Beiträge von Andreas

    Danke für diesen Thread!

    Jojo:

    Ich habe festgestellt, dass an der Basis jedes Schmerzes (körperlicher Art) eine Anstrengung liegt.
    Manchmal muss ich sehr lange sitzen, bis ich unter dem Schmerz die Anstrengung wahrnehme.
    Wenn ich sie deutlich wahrnehme und gut kennengelernt habe, löst sie sich auf.


    Kann ich voll und ganz bestätigen!
    LG
    Andreas

    Hi Benkei & all,


    so, genug gekichert, jetzt werd' ich auch mal wieder ernst.


    Das war ein sehr schöner Beitrag Benkei, vielen Dank dafür!
    Ich greife das hier mal auf und fasse es noch ein bisschen allgemeiner:

    Benkei:

    Und auf jedem Weg kann man eben nur wandeln, wenn man sich vorher von dem Gedanken verabschiedet hat, doch einen anderen zu nehmen.


    blau von mir


    Man kann das eine oder andere ausprobieren, kann auch vom Basislager mal ein paar Tagesmärsche in die eine Richtung gehen, umkehren, einen anderen Weg anfangen.
    Aber eben immer nur anfangen.
    Irgendwann kommt der Punkt, an dem man den Weg weitergeht, der einem selbst am vielversprechendsten aussieht.
    Welcher nun besser oder schlechter, länger oder kürzer, schwieriger oder einfacher, gefährlicher oder sicherer sein wird, kann von hier "unten" niemand beantworten.
    Reden wir 'drüber, wenn wir "oben" sind.


    In der täglichen Praxis, ob Du nun auf'm Kissen oder in der Kirchenbank sitzt, das Ave Maria rezitierst oder Om mani padme hum, ob Du Dein Mitgefühl nun Metta oder Nächstenliebe nennst, ist das wichtig?


    Machen. Gehen. Einfach losgehen. Und dann: weitergehen. Und zum Schluss: nicht aufhören.


    _()_
    Andreas

    Sanshin:

    Besteht ueberhaupt das Interresse nach Besitz oder gar Macht bei einem Erleuchteten?


    Nein. Erleuchtete trinken ihren heißen Tee aus der hohlen Hand.


    Sanshin:

    Wie wuerde eine Gesellschafft von Erleuchteten oder unter Fuehrung von Erleuchteten aussehen?


    Alle hätten Brandblasen an den Händen


    LG
    Andreas

    Moin Shimon!
    Wie Du siehst, beschäftigt mich Deine Frage. :)
    Ich glaube, Du denkst Dich da an was fest.
    Eine Eingangsfrage vorweg: wüsstest Du exakt, wie diese ganze "anfangslose Zeit"-Nummer funktioniert, was würde sich für Dein Leben ändern?
    Jetzt versuche ich mal, Deine Unsicherheit für mich aufzudröseln:
    Ich glaube, Du versuchst etwas nicht messbares zu operationalisieren. Als Beispiel fällt mir ein: Liebe. Oder Güte. Hast Du, nehme ich mal an, habe ich auch. Ich bin ziemlich groß und gut ernährt, mein Volumen ist mutmaßlich größer als das der meisten hier. Habe ich deswegen mehr Güte, weil mehr 'reinpasst? Ist die Güte mein, ich habe sie ja? Oder ist sie nicht mein, ich habe sie trotzdem? Und: stirbt "meine Güte" mit mir? Ja, schon. Denn die Ausprägung "meiner" Güte ist ja durch meine Erfahrungen, mein Wissen (und Nichtwissen) geprägt, also sehr individuell. Also ist meine Güte mit mir geworden und wird mit mir gehen. Aber durch mich ist Güte weder geworden noch wird sie durch mich gehen. Es gibt auch nicht das erste Lebewesen, das "Güte" erfunden, zusammengeschraubt und den Bauplan seinen Erben überlassen hat. Ebensowenig wird es jemals das letzte gütige Lebewesen geben.
    Güte ist ist, in diesem Sinne, anfangslos.


    So verstehe ich die Zeit auch.


