Wie es hier gemeinhin verstanden wird, weiß ich nicht. Ich verstehe es so, wie es Mahasi lehrte:
ZitatIf you intend to swallow saliva while thus engaged, make a mental note intending. While in the act of swallowing, swallowing. If you spit, spitting.
Das heißt, es werden Gedanken bewusst gemacht und mit Namen versehen, die auch von selbst ablaufen, ohne dass dieses nötig wäre. Oft werden also vegetativ ablaufende Körpervorgänge als Beispiele gebracht. Daher sagte mir ein so trainierter Mönch auch, er sei sich stets aller seiner Körperbewegungen und -haltungen bewusst. Ich schlucke hingegen ständig Spucke, ohne es mir bewusst machen zu müssen. Genauso - um mein praktischeres Beispiel aus dem Alltag aufzugreifen - schnappe ich mir, wenn ich schwimmen will, recht mühelos (so wie ich normalerweise schlucke) ein Handtuch und die Badehose, vergesse aber vielleicht die Sonnenmilch. Ich mache mir dann also etwas bewusst, ich imaginiere und konzentriere mich auf die Absicht Schwimmen/Schwimmbedarf mitnehmen und dann greife ich nach den nötigen Dingen (im obigen Beispiel Absicht: Schlucken und dann Schlucken). Daher sage ich, das Prinzip dieses Bewusstmachens kennt jeder. Man schluckt z.B. ganz bewusst, wenn man Halsschmerzen hat.
Entscheidend wäre aber dann, was ich vergesse. Das müsste beim Labeln dann so aussehen: "Geistige Notiz: Absicht. Geistige Notiz: Erinnern." Man erkennt hier, dass nicht der Prozess des Erinnerns entscheidet, sondern ob am Ende das Ergebnis Sonnenmilch als Gedanke auftaucht. Das wäre entscheidend, hat aber nichts mit der Tatsache zu tun, dass ich vorher eine geistige Notiz mache: Erinnern. Ich tue das ja sowieso - Erinnern.
Ich würde sagen, Mahasis Methode ist gut umschrieben mit: Aus einer Mücke einen Elefanten machen.
Ein gutes aktuelles Beispiel für die Begrenztheit dieser Methode ist der Verfall von Thich Nhat Hanh. Auf der Webseite von Plum Village tut man alles, das Gegenteil zu behaupten und weitere Heldengeschichten zu fabrizieren. So habe er kürzlich seinen Schlauch für die künstliche Ernährung (sie hatten die Art nicht spezifiziert, aber es dürfte ein Nasenschlauch gewesen sein) selbst mühelos herausgezogen, nachdem er verschiedene Gemüse und Obststücke gekaut und geschluckt hatte. Doch zuvor war schlicht der Teil seines Hirnes durch den Schlaganfall ausgefallen, der für die oben genannten vegetativen Vorgänge zuständig ist. Kein geistiges Training dieser Welt konnte dies ersetzen. Im Gegenteil - ohne jedes Vipassana-Training können diese Vorgänge funktionieren, weil der Körper dafür sorgt. In der Folgezeit wird es der Sangha um TNH also darum gehen zu beweisen, dass die Kraft des mentalen Trainings (das bei ihm ja stark an Theravada-Methoden angelegt war) zur Wundergenesung beiträgt. Ein weiterer Schlaganfall kann das jedoch kurz und bündig zunichte machen. Die Regeneration von Hirnarealen ist in erster Linie ein körperlicher Vorgang, und dann kann auch wieder bewusste Absicht Schlucken zu bewusstem Schlucken führen. Wenn der Körper nicht mehr mitspielt, ist diese geistige Anstrengung besonders vonnöten und kann die Genesung natürlich beschleunigen. Und so komme ich zu diesem Schluss: Was Mahasi lehrt, ähnelt im Grunde einem Programm für Menschen mit Schlaganfällen, also dem Ausfall von Hirnarealen, die sich ansonsten "von selbst" um den rechten Ablauf der Geschehnisse kümmern.