Beiträge von Mrs._Mahakala


    Dazu muss ich jetzt mal ganz blöd fragen: Wenn DZK sich mit seinem facebook-Posting an seine Adepten und nur an diese hätte wenden wollen, dann wäre es doch der einfachste Schritt von allen gewesen, die Öffentlichkeit vom Zugang auszuschließen. Da dies nicht der Fall war, kann eine solche Exklusivität nicht gewünscht sein, oder?


    Was Sogyal und die Vajrahölle angeht, scheinen DJKs Standpunkt und deiner nicht weit auseinander zu liegen. https://buddhismus-aktuell.de/…rinpoche-august-2017.html

    Athos:


    Ob sich dieser Lehrer als Privatperson in einer Weise äußert, die meinen persönlichen, profanen Wertevorstellungen nicht entspricht, sich gerne mal "einen zwitschert", Fallschirmspringt oder sonstwas macht, was ich nicht täte, spielt für mich einfach keine Rolle.


    Ich bin kein kleines Kind mehr, das ein Vorbild fürs Leben sucht, sondern einen Dharma-Lehrer.



    Eben dies finde ich bei einem Dharma-Lehrer schwierig. Ich sehe einen Unterschied zu, sagen wir, einem Fahrlehrer im theoretischen Unterricht. Der muss kein guter Autofahrer sein, um einem Schüler die Theorie für die Führerscheinprüfung beizubringen. Er muss sich auch nicht selbst an die Straßenverkehrsordnung halten, um Vekehrsregeln zu vermitteln. Er muss sie nur kennen und kommunizieren. Ein bisschen differenzierter wird es vielleicht schon, wenn es um die Fahrstunden an sich geht. Wenn der Lehrer selbst ständig fährt wie eine Sau und der Fahrschüler bekommt es mit, besteht schon eher die Gefahr, dass er sich an einem schlechten Vorbild orientiert, falsch und richtig nicht zu unterscheiden lernt und in der Fahrprüfung durchfällt.


    Bei einem Dharma-Lehrer spielt die Persönlichkeit sicherlich für viele Schüler eine ungleich größere Rolle. Auf mich trifft das in jedem Fall zu. Es geht nicht nur darum, dass der Lehrer den Inhalt der Schriften kennt und weitergibt. Es ist wichtig, dass er mit Leben füllt, was er erzählt. Dazu gehören persönliche Überzeugung und eine gewisse Faszination für den Lehrstoff. Wenn so ein Mensch das Gegenteil von dem lebt, was er lehrt, kann er mich nicht überzeugen, ich kaufe ihm einfach nicht ab, was er sagt. Wenn mich nicht überzeugt, was ich höre und lese, könnte ich statt dessen genauso gut die Bibel auf Lateinisch auswendig lernen.
    Mehr noch, wenn jemand vorgibt den Dharma nicht nur zu kennen, sondern zu achten und zu lieben und dann ständig Dinge tut, die dem krass widersprechen, erschüttert mich das. Wie kann jemand so nah mit dieser Lehre verbunden sein und das Gegenteil praktizieren? M.E. entwertet er durch so eine Lebensweise das, was er lehrt.


    Das kann man so sehen. Mir wäre es tatsächlich lieber, DZK aus der Perspektive sehen zu können, die du beschreibst. Wahrscheinlich würde ich es als Feministin auch dann immer noch doof finden. Ich bleibe solange Feministin, bis die Idee der Gleichberechtigung der Geschlechter sich wirklich durchgesetzt hat. Oder bis ich sterbe. Also bis ich sterbe. ;)
    Aber doof oder nicht ist hier in meinen Augen gar nicht der entscheidende Punkt, Der besteht darin, einem Guru, im konkreten Falle DZK, so zu vertrauen, dass ich davon ausgehe, dass nicht Motive wie Narzissmus, Misogynie, Kulturchauvinismus seine Triebfeder waren sondern dass es darum geht, den Schülern den Dharma zu vermitteln.
    Ich hoffe z.B., dass er seine Rinpoche-Energie nicht darauf verwendet hat, höchstselbst einen
    17-seitigen "sex contract" zu formulieren.


    Liebe(r) Raphy,


    müsste ich mich dann nicht einer anderen buddhistischen Richtung zuwenden?
    Im tibetischen Buddhismus ist der Guru, wenn ich es richtig verstanden habe, doch zentral.
    Komplett den Zweig zu wechseln kann ich mir schwer vorstellen. Es zieht mich z.B, nichts zum Zen oder zum Nichiren.

