Beiträge von komyo

    Die (extreme) Kontrolle des Fühlens und Denkens ist geradezu symptomatisch für Depression. Und daher ist die Frage nach dem "Was soll ich tun (damit nachher das und das dabei herausspringt)" eben darin begründet.


    Die Hinweise darauf, dass eine meditative Praxis, welcher Art auch immer, hier durchaus zu einer Verschlimmerung führen können, sind meines Erachtens nicht ganz unbegründet.
    Wird die Grundausrichtung (s.o) beibehalten, kann sich bei immer genauerer Betrachtung oder Auseinandersetzung mit "Geistesinhalten", Gefühlen usw. das Ganze natürlich zuspitzen, auch wenn die "Methode" dafür nicht ursächlich verantwortlich ist.


    Pauschale Urteile über Psychiatrie, Psychopharmaka, Therapien, sind glaube ich wenig sinnvoll.


    Die Diagnose kann nicht nur zu Stigmatisierung und Entpersonalisierung durch die soziale Umwelt führen, wie in den psychiatriekritischen Anmerkungen erwähnt, sondern auch zu einem Filtern der eigenen Wahrnehmung und Erfahrung, d.h. alles wird unter dem Gesichtspunkt des "Depressivseins" gesehen, was wie eine Eigenstigmatisierung ist (und möglicherweise die Grundproblematik wieder verstärkt, a la "Ich werde meine Depression nicht los").
    Auch das könnte sich durch meditative Praxis verstärken.
    Wie natürlich auch durch andere Faktoren.


    Interessant wäre möglicherweise die Frage: "Was hat mir meine Depression zu sagen? Was will sie?"


    Vielleicht solltest Du es etwas langsamer angehen.
    Und es dann, wie ja schon gesagt wurde, einfach ausprobieren?


    Liebe Grüße

    ...die Antwort liegt im Tun.
    Versucht man diese Frage mit dem analytischen Geist zu beantworten, dreht man sich im Kreis, bzw. bleibt immer innerhalb dieses analytischen Geistes, den man damit forciert. Dabei sind der analytische Geist selbst, der Reflex-Geist (wenn man das in diesem Falle mal so nennen will) Muskeln, Sehnen, Knochen usw. alle an sich ungeschaffen, ungeboren oder welchen Begriff man da auch immer verwenden will. Die Übung ist die, die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass sie mit sich selbst wieder deckungsgleich werden.
    Oder, mit andern Worten, Gedanken, Reflexe, Organe irgendwie trennen zu wollen, macht keinen Sinn.
    Deshalb entsteht (existiert) das ursprüngliche Bewusstsein immer aus sich selbst heraus.


    Liebe Grüße

    Hallo!


