Das fiese Lächeln Bhutans

  • In Buddhismus Aktuell 1/2012 ist gerade eine sehr großer Artikel über das buddhistische Wunderland Bhutan erschienen.


    Ihr kennt vielleicht die Stichworte zum Theme Bhutan: Gütiger König, Naturschutz, unverfälschter Buddhismus, tolle Traditionen, Bruttosozialglück.


    Da mein Kommentar dazu etwas länger wurde, habe ich einen eigenen Blogbeitrag dazu verfasst. http://zen-lampe.blogspot.com/


    Lucius

  • Mit Begeisterung sehe ich dein Blog. Es gibt sie doch tatsächlich. Denkende. Scoty! Noch nicht hochbeamen. Hier unten gibt es doch Intelligenz.

  • 不知明月落誰家 Man kann nicht sagen, in welches Haus das strahlende Mondlicht fallen wird.

  • Das mag ja sein, dass das Leben in Buthan in der letzten Ausgabe von "Buddhismus Aktuell" sehr einseitig dargestellt wird, aber warum schreibst Du dazu keinen Leserbrief, sondern verurteilst stattdessen pauschal alle Redakteure von "Buddhismus Aktuell" als "Idioten" ? Das hat mit Rechter Rede nicht das geringste zu tun.
    LG
    Matthias

  • Matthias65:

    Das hat mit Rechter Rede nicht das geringste zu tun.
    LG
    Matthias


    in diesem thread geht es aber nicht um die rechte rede, sondern um die "bescheuerte rede".


    gruss zenbo


  • danke für diesen artikel lubob, das buddhismus auch zu fehlentwicklungen, vereinfachung, manipulation usw. führen kann ist zumindest auf diesem forum kein geheimniss. meine wenigkeit postete zu dem thema folgenden beiträge:


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=8903


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=15&t=8843


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=8859


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=2&t=8647


    gruss zenbo

  • darkwave:
    Matthias65:

    Das hat mit Rechter Rede nicht das geringste zu tun.
    LG
    Matthias


    in diesem thread geht es aber nicht um die rechte rede, sondern um die "bescheuerte rede".


    gruss zenbo


    Immer wenn ich etwas schreibe oder sage, geht es mir um den Versuch, Rechte Rede zu praktizieren.


    LG
    Matthias

  • Matthias65:

    Immer wenn ich etwas schreibe oder sage, geht es mir um den Versuch, Rechte Rede zu praktizieren.


    LG
    Matthias


    wie weit kommt man mit sowas? die rechte rede ist ja kein selbstzweck.


    gruss zenbo

  • Matthias65, es gibt hier zwei Themen:


    1. Vordergründig geht es in meinem Beitrag um das Hochjubeln eines faschistoiden(*) Regimes in einem Buddhistischen Magazin. Noch dazu in einem, dessen journalistischer Anspruch laut eigener Einschätzung weit über das normaler Presseorgane hinaus geht.
    Siehe ihre Homepage, direkt auf Seite 1: http://www.buddhismus-aktuell.de/


    Zitat

    Unsere Autorinnen und Autoren aus verschiedenen Kulturen und Ausrichtungen sind Garanten für eine authentische, sachkundige und dennoch verständliche Vermittlung der Themen.


    Meines Erachtens sollte die Redaktion, wenn ihnen ein hoher journalistischen Anspruch am Herzen liegt, in der nächsten Ausgabe eine Entschuldigung für diesen Fauxpas und eine Richtigstellung drucken. Es gibt durchaus Beispiele, wie Medien durch einen qualifizierten, öffentlichen Lernprozess ihre Reputation sogar erhöht haben.


    Meinst du nicht, dass dein Hinweis auf 'Rechte Rede' eher dort angebracht wäre? Du kannst mich hier gerne kritisieren, aber mir scheint, angesichts des Themas, das im Raum steht, hast du dir da den unwichtigsten Nebenschauplatz ausgesucht.