    Hat es das erste Lebewesen gegeben? Ja, wenn wir die Urknall-Theorie als hinreichend wahr ansehen. Da war ein Anfang, in Form einer Singularität. Da war irgendwie alles 'drin, was das heutige Universum ausmacht. Eine Art Instant-Universum to go. Dann hat's gerummst, und seither dehnt sich die ganze Klamotte aus, zieht sich vielleicht irgendwann wieder zusammen usf. Da hat zwar noch nix drin gelebt, aber die Möglichkeit Leben, die war natürlich von Anfang an mit dabei. Damit gibt es aber einen Anfang des Lebens, ergo auch ein Ende. Aber die Möglichkeit Leben, die ist anfangslos.
    Wenn Du jetzt die - absolut folgerichtige - Frage stellst: wo kommt die ganze Materie dieser wunderschönen "Singularität" denn her? Und in was hinein deht sich das ganze Spektakel aus? ...ist der menschliche Geist zumindest zum heutigen Zeitpunkt geliefert. Da hast Du entweder die holprige Erklärung "Schöpfergott" (wer schuf den?) oder die ebenso holprige "anfangslose, ungewordene, ungeschaffene whatsoever" mit auf'm Kissen. Also, vergiss' den Spuk. Nimm' zur Kenntnis, dass wir das nicht erklären können und auch Old Shaky kommt da nicht aus seinem Bronzezeit-Universum 'raus (obwohl nicht zu bestreiten ist, dass er dafür eine ganze Menge verblüffend treffender Ideen geliefert hat).


    Um nochmal auf das irrwitzige Konstrukt "Zeit" an sich zu kommen: hast Du schonmal von der Planckzeit gehört? Sie ist 5,4 x 10 exp -44 Sekunden lang. Das kleinste derzeit messbare Zeitintervall liegt bei rund einer Attosekunde (1 x 10 exp -18 s), das ist mithin das 100.000.000.000.000.000.000.000.000- fache der Planck-Zeit. (sacht Tante Wiki).
    Alles in Allem nicht wirklich viel. Aber näher kommen wir an den Urknall nie heran, weil innerhalb dieser Zeit keine physikalischen Gesetze galten. Keine.
    Was mag da wohl abgegeangen sein, in unserem frisch gebackenen Universum, in diesem nichtszigstel einer Attosekunde? Und wie lang mag das denen vorgekommen sein, die dabei waren?


    Und jetzt komme ich wieder zurück zu meiner Ausgangsfrage: wüsstest Du exakt, wie diese ganze "anfangslose Zeit"-Nummer funktioniert, was würde sich für Dein Leben ändern?
    Die Idee mit dem Kissen unter'm Baum kommt mir nicht blöd vor. Mach' ich jetzt auch.
    Ich danke Dir sehr für Deine Gedanken und für diese Diskussion (womit ich sie nicht beenden möchte, mir fällt nur nichts mehr dazu ein). :D


    Alles Liebe
    Andreas

    Shimon:

    Ich ging bisher davon aus, dass ich in diesem menschlichen Leben alle Voraussetzungen habe, um Befreiung oder Erleuchtung erlangen zu können. Wenn Zeit aber unendlich ist und ich somit unendliche Male diese Voraussetzungen hatte, WIESO bin ich dann nicht erleuchtet oder frei, sondern immer noch in Samsara?



    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m129z.html


    Na, da zumindest ich Dich nicht als blinde Meeresschildkröte wahrnehme, scheint in Deinen Vorleben ja nicht alles schiefgegangen zu sein.
    Du hast menschliches Dasein, Du hast Dhamma-Praxis, damit hast Du zumindest in diesem Leben alle Voraussetzungen, aus dem Karussell auszusteigen.
    Worauf wartest Du noch? :)

    Ich wollte aber keine theoretische Diskussion entfachen (obwohl sie mir Spaß macht und Erkenntnisgewinn birgt).


    Shimon:

    Es scheint mir plötzlich so vollkommen widersprüchlich zu denken, ich könnte in diesem Leben Befreiung oder Erleuchtung erlangen, wenn ich dass in unendlicher Zeit vorher nicht geschafft habe. :( Dieser dumme Gedanke macht alles kaputt.


    Zeit ist eben nicht unendlich. Zeit ist ein menschgeschaffenes Konstrukt.
    Was einen Anfang hat, hat ein Ende. Auch das Leiden.
    Es ist kein dummer Gedanke. Nichts ist kaputt.

    Kernaussage des Buddha: was einen Anfang hat, hat ein Ende.
    Kernausage der Wissenschaft: Das kann so lange als wahr gelten, bis das Gegenteil bewiesen ist (es sei denn, dass die Falsifikation wiederum falsifiziert wird).
    Hat das Universum einen Anfang?

    void:

    Es geht um die innere Haltung und die Motivation. Und dafür ist doch die Anzahl der Wesen doch egal.


    Mir ist es genau für die Motivation nicht egal. "Abzählbar unendlich" ist eine Aufgabe, "unendlich" brauche ich gar nicht erst anzufangen.

    void:

    Also nimmst du an, das die Anzahl der Universen "abzählbar unendlich" ist ?


    Ganz grob vereinfacht: ja.
    Es war eins vor diesem, es kommt eins nach diesem, aber es ist eben nicht un-endlich. Ich habe keinen Schimmer, wie viele waren, auch keinen, wie viele kommen.
    Aber ich bin mir sicher, dass bei n+1 Schluss ist.

    accinca:

    Das ist eine Behauptung des Mahayana für die breite Masse und natürlich völlig falsch.


    wow.



    http://www.palikanon.de/khuddaka/sn/sn_i08_152.html


    Passt ganz gut zum Bodhisattva-Gelübde.

    "Zeit" ist menschliche Begriffsbildung, die nur dazu dient, über Konvention Leben planbar zu machen. Ihr einziges leibliches Kind ist der Terminkalender.
    "Unendlich" ist in diesem Universum ohnehin nichts, das Wort beschreibt nur alles, was das menschliche Denkvermögen übersteigt.
    Glaubt man den Naturwissenschaften und nicht den Schöpfergötter propagierenden Religionen, dann waren Masse und Energie - damit letztlich auch der Dreck, aus dem alle Lebewesen zusammengepappt sind - von Anbeginn gleich.
    Es gibt also durchaus eine Chance, sie alle zu erlösen.

    Syia:

    Ganz einfach: verbrennen, ab in die Urne aus kompostierbarer Maisstärke und dann ein schönes Plätzchen unter einem Baum im Ruhewald.
    Das gibt meinem Sohn nach meinem Ableben noch für eine Weile die Möglichkeit der "Trauer vor Ort" und wenn er die überwunden hat, muss er sich nie um ein Grab kümmern.


    dito
    Verbrennen und Friedwald.
    Zeremonie kann für die Hinterbliebenen gern stattfinden, sie müssen ja irgendwohin mit ihrer Trauer. Wie sie's gestalten, interessiert mich dann nicht mehr. Hoffentlich bunt und heiter, so wie dieses Leben gewesen sein wird.

    Hallo Elke,
    lass' Deine Meditation zweck-los sein. Versuche nicht, Dich hinzusetzen mit der Idee, eine halbe Stunde zu meditieren um anschließend xy zu sein.
    Und wenn Dein Geist nicht ruhig wird, dann wird er es eben nicht.
    Mach' weiter, sei Beobachterin Deiner Gedanken.
    Sie ziehen auf wie Wolken, sie ziehen weiter wie Wolke.
    Nicht festhalten, nicht versuchen, sie zu verscheuchen, nicht wegsehen.
    Es sind dunkle Wolken dabei?
    Dann sind dunkle Wolken dabei.
    Sieh' sie Dir an, wie sie durchziehen.
    Sei nicht die dunkle Wolke, verleugne sie aber auch nicht.
    Sie ist da, aber sie ist nicht Du.


    Wenn Du den Weg des Buddha gehen möchtest, dann versuche, Dich so weit es Dir jetzt und hier möglich ist, am Edlen Achtfachen Pfad zu orientieren und die Übungsregeln der Fünf Silas anzunehmen.


    Wenn Du noch was lesen magst:
    http://www.palikanon.com/khuddaka/dhp/dhp4.htm#Magga


    Liebe Grüße
    Andreas

    Es führt nach meiner Erfahrung nur zu Streit, das Thema Fleisch"verzicht" isoliert zu betrachten. Ich würde mir da keinen Kopp 'draus machen.
    Bei Beachtung des edlen achtfachen Pfades erledigt sich die Frage über kurz oder lang von allein.
    Dann ist es auch kein Fleisch"vezicht" mehr, sondern selbstverständliches Leben schonen.
    Ansonsten diskutierst Du irgendwann über die toten Fliegen auf Deiner Windschutzscheibe, die bei Deiner Fahrt zum Gemüsehändler gestorben sind.


    Ich persönlich esse Fleisch bzw. Fisch ganz gelegentlich, z.B. wenn ich eingeladen bin und die Gastgeber nicht brüskieren möchte oder beispielsweise einen Schinken geschenkt bekomme, was ab und an passiert. "Nicht zurückzuweisende Almosen", gewissermaßen. Das dann wegzuwerfen, hilft dem armen Schwein auch nicht mehr.


    fluid:

    Z.B. blieb ja mein letzter Beitrag aus dem oben erwähnten Thread unbeantwortet:


    yoni:

    Ich habe mal eine Sangha tibetischer Tradition besucht (lasse hier mal deren Name außen vor), die keine Vegetarier waren. Natürlich hab´ich nachgefragt, und die, für mich, zweifelhafte Antwort war: "Wir verhelfen ihnen durch das Essen zu einer besseren Wiedergeburt.".


    aus http://www.buddhaland.de/viewt…&t=13319&start=30#p263667


    Das ist an Zynismus ja wohl kaum noch zu überbieten. Mit dem gleichen Argument kann ich auch meinem Nachbarn zu einem besseren Leben verhelfen. Schwachsinn.


    Viele Grüße
    Andreas