ZitatVor der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen. Nach der Erleuchtung. Holz hacken und Wasser tragen.
Das ist wahr, aber was, wenn vor der Erleuchtung Politik gemacht wurde?
ZitatDa es keine Erleuchteten gibt, erübrigt sich Frage.
Hier herrscht offenbar bei vielen Einigkeit. Obwohl das kein reiner Zen-Thread ist. EInige würden widersprechen: Es GAB zumindest einen, den Shakyamuni. Führt das weiter?
Selbst im Zen geht man definitiv von Erleuchteten oder Erwachten aus. Man lese die Koansammlungen. Die Sache ist eindeutig. Es gibt ein "davor" und "danach": vor dem "Durchbruch" und danach. Insofern ist die Frage berechtigt. Umformuliert könnte sie so lauten:
Was unterscheidet jemanden, der eine tiefe Einsicht [ich bevorzuge dieses Wort, auch wenn es rational klingt] in das Wesen des Daseins gewonnen hat und nicht mehr an Dingen, Beziehungen, vielleicht sogar seinem Leben hängt, von anderen, denen solche Eigenschaften abgehen?
Ich habe hier schon seit langer Zeit - im Bewusstsein, dass man dies als Besessenheit oder Verklärung meiner eigenen relativen Besitzlosigkeit sehen kann - immer wieder behauptet: Ein Erleuchteter (d.h. Einsichtiger) gibt seinen Besitz zum großen Teil auf. Er lebt von dem, was ein bescheidener Mensch, der nicht an den Dingen hängt, so braucht. Und das ist nicht viel. Ich denke, das ist eine Diskussionsgrundlage oder ein Maßstab. Im Einzelfall wird ein erwachter Arzt, der Hausbesuche macht, vielleicht nicht auf sein Auto verzichten können, um effektiv zu sein, aber ein erwachter Autor braucht wohl keines.
Ein konkretes Beispiel aus meiner jüngeren Vergangenheit. Ich kürze die Geschichte ab. Eine langjährige Bekannte beschloss, dass ich zu viel "schimpfe" (bezieht sich auf meine Kritik am Umgang mit ihrem Kind - statt es deutlich zu ermahnen, wenn sie überhaupt mal Grenzen setzt, haut sie es lieber mal -, und auf meine Fragen, wieso sie nicht regelmäßig arbeite, wo sie doch drei Kinder zu versorgen habe). Ich ahnte es, erfuhr es im Detail aber erst über eine gemeinsame Bekannte: Sie wolle den Kontakt zu mir abbrechen. Daraufhin brachte ich eine Art Wippgerät, das ich jahrelang aufbewahrte und eigentlich ihrem jüngsten Baby aufs Land schleppen wollte, zu (ebenso armen) Wanderarbeitern. Ich lief zwischen deren User19823cken rum, bis ich einen älteren Mann mit zerschlissenen Schuhen sah. Er bekam meine fast neuen Jack Wolfskin, ein Fehlkauf, weil mir der linke Schuh meinen kleinen Zehennagel blutig quetscht. Ich hatte mich zuvor im Zimmer umgeschaut, was ich so alles auf einen Schlag entbehren konnte. Drei Frisbies waren noch dabei. Die kannten sie nicht. Ich führte sie ihnen vor. Großes Gelächter.
Das war, wenn mich der Grund auch traurig stimmte, Loslassen in Anwendung. Man schaut sich z.B. ab und zu mal in seinem Besitz um und fragt sich, ob manche Sachen nicht anderen mehr nutzen als einem selbst. Ob man sie wirklich braucht. "Besitz" bleibt immer noch genug. Es wäre nicht sinnvoll für mich, die Besitzregeln von anderen, etwa aus dem Palikanon, zu übernehmen. Woody Allen hat ja mal gesagt, er habe, falls er überraschend vor den Schöpfer treten müsse, immer eine frische Unterhose zum Wechseln dabei. Ich habe zwei Dutzend Unterhosen, nicht nur, weil ich zwei übereinander trage (wegen diverser Probleme), sondern weil - Achtung, Sophismus! - ich nicht an den einen Schöpfer glaube, sondern "zahlreiche Daseinsbereiche" durchwandern muss ...