    Losang Lamo:


    Ich finde, Du bringst es mit Deiner Kritik zwar auf den Punkt. Auch finde ich diese öffentliche Debatte im Ganzen gut und wichtig.
    Was ich aber zweischneidig finde, ist die Wirkung dieser Debatte auf die Individuen. Wenn es zu einer Abkehr vom "Buddhissmus" oder auch nur vom tibetischen Buddhismus im Allgemeinen führt, läuft etwas grundfalsch. Man sollte über Aussagen wie "diese tibetischen Gurus" lieber reflektieren.
    Es ist nicht alles ganz so einseitig. Wenn ich mir z.B. Chögyams Lehren und Schüler anschaue, dann denke ich, dass er weitaus mehr war als ein Star, der sich totgesoffen hat. Viel mehr.


    Niemand ist nur ein Säufer. Insbesondere im Hinblick auf Chögyam Trungpa ist mir wohlbekannt, dass sich viele Argumente für ihn anführen lassen. Aus diesem Grunde hatte ich mich auf "The Guru Drinks Bourbon?" bezogen. DJK argumentiert dort für Chögyam.


    Losang Lamo:

    Wichtig ist ja zu sehen, dass man immer nur ein Teilbild hat. Der Mensch neigt dann zum Pauschalisieren, weil er halbe Wahrheiten nicht aushält - dadurch wird dann alles verfälscht und schwarz gemalt. Möglicherweise.


    Lieber ziehe ich mich auf einen Beobachtungsposten zurück und versuche, das Beurteilen möglichst zu unterlassen. Ich unterteile lieber in "dies ist nicht mein Ding" und "da kann ich was mit anfangen". Daher setze ich Leute wie DJKR jetzt auf Ignore - damit ist aber noch nicht der gesamte Buddhismus ad acta. Meine Lehrer z.B. können für das Verhalten dieser Leute, die so sehr im Rampenlicht stehen, überhaupt nichts dafür. Es gibt SO VIELE nicht berühmte Lamas, Lehrer und Gurus, die mit diesen ganzen Eskapaden und verächtlichen Statements überhaupt nichts zu tun haben und in ihrer Einstellung und ihrem Verhalten völlig entfernt davon sind. Oder auch berühmte: was können der Dalai Lama und Mingyur Rinpoche dafür, wenn DJKR auf Facebook "Schüler provozieren" spielt?


    Es geht um den Dharma, es geht um mich. Deshalb folge ich dem, was mir gut tut und meide, was mich verstört.


    Verstehe ich nicht. Natürlich haben wir immer nur ein Teilbild. Diese Erkenntnis setze ich voraus. DZK wegen zweier Äußerungen, die nicht ins eigene Bild passen, auf Igno zu setzen und eine Lebensführung, die über Jahrzehnte geht, mit dem Mittleren Weg und Mäßigung nichts mehr zu tun hat dagegen zu akzeptieren, ist für mich nicht schlüssig.


    Niemand sagt, dass der Dalai Lama oder sonstwer irgendwas dafür kann, wenn DJK Provokationen in die Welt setzt.
    Ich zitiere im Augenblick nur dich, um das Posting nicht unnötig unübersichtlich werden zu lassen, aber mir scheint, die Lösungen die hier vorgeschlagen werden, sind zu einfach. Sie klingen wie: "Liegt alles bloß daran, dass du dir lauter berühmte Lamas ausgesucht hast. Nimm doch einen Mönch. Oder Unbekannte."
    Mönche sind jetzt auch nicht wirklich eine sichere Bank, wie man z.B. an dem vorgeschlagenen Dzogchen Ponlop sieht. Nicht, dass ich ihm irgendwas vorwerfe. Er ist bloß kein Mönch mehr, ebenso wenig wie Yeshe Udo Regel, bei dem ich Seminare besucht habe.


