Shin-Buddhismus / Jodo Shinshu

  • Es ist ein Netzwerk von im Nembutsu sich Begegneten. (Das ist es sowieso, wie Sangha nach meiner Meinung sich entwickeln wird, weg von hierarchischen Strukturen, hin zu Netzwerk und gleich zu gleich. Was anderes finde ich im Shin-Buddhismus eh nicht sinnvoll). Also keine Organisation. Nicht mal eine feste Lehrmeinung (wenn es auch so die Tendenz sich stärker auf Shinran als auf Rennyo zu beziehen ein Unterschied zu den "Offiziellen" sein mag).


    _()_
    Ryonin


    Namu Amida Butsu

  • Namaste!


    @Ryonin:
    Ich habe bislang lediglich Werke von Honen, Shinran und Ippen gelesen. Worin unterscheidet sich Rennyo's Sichtweise von Shinrans? Könntest Du das kurz umreißen?


    Gibt es dazu irgendwelche Literaturempfehlungen, die Du machen würdest?


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Eine sehr aufschlussreiche Zusammenfassung viele kritischer Punkte findest du im Artikel "Rennyo nach 500 Jahren von Volker Zotz".


    Hier ein Ausschnitt:
    " Als Rennyo 22 Jahre alt war, folgte sein Vater Zonnyo (1396–1457) dem Großvater als Abt. Diese Sitte des erblichen Oberhaupts ging auf Shinrans jüngste Tochter Kakushinni (1224–1283) zurück, die mit den Leitern der Gemeinden ihres Vaters einen Vertrag schloß: Die Anhänger durften die Grabstätte Shinrans besuchen und unterstützten deren Instandhalten, während ein leiblicher Nachkomme Shinrans auf alle Zeiten ihr Verwalter sein würde. Kakushinnis Sohn Kakunyo (1270–1351) machte die Gedenkstätte zum Tempel Honganji,für den er eine führende Rolle in der Nachfolge seines Großvaters beanspruchte.Kakunyo schrieb Godenshô, eine glorifizierende Biographie, in der Shinran als Gründer und erster Abt des Honganji erscheint, und konstruierte eine Lehrtradition von Shinran über dessen Enkel Nyoshin (1235–1300) zu sich selbst als dem legitimen Abt des Tempels. Diese Idee war ein Bruch mit den Absichten des historischen Shinran, der keine Tem pel gründete undnicht wünschte, daß Mitglieder seiner Familie sich an die Spitze seiner Anhänger stellten. In hohem Alter enterbte er seinen ältesten Sohn Zenran, den Vater Nyoshins, weil er solches versucht hatte.
    Daß dies im Bewußtsein der Gemeinde lebte, zeigt sich daran, daß der Honganji als Tempel der Familie Shinrans lange keinen besonderen Rang einnahm. Andere Tempel, wie der Bukkôji – von mit ihm nicht verwandten Schülern gegründet–, zogen weitaus mehr Pilger an und waren wohlhabender. Dennoch wuchs Rennyo im Bewußtsein der besonderen Sendung seiner Sippe auf. Shinran, wie Kakunyo ihn darstellte, wurde vom bloßen Menschen zur Verkörperung des Buddha Amida. Die Abstammung von ihm übertraf noch die Sukzession in der Bewahrung und Nachfolge seiner Lehre. Damit erhielt nach Kakunyo der Begriff der „Blutlinie“ (kechimyaku) eine neue Dimension. Verglich dieser im traditionellen Buddhismus die Weitergabe der Lehre von Meister zu Schüler der Lebendigkeit des durch die Adern fließenden Bluts, bezeichnete er für Shinrans Nachkommen darüber hinaus im wörtlichen Sinn die physische Abstammung vom Meister."
    "In den Jahren seiner Abtschaft gestaltete Rennyo die bis heute wirkende Identität des Honganji. Er führte einen Ritus auf Grundlage des Rezitierens metrischer Texte Shinrans ein, durch den sich der Tempel trotz nomineller Zu-
    gehörigkeit zur Tendai-Schule des Buddhismus deutlich von dieser abhob."


    Den anderen wichtigen Punkt beschreibt Zotz im Vorwort zu Shigariki's "Sogar der Gute wird erlöst, um wie viel mehr der Böse" :
    "Bei Rennyo und den nachfolgenden Generationen verschob sich die Auffassung von Amida, den Shinran als Mittel der höchsten Wirklichkeit interpretierte, immer mehr in Richtung eines konkreten erlösenden Wesens, das die Menschen in seinem Jenseits empfängt. Was bei Shinran als Weg ins Land des Buddha zugleich einen Rückweg in die Welt war, der sich zu Lebzeiten erfahren lässt, wurde zunehmend als nachtodlicher Erlösung in einer Glücklichen Jenseitswelt gedeutet.
    ...
    Schliesslich hatte sich die Religion, die zur lebendigen Erfahrung des Buddha als Mittel der letzten Wirklichkeit und einem vom Kalkül freien Dasein führen wollte, zum Glauben an einen persönlichen Buddha mit der Praxis absoluter Loyalität gegenüber staatlichen und geistlichen Autoritäten gewandelt."


    Rennyos Briefe kannst du (auf englisch) unter http://shinmission_sg.tripod.com/epistles/index.html finden.


    _()_
    Ryonin


    Namu Amida Butsu

  • Namaste!


    Besten Dank für die Ausführungen!


    Die pdf-Datei werde ich mir am Wochenende mal durchlesen.

    Volker Zotz:

    Schliesslich hatte sich die Religion, die zur lebendigen Erfahrung des Buddha als Mittel der letzten Wirklichkeit und einem vom Kalkül freien Dasein führen wollte, zum Glauben an einen persönlichen Buddha mit der Praxis absoluter Loyalität gegenüber staatlichen und geistlichen Autoritäten gewandelt.


    Das klingt für mich wie ein "zurück zu Honen's Nenbutsu".


    Ich hatte das Vorwort zum besagten Werk überhaupt nicht mehr in Erinnerung...
    sehr aufschlussreich. Auch das werde ich mir am Wochenende nochmal zu Gemüte führen.


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Namaste!


    Besagtes Vorwort, also die Darstellungen Volker Zotz' und seine Sichtweise der Lehren Shinrans decken sich im Großen und Ganzen mit den Ausführungen/Thesen der genannten amerikanischen Organisation.


    Aus dieser Perspektive betrachtet finde ich Shinrans Lehren sehr ansprechend. Abgesehen vom Jiriki/Tariki-Konzept sehe ich gewisse Paralellen zu Shingon Shu-Lehren, aber auch zu einigen Lehren Dogens.


    Ich habe mir erstmal das Werk "Der Buddha im Reinen Land" von Volker Zotz geordert, um wieder etwas tiefer in dieses Thema einzusteigen.


    Natürlich ist mir klar, dass eine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Dharma im Grunde genommen wenig zielführend ist -besonders aus Shin- und Zen-Sicht -, aber sei es drum, besser so die Zeit verbringen als anders, denn mehr sitZen werde ich durch das Nichtstudium wohl nicht ;)


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Benkei:


    Aus dieser Perspektive betrachtet finde ich Shinrans Lehren sehr ansprechend. Abgesehen vom Jiriki/Tariki-Konzept sehe ich gewisse Paralellen zu Shingon Shu-Lehren, aber auch zu einigen Lehren Dogens.


    Kannst du näher darauf eingehen, wo genau du die Parallelen siehst?

  • Namaste!

    Tatsuo:
    Benkei:


    Aus dieser Perspektive betrachtet finde ich Shinrans Lehren sehr ansprechend. Abgesehen vom Jiriki/Tariki-Konzept sehe ich gewisse Paralellen zu Shingon Shu-Lehren, aber auch zu einigen Lehren Dogens.


    Kannst du näher darauf eingehen, wo genau du die Parallelen siehst?


    Wenn ich das Vorwort nochmal überfliege, würde ich vor allem das folgende Mattôshô (?)-Zitat zu Shingon-Doktrin in Beziehung setzen:

    Zitat

    "Der höchste Buddha ist gestaltlos und wird, weil er gestaltlos ist, Jinen genannt. Wenn dieser Buddha in Gestalt gezeigt wird, nennt man ihn nicht Höchstes Nirvana.[...] Amitabha Buddha ist das Mittel, durch das wir veranlasst werden, Jinen zu erkennen."
    aus "Sogar der Gute wird erlöst, um wie viel mehr der Böse", Takamaro Shigaraki
    Jinen wird mit Spontanität, Natürlichkeit übersetzt


    Im Shingon wird der Höchste Buddha als Mahavairocana dargestellt und benannt. Er manifestiert sich in den verschiedenen Einzelbuddhas/-Bodhisattvas, die als Mittel angesehen werden, ES zu erkennen.


    Die weiteren Ausführungen zu Shinrans Jinen finden sich aus meiner Sicht auch bei Dogen Zenji. So heißt es beispielsweise im Genjô kôan:
    "Es ist Täuschung, wenn wir uns selbst zwingen, die zehntausend Dinge willentlich zu üben und zu erfahren. Es ist Erwachen, wenn die zehntausend Dinge uns selbst auf natürliche Weise üben und erfahren."


    < gasshô >


    Benkei

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin

  • Namaste!


    Ich bin gestern durch "Zufall" über diese Seite gestolpert:


    http://www.ramakrishna.de/japan/naikan.php


    Dort ist ein, meiner Meinung nach recht gelungener, Abriss über die Geschichte der Jôdo Shinshû, vor allem im Zusammenhang mit den Praktiken der Tendai Shû.


    Anschließend geht es um die Geschichte und Praxis der "Naikan-Methode".


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Amida-Butsu

    "Allmorgendlich beginne ich meinen Tag damit, den Spiegel zu polieren;
    Täglich türme ich neue Staubschichten auf;
    Allabendlich beende ich meinen Tag damit, weiter zu polieren;
    Und scheinbar wirbelt auch ein Schlafender noch Staub auf."
    HôShin