    Beim Sitzen würde das "machen lassen " bedeuten, das man das Sitzen des Körpers auch zulässt. (Köper ist natürlich nicht zu trennen von Geist).
    Das heißt sozusagen von dem Meta-Bewusstsein "Ich-Bewusstsein", das ein Resultat (und nicht Ursprung) der Körperfunktionen ist, zu diesen zurückzukehren.
    Und nicht umgekehrt vom Meta-Bewusstsein das Sitzen zu machen. Es heißt also die Überwachung der Übereinstimmung eines Bildes durch Abgleich mit einem Bild anzuhalten. Und statt dessen ein ursprüngliches Fühlen und Denken entstehen zu lassen.
    Das Meta-Bewusstsein ist ja sinnvoll als Steuerungsfunktion. Aber es sollte Diener und nicht Herr sein. Also, es ist vielleicht wie ein Verein. Eigentlich geht es um die Mitglieder und deren gemeinsame Interessen. Und Grundvoraussetzung ist erstmal, dass die Mitglieder vollständig so sein dürfen. Sie verbinden sich zu dem Verein und der Verein besinnt sich auf irgendwelche Statuten. Und ist dann mit deren Umsetzung beschäftigt. Und irgendwann wahrscheinlich mehr mit der Umsetzung seiner vereinsinternen Strukturen als mit dem Fühlen und Denken der Mitglieder. Der Verein (der ja eigentlich aus sich heraus existiert sondern ein Meta-Bewusstsein aus den einzelnen Mitgliedern ist) weist Mitgliedern Funktionen zu. Und so wird das ganze umgedreht. Irgendwann steht die zugewiesene Funktion und deren Bild immer vor dem einzelnen Mitglied da. Und die Vereinsinteressen stehen vor den Einzelinteressen der Mitglieder. Aber nur, wenn sich die Mitglieder gemäß ihrer ursprünglichen Funktion entfalten dürfen und so funktionieren dürfen, kann der Verein in einer gesunden Art und Weise funktionieren. Wenn er versucht sehr viel Energie und Macht auf der Vorstandsebene zu sammeln und alles durch Kontrolle, Überwachung und Zuweisung zu regeln, wird alles nicht so gut funktionieren.
    Die Überwachung des Bildes durch den Abgleich mit einem Bild heißt, dass nur noch diese Funktionen gesehen werden. Sie anzuhalten bedeutet, das einzelne Mitglied zu Wort kommen zu lassen, es sich entfalten zu lassen (auch wenn es Krawall schlägt). Es heißt, seinem Fühlen und Denken wieder Achtung und Wertschätzung zu schenken.
    Denn der Verein ist das Ergebnis der Mitglieder.
    Das meine ich mit Umkehrung der Richtung.
    Vom Meta-Bewusstsein aus ist es ein "machen-lassen" nur deshalb weil das Meta-Bewusstsein seiner Natur aus "superfunktional" ist. Es möchte immer alles 100%, alle Mitglieder sollen gemäß seinen Vorgaben funktionieren. Wenn es die einzelnen Mitglieder einfach lassen soll, fürchtet es (zu recht) um sein Bestehen. Wie soll der Verein dann laufen, wenn jeder macht, was er will? (Und wie soll er da ein Bild seiner selbst aufrechterhalten?)
    Es ( das M-Bew.) muss also lernen, dass zuzulassen. Und damit seine eigene Abhängigkeit und Wandelbarkeit anerkennen. Es kann seine Überwachungsaufgabe weiterführen, aber es sollte sie so weiterführen, dass es nicht Bilder mit Bildern vergleicht, sondern darauf schaut, ob alle Mitglieder zufrieden sind. Es sollte nicht versuchen, sie zu 100% zu steuern.
    Aber selbst das wird es, wenn es einmal den Sinn dieses Vorgehens erkannt hat, zu 100% versuchen. :D
    Also: 100% "machen-lassen" geht auch nicht.
    Was dann? :D


    Also zurück zum Sitzen: Das Sitzen geschieht ja nicht durch eine fortdauernde Bewusstseinsanstrengung, sondern durch ein Zusammenspiel von Reflexen und Muskeln, Sehnen, Knochen usw.
    Also: das einmal wertschätzen und das Sitzen und das Bewusstsein von den Gefäßen, Sehnen, Muskeln usw. entstehen lassen - zum Beispiel.



    Liebe Grüße

    pali:

    ... wenn nicht vermittelt werden kann, WAS denn der "alltägliche" Geist ist, nützt so ein Posting überhaupt nichts


    :)


    Das ist wahr. :)


    Der alltägliche Geist ist der ursprüngliche Geist.
    Es gibt einen einfachen Weg, den alltäglichen Geist zu erfahren, und der ist, sich von den einzelnen Geistesprozessen, Gefühlen, Dingen und Wahrnehmungen machen zu lassen.
    D.h. die Richtung umzukehren. Normalerweise mögen wir uns nicht (vom Standpunkt des begrenzten Ich aus) "machen" lassen. Das ist auch nach jahrzehntelanger Zen-Übung schwierig. Und vielleicht gerade dann.
    Nichts anderes bedeutet es aber, alle Lebewesen zu befreien.
    Alle Lebewesen haben diese Freiheit als ihre Quelle, aber solange das nicht erkannt (und praktiziert) wird, sind alle Lebewesen nicht frei.
    Gemeint sind nicht nur Menschen,Vögel usw., sondern auch Knochen, Muskeln, Organe, Gedanken, Gefühle usw.
    Die Befreiung aller Lebewesen dauert daher an und ist immer eine Jetzt-Befreiung.

