(7) Unreifen (Menschen) vertrauliche Lehren enthüllen
Vertrauliche (geheime) Lehren betreffen die eigentlichen, spezifischen Praktiken der Erzeugungsstufe (tib. bskyed-rim) und Vollständigkeitsstufe (tib. rdzogs-rim) für die Verwirklichung der Leerheit, die nicht mit weniger fortgeschrittenen Praxisebenen geteilt werden. Sie beinhalten Details bestimmter Sadhanas und von Techniken zur Realisierung eines äußerst glückseligen tiefen Gewahrseins der Leerheit mittels des Geistes des klaren Lichts. Diejenigen, die dafür unreif sind, sind Menschen, welche die angemessene Ermächtigungsstufe bislang nicht erhalten haben. Dabei ist es unerheblich, ob sie zu diesen Praktiken Vertrauen hätten, wenn sie sie kennen würden. Diese Übertretung des Wurzelgelübdes entsteht, wenn wir eine dieser vertraulichen Prozeduren, die nicht mit anderen geteilt werden sollen, jemandem, von dem wir ganz genau wissen, dass er oder sie noch nicht reif ist, ausreichend detailliert erklären, sodass er oder sie genug Informationen besitzt, um die Praxis auszuprobieren, und diese Person die Anweisungen verstanden hat. Die einzige Ausnahme besteht dann, wenn eine ausgesprochene Notwendigkeit für eindeutige Erklärungen besteht, zum Beispiel wenn dies hilft, Fehlinformationen und verzerrte, antagonistische Ansichten über Tantra zu beseitigen. Auch wenn allgemeine tantrische Theorie wissenschaftlich, aber unzureichend für Praxis, erklärt wird, ist dies keine Übertretung der Wurzelgelübde. Dennoch schwächt dies die Effektivität unserer tantrischen Praxis. Es liegt allerdings kein Fehler darin, vertrauliche Lehren interessierten Beobachtern während einer tantrischen Ermächtigung zu enthüllen.