Beiträge von Wu°

    Das Leben ist doch meist abseits von Glück und Leid. Glück und Leid sind nur Ungleichgewichtszustände..Wenn man beides vergisst, dann kann das Leben seinen ungestörten Lauf nehmen.

    Bambus:

    Und wenn die ganze Frage nicht wichtig ist, weil Tulkus nur ein historisch gewachsenes Mosaiksteinchen im großen "bunten Drumherum" des tibetischen Buddhismus ist - welche Mosaiksteinchen sind dann noch Wert zu hinterfragt zu werden? Da kann man schnell das Kinde mit dem Bad ausschütten, aber ganz im Dreckwasser schmoren sollte man es dann doch nicht lassen.


    Da hast du sicher recht. Wenn man alles im Buddhismus untersuchen würde, auf die Wagschale legen würde,, würde nicht viel von Belang übrig bleiben. Das haben einige säkularen Buddhisten IMHO gut gezeigt.
    Ohne den Glauben z.B. an Reinkarnation würde das ganze Tulku-System nicht haltbar sein. Es braucht also Glaubensgewissheiten, um Glaubenssysteme aufrecht halten zu können.
    Aber ganz im mittelalterlichen will man als modernen Mensch, dann doch nicht schwimmen. Also ein wenig Tünche braucht man dann doch.

    Beides (die 10 Gebote und die 5 Silas) ist Ausdruck eines Glaubens an eine normative Ethik. Folge diesen Normen, dann ist das besser für dich.
    Der Gegenpol dazu wäre z.B. der Daoismus: Setze das Gute, so bringst du auch das Böse hervor.


    Eine andere Frage wäre, inwieweit die 10 Gebote in Christus überwunden sind. Bei Luther seh ich dazu Ansätze. Dadurch, das ich sowieso befreit bin, bin ich auch aus dem gut/böse-Schema befreit.
    Vielleicht gibt es eine ähnliche Tendenz im Buddhismus im Zen, Dzogchen und Amidismus?

    Kurzes Nebenintermezzo:
    Aus meiner Sicht ist aber Weder Ursache Wirkungsprinzip daoistisch (sondern von selbst so entstehen) noch Gedanken beobachten oder sie abblocken. (Aber Daoismus ist auch ein komplett anderer Seinsentwurf als Buddhismus - aber auch was Frank so schreibt hat meiner Meinung nach kaum etwas mit Daoismus zu tun ;) ).


    Wir können ja mal nachlauschen, was dort (in diesem Fall bei Zhuangzi) so geschrieben steht:


    Zitat

    "Lass Deinen Herz-Geist im Ungeteilten wandern
    und den Lebensatem eins werden mit dem Unendlichen.
    Folge der Natur der Dinge,
    lass das Ich nicht erscheinen
    und die Welt wird geordnet sein."




    So mal zum interreligiösen Vergleich.

    Mir geht es nur darum zu sagen, daß Karma eben nix wissenschaftliches ist, sondern ein religiöses Dogma, das man eben annehmen kann oder nicht. Aus wissenschaftlicher Sicht und aus Lebenserfahrung sprechen viele dinge eben auch dagegen.
    Und meist ist das Leben viel komplexer, als das es in Gesetze zu fassen ist. Ich finde ja schon die Begriffe gut und schlecht sehr fragwürdig. Ich finde es einfacher, den Begriffen nicht so eine Gewalt über mich zu geben, einfach so zu handeln, wie es die Situation erfordert, ohne auf fiktive Vor- und Nachteil zu sehn.
    Zu Wiedergeburt: Ich denk nicht, das sich da irgend etwas individueller fortsetzt. Körper und Geist zerfallen im Tod. Aber das Sein geht weiter. Freilich kann man da sagen, daß das Sein sich wiederverkörpert, aber es gibt dann eben nicht das Sein von mir und dir, sondern nur Sein. Genausogut könnte man sagen, daß das Sein ungeboren ist und nie sterben wird. Oder eben nur die Erscheinungsform, die Wirkform der Leere.

    nyalaana:

    Aber ich könnte mir fast vorstellen, dass ein Besuch bei ihnen, oder wenn das nicht geht mehrere Anrufe oder das Schreiben einiger Postkarten unter Umständen mehr bewirken könnte als wenn Du jetzt die Texte ein paar mal laut rezitirst und das Mantra 1000 oder 10000 mal aufsagst.