    Hallo Aiko,

    Zitat

    "am Leben teilnehmen oder nicht? - gibt es da eine Wahl?


    Hätte ich Deinen Beitrag nicht schlichtweg stumpf überlesen, hätte ich mich gehütet, hier noch irgendwas herum zu schwafeln.



    Liebe Grüße, Doofwurst kyomo

    Ja, da steht etwas über das Verstehen:
    When you understand, reality depends on you. When you don't understand, you depend on reality.
    When reality depends on you, that which isn't real becomes real.When you depend on reality, that which is real become false.
    When you depend on reality, everything is false. When reality depends on ypou, everything is true.
    Thus, the sage does't use his mind to look for reality, or reality to look for his mind, or his mind to look for his mind, or reality to look for reality.
    And reality doesn't give rise to his mind. And because both his mind and reality are still, he's always in samadhi.


    Also, wie gesagt, mein Englisch...


    "Wenn du verstehst, hängt die Wirklichkeit von dir ab. Wenn du nicht verstehst, hängst du von der Wirklichkeit ab.
    Wenn die Wirklichkeit von dir abhängt, wird das, was nicht wirklich ist, wirklich. Wenn du von der Wirklichkeit abhängst, wird das, was wirklich ist unwahr.
    Wenn du von der Wirklichkeit abhängst, ist alles unwahr. Wenn die Wirklichkeit von dir abhängst, ist alles wahr.
    Folglich gebraucht der Weise seinen Geist nicht um die Wirklichkeit zu suchen oder die Wirklichkeit, um seinen Geist zu suchen, oder seinen Geist, um seinen Geist zu suchen, oder die Wirklichkeit, um die Wirklichkeit zu suchen.
    Und die Wirklichkeit ruft seinen Geist nicht hervor. Und weil beide, sein Geist und die Wirklichkeit ruhig sind, ist er immer in Samadhi."
    (Also Wort für Wort, low-fi ;) )


    Und:
    "Seen with true vision, form isn't simply form, because form depends on mind. And mind isn't simply mind, because mind depends on form.
    Mind and form create and negate each other. That which exists exists in relation to that which doesn't exist.
    And that which doesn't exist doesn't exist in relation to that which exists. This is true vision. By means of such vision nothing is seen and nothing is not seen.
    Such vision reaches throughout the ten directions without seeing: because nothing is seen; because not seeing is seen; because seeing isn't seeing.
    What mortals see are delusions. True vision is detached from seeing."


    "Mit wahrer Sicht gesehen, ist Form nicht einfach Form, weil Form vom Geist abhängt. Und Geist ist nicht einfach Geist, weil Geist von Form abhängt.
    Geist und Form erschaffen und negieren einander. Das, was existiert, existiert in Bezug auf das, was nicht existiert.
    Und das, was nicht existiert, existiert nicht in Bezug auf das, was existiert. Dies ist wahre Sicht. Durch diese Sicht wird nichts gesehen und nichts nicht gesehen.
    Solche Sicht erstreckt sich auf die zehn Richtungen: weil nichts gesehen wird; weil Nicht-Sehen gesehen wird; weil Sehen nicht Sehen ist.
    Was Sterbliche sehen, sind Täuschungen. Wahre Sicht ist vom Sehen befreit."


    Ich habe es mal bei "Sicht" belassen, man hätte vielleicht auch Schau oder Erkenntnis schreiben können, aber dann hätte man es auch als Gegensatz zu dem "rein physikalischen Sehen" verstehen können. Aber auch Erkenntnis, die die Wechselseitigkeit ihres Erkennens nicht erkennt, ist dann nicht befreit.
    ("Wahre Erkenntnis ist befreit von Erkenntnis.")



