Herde) erfordert es einen zusätzlichen Abstraktionschritt sich bei dem was man tut, zu überlegen wie man auf andere wirkt.


    Als Spiegeltest bezeichnet man ein Experiment zur Selbstwahrnehmung, bei dem ein Spiegel ins Sichtfeld eines Testtiers oder einer Testperson gebracht und die Reaktion auf ein künstlich auf dem Körper angebrachtes Merkmal beobachtet wird. Eine typische Form des Tests ist das Aufmalen einer Farbmarkierung an einer Stelle, die nur durch einen Blick in den Spiegel wahrgenommen werden kann. Geprüft wird mit Hilfe dieser Versuchsanordnung, ob das Individuum durch sein Verhalten anzeigt, dass sich die Markierung am eigenen Körper befindet.

    Für ein Tier ist das Selbst zunächst der eigene Körper. Es ist der Ort wo man Schmerzen erlebt.

    Bei sozialen Tieren kommt, dann noch ein Selbst hinzu, dass den sozialen Status in der Gruppe bestimmt. Hier muß man nicht nur dessen bewusst sein, wo man physikalisch steht, sondern wie der soziale Stand ist. Kann ich diesen Kampf - jenen Paarungsversuch wagen.


    Natürlich sind all diese Vorstellungen - die Vorstellung vom eigenen Körper und von der sozialen Situation geistige Zustände.


    Der Mensch kann sein "Ich" dagegen mit fast beliebigen Dingen verbunden. Mit einem Fußballverein, einem Staat, einer Idee. Und dann traurig sein, wenn es mit jenem abwärtsgeht und froh wenn jenes prosperiert.

    Jedes fühlende Wesen ist ein selbstbewusstes Individuum.

    Doch nur der Mensch kann etwas mit seinen Begrifflichkeiten von Tod und Sterblichkeit anfangen und sich davor fürchten.

    Für mich sind "fühlend" zu sein "selbstbewußt" zu sein und zu "wissen" drei verschiedene Sachen


    Ein Tier kann "fühlend" zu sein ohne besonders "selbstbewußt" zu sein. Und ein Tier kann ein Bewußtsein von sich selber haben, also sich z.B selber im Spiegel erkennen, ohne deswegen Denken zu können.


    Einige Tiere haben Erinnerung und Vorstellung. Wenn ein anderes Tier stirbt, dann vermissen sie es und haben wie Elefanten auch Zustände von Trauer. Aber auch bei Kindern ist es ein weiter Weg den Tod anderer zu verstehen und es braucht ein hohes Abstraktionsvermögen um vom "andere sterben" zu einem "ich bin wie die anderen sterblich" zu kommen. Dieses Abstraktionsvermögen sehe ich da nicht gegeben.

    Also ich kenne das auch und ich habe das Gefühl, dass es dem Zustande zwischen Wachen und Schlafen ähndelt. Da gibt es ja manchmal eine kurze Phase des luziden Träumens, wo man schon so eine starke Vorstellungskraft hat wie im Traum, aber diese noch beeinflussen kann. Und dies kann eben auch in der Mediation passieren. Am Anfang fand ich das natürlich auch "faszinierend" aber mittlerweile sehe ich es mehr als einen Hinweis, dass ich Einzuschlafen/ mich in Träumen zu verlieren drohe und wirke da dagegen. Indem ich meine Haltung aufrechter mache und schaue, das meine Augen nicht geschlossen sind.

    Ich bin ein Bodhisattva und übe mich in Bodhicitta, seit einigen Jahren habe ich Probleme mit hungrigen Geistern und Formwelt. Weltlich gesprochen leide ich unter Schizophrenie.

    Das Dasein unter der Erkrankung ist für mich bereits wie die Hölle.

    Soweit ich weiß, ist Schizophrenie ja ein Zustand, bei dem die Pforten der Wahrnehmung sperrangel weit offen stehen und man dann von dem was im Geist ist - und da gerade im Negativen - überrant wird. Ich muß an das Bild "Die Versuchung des Heiligen Antonius im Isenheimer Altar denken:


    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Wenn der Mensch so schwach ist, dass er zum Spielball seiner inneren, negativen Kräfte wird, hat natürlich etwas von Hölle.

    • Ich würde deswegen gerne in die richtige Hölle, ein Wechsel also von Jambudvipa zu Naraka Gati.
    • Ich erhoffe mir Ruhe von den hungrigen Geistern und Abstand von der Formwelt.
    • Ich glaube das ich krank bin weil ich in einer Jambudvipa lebe.