    Ich habe mir Sogyal und DJK nicht "ausgesucht", weil sie berühmt waren, sondern weil mich ihre Veröffentlichungen sehr angesprochen haben. Als ich mich mit DJK näher befasste, war ich schon gewarnt, habe erstmal über seinen Lebenswandel recherchiert und nichts Negatives gefunden.
    Meiner Meinung nach kann man ihn mit Sogyal nicht über einen Kamm scheren. Systematischer Missbrauch ist definitiv etwas anderes als in der Öffentlichkeit Aussagen zu tätigen, mit denen man Anstoß erregt.
    Als ich begann, Texte von DZK zu lesen und mir Vorträge auf Video anzusehen konnte ich nicht wissen, dass er 1, 2 Jahre später Seltsames in den sozialen Medien verbreiten würde. Das weiß ich auch beim nächsten Guru nicht, Mönch und Promifaktor hin oder her, Man könnte ebenso gut argumentieren: "Je unbekannter desto größer das Risiko."


    Die Ursachen meiner Zweifel sind verschiedenartig beschaffen, es gibt nicht den einen Grund. Sogyal habe ich subjektiv als narzisstische Persönlichkeit wahrgenommen. Im Hinblick auf ihn erschüttert mich am meisten, dass er eine Lehre wie den Buddhismus vertritt und ganz wunderbar vermitteln kann, was daran so anziehend ist, aber das Gegenteil lebt. Im Endeffekt kommt es für mich darauf an, was jemand tut.
    Bei DJK wiederum scheint es mir eher um eine kulturell bedingte Problematik zu gehen. Was mich enttäuscht ist, dass er westliche Schüler unterrichtet, über ein westliches Medium Aspekte der westlichen Kultur kritisiert und dabei nicht einmal die Frage stellt, was genau da in buddhistische Maßstäbe hineinpassen könnte und was nicht.


    Also einfach auf zum nächsten Guru?

    Ich bin mittlerweile ganz schön verstört über diese tibetischen Gurus. Ende 2015 hatte ich hier im Forum einen Thread über meine Schwierigkeiten mit Sogyal eröffnet und wenig später Rigpa verlassen. Eine neue Sangha, in der ich bleiben mochte, habe ich nicht gefunden. Hier gibt es mehrere. Aber die beziehen sich mehrheitlich auch auf zweifelhafte Gestalten. Ole Nydahl z.B., den ich fürchterlich finde. Oder Chögyam Trungpa. Ich mag kleinlich sein, aber ich komme nicht damit klar, dass jemand den Mittleren Weg proklamiert, einen Rockstar-Lifestyle pflegt und sich totsäuft.


    Und jetzt diese seltsamen Postings von DJK, an dem ich mich gerne orientiert habe, nachdem meine Rigpa-Welt zusammmenbrach. Man kann da sicher viel zu sagen. Er bringt ja wirklich eine Diskussion in Gang. Ich habe auch Teile von "The Guru Drinks Bourbon?" gelesen und kann oder könnte einiges von dem, was er ansonsten, also auf fb, so von sich gegeben hat, auf die Gedanken beziehen, die er dort äußert.
    Dennoch: Gerade diesen "Beitrag" zur Metoo-Debatte finde ich, auch wenn er ganz, ganz viele konstruktive Gedankengänge auslösen kann, wenn man ihn lässt, unangemessen. Der Gedanke hinter "#Metoo" steckt nämlich, gesellschaftlich gesehen, noch in den Kinderschuhen. Die Opfer von sexueller Beslästigung beginnen nach Jahrhunderten und Jahrtausenden gerade, eine Stimme zu finden. Viele erfassen zum ersten Mal, was ihnen passiert ist. Wieso hat DJK keine Wertschätzung dafür? Es ist nicht die Zeit, da mit dem Holzhammer reinzuhauen.


    Der Verweis auf OTs fb-Posting in diesem Thread, in dem er sinngemäß äußerte, dass die kritischen Schüler (Mit-)Schuld an Sogyals Krebserkrankung trügen, war für mich heute das Sahnehäubchen auf all diesem tibetischen Irrsinn. Wobei ich nicht einmal bestreiten würde, dass es einen Zusammenhang geben kann. Für Sogyal mag der Brief der 8 Schüler der Schock seines Lebens gewesen sein und ich zweifle nicht daran, dass die Psyche oftmals entscheidenden Anteil an der Entstehung von Krebserkrankungen hat. Aber warum lernt man als Schüler im Busshismus ständig, dass man für seinen Geisteszustand selbst die Verantwortung trägt, während es den Lehrer anscheinend stante pede aus seinem irdischen Dasein fegt, wenn die Schüler "böse" sind? Das erscheint mir infantil, manipulativ und im Höchstmaß inkonsequent.