    Wahre Erkenntnis ist befreit von Erkenntnis.


    Einfach genau so.


    Liebe Grüße

    Meine Güte, es gibt das alles im Netz und ich gebe Geld für das Buch aus!


    Ja, über die Stelle bin ich auch gestolpert :lol:
    Mein Englisch ist ehrlich gesagt nicht so gut :)


    "The sutras say, "Those who free themselves from all appearances are called buddhas." The appearance of appearance as no appearance can't be seen visually but can only be known by means of wisdom." heißt es da.


    Die Erscheinung der Erscheinungen als keine (oder Nicht-)Erscheinungen...


    Wenn die Erscheinungen als Nicht-Erscheinungen erscheinen,...


    Ich habe den Löffeln verlegt, um die Weisheit zu löffeln.
    Es gibt dazu eine Stelle, die das vielleicht erklärt:


    Zitat

    Ananda, laß uns nun untersuchen, was mit der falschen Augwahrnehmung gemeint ist, die durch das Gesamtkarma vieler Lebewesen verursacht wird. In dieser Welt gibt es viele tausend Königreiche, große und kleine. Nehmen wir an, daß in dem kleinsten dieser Königreiche alle Leute unter dem Einfluß einer gemeinsamen schlechten Geistesverfassung stehen, d.h, daß sie viele Arten unheilverheißender Zeichen erblicken, die von anderen Menschen nicht gesehen werden - zwei Sonnen, zwei Monde oder verschiedene Sonnen- oder Mondfinsternisse oder auch Lichthofe um Sonne oder Mond oder Kometen mit oder ohne Schweif oder fliegende Meteore, die nur einen Augenblick auftauchen, oder düstere Schatten wie ein großes Ohr in der Nähe der Sonne oder des Mondes oder auch Regenbogen früh oder spät. Nehmen wir an, daß alle diese seltsamen Erscheinungen unheilvoller Vorbedeutung nur in diesem kleinen Königreich gesehen wurden und niemals von irgendeinem anderen Volk je gesichtet noch gehört worden sind. Nun wollen wir, Ananda, diese beiden Beispiele miteinander vergleichen. Beziehen wir uns zuerst auf die individuelle und besondere falsche Augwahrnehmung, wie sie bei einem bestimmten Menschen als seltsamer Lichthof bei der Nachtlampe auftritt. Obgleich es den Bedingungen des Sehens zu entsprechen schien, so gehörte es doch in Wirklichkeit der Wahrnehmung der entzündeten Augen. Der imaginäre Lichthof deutete nur auf die Krankheit der Augwahrnehmung hin und hatte nichts zu tun mit dem Sehen an und für sich. Dies bedeutet, daß die Natur der Augwahrnehmung, die den imaginären Lichthof sieht, nicht verantwortlich ist für die Irrtümer des Sehens. Ananda, wenn du z.B. deinen Blick über die Erscheinung eines ganzen Landes schweifen lassest mit seinen Bergen, Flüssen, Königreichen, Leuten usw., so scheinen sie verschiedene, tatsächliche Einzelheiten wiederzugeben, aber in Wirklichkeit werden sie alle erzeugt durch die zugrundeliegende anfanglose Augen-Krankheit. Beiden, der Sehfähigkeit der Augen und deren Wahrnehmung, scheinen sich diese besonderen Zeichen in unserer Gegenwart zu manifestieren; von unserer intuitiven, erleuchteten Natur jedoch wird dies als das erfaßt, was es in Wahrheit ist, eine krankhafte Sehwahrnehmung, die auf entzündete Augen hinweist. So werden einige und sogar alle Wahrnehmungen erleuchteter Natur und z.B. selbst die besonderen Wahrnehmungen der Augen nur einfach als verdunkelnder Schleier gesehen. Aber unser fundamentaler, intuitiver, erleuchtender Geist, der diese Augwahrnehmung und deren Sehbedingungen wahrnimmt, kann unter keinen Umständen als etwas Imaginäres und Krankhaftes betrachtet werden. Deshalb müssen wir uns davor hüten, diese intuitive Natur, die diese krankhafte Düsterkeit wahrnimmt, die vor den entzündeten Augen auftaucht, in denselben Nebel zu versenken. Wir müssen Sorge tragen, zu unterscheiden zwischen der Wahrnehmung unserer Augen und der tiefinnerlichen Sehwahrnehmung unseres erleuchteten Geistes, der sich der trügerischen Wahrnehmung unserer Augen be