    2. Des weiteren geht es um meine Befürchtung, dass dieser journalistischen Fehlleistung keine Dummheit zugrunde liegt, sondern ein verhängnisvoller Selbstbetrugs-Mechanismus, für den wir alle, wenn wir nicht aufpassen, hochgradig anfällig sind.


    Dieser Punkt ist ins Allgemeine gesprochen natürlich eine Plattitüde, aber ich denke, wir sollten das Thema ruhig Dauer-Verfolgen. Darkwave und einige andere haben da ja schon Debattenbeiträge geliefert.


    Vor allem aber geht es, wie der Unbuddhist Kainer Wahr richtig bemerkt hat, darum, vor lauter buddhistischem Nebel nicht das Hirn abzuschalten. Wie immer die Zukunft des Buddhismus im Westen aussehen wird, 200 Jahre Aufklärung werden sich - zum Glück - nicht rückgängig machen lassen und ihren Beitrag zu einer Neudefinition leisten.



    Der Lampenschlepper



    (*) Ich habe Zweifel, dass unser "faschistoid" ein guter Begriff für das ist, was in einer so ganz anderen Kultur am anderen Ende der Welt geschieht. Mir ist aber grade kein besseres Wort zur Hand. Außerdem passt es natürlich ausgezeichnet zu dem Lied der Dead Kennedys :)

  • Hallo Lucius,


    du schreibst in deinem Blog:


    Zitat

    Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr gruselte es mir. Was wir hier am Werke sehen, ist einfach nur eine der vielen Formen von Selbstbetrug, denen wir alle so gern aufsitzen. Die Macht der selbst erzeugten Projektionen und Illusionen, mit deren Hilfe wir die Welt so sehen, wie wir sie gerne hätten.


    Und kaum etwas wirkt dabei so verführerisch auf uns wie das vermeintlich Wahre, Gute, Schöne. Und direkt dahinter beginnt das Tor zur Hölle.


    Ich finde, du hast recht, und dieser Selbstbetrug des 'konsumfreudigen Citoyens' mit seiner Sehnsucht nach Shambala (sei es in Bhutan, sei es in Tibet oder sonstwo) geht mir auch auf die Nerven. Wer vom Dalai Lama redet, soll von den Schattenseiten eines theokratischen Regimes, gegen das die Mullahs in Teheran wie Hedonisten wirken, nicht schweigen, auch nicht von militaristischen Mönchen in Japan oder von ultranationalistischen Theravada-Mönchen in Ceylon.


    Aber du hast auch auf eine andere Weise recht, die dir vielleicht nicht bewusst ist:


    vielleicht ist dein Verweis auf 200 Jahre Aufklärung genau so 'Projektion und Illusion'. Die Blutspur dieser Aufklärung (deines Shambala) zieht sich von den Massakern der Revolutionsarmee in der Vendée über einen blutigen Bürgerkrieg, in dem unter dem Vorwand der Sklavenbefreiung nur die Geschäftsinteressen der Nordstaaten durchgesetzt wurden bis zur Freiheit der Deutschen Bank und Super RTL, die heute im Namen der Menschenrechte am Hindukusch verteidigt wird. Hier hatte Adorno ausnahmsweise mal recht: die alte Schlampe Dialektik macht auch vor der Aufklärung nicht halt...


    Aber ich kann dich beruhigen: die von dir favorisierte Illusion wird sich über kurz oder lang auch in Bhutan (und Birma und Tibet und...) durchsetzen, die Vertriebenen werden zurückkehren dürfen und die Früchte der Aufklärung als Hotelboys und Nutten für die alternativen Gutmenschen von der Heinrich-Böll/Konrad-Adenauer-Stiftung genießen dürfen.


    So hast du's nicht gemeint? Ich glaube dir. Was aber irgendwie egal ist.


    Dein Kulturpessimist
    Nightrainmonk


    P.S.: Nein, Srebrenica war dann doch ein etwas anderes Kaliber...

  • Zitat

    Noch dazu in einem, dessen journalistischer Anspruch laut eigener Einschätzung weit über das normaler Presseorgane hinaus geht.


    Wie naiv muss man sein, dies ernst zu nehmen? Ein kleines religiöses Blättchen hat doch gar nicht die finanziellen Mittel geschweige denn das Fachpersonal um guten Journalismus und eine aufwändige Recherche zu betreiben. Und ist darüber hinaus natürlich auch nicht unabhängig.


    Also wenn ich etwas über die Welt wissen will, dann lese ich ja auch nicht im Wachturm, dem christlichen Informationsblättchen oder eben einem buddhistischen Magazin. Da ist doch jede zweitklassige Schülerzeitung informativer. Meines Erachtens ist die ganze Aufregung umsonst.^^


    Was du tust geht ja schon in die richtige Richtung. Du liest zum Beispiel bei Wikipedia nach.


    lg
    maus

  • Erdmaus:

    Was du tust geht ja schon in die richtige Richtung. Du liest zum Beispiel bei Wikipedia nach.


  • Nightrainmonk:
    Erdmaus:

    Was du tust geht ja schon in die richtige Richtung. Du liest zum Beispiel bei Wikipedia nach.



    Ich musste auch grinsen. Bin mir aber nicht sicher, ob es nicht ironisch gemeint war :lol:

  • Mal eine Frage, Lucius


    was interessiert dich eigentlich Bhutan? Ich meine, welche Bedeutung hat es für dich, für deinen Weg, ob das mit Bhutan alles Schmäh ist oder nicht? 8)

  • lubob:
    Nightrainmonk:



    Ich musste auch grinsen. Bin mir aber nicht sicher, ob es nicht ironisch gemeint war :lol:


    Immerhin besteht ein großer Teil deines Textes aus Wikipedia-Zitaten und darauf basierend formulierst du Teile deiner Kritik. Ich sehe in der Nutzung von Wikipedia zur Beschaffung von Informationen einen Schritt in die richtige Richtung. Ironie meinerseits ist dabei nicht vorhanden. ^^


    Ich reagiere jedoch mit Sarkasmus auf die Vorstellung, ein religiöses Info-Blättchen könnte irgendwie eine Quelle von gutem Journalismus sein. Da ist Wikipedia schonmal keine schlechte Alternative. Und von der hast du ja auch Gebrauch gemacht.


    lg
    maus

  • Mit Bhutan hat die Diskussion hier wenig zu tun. Nighrainmonk hat meine Perspektive eigentlich fantastisch ergänzt. Ich für mich habe mich aber entschieden, nicht pessimistisch zu sein. Das ist aber eine Logik des Herzens jenseits der Aufklärung.


    Und zu Erdmaus kann ich nicht so recht etwas sagen. Wäre ich Buddhismus Aktuell, würde mich der Vergleich mit dem Wachturm mehr schmerzen, als alles andere, was hier diskutiert wurde.


    Was deine Anmerkung zu "Zuviel Leidenschaft" angeht: Na ja, ohne dem würden wir doch solche Beiträge gar nicht verfassen können. Was bleibt uns anderes übrig, als auf den Wellen unserer Leidenschaft zu surfen? Aufwand und Sinn stehen doch so oder so in keinem Verhältnis. Siehe auch: Something is Wrong on the Internet

    Einmal editiert, zuletzt von lubob ()

  • Erdmaus:


    Immerhin besteht ein großer Teil deines Textes aus Wikipedia-Zitaten und darauf basierend formulierst du Teile deiner Kritik. Ich sehe in der Nutzung von Wikipedia zur Beschaffung von Informationen einen Schritt in die richtige Richtung. Ironie meinerseits ist dabei nicht vorhanden. ^^


    Na ja, den Verweis auf Wikipedia habe ich eigentlich eher aus rethorischen Gründen gemacht, um zu zeigen WIE schnell man stutzig werden könnte, wenn man auch nur die kleinste Mühe investiert.


    Als Quelle finde ich Wikipedia eigentlich nicht so der Hit, den streng journalistisch betrachtet ist es ja keine Primärquelle, sondern nur der Startpunkt für weitere Recherchen.


    Hätte ich wirklich seriös argumentieren wollen, hätte ich besser einen UN-Flüchtlingsbericht rausgesucht. Es gibt auch einen sehr guten Hintergrundartikel aus National Geographic (online verfügbar) und im englischsprachigen, online verfügbaren Staatsfernsehen von Buthan wird auch ganz offen diskutiert, wie es jetzt mit den Lagern weiter geht und wie viele Lagerbewohner jetzt endgültig abgeschoben werden können.

  • Darum schreibe ich ja von einem "Schritt in die richtige Richtung". Wikipedia wurde in seiner Anfangszeit noch belächelt und mittlerweile topt diese Informationsquelle teilweise schon den Brockhaus! Man muss sich nicht schämen/rechtfertigen daraus zu zitieren!


    http://www.sueddeutsche.de/dig…ls-der-brockhaus-1.324954


    Heutzutage ist es im Grunde so, dass es keine Quelle gibt, die in allem besser wäre als jede andere Quelle. Aber es gibt Quellen, die ich per se nicht besonders hoch einschätzen würde. Religiöse Magazine zählen für mich dazu. Ich frage mich halt, warum man sich über so ein Blatt groß aufregen sollte? Wäre es nicht eher ein kleines Wunder, wenn solch ein Blatt mehr zustande bringen würde, als es offensichtlich tut? Ganz zu schweigen davon, dass ich doch keine religiös gefärbten Infos will, sondern Fakten.


    Sry- für das OT meinerseits. Wollte eure Diskussion nicht stören.


    lg
    maus

  • In Absprache mit dem Threaderöffner habe ich den Rest gelöscht.
    Bleibt bitte beim Thema.

  • _____________________________


    Hallo Lucius


    Ich habe ein wenig nachgelesen über Bhutan und die Geschichte mit den nepal-stämmigen Lhotsampas.


    Die Datenlage ist ein wenig dünn und auch kontrovers.


    Der Link in dem Wikipediaartikel „Bhutan“, auf dem anscheinend der ganze Abschnitt „Bevölkerung“ dort basiert, führt nirgendwo mehr hin. Ich habe nicht versucht die Wikipediadaten zu finden. Keine Ahnung also, ob die so stimmen.


    Allerdings gibt es ein Buch von einem Michel Hutt, „Unbecoming Citizens
    Culture, Nationhood, and the Flight of Refugees from Bhutan“, (1) welches wohl eine (die einzige?) detailierte Untersuchung des Problems darstellt. Hutt ist immerhin „Professor of Nepali and Himalayan Studies at the School of Oriental and African Studies in London.“


    Aber aber, es gibt eine sehr kritische Stimme (anscheinend aus Bhutan) die den Herrn Hutt beschuldigt ein sehr verzerrtes Bild der Situation zu zeichnen und Daten falsch wieder zu geben. (2) Diese Seite enthält einige Links zu Artikeln von Hutt. Die ermöglichen auf jeden Fall, das man sich ein detailliertes Bild zu Hutts Position machen kann. Ein Kommentator auf dieser Seite kritisiert Hutt im Detail, aber man kann sich auf die Schnelle kein Bild machen, ob da nun Bhutanesen sich beleidigt fühlen und sie deswegen Hutt kritisieren, oder ob er wirklich schlecht gearbeitet hat.


    Anscheinend gab es mal eine Kampagne von Amnesty International zu dem Thema, aber dazu habe ich auch nichts mehr gefunden.


    Zum Bruttoglücksprodukt habe ich hier (3) eine Seite gefunden, die es genauer unter die Lupe nimmt. Scheint ganz verlässlich zu sein.


    Alles in allem kann man sagen, daß ein Journalist sich nur mal einen halbenTag hinsetzen müsste und er hätte schnell ein wenig Hintergrundinformation beisammen. Daß in dem Artikel in Buddhismus aktuell nicht mal erläutert wird, was denn dieses ominöse Bruttoglücksprodukt ist, ist bezeichnend. Der ganze Artikel ist auf diese Buddhismusfantasie vom Shangri-La ausgerichtet. Auf Seite 16 finde ich den zweiten Absatz im Abschnitt „Inneres Glück“ charakteristisch für diese Projektion: „Im Hinterland“, in nur zu Fuß erreichbaren Regionen, wo die Leute ihre Felder mit „Pflug und Zugtier“ bestellen, würden die Menschen eine „natürliche Zufriedenheit und eine heiteres Glück“ ausstrahlen. Von „natürlichem, inneren Glück“ ist da die Rede, das einen entscheidenden Teil des bhutanischen Bruttoglücksproduktes ausmache.


    Es gibt mit diesem Glücksprodukt nur einen klitzekleinen Haken (siehe Quelle (3)): Diese Kennzahl wurde anscheinend bisher überhaupt nur in Bhutan erhoben und das auch nur bisher einmal, nämlich 2008. D.h. diese Kennzahl, nämlich 0,805, steht völlig ohne Beziehung im Raum. Die Messung mag innovativ sein, wir können aber über ihre Qualität nichts sagen. Eher würde da vielleicht schon der „Human Development Indicator“ helfen. (4) Dieser soll eine „Alternative zu konventionellen Kennzahlen der nationalen Entwicklung“ sein. Bhutans Rang ist der 141. von 187 Ländern mit vergleichbaren Daten.


    Was dieses „natürliche, innere Glück“ angeht von dem Franz Binder in dem Buddhismus aktuell-Artikel schreibt, so wäre das wohl die eigentliche Sensation. Bekanntlich ist die erste edle Wahrheit diejenige die davon berichtet, daß nach buddhistischer Auffassung alles Leid ist. Die Bhutanesen scheinen da also einen echten Entwicklungsvorsprung zu haben – oder zumindest glaubt das der Autor. Ob die Bhutanesen wirklich noch so glücklich darüber sind, daß sie ihre Pflüge noch von Tieren ziehen lassen müßen ist die Frage – wenn sie mal gesehen haben mit welch modernem Gerät die Schweizer z.B. ihre Berge bewirtschaften.


    Was den Tourismus in Bhutan angeht, noch folgendes. 240$ pro Tag muß man entrichten, um sich dort aufzuhalten. Mit den Transportkosten ist man da schnell bei 4000$ für zwei Wochen. Der Tourismus in Bhutan zieht also genau das Klientel an, das auch in Europa und Amerika den neuen Buddhismus ausmacht – die reiche Mittelklasse und Oberschicht. Da werden ganz interessante Mechanismen in Gang gesetzt. Nur um das anzudeuten: Die Budddhismusauffassung die diese europäische und amerikanische Bevölkerungsschicht hat – Stichwort Shangri-La – wird durch ihre Reisetätigkeit in den ,ursprünglichen‘ Buddhismus in Bhutan zurück projiziert. D.h. der dortige Buddhismus fängt evtl. an sich tatsächlich an diesem aus dem Westen kommenden überhöhten Bild zu orientieren. Kurz und bündig hiesse das, die Westler die dort hinreisen, finden dort irgendwann tatsächlich den sagenhaften Buddhismus des Shangri-La vor weil die Bhutanesen ihnen den Gefallen tun Shangri-La zu spielen. Donald S. Lopez. hat in seinem „Prisoners of Shangri-La“ diese Hypothese in Bezug auf den Tibetischen Buddhismus ausgearbeitet. (5) Das nur in aller Kürze als Denktip.


    Schlussendlich ist Lucius‘ Stichwort vom „edlen Wilden“ wichtig. Shangri-La ist der romantische Traum von einem organischen Urzustand. Das geht in die Romantik zurück, bis zu Rousseau und evtl. bis in die christlich-jüdische Bibel. Daß man darüber jemals etwas in einem Heft wie Buddhismus aktuell finden wird, wage ich auszuschließen. Das hiesse, das deren ganzem Buddhismusbild die Grundlage entzogen würde. Wir allerdings, glaube ich, sind da doch ein bisschen weniger selbstverlogen. Ich kann mich Lucius‘ medikamentaler Empfehlung für eine angelegentliche Punk-Kur nur anschließen. Im Sinne von „Meditate and Destroy“ würde ich als zusätzlich Medikation noch empfehlen „Search and Destroy“ – in hohen Dosen (ist völlig ungefährlich). (6)


    (1) http://ukcatalogue.oup.com/product/9780195670608.do
    (2) http://bhutanstory.blogspot.co…t-to-believe-michael.html
    (3) http://tomate.twoday.net/stori…lglueck-so-wirds-gemacht/
    (4) http://hdrstats.undp.org/en/countries/profiles/BTN.html
    (5) Lopez, Donald S.; Prisoners of Shangri-La; 1998.
    (6) In der Version der Red Hot Chili Peppers. SEHR gut!: http://www.youtube.com/watch?v=Eo9u9om-2WQ&feature=related Pop up the Volume ]:->

    • Offizieller Beitrag

    Im Lied "California über alles" geht es um den damaligen (jüngsten amitierenden) und jetztigen (ältesten amitierenden) kalifornischen Gouverneur Jerry Brown, der damals für die Präsidentschaft kandidierte. Aber weder damals noch heute patroulieren "Zen-Faschisten" durch die Strassen und uncoole Nichten wurden auch nicht vergast. Jerry Brown war nie ein militanter Ökoaktivist sondern ein eher durschnittlicher Demokrat. Der Sänger der Dead Kennendys -Jello Biafra- startete dagegen eine politische Karriere. Er forderte ein Autofahrverbot in San Fransico und kandidierte sogar als Präsidentschaftskandidat für die "Green Party". Wieder einmal ist die Realität viel ironischer und komplizierter als wir so denken.


    Und so ist es auch bei Bhutan. Die Idee von einem idealen "Shangri-La" ist sicher einer Verzerrung. Aber muss man, um diese Verzerrung entgegenzuwirken, in die andere Richtung zerren und von "ethnischer Säuberung" reden weil eine Assmilationspolitik geübt wird? Bhutan ist ein armes Land, das zwischen Moderne und Tradition, zwischen Einwanderern und Einheimischen, zwischen Norden und Süden, Ost- und West hin und hergerissen wird. Es ist kein Shangri-la aber auch kein Nordkorea.


    Die Idee von eine buddhitischen Staatsform, die sich den modernen monetären Werten entgegensetz, ist sicher ernst gemeint. So wie ja auch Gaddafi seine eigenen Konzepte von den Werten der Wüstenomaden erst nahm. Wenn die Moderne einsetzt, klammert man sich an die bedrohte Tradition. Ideen wie das Bruttosozialglück sind sicher interessant, wenn man sich die konkrete Situation ansieht, dann stellt man fest, dass diese Beglückungsversuche (z.B die Verbot von Fersehen undTabak) mit einem hohen Mass an Unfreiheit und Bevormundung einhergehen.


    Und dieser Punkt ist - mehr als die Ereignisse in Bhutan selbst - das Bestürzende. Während man sonst bei der Einschränkung von Grundrechten hellhörig wird und reaktionäre Ideen- egal ob jetzt von Papst oder rechten Kameraden vorgeschlagen - verhement ablehnt, fällt, sobald es um Buddhimus geht, alle Kritkfähigkeit ab. Wenn ein Präsident Wulff kleine Vergünstigungen in Kauf nimmt, dann ist man natürlich dagegen. Wenn die Köster in Nepal Tonnen von Räucherstäbchen verheizen, während es den Armen dreckig geht, ist diese Kritik nicht mehr zu finden. Man findet sich benebelt von romantischen Bildern und Vorstellungen. So als wären Lamas und buddhitische Könige grundsätzlich gütig.