    Seit 2 Jahren hadere ich sehr mit dem Buddhismus, obwohl ich mich von den Grundgedanken nicht lossagen möchte,

    Ich komme mit einer Antwort aus der relativen Welt der unter samsarischen Bedingungen verifizierbaren Erfahrungen im Diesseits: Es gibt auch Männer, die sich dem großen (meinem Ex-)Guru und anderen zu Füßen werfen, und das sind nicht wenige. Darüber, inwieweit sie submissiv geneigt sind, kann ich allerdings keine Auskunft geben.


    Was bedeutsamer sein dürfte: im Vajrayana-Buddhismus ist die Lehrer-Schüler-Beziehung zentral. Belehrungen werden nach dieser Auffassung nicht zuletzt die Präsenz und die Persönlichkeitdes Lamas zugänglich. Der Lehrer wird als Buddha gesehen, zu dem es Hingabe zu entwickeln gilt. Ohne eine Lehrer zur Erleuchtung zu gelangen, wird als kaum möglich angesehen.
    Alls dies war lange Zeit Männern vorbehalten. Nonnen durften im alten Tibet nicht mal studieren. Die bekannten Übertragungslinien wurden ausschließlich von Männern gehalten.
    Also handelt es sich ganz sicher nicht um ein "submissives Frauen-Ding".

    Thursday.
    Meine Erfahrung mit buddhistischen Gurus hält sich in Grenzen. Es hätte ja sein können, dass andere Forenteilnehmer berichten: "Mein Lehrer macht das so ähnlich, er sagt dies und tut jenes", und dass ich zu dem Schluss hätte kommen müssen, dass "mein" Rinpoche sozusagen Standard-Egoknackermethoden anwendet. Selbst wenn ich diese nach meinen Maßstäben als unsensibel und unangemessen beurteilen und denken würde: "Der Alte sollte seinen Schülern ein bisschen Respekt entgegenbringen!" hätte ich unter der genannten Voraussetzung viel weniger Grund für persönliches Misstrauen. Ich könnte dann davon ausgehen oder zumindest als Arbeitshypothese den Umstand erforschen, dass der Betreffende so handelt, weil er nach den Regeln der Vajrayana-Guru-Kunst vorgeht und nicht, weil er ein schlechter Mensch ist. Auch wenn ich dann nicht zu seiner engen Schülerin würde werden wollen, könnte ich bedenkenlos weiter seinen Belehrungen lauschen und den Sangha besuchen. Die Antworten, die ich hier bekommen habe, lassen mich jedoch vermuten, dass ich nicht davon ausgehen kann, dass er nach dem Handbuch für Gurus vorgegangen ist.


    Außerdem habe ich zunächst vermutet, dass der beschriebene Lehrer von vielen sofort erkannt werden wird, und wenn nicht, dann wohl deshalb nicht, weil der Eindruck, den ich von ihm gewonnen habe, nicht der ist, der sich anderen Zuhörrn vermittelt. Diese Annahme habe ich inzwischen als Irrtum erkannt. Einige wussten, von wem die Rede war, aber offenbar tummeln sich hier Buddhisten vieler verschiedener Richtungen, die sich nie mit dem Betreffenden beschäftigt haben. "Mein" Lehrer ist einfach nicht so bekannt, wie ich annahm.Wenn er es aber gewesen wäre, wären vielleicht Feedbacks gekommen wie: "Das hast du missverstanden"o.ä.. Damit hätte ich mich dann besonders gründlich beschäftigt.


    Was ich im Thread in erster Linie erfahren habe, ist Befremden über das beschriebene Verhalten. Offenbar entspricht es in keiner Weise dem Guru-Standard. Das nehme ich ernst, obwohl mir natürlich deutlich ist, dass diese Reaktionen erfolgten, weil ich etwas geschildert habe, dass durch meine subjektive Brille gefiltert wurde. Die Beiträge haben mich darin bestärkt, zu gehen. Natürlich könnte ich mir statt dessen im Sangha einfach weiter meine Reaktionen anschauen und damit arbeiten. Aber so weit bin ich noch nicht. Das ist für Fortgeschrittene.


    Ich finde in diesen Beiträgen eben den Mix aus Argumentation und Verhalten, der mir bei "meinem" Rinpoche und im Sangha so aufstößt: Schau bei dir selbst. Für deine Reaktion auf Gesagtes/Verhalten bist ausschließlich du selbst verantwortlich bzw. sie sind Resultat deiner geistigen Muster. So weit, so richtig.
    Gleichzeitig nimmt der Agierende für sich in Anspruch, dass sein Handeln der Erkenntnis des Rezipienten dient und stellt Verhaltensanforderungen (Guru: Was ein buddhistischer Guru eben so fordert (Mitgefühl, Praxis, Abstand von Geistesgiften); Thursday: nicht mit solchen Fragen im Forum aufschlagen. Unter den gegebenen Voraussetzungen befasse sie sich nicht damit.


    Und was tun die zwei? Der Guru zeigt wenig Mitgefühl dem Leiden seiner gescheuchten Schüler gegenüber, Haremsdamen und sein dicker Bauch treten als Zeugen seiner Gier auf usw. usf. Und Thursday befasst sich im Forum ausführlich mit den Fragen, die nicht zu stellen waren und mit denen sie sich gar nicht erst befasst.
    Mein in Samsara erworbenes Reaktionsmuster ist dies: Ich nehme einen Mangel an Kongruenz zwischen Reden und Handeln wahr und den beiden die vorgebrachten Thesen in Zukunft nicht mehr ab.
    Zwar gibt es immer Anlass, der Selbsterkenntnis wegen die eigenen Reaktionen zu hinterfragen, aber wenn dieses Hinterfragensollen von jemandem proklamiert wird, der A sagt und B tut, besteht m.E. wenig Grund, die von dem Betreffenden zu diesem Zwecke mitgelieferten Maßstäber anzulegen, statt die eigenen zu verwenden.
    Ansonsten öffnet man Willkür und Missbrauch Tür und Tor. Oder?
    Sollte ich, statt auf Distanz zu gehen, von reinen und lauteren Motiven ausgehen, die ich nicht hinreichend zu würdigen weiß? Oder die Motivation völlig außer Acht lassen, da nur meine Reaktion zählt?
    Natürlich ist es meine Projektion, dass beide so handeln, um ihre Position zu festigen, dabei ein gewisses Vergnügen empfinden usw. Die Unterstellung eines Handelns aus Mitgefühl wäre aber ebenfalls Projektion. Nehme ich die Motivation gar nicht wichtig, wird der andere für mich in gewisser Weise zum Objekt, auf das ich meine Wahrnehmung gar nicht erst richten muss. Ich guck' dann nur auf mich. Angenommen, ich verhielte mich so: Welchen Maßstab lege ich dann an, um über Bleiben oder Gehen zu entscheiden?

    [quote='Thursday']...
    Sie sind einfach nur bedingt entstanden und vergehen, wenn der Kontakt (die Berührung) beendet wird. Die kann man äußerlich beenden, indem man diesen Lehrer verlässt oder auch innerlich, indem man sieht, dass diese Gefühle etwas mir einem selbst zu tun haben und der Lehrer eine Projektionsfläche bietet. Man muss dabei allerdings Geduld haben, denn das kann dauern.[quote]


    Zweifellos.


    [quote='Thursday']Warum aber sollte ich jegliche Vorstellung von einem Guru fallen lassen?
    Weil es eben deine Projektion ist. Du solltest mal einige längere Gespräche mit ihm haben, um diese Projektionen zu besprechen.[quote]


    Geht nicht. Der Mann gibt Neulingen wie mir keine Privataudienzen.

    Thursday:
    Mrs._Mahakala:


    Ich selbst entwickle jedoch immer mehr Abneigung gegen das, was der Guru sagt und tut, und ich möchte verhindern, dass diese Abneigung auch die Inhalte des Dharma mit einbezieht, weil er es ist, der sie vermittelt.


    Genau das wäre jetzt eine gute Übung um Abneigung aufzulösen. Die Frage ist doch, wieso du deine Vorstellungen von ihm oder generell von einem Guru nicht fallen lassen kannst. Deine Ansichten sind hier doch eindeutig ein Hindernis für deine Praxis.


    Meine Gefühle sind ein Hindernis für meine Praxis.
    Warum aber sollte ich jegliche Vorstellung von einem Guru fallen lassen? Natürlich, auf der absoluten Ebene ist alles leer. Kein guter Guru, kein schlechter Guru...sogar bezogen auf Padmasambhava. Solange wir uns über die Qualitäten des Gurus unterhalten, bewegen wir uns auf einer relativen Ebene, die zwangsläufig mit Vorstellungen verbunden ist,
    mkha hat dankenswerterweise zwei Beiträge gepostet, die sich damit beschäftigen, wie ein Lehrer sein soll. "Meinen" Lehrer finde ich darin nicht wieder. Und diese Texte erhalten eine Menge an Ansichten. Alles Hindernisse?
    Natürlich kann ich aber anhand der Geschehnisse und meiner Reaktion üben, meine Abneigung nicht übergreifen zu lassen.


    Btw, mir scheint, du liest meine Beiträge mit einem recht ausgeprägten Maß an Abneigung.

    Da hier nun schon eine ganze Liste mit Links veröffentlicht wurden, die die kritische Auseinandersetzung mit bestimmten Praktiken betreffen, ergänze ich um ""In the Name of Enlightenment" - https://www.youtube.com/watch?v=yWhIivvmMnk
    Dabei dürfte es sich wohl um den Film handeln, auf den hier auch schon verwiesen wurde.
    Ich kann nur nochmal betonen, dass ich sexuellen Missbrauch an keiner Stelle beobachtet habe.
    Dennoch scheint mir das, was ich gehört und gesehen habe und was ich als unangemessen wenig wertschätzenden Umgang mit den Schülern wahrnehme, gut in das beschriebene Profil zu passen.


    Ich werde wohl noch ein paar Mal zum Sangha gehen, da in einem Kurs Information über die Person des Lehrers, auch die Kritik an ihm, einer der nächsten Programmpunkte ist und ich neugierig bin. Dieser Teil wird in ein paar Wochen stattfinden.
    Zwischenzeitlich hatte ich ein paar Gespräche, die recht gut waren. Allerdings spüre ich, dass für mich nichts den Umstand aufwiegen kann, dass die Leuchtfigur der Bewegung sich meiner subjektiven Wahrnehmung nach wie ein absolutes A... verrhält. Es mag sein, dass viele der Mitglieder dennoch - und wenn es so ist, dann kann dies für mich nur daran liegen, dass durch die buddhistischen Lehren wertvolle und praktikable Inhalte vermittelt werden - ein großes persönliches Wachstum erfahren haben, wie immer wieder betont wird.
    Ich selbst entwickle jedoch immer mehr Abneigung gegen das, was der Guru sagt und tut, und ich möchte verhindern, dass diese Abneigung auch die Inhalte des Dharma mit einbezieht, weil er es ist, der sie vermittelt.

    Vielen Dank noch einmal an alle.
    Ich möchte schon versuchen, das Thema im Sangha anzusprechen, auch wenn ich davon ausgehe, dass es nicht viel bewirken wird. Gerade für die "alten" Mitglieder hängt schließlich ein gut Teil ihrer Identität, vielleicht sogar ihrer Lebensleistung mit dem Engagement dort zusammen. Wenn ich mir z.B. vorstelle, ich hätte ein 3-Jahres-Retreat in der Organisation dieses Menschen verbracht, würde ich mein Bild von ihm vermutlich ungern aufgrund der Beobachtungen und des Gesprächsbedarfs einer Neuen in Frage stellen.


    @ no name: Ich geb' dir ein S.
    und blue_aprico bekommt kein G.

    Zunächst einemal danke für die zahlreichen Antworten.



    Jein. Dass alles ist noch nicht lange her, es gab noch keine Gelegenheit, in meinem Heimat-Sangha darüber zu sprechen. Nicht wenige Mitglieder waren allerdings auch auf dem Retreat. Ich habe mit Einzelpersonen gesprochen, von denen einige die eine oder andere Aussage ebenfalls als unangenehm empfunden hatten. Niemand meiner Gesprächspartner schien aber grundsätzliche Zweifel entwickelt zu haben. Ich muss allerdings sagen, dass ich von der Atmosphäre des Retreats, während ich dort war, sehr eingenommen war und erst am vorletzten Tag nach einer besonders merkwürdigen Sitzung mit dem Rinpoche innerlich bewusst auf Abstand ging. Das Gespräch im Sangha, das in einigen Tagen "fällig" wird, steht also noch aus.


    Ich habe das Gefühl, wenn ich mich äußere, was letztlich nicht ausbleiben kann, läute ich damit meinen Abschied ein. Das tut mir weh.
    Obwohl ich vom Gefühl her sicher bin, dass sich da eine Person mit hohem Missbrauchspotential ausagiert, zweifle ich an mir. Hunderte von Menschen empfanden das, was ablief, offenbar anders als ich. Ich war zwar nicht die einzige, die auf dies oder jenes ablehnend reagierte, aber die Meinung der deutlichen Mehrheit schien anders zu sein.
    Und dann gibt es ja nicht nur den Guru. Im Zentrum werden Kurse angeboten, die meiner Meinung nach hervorragend sind. Ich kann niemandem außer dem Meister Fehlverhalten vorwerfen, solange es nicht um die meiner Meinung nach blinde Akzeptanz geht, die ihm entgegengebracht wird. Die Organisation verfolgt meiner Meinung nach bewunderns- und unterstützenswerte Projekte. Ich frage mich deshalb auch, ob ich nicht bleiben kann, ohne die Persönlichkeit des Lehrer weiterhin ernst zu nehmen. DIe Frage beantwortet sich allerdings beinahe selbst. Da es um Vajrayana geht, hat der Guru außerdem herausragende Bedeutung. Das ist Grund, weshalb ich fürchte, dass Gespräche letztlich zum Scheitern verurteilt sein werden.


    Um die "offizielle" Haltung ihm gegenüber ein bisschen deutlicher zu machen:
    Es gab zusätzlich zu den Teachings Arbeitsgruppen. Zumindest einmal wurde eine der fraglichen Äußerungen des Meisters durch einen Teilnehmer, kritisiert und thematisiert. Die Gruppenleiter hielten sich sehr zurück und stellten den Beitrag zur Diskussion. Sie erklärten allerdings später, dass die betroffenen Schüler den Rinpoche gebeten hätten, sie zu korrigieren und dass niemand die Lehrer-Schüler-Beziehung von außen beurteilen können. DIes war auch der Haupttenor der Äußerungen aus der Gruppe: Man solle sich seines Urteilsgeistes bewusst werden und diesen zähmen.


    Thoretisch ist das natürlich alles richtig. Ich kann und will das allerdings nicht auf die Situationen beziehen, die zu beobachten waren. Beispielsweise kritisierte der Meister im Plenum vor mehr als 500 Zuhörern sehr ausführlich eine Schülerin, die in seinem Zimmer einen Tisch getragen und dabei eine Teetasse umgeworfen hatte. Diese
    Bagatelle wurde am nächsten Tag noch einmal aufgewärmt. Er nahm den Umstand aufs Korn, dass seine Fahrerin auf dem Wege wegen eines Fahrfehlers hatte rangieren müssen und nannte sie "ungeschickt", er warf einer Schülerin von oben vor Hunderten von Menschen Gegenstände zu um zu testen, ob sie sie auffängt, nachdem er sie vorher, als er sie aufs Podium gerufen hatte, wo sie irgendwas richten sollte und dann wieder heruntergeschickt hatte, als "sehr langsam" kritisiert hatte, er sprach, nachdem es zuvor um Verliebtheiten zwischen den Anwesenden gegangen war, über einen/zu einem Schüler ohne erkennbaren Anlass: " He is nice, but so tall. You are so tall. Too tall to enter."


    Während ich das niederschreibe, denke ich, das geht nun wirklich alles gar nicht, das hat ein echter RInpoche nicht nötig. Und trotzdem bleiben die Zweifel, ob ich nicht zu engstirnig bin und die Frage, wie jemand trotz all dem so wunderbare Lehren geben kann.

    Hallo zusammen, ich bin neu hier.
    Mit dem Buddhismus beschäftige ich mich seit rund 20 Jahren, mal mehr mal weniger. Erst vor ungefähr zwei Jahren habe ich mich einem Sangha angeschlossen, der sich auf einen Meister bezieht, der Autor eines Buches ist, das mich persönlich von Beginn an am meisten angesprochen hat, das ich bis heute ganz wunderbar finde und zu einer wichtigen Grundlage meines Verständnisses des Dharma geworden ist. Im zugehörigen Sangha fühlte ich mich, nachdem ich früher mehrere buddhistische Gruppen "ausprobiert" habe, wohl und gut aufgehoben. Ich finde, dass viele der Mitglieder hervorragende Arbeit leisten, um auch "Neuen" die Grundlagen des Buddhismus näher zu bringen.


    Kürzlich besuchte ich zum ersten Mal ein längeres Retreat mit dem erwähnten Meister. Ich hatte ihn vorher schon mehrmals "live" erlebt, jedoch allenfalls ein Wochenende lang. Ich kannte ihn als humorvoll, zuweilen auch frech und regelrecht provozierend, habe mich aber nie daran gestoßen, da ich einerseits davon ausging, dass dies einfach geschickte Mittel waren, um die Aufmerksamkeit seiner Zuschauer zu erregen und zu erhalten, andererseits auch großes Vertrauen in ihn hatte, das wohl vor allem darauf zurückging, dass er eben jenes Werk verfasst hat.


    Beim letzten Retreat erlebte ich ein Verhalten seinerseits, das ich als schockierend empfunden habe. Es blieb nicht bei ein paar frechen Bemerkungen. Vorwürfe und persönliche Kritik, die er teilweise stundenlang vor allen Teilnehmern äußerte, bezogen sich jeweils auf seine älteren Schüler und ganz konkrete Handlungen, die sie für ihn hatten ausführen sollen und bei denen ihnen seiner Meinung nach Fehler unterlaufen waren. Er lobte sich selbst und seine Qualitäten in extenso, betonte seine Bekanntschaft mit diversen prominenten Persönlichkeiten und verlangte, dass eine Vielzahl von Getreuen buchstäblich sprungbereit um ihn herum war, um nicht nur den gewünschten Ablauf der Veranstaltung sicherzustellen, sondern auch in Sekundenschnelle jede Art von persönlichem Komfort anzudienen, vom Ausziehen der Socken bis zum Umlegen einer Decke. Diese Tiraden unterblieben nur an einem Abend, der auch der Öffentlichkeit zugänglich war. Ganz offensichtlich arbeiteten die Schüler, die zu seinem engeren Umfeld gehörten, für ihn bis zum Umfallen.
    Ich konnte für mich nur den Schluss ziehen, dass ich jemanden mit einem irrsinnig aufgeblähten Ego und deutlichen Missbrauchstendenzen erlebt habe. Im Vorfeld war mir ein Artikel eines Nachrichtenmagazins bekannt, in dem von bestimmten Vorwürfen gegen diesen Meister die Rede war. Meine Haltung dazu war "Kann sein, kann nicht sein" - bekannte Persönlichkeiten stehen halt immer in der Schusslinie. Nach dem Retreat las ich in anderen Medien genauer nach, worauf sich die Anschuldigungen bezogen und fand Erlebnisberichte, die den Meister so schilderten, wie auch ich ihn wahrgenommen hatte - nur dass das fragliche Verhalten demnach außerhalb öffentlicher Veranstaltungen noch viel ausgeprägtere, in jeder Weise absolut inakzeptable Formen angenommen haben soll. Nach den Erlebnissen des Retreats gehe ich davon aus, dass die Vorwürfe alles andere als Hirngespinste sind.
    "Crazy Wisdom" mag unkonventionelle Methoden einschließen. Wenn ich akzeptieren soll, dass tägliche stundenlange Demütigungen eine Methode sind, die gewohnte Denkweise aufzubrechen und die Schüler zur inneren Befreiung zu führen, muss ich vorher meinen Verstand an der Tür abgeben. Eben das haben viele meiner Sanghabrüder und -schwestern offenbar getan.


    Ich bin sehr erschüttert nach diesen Erlebnissen und weiß nicht recht, wie ich weitermachen soll. Der Sangha, die Beschäftigung mit den Inhalten, die dort vermittelt werden, ist zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden. Natürlich ist die Qualität des Buddhismus durch einen einzelnen Lehrer, der andere zu seinem persönlichen Vorteil missbraucht, nicht in Frage gestellt. Dennoch ist es für mich eine Erfahrung, die mir ein bisschen den Boden unter den Füßen wegzieht.
    Soll ich mich einem anderen Lehrer zuwenden? Wenn ja, welchem?
    Akzeptieren, dass Anhaftung an den Sangha die Ursache von Leiden ist und eine neue suchen, weil wohl keine Basis mehr da sein wird, nachdem mein Vertrauen in den Meister völlig zusammengebrochen ist?
    Es fällt mir schwer, das Gute, dass ich dennoch dort erfahren habe, nicht im Licht der neuen Erfahrungen zu sehen.
    Ich bin ganz schön ratlos.