    Ist aus dem S(h)urangama-Sutra, habe ich aber nicht, kenne ich nicht weiter. Habe ich nur bei amazon als Buchauszug gelesen.
    Also die Augenkrankheit wäre Erscheinungen sehen, wir erkennen aber aufgrund unseres "erleuchteten Geistes" das Erscheinen der Erscheinungen als Nicht-Erscheinungen.


    Es gibt dazu wohl eine Stelle bei Dogen, Kuge, Blume der Leerheit.
    Moment...


    "Im wahren Buddhismus ist "jemand, der ein Augenleiden hat" eine erwachte Person, ein vollständig Erleuchteter, ein Buddha, jemand, der über die Erleuchtung hinausgegangen ist. Einige Leute denken, dass es daneben noch weitere Formen der Wahrheit gibt. Das stimmt nicht. Trotzdem kommt es vor, dass jemand durch sein Augenleiden eine Blume sieht. Dies geschieht durch das wirkliche Suchen nach Erleuchtung, ohne zu erkennen, daß das Leiden selbst die Wurzel der Erleuchtung ist."


    Dogen vertritt die Auffassung, dass Erleuchtung nicht das Verschwinden der Blume ist. Er sagt, dass alle Dinge Kuge sind, also diese Blume der Leerheit.
    Versuche ich also nicht diese Phänomene zu beseitigen (dadurch, dass ich sie als "leer", nicht existent ansehe) sondern erkenne den zugrundeliegenden Prozess des Sehens und der Augenkrankheit (was ich ja nicht mit den Augen kann, "can't be seen visually but can only knwon by means of wisdom), dann wäre das die eigentliche Erleuchtung, das Überschreiten der Erleuchtung.


    Ich hoffe, ich bin nicht zu verworren.
    Meine Knochen tun mir weh :D

    Ich trinke jetzt eine Tasse Tee und mache dann die Johannisbeersträucher aus.
    Sollte dabei Langeweile, Ärger, Enttäuschung oder ein unpassender Gedanke auftauchen, plumpse ich aus dem Zen-Boot, treibe auf einem Stück Holz oder auf einem abstrakten Begriff in die Gefilde des Zen-Tods.
    Weiden die Kühe nebenan in Samsara oder Nirwana, oder in Samsara inmitten von Nirwana, Nirwana inmitten von Samsara?
    Ich weiß es NICHT und zähle vielleicht mal die Kuhfladen. :D


    "Using the mind to look for reality is delusion. Not using the mind too look for reality is awareness."
    Bodhidharma, Wake-Up Sermon, translated by Red Pine


    Liebe Grüße

    Ji'un Ken:

    Moin Komyo,


    um was geht es dir mit deinem Beitrag?
    Alles Liebe,
    Ji'un Ken







    Hallo Ji'un Ken,


    gute Frage. :D
    Nachforschen, wo der kleine Haarriss ist, der einen Graben bedeutet.
    Möglicherweise macht es einen Unterschied in unserem Leben, ob er scheinbarda ist.
    Und ich mag mich vollkommen täuschen.


    Liebe Grüße!













    .

    Hallo!