    Für mich ist "Höllenwelt" ein sehr verwirrter, hilfloser Geisteszustand während "Menschenwelt" ein Geisteszustand ist, in dem es mehr Freiheitsgrade gibt. Von daher macht es Sinn, nach mehr Ruhe, Freheit und Klarheit zu streben während ich den Wunsch nach "Noch mehr Hölle" als ein "Noch mehr Verwirrung" und "Noch mehr Hilflosigkeit" lese und es als eher unbegründet erachte, aus dieser Richtung Ruhe zu erwarten. Ich kann mir vorstellen, dass du dich inmitten von Leuten die keine inneren Kriege austragen, fremd und unpassend fühlst, aber man sollte niemanden zur Hölle wünschen auch euch selbst nicht.


    In diesem Forum gibt es einige die auch an Schizophrenie leiden, und sehr wacker für Friede und Freundlichkeit in ihrem inneren kämpfen. Du bist also nicht allein sondern es gibt da Leute , die genau wissen, wie das ist.

    wieso lasst ihr euch vera... ?

    Das Benutzerbild von Gotara

    stellt Devadattas zweiten Mordversuch an Buddha da - wo er versucht Buddha von einem Felsen zerschmettern zu lassen:


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    Wenn es nicht ernst gemeint, ist wenig verloren. Wenn doch - auch wenn die Wahrscheinlichkeit geringer ist - dann ist das ein gewichtiges Problem.

    Sagen wir ich möchte in der Hölle zum Wohl der führenden Wesen dort aktiv sein.

    Zum Wohle andere wirken zu wollen, wird im Allgemeinen als Erscheinungsform von Buddhanatur gesehen.

    Buddhistische Konzepte sollten immer als Geisteszustände betrachtet werden. Wenn man den Begriff „Icchantika“ als „Geistestrübung“ betrachtet, dann kann jemand aufgrund von Verblendung die Buddhanatur nicht sehen. Deshalb sagte Buddha, dass es im Icchantika keine Buddhanatur gibt, da man ohne Sicht auf die Buddhanatur diese nicht manifestieren kann. Denn die Buddhanatur ist kein festes Wesen, sondern manifestiert sich durch kausale Bedingungen.

    Ich denke, es ist nicht gut negative Taten zu machen. Und Hölle ist ein Geisteszustand in dem es einem eben - außer man ist extrem fortgeschritten - eben gerade nicht möglich ist, für andere zu wirken.


    Von dem Therapeuten Gabor Maté gibt es ein Buch "Im Reich der hungrigen Geister". Darin beschreibt er, wie er als Arzt in einem Viertel Vancouvers mit vielen traumatisierten, verzweifelten und Drogensüchtigen arbeitete die ihn an die Hungergeister der buddhistischen Mythologie erinnern. Von daher wäre es gut, erstmal mit der Hölle im eigenen Kopf aufzunehmen und mit der Hölle im Leben der anderen. Sich selber als besonders verworfen zu sehen und zu geißeln bringt ja niemand was.

    Es gab seitdem wir auf der Welt sind noch nie so viele Brennpunkte wie heute.

    In Goethes Osterspaziergang heißt es:


    Zitat

    Nichts Besseres weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, wenn hinten, weit, in der Türkei die Völker aufeinander schlagen. Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus und sieht den Fluss hinab die bunten Schiffe gleiten. Dann kehrt man abends froh nach Haus und segnet Fried und Friedenszeiten.


    Solange die Kriege in der Distanz "hinter der Türkei stattfinden" den Vietnamkrieg mit seinen 3 Millionen Toten, für Kriege in Iran und Irak, den Krieg im Kongo( 1998-2003) , im Yemen, in Darfur, in Syrien, kann man weil es nicht der eigene Krieg ist, dies für sich als Friedenszeit verbuchen. Es stört die Bequemlichkeit nicht - die Konflikte gleiten vorbei wie die Schiffe - von denen man manche bucht beachtet oder schnell vergisst.


    Aber wenn es ein paar Meter vor der Türkei ist - wenn der Krieg Europa bedroht, -dann wird das ein ernstzunehmender, ein richtiger Krieg. Man kann man sich einbilden, dass es so etwas Schlimmes zur eigenen Lebenszeit nie gab.


    Wenn man wie Goethes Oszerspaziergänger das nichteuropäische subtrahiert, dann sieht man vielleicht nur mehr ein bedrohlicher blauer Balken nach einer langen Friedenszeit.

    Die Idee dass ein Bodhisattva immer wieder zur Erleuchtung kommt, erscheint mir seltsam und unsinnig . Hast du die Information gewissenhaft geprüft und kannst dafür Quellen nennen?

    Das Tulku System entstand aus einer Vermischung von Politischen und Spirituellen.


    Die Mongolen hatten ja 1240 Tibet erobert.

    Weil die Mongolenreich ein Gebilde aus vielen Ethnien waren, spielte die Treue der Vasallen eine große Rolle. Als erster erhielt der Führer der Sakya Schule die Lebensherrschaft über große Teile Tibets. Weil die Oberhäupter der Sakya ohnehin aus einer Familie stammten, war da nicht so viel Unterschied zu anderen Vasallen, wo man als Lehensherr eine tiefe Verbindung zu einer Dynastie geknüpft hatte.


    Aber wenn man ein Kloster als Vasallen hätte, dessen Abt mal dieser und mal jener ist, wäre dies nicht so vertrauenswürdig und gerade wenn religiöse und weltliche Autorität vermischt sind, wäre jeder Übergang mit einem Risiko behaftet.


    Gerade der zweite Karmapa Karma Pakshi machte ja auf die Mongolen durch seine Persönlichkeit, seine Qualität als Lehrer und die ihm zugeschrieben magischen Fähigkeiten großen Eindruck und von daher war es wichtig, aufzuzeigen, dass das kein ein einmaliger Glücksgriff war, sondern all das an seinen Nachfolger weitergegeben wird. Sie also in gewisser Weise unterschiedliche Erscheinungsfirmen des Gleichen sind.


    Dies traf sich mit der Idee im Varjayana, dass essentielle Teile der Praxis nicht über Worte vermittelt sondern vom Lehrer an den Schüler übertragen werden. Der Lehrer wird so zur greifbaren Manifestation all der heilsamen Buddhaqualitäten und gibt diese weiter.


    Ich denke, dass es eher die erstere - die politische und organisatorische Logik ist, die erzwingt, das auf eine Person zu konzentrieren.

    Die Frage war ernst gemeint. Ich würde gern das Problem verstehen, warum Einzelkabinen zugangsbeschränkt sein sollten.

    Bei J.K Rowling ist anscheinend so, dass die Mißbrauchserfahrung mit Männern hatte und von daher Toiletten als so eine Art weiblicher Safe-Space sieht aus dem möglichst alles was männlich - und von daher bedrohlich/potentiell vergewaltigend ist, verbannt gehört. Und von daher auch eben alle Transsexuellen mit männlichen Geschlechtsmerkmalen ( auch wenn diese vollkommen harmlos und eher selberOofer sind) Es ist also so ein auf Traumatisierung und Angst zurückgehendes Denken in Safe-Spaces.


    Traumatisierung ist schwer, weil man es gleichzeitig ernst nehmen sollte, es aber auch irrationale Aspekte haben kann.


    Ich denke, dass es auch Homosexuelle gibt, die wegen einer Traumatisierung unter sich bleiben wollen, auch um den Preis, andere auszuschließen.

    Hi Rigpa,

    Queer ist ein Oberbegriff für alles mögliche, was nicht der Norm entspricht - also bezüglich der sexuellen Orientierung

    ( Schwul, lesbisch, bi) oder eben der Geschlechtsidentität. Weil das ist, was ja jedem passieren kann, kann man da politisch und weltanschaulich sehr verschieden sein. Du kannst schwul und konservativ sein ( und sogar fremdenfeindlich) und nur weil jemand sich nicht dem Geschlecht zugehörig fühlt das zur Figur paßt, sagt das wenig sonst aus.


    Der Begriff Gender-Idelogie ist so eine Sache. Geschlechtsidentität war schon immer ideologisch und ganz stark mit Machtverhältnissen vermischt. . So war es ja so, dass bis 1977 Frauen nur mit Erlaubnis ihres Mannes arbeiten durften. Bus 1958 dürfte der Mann nach Belieben den Anstelle ngsverzrag seiner Frau kündigen.Und die Vergewaltigung in der Ehe wurde erst 1997 strafbar.Davor galt, dass die Frau ja bei der Heirat schon ja gesagt hatte und ihr Einverständnis dann nicht mehr notwendig ist.


    Das was Feministinnen da erkämpften war also, dass das Geschlecht ( Gender) immer unwichtiger wurde. Und man nicht, nur weil einem nichts zwischen den Beinen baumelt auch wichtige Rechte und Geld fehlen. Gerade als Frau hat, man da doch Grund denjenigen die das erarbeitet haben, dankbar zu sein. Da ist es doch quasi eine logisch nächster Schritt der Selbstermächtigung , dass Geschlecht zur Privatsache und auch änderbar ist. So wie mich ja im Job niemand nach Herkunft der Großeltern und so fragt, sollte auch Geschlecht egal sein.


    Es sind eher rechte Strömungen, die es mit viel Mühe so hindrehen, als würde einem da was weggenommen werden, und als wäre man durch Transsexuelle und Homosexuelle in seiner Identität bedroht.

    Nun ja... es gibt Grenzen. Wenn z.B. die Meinung, queere Menschen in großer Zahl bei einem Retreat nicht zu feiern, sogleich mit einer grundsätzlichen Haltung gegen Ausländer verglichen wird, so ist eine Grenze überschritten, weil der Schritt zur Nazikeule nicht mehr weit ist.

    Für mich ist der Vergleich legitim. Mit welcher Staatsbürgerschaft, mit welchem Geschlecht oder welcher sexuellen Orientierung jemand geboren ist, ist etwas wofür man nichts kann.


    Und dafür sollte man dann nicht diskriminiert werden. Im Einzelfall kann es natürlich sein, dass jemand durch die Anwesenheit von Frauen "irritiert" ist, dass es für ihn schrecklich ist. Auf solche sozialen Phobien sollte man natürlich Rücksicht nehmen, es sollte aber nicht zum Problem für die Frauen werden, wenn jemand so eine Allergie/Phobie hat.


    Ich finde es gut, wenn man über seine Gefühle - auch wenn sie sozial unerwünscht sind - reden kann. Das ist eine große Chance.


    Aber wenn man davon redet, wie Transsexuelle durch ihre Anwesenheit andere "irritieren" dann liegt darin auch ein Problem. Weil es ja ein Kontinuum zwischen solchen Gefühlen zu Ablehnung und Verachtung, zu Beleidigung und Gewalt gibt.


    In Deutschland wurden in 2020 mehr als Tausend homohobe und transfeindliche Delikte gezahlt, darunter 227 Gewalttaten. Von den Transexuellen die ich kenne ( sind nur 6 also nicht besonders signifikant) , sind die Hälfte tief traumatisiert. Sie haben Angst in den Supermarkt zu gehen, Angst sich zu bewerben, Angst einfach so rumzulaufen. Weil sich ständig aus dem Nichts heraus, Gewalt entladen kann.

    Gurkenhut

    Keine Ahnung, was Du verstanden hast. Warum soll Rigpa denn unbedingt mit queeren Menschen zusammen sein wollen? Wenn ihm oder ihr das suspekt ist, und er/sie äußerst das, dann kann man das doch stehen lassen, ohne gleich ein Thema daraus zu machen. Er/sie hat ja geschrieben, dass er/sie sich in einer Gesellschaft, in der besonders viel queere Menschen zusammenkommen, er/sie sich nicht wohlfühlen würde. Ja, warum auch nicht?

    Vielleicht macht es Sinn, da die die verschiedenen Ebenen auseinanderzudröseln:


    1. .Die erste Ebene ist die der Emotionen. Es kann einfach sein, dass man sich unter bestimmten Menschen nicht wohl fühlt, weil sie einen "suspekt sind" z.B unter Fussballfans, unter dicken Menschen, unter Behinderten oder eben unter Menschen die eine queere Kultur leben. Das sind erstmal die eigenen Emotionen.
    2. Die zweite Ebene ist, wenn dies in Abneigung und Verachtung kippt. Da reichen schon Blicke. Wenn dicke Menschen in der U-Bahn verächtlich angesehen werden. Es ist diese zweite Ebene die man vermeiden sollte. Auch wenn man sich vom anderen abgestoßen fühlt, sollte man versuchen Respekt aufzubringen. Ich kannte mal eine Frau, die sehr katholisch war. Für sie war ihr schwuler Nachbar ein schlimmer Sünder um den sie sich Sorgen machte. Aber dennoch behandelte sie ihn mir den gleichen Respekt wie alle anderen.
    3. Die dritte Ebene ist die Ebene der Ideologien. Also inwieweit man bestimmte Meinungen teilen muß oder nicht, um nicht moralisch unten durch zu sein.

    Ich finde man sollte diese Ebene auseinanderhalten. Wenn bei einem bestimmten Menschen negative Gefühle auslösen, dann kann man dies oft nicht verhindern. Man kann aber trotzdem Respekt üben. Dies bedeuten aber wiederum, dass man nicht andere gesellschaftliche Werte vertreten kann.


    Natürlich ist das jetzt sehr vereinfacht. Wenn jemand katholisches sagt, er respektiere Schwule als Personen ihnen dann aber aus theiloigische Gründen die Ehe vorenthält, dann kann das auch als Abwertung rüberkommen.

    Kann/ Darf ich nicht eine Meinung haben, welche dazwischen ist ?

    Also ich habe Mitgefühl aber möchte nicht, dass es Normalität wird und keiner mehr weiß, was er ist.

    Es hat so etwas punkmäßiges, " ich bin dagegen " oder ist es etwas revolutionäres, etwas was sich lohnt ? Wenn es keinen mehr gibt, der sich als dieses oder jenes Geschlecht sieht und bezeichnet ?

    Mir kommt es so vor als betreibst du eine Täter-Opfer-Umkehr. Wenn man mit einem Geschlecht geboren ist, das sich falsch anfühlt, dann ist das eine schweres Problem und für die Betroffenen eine lange Leidensgeschichte. Man möchte einfach nur normal sein und respektiert werden. Erst aus der Erfahrung heraus, dass man für diese Normalität kämpfen muß, werden einige zu Aktivisten.


    Einige "ideologische" Sicht kommt ja eher von den Unis. Dort gibt einige Lehstühle für Gender-Studies - diese kommen aus dem radikalen Feminismus und diese sind oftmals sehr radikal z.B Judith Butler oder Donna Haraway. Wenn du da eine Punk Attitüde siehst hast du Recht.

    Viele Linke haben ja die Hoffnung verloren eine gerechte Gesellschaft zu schaffen, und engagieren sich deswegen umso mehr für Minderheitenrechte. Das gebiert sehr viel Verbalradikalismus. Es ist verständlich dass da nicht jeder mitgeht und von daher kannst du das ruhig ruhig als Gender-Ideologie abtun.


    Mein Wunsch wäre, dass dies dich aber nicht davon abhält einzelne Transpersonen, Nichtbinäre usw. abzulehnen sondern diese respektierst und achtest. Diese sind keine Ideologen, haben keine Punk Attitüde sondern streben einfach nach Respekt. Es wäre wichtig, wenn du da die Äußerung legitime Bedüfnisse nicht als Angriffe auf dich siehst sondern da offen und freundlich bleibst.


    Auch im Forum haben wir viele Leute die unter "Queer" fallen. Denk mal nach: Da hat doch noch nie jemand gesagt du solltest dein Geschlecht ändern. Bestimmt nicht. Während du darauf hinweist schon die Anwesenheit solche Personen wäre für dich irritierend und eine Zumutung. Was wohl einige sehr verletzt hat.

    Dennoch, es sind Ausnahmen und man muss deshalb nicht grundsätzlich die Mann- Frau Einteilung in Frage stellen, so sehe ich es. Die Merheit muss sich nicht ändern wegen einer Minderheit.


    Ich glaube, dass es auch andere Wege gibt um mehr Frieden auf der Welt zu schaffen, als diese Philosophie. Wo man andere nicht zwingen muss ihr Weltbild zu hinterfragen.

    Ein Rollstuhlfahren kann nicht gehen. Damit er die U-Bahn so wie die anderen benutzen kann - damit er gleich ist - braucht es eine Rollstuhlfahrer Rampe.

    Auch da gibt es bestimmt Leute, die in Selbstmitleid versinken und sich diskriminiert fühlen. Die darüber jammern, das von ihren Steuergeldern so eine hässliche Rampe gebaut wird, wo doch für alle anderen die Treppe gut genug ist.


    Auch wenn nur einer von tausenden Passagieren ein Rollifahrer ist, soll die Ubahn genauso für ihn da sein.


    Jedem kann es passieren dass er behindert wird. Und so kann auch jeder mit einer abweichenden Geschlechtsidentität geboren sein. Was die Betroffenen erzählen, ist das Hauptproblem das sie erfahren gar nicht so sehr in der Sache selbst liegt, sondern in der gesellschaftlichen Ablehnung. Dass es Menschen gibt, denen die grundsätzlichen Persönlichkeitsrechte anderer unwichtiger sind als ihr eigenes Gefühl der Irritation. Es würde mich sehr freuen, wenn es weniger solche Leute gäbe.

    Naja. Ich verstehe schon was Qualia sagt.

    Die Realität fragt nicht daran, ob man sie achtet oder verachtet. Es ist der Schwerkraft egal, ob man an sie glaubt und "Wahrheiten" über sie aufstellt Und so verweist Buddha auf fundamentale Aspekte der Realität, denen es genauso egal ist, was man von innen hält.


    In vielen Religionen , z.B den monotheistischen ist es sehr wichtig, dass man sich richtig bekennt und richtig glaubt. Gott ist eifersüchtig und wenn man ihn lästert kann er sauer werden. All diese Probleme haben wir im Buddhismus nicht. Für Buddha ist es nicht wichtig, ob jemand ihn oder seine Lehre achtet oder nicht. Man schadet sich nur selber, wenn man die Realität verkennt.

    Ich denke, das viele ganz begeistert sind, wenn sie den Buddhismus für dich gefunden haben. Aber das kann. Ja dazu führen, dass man das vor sich herträgt.


    Letztes Jahr gab es einen Thread Peinlichkeiten und da beschrieb es Wetering mit bewundernswerter Selbstironie:


    Ich stosse Mitmenschen regelmäßig vor den Kopf, in dem ich ungebeten meine Meinung und Interpretation als "Wahrheit" herausposaune.

    Besonders peinlich war es vor 11 Jahren, als ich meine Familie mit Dalai Lama DVDs missionieren wollte.

    Ich bin froh, dass ich zu Familienfeiern noch eingeladen werde.


    :nospeak:

    Es ist klar, dass da dann andere im Gegenzug dazu übergehen können, die Wahrheit die man gefunden hat kleinzureden, zu belächeln oder sogar verächtlich machen.


    Aber die Frage ist, ob da die Sache nicht austauschbar ist. Würde man da nicht genauso Gegenwind bekommen, wenn man die Leute zum FC Bayern, zum Flugverzicht oder dem Kommunismus missionieren wollen würde?

    Indem man sich an bestimmten ethischen Idealen orientiert, stellt man implizit die ethischen Normen der anderen in Frage. Man macht ihnen ein schlechtes Gewissen, was geradezu Aggression verstanden werden kann. Sehr sichtbar ist das bei Vegetariern:


    Focus: Herr Klotter, angenommen Sie sind Fleischliebhaber, ich Veganerin. Wir gehen gemeinsam essen und ich bestelle eine Gemüsepfanne. Werden Sie dann wütend - und wenn ja, warum?


    Christoph Klotter: Natürlich werde ich sauer! Denn indem Sie im Restaurant nach meiner Steak-Bestellung eine Quinoa-Bowl ordern, kommunizieren Sie mit mir. Ohne etwas sagen zu müssen, stellen Sie mir die Frage: „Warum isst dieser dumme Trottel noch Fleisch?“.

    Und wenn man dann noch keinen Alkohol trinkt, mit dem Fahrrad kommt, dann bleibt es nicht beim "Trottel" sondern man sieht sich einen Rundumschlag ausgesetzt. Sich so ins Unrecht gesetzt sehen das manche als einen Angriff - als eine Aggression gegen die man sich verteidigen muß.


    Und noch schlimmer sind religiöse Menschen. Ein Christ kann einem

    vermitteln man selber sei ein der Hölle geweihter dreckiger Sünder während er mit den Gerechten schweben. Und bei Buddhisten landet man zwar nicht in der Hölle aber wird als Legehenne wiedergeboren.

    Von Karl Jaspers gibt es den Begriff der "Achsenzeit". Ihm war aufgefallen, dass es zu einer bestimmten Zeit in voneinander relativ unabhängigen Kulturräume ähnliche Umwälzungen gab. Es war ja nicht nur Buddha der anfing einen "Edlen" nicht mehr als einen mit guter Abstammung sondern mit gutem ethischen Betragen zu sehen, sondern auch bei Konfuzius oder den griechischen Philosophen oder im Judentum gab es ähnliche Tendenzen. Ein Grund dafür war sicher, das in viele. großen Reiche zerfallen waren - sowohl im China von Konfuzius als auch in Indien gab es eher ein Mosaik kleiner Staatswesen und die Denker wanderten oft von einem Fürst zum anderen. Dies erklärt, warum es in der Achsenzeit in vielen Regionen zu einer "humanistischen" Stämme und Herkunft übersteigenden Kultur kam.


    Aber später machten sowohl in Indien als auch in China die Mosaike von kleinen Ländern wieder großen Reichen Platz. Dem Reich der Maurya in Indien, der Han in China oder eben dem römischen Reich. Und in diesen machte dann das humanistische Element wieder einer zentralistischen und hierachischeren Struktur Platz.

    Wenn man Menschen töten möchte, dies aber gleichzeitig ethisch rechtfertigen will, dann wird man ein Beispiel nehmen, wo es "dem gesunden Menschenverstand" nachvollziehbar ist, dass man jemand töten muß. Den einen Terroristen durch dessen Tod man Tausende rettet. Und dann nimmt man diese Ausnahme als Präzedenzfall und weitet es auf alles möglich aus.


    So stellte Deutschland den Überfall auf Polen als Notwehr da ( „Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen!“) und Angriffskriege sieht man gerne als humanistische Interventionen um Massaker zu verhindern. Weil man gegen Humanismus und Verteidigung schlecht was sagen kann, kann man damit alles mögliche rechtfertigen.


    Man muß sich keine Sorgen zu machen, dass Leute zu wenig töten und ihnen die Schlupflöcher fehlen. Sondern es wäre wichtig das Töten zu minimieren und solche Rechtfertigungen einzuschränken.


    Es gab immer Versuche buddhistische Ethik und Morden irgendwie zu "versöhnen".


    In Tibet gab es glaube ich mal die bizarre Praxis Straftäter nicht zu töten sondern einfach am Boden festzuketten und zu schauen dass die Natur ( Durst, Wölfe, Hitze) die Arbeit machen. Eine "Win-Win" Situation wo der üble Wicht vergeht aber niemandem schlechtes Karma entsteht. Das ist natürlich ziemliche Heuchelei.


    Ich sehe es so dass Töten immer schlecht ist, es aber Umstände gibt, wo man es anderen eher verzeiht.

    Das ist doch nur ein wohlfeiler Zirkelschluss: Dafür, dass die "Normalen" so angepasst sind, dass sie keine Konflikte, Schmerzen oder andere Symptome entsprechend dieser Konflikte haben, bleibt er doch jeden Beleg schuldig. Eine zumindest gleichwertige Hypothese wäre doch, dass die "Normalen" ("psychisch Gesunden") mit diesen Konflikten anders umgehen, als die "(psychisch) Kranken".
    Wissenschaft würde da anfangen, beide Hypothesen vorurteilsfrei gegeneinander zu prüfen.
    Aber so ist das einfach tendenziöses Gelaber.

    Fromm kommt ja von der Psychoanalyse. Und auf diese war Freud durch die Beschäftigung mit der "Hysterie" gekommen. Anfang des 20 Jahrhunderts war ja die Gesellschaft sehr restriktive und gerade Frauen mußten sich dauernd unterordnen. Freuds Idee war, dass viele der Neurosen eben dadurch entstanden, dass die Menschen an den engen Rollenidealen litten und auf die ein oder andere Art ausflippen. Bei Freud entstand daraus dann die Idee des Unbehagens in der Kultur. Bei Freud war das noch durchaus ambivalent. Er sah es als notwendig aber tragisch an, dass der Mensch in Dienste des Zusammenlebens Triebverzicht leistet und er assoziieren das ungehinderte Ausleben aller Triebe mit Barbarei.


    Sein Rivale Willhelm Reich sah das ganz anders. Er stellt sich den Menschen als prinzipiell gut vor und - plädierte als eine Art Hippie Vorläufer für frei Liebe und sah alles schlechte als Produkt einer einschränkenden Gesellschaft. Ich denke auch Fromm hatte im Gegensatz zu Freud ein humanistisches, positives Menschenbild.


    Ich denke, es kommt sehr auf das eigene Menschenbild an, ob man die Normen der Gesellschaft als was positives ( Den Wolf zähmen!) oder negatives ( Verkrüppelung ursprünglicher Gutheit!) sieht.


    Ich denke Buddha ist da näher an Freud.