    Das denk ich auch.

    sonnenschein:

    Es ist dabei einfacher zunächst Karma als Ursache und Wirkung zu betrachten, wie wir sie aus den Naturwissenschaften kennen.


    Na, wie sehen denn "die Wissenschaften" das mit Ursache und Wirkung? Spricht man da nicht eher von Wahrscheinlichkeiten (z.B. bei der Unschärferelation Heisenbergs)?
    Ansonsten kurz Wikipedia zum thema kausalität:


    Zitat

    Nach Ernst Mach gibt es in der Natur weder reale Ursachen noch Kausalitätsverhältnisse, sondern nur funktionale Beziehungen. Im Konditionalismus werden die Ursachen durch Bedingungen ersetzt. Bereits John Stuart Mill betrachtete als Ursache eines Dinges die volle Summe seiner Bedingungen. Max Verworn steigerte diese Auffassung ins Absolute: der Begriff der Ursache sei ein Überbleibsel vorwissenschaftlicher Vorstellungen; jedes Geschehen sei nicht verursacht, sondern lediglich durch die Gesamtheit unendlich vieler, gleichwertiger Bedingungen bedingt.


    Und letztens wurde schon mal Wittgenstein zitiert: „Der Glaube an den Kausalnexus ist der Aberglaube!“


    Also so naturwissenschaftlich eindeutig scheint mir Ursache-Wirkung da doch nicht zu sein.


    Und ob es Sinn macht Vorstellungen aus der Physik auf Ethik zu übertragen, ist eine andere Frage.


    Hinter der Idee des karmas steckt für mich der Wunsch nach einer gerechten Welt. Aber auch das scheint mir nur eine Fiktion zu sein. Weil es da Vergleichbarkeiten bräuchte. Die gibt es aber nicht.


    „Das menschliche Vorstellungsgebilde der Welt ist ein ungeheures Gewebe von Fiktionen voll logischer Widersprüche, d. h. von wissenschaftlichen Erdichtungen zu praktischen Zwecken bzw. von inadäquaten, subjektiven, bildlichen Vorstellungsweisen, deren Zusammentreffen mit der Wirklichkeit von vornherein ausgeschlossen ist.“
    Hans Vaihinger

    Maigloeckchen:
    Wu°:

    Leben und Tod sind viel zu groß, als das wir sie benutzen könnten. Sie sind schön in sich, werden aber häßlich, wenn wir sie benutzen wollen.
    Letztlich ist der Tod ja eh die Rückkehr zum Nichtsein. Es ist also gar niemand mehr da, der es als Chance benutzen könnte.


    Sorry, das ist nicht Buddhismus.


    Aber auch im Buddhismus ist der Tod das Ende der Skhandas (meines Wissens vertritt nur das Vajrayana die idee, das es ein Skhanda gibt, das den Tod überlebt). Es ist im Tod also nur ein toter Körper da. Manche glauben, daß danach sich neue Skhandas bilden, also eine Wiedergeburt stattfindet. Andere halten das für unwahrscheinlich.
    Aber zumindest im Tod ist da auch niemand da. Also kann es da auch für niemand eine Chance sein. So versteh ich das.


    Aber sicher hast du Recht, das die buddhistische Interpretationen des Todes mir eher fern stehn.Die Taoistoischen Vorstellungen der Rückker zum Nichtsein, zum Nichtgetrennten ist für mich nachvollziehbarer. Es braucht dazu viel weniger Glauben und Hypothetisches als bei den buddh. Vorstellungen.

    Leben und Tod sind viel zu groß, als das wir sie benutzen könnten. Sie sind schön in sich, werden aber häßlich, wenn wir sie benutzen wollen.
    Letztlich ist der Tod ja eh die Rückkehr zum Nichtsein. Es ist also gar niemand mehr da, der es als Chance benutzen könnte.
    Wie sagten Monty Python in Das Leben des Brian so schön: "Du kommst aus dem Nichts, du gehst ins Nichts. Was hast du also verloren? Nichts!"

    Mir fällt eine Geschichte ein, die ein koreanischer Zenmeister mal erzählt hat:
    Er saß in einem Tempel und hatte eine eifrige Diskussion mit einem Gast, einen koreanischen Christen.
    Auf einmal meinte er:
    "Horch!
    Hörst, du wie der Regen auf's Dach tropft?
    Ist der Regen buddhistisch oder christlich?"

    Also alles, was die Klarheit beeinträchtigt, also alle Medikamente und Tees, bei denen die Aufmerksamkeit reduziert wird (wo man z.B. nicht Auto fahren darf) wie Antidepressiva, Antiepileptika, Schlafmittel und frischer Pfefferminztee sind tabu?
    Dagegen Kaffee, Kokain und Speed sind in Ordnung? Gehirndoping ja, Sedativa nein? Ephedrin ja, Johanniskrauttee nein?


    Was ist mit körpereigenen Drogen, die durch Meditation freigesetzt werden?

    Wo ist die Grenze im Buddhismus zwischen Drogen und Nicht-Drogen? (Eigentlich sind ja viele Arzneimittel Drogen).
    Sind Kaffee, Tee, Psychopharmaka (chemische (z.B. Antidepressiva) oder biologische (z.B. Johanniskrauttee), psychoaktive Gewürze und Kräuter (z.B. Muskatnuss, Minze, Salbei), Nikotin, Cannabis und andere Sedativa erlaubt oder nicht?
    Wo zieht man die Grenze und warum?

    Man sollte nicht vergessen, daß in vielen Kulturen Drogen vorwiegend einer Öffnung zum spirituellen dienten. Aber insgesamt kann man sagen: je weiter weg eine Religion vom Schamanismus ist, desto drogenfeindlicher wird sie. (Die große Ausnahme ist das Christentum, wo ja Alkohol zur heiligsten Handlung dazu gehört. Allerdings trinkt bei den Katholiken das dann auch nur der Priester und vorher verwandelt es sich in Blut Christi).


    Achtsamkeitsmeditation oder auch die von Losang Lamo erwähnte Gewahrseinsmeditation schaffen eigentlich eine neue künstliche (illusionäre) Instanz. Aber wenn da keine neue Ebene ist, sondern nur die Gedanken, die hin und herschweifen, also auch keine Aufmerksamkeit bei den Gedanken, kein ändernwollen, dann ...
    Wellen beruhigen sich, Stille kann auftauchen. Aber Gedanken sind auch nichts anderes als die Stille in Bewegung, und sie stören die Stille auch nicht.
    Sie nicht zu binden sondern frei zu lassen hat seine eigene Schönheit.
    Die Gedanken gehen ihren natürlichen Gang. Die Stille geht ihren natürlichen Gang.


    Das ist so meine Erfahrung.


    Hm, wie würdest du mit Schuhen umgehn, die dich nach Monaten noch drücken?


    Ich hab gute Erfahrungen damit gemacht, die Gedanken einfach schweifen zu lassen. Das beseitigt den Zwiespalt zwischen dem Gedanken, dass die Gedanken beim Atem bleiben sollen, und Gedanken, die sich das nicht vorschreiben lassen wollen. Es ist so wie bei einem aufgewühlten Fluss: Solange ich da weiter rumwühle, wird er weiter unklar bleiben. Misch ich mich da nicht ein, klärt er sich von selbst.
    Ansonsten funktionieren für mich Bewegungsmeditationen (Tai Chi, Qi Gong) wesentlich besser, als Achtsamkeitsmethoden. Also sieh erst mal, was dir passt. Nicht jeder Schuh passt allen.

    Mabuttar:

    Bumm, ich nehm mir den Kern vor. Die Subjekt-Objekt Spaltung in der ich auch die Annahme eines der Welt getrennten und ihr gegenüberstehenden Subjekt-Kern buddh. Atta annehme.


    Ist dies nicht der Kern, der buddhistisch mit "Unwissenheit" ausgedrückt wird ? Der Kern des Leidens, Dukkha dass die Skhandas als Selbst und den Rest der Welt als Nicht-Selbst annimmt?


    Losgelöst von allen religiösen Dogmen, welche direkte Wege (buddhistisch und nichtbuddhistisch) kennt ihr, habt ihr ausprobiert und was ist am erfolgsversprechendsten ? :D


    Ich fand zwei Aussagen aus dem Zhuangzi ganz hilfreich:



    Zitat

    Lass deinen Herz-Geist im Ungeteilten wandern
    und deinen Lebensatem eins werden mit dem Unendlichen.
    Folge der Natur (dem von selbst So-Sein) der Dinge,
    lass das Ich nicht erscheinen
    und die Welt wird geordnet sein.