    Ich möchte nochmals einen Punkt aus dem "Zazen-Was kann es?"-Thema heraus nehmen.
    bel hatte eine Passage aus dem Shobogenzo (zenki, Die Aktivität von Leben und Tod) erwähnt.
    Ich zitiere sie erneut plus die vorangehenden zwei Absätze aus der mir vorliegenden Übersetzung:


    "Die Verwirklichung von Erleuchtung bedeutet wahres Leben - vollständiges, freies Handeln. Wenn wir die Erleuchtung verwirklichen, wird die ganze Bedeutung von Leben und Tod klar. Diese Erfahrung kann jedoch nicht durch das Bewußtsein oder den Intellekt, ob begrenzt oder unbegrenzt, groß oder klein, lang oder kurz, nah oder fern, erklärt werden.
    Unser gegenwärtiges Leben wird durch diese Erfahrung gestaltet, und umgekehrt wird diese Erfahrung durch unser gegenwärtiges Leben gebildet. Das Leben ist nicht Kommen und Gehen, Erscheinen oder Vergehen. Das Leben ist die ganze Erfahrung des Lebens; und dementsprechend ist der Tod die ganze Erfahrung des Todes. In der unbeschränkten Natur der buddhistischen Übung haben Leben und Tod diese besondere Bedeutung. Wenn wir auf unser gegenwärtiges Leben schauen, und allmählich anfangen, etwas zu erwachen, beginnt die Welt nach und nach ihre ganze Erscheinung zu offenbaren. Das gesamte All ist mit der ganzen Aktiviät des Lebens gefüllt. Jeder Augenblick enthält das ganze Sein.
    Es ist mit dem Leben, wie wenn man in einem Boot ist. Auch wenn wir Segel, Ruder und Riemen beherrschen, hat das Boot dennoch seine eigene, unabhängige Existenz; es ist für unser Überleben wirklich notwendig - ohne das Boot können wir nicht leben. Andererseits kann das Boot ohne uns nicht richtig fahren: Mann und Boot bilden eine vollständige, harmonische Einheit und sind ganz voneinander abhängig. Wenn Mann und Boot zusammenwirken und miteinander ganze, vollständige Aktivität bilden, dann gehören zur gleichen Zeit und zum gleichen Raum auch der ganze Himmel, alles Wasser und alle Ufer. Dann wirken, in der Tat alle Umstände harmonisch zusammen. Auf diese Weise wirken auch das Leben und unsere Existenz zusammen."


    bel hatte die "Bootszeit" als die Zeit der Teilnahme bezeichnet. Es ging ursprünglich um Langeweile, und als deren Kennzeichen sah er Teilnahmslosigkeit.

    Zitat

    Zen ist natürliche (nicht "gemachte") Teilnahme (Geist-Körper fällt ab) es ist das "Rudern", die "Bootzeit" wie es Dogen in "Zenki" beschreibt - deshalb ist es auch ein Gegenprogramm zur Nichtteilnahme, das wäre dann "die Zeit, die nicht dem Boot gehört", nirgendwohin gehört, totes Holz und kalte Asche - kumu shihui - (s. Linjian lu 林間録 und Shobogenzo, 51 Butsudo) .


    Nun klang das ein wenig so, als könne man durch Teilnahmslosigkeit oder Langeweile aus dem Boot fallen.


    Aber meiner Ansicht nach ist alles innerhalb dieses Lebens INNERHALB des Bootes und somit Aktiviät des Lebens. Es mag durchaus keine harmonische Einheit darstellen, aber immer noch eine Einheit. Es ist also durch das Gefühl der Teilnahmslosigkeit nicht möglich nicht teilzunehmen, vielmehr ist schon das "Teilnehmen-oder-nicht" illusorisch. Solange wir Leben, sind also unangenehme Zustände, auch und gerade Zustände des Getrenntseins die ganze Aktivität es Lebens und wir sollten vielleicht nichts darüber hinaus erwarten. Es ist ja gerade so, dass wir durch das Gewahrwerden dessen, dass -mal angenommen-unser gerade vorhandenes Gefühl des Getrenntseins, die ganze Aktivität des Lebens ist, die Einheit erlangen, ohne fälschlicherweise unser Getrenntheitsgefühl gegen eine Einheitsgefühl austauschen zu wollen (also unbewußt). Oder unser Teilnahmslosigkeitsgefühl-Gefühl gegen ein Teilnahme-Gefühl. Genaugenommen sind es keine Gefühl, sondern Gedanken. Denn das Gefühl wäre...oder...-und als ...oder...in jedem Fall das, was ist. Auch das, was wir zu dem "Was-ist" willkürlich addieren ist noch "was ist", wenngleich wir uns davon scheinbar entfernen. Darin liegt ja die Illusion, die wir für "Das-was ist" nehmen, in dem "für- wirklich-nehmen". Die Addition ist ja wirklich, als das was sie ist. Würden wir es dabei belassen,wäre es ja gut, aber wir legen noch ein besonderes Gewicht auf sie. Das ist die eigentliche die Täuschung. Wenn man das abstellt, mögen Illusionen da sein, ohne "Schaden" anzurichten. In diesem Augenblick des Erscheinens kann keine Aussage darüber getroffen werden, ob Sein oder nicht, wahr oder nicht, da dieser Prozess nicht unterstützt wird. Es ist wie mit dem Erscheinen der Spiegelung des Mondes auf einer Wasserfläche. Man kann vielleicht sagen, dass diese Spieglung zu dem ursprünglichen "echten" Mond hinzugefügt ist, dass sie gewissermassen eine Illusion darstellt. Aber sie ist, was sie ist. Sie ist für sich vollkommene Aktivität. Der Gedanke, an etwas ursprüngliches, was die Spiegelung hervorruft, ist schon das scheinbare Heraustreten aus der Einheit. Die Täuschung ist dieser Prozess. Wenn ich dann sagen würde, dass ich, wenn ich ein Gefühl feststelle, welches ich dann als "Langeweile" denke, aus meinem "Original-Einheitszustand" (der dann auch nur eine Vorstellung ist) herausgetreten bin, dann also nicht mehr teilnehme, dann ist dieses die Täuschung, die Nicht-Teilnahme undTeilnahme.
    "Beides" ist ja die eine Aktivität des Lebens.


    Ich hoffe, ich konnte deutlich machen, was ich meine (und ich habe nicht zu viele Schreibfehler produziert).
    Und ich finde, das ist ein interessanter Punkt in der Zen-Praxis.

    bel:

    Nun, "nach" steht da im Palitext in keinster Weise.
    Auch "sampajana" (hier etwas zu lapidar mit "klarem Sinn" übersetzt) ist nicht ausreichend gewürdigt.
    Weiter sollte beachtet werden "uneingepflanzt verharrt er, und nirgends in der Welt ist er angehangen"


    Interessant! Danke!

    Da hat er wohl Recht, der Kôdô Sawaki.
    Ich glaube, Shunryu Suzuki hat mal gesagt, die Übung bestehe darin, einfach nur da zu sein und nicht einzuschlafen :D


    Aber mal zum Anfang zurück, kann man letztlich ja nur jedem empfehlen, Zazen zu üben.


    Was kann es?


    Das könnte man sagen, wenn Zazen so existieren würde, wie ein Tisch existiert.


    Die Frage ist, was du kannst.


    Beim Einkaufen passe ich aber lieber auf mein Geld auf ;)

    Hallo, Martin!


    Ja, darauf wollte ich irgendwie hinaus. Danke!


    Den Langeweile-Buddha von genau-so finde ich auch sehr schön :)


    Wobei so eine Diskussion auch nicht ganz frei von Langeweile ist ;)


    Liebe Grüße

    Du hast natürlich recht.
    Aber die eigentliche Trennung erwächst vielleicht eher daraus, dass die Langeweile (um zu ihr zurück zu kommen) gleichzeitig abgelehnt wird.
    Da sollte etwas sein, das uns mitreißt. Wir sind schließlich Zen-Leute, und es sollte uns gelingen, in diesem ganzen Herbstlaub etwas von einfacher Erhabenheit zu sehen, aber wenn man es täglich wegfegt, ist es auch ein wenig langweilig. Die Handlung ist nichts Besonderes. Das schließt nicht aus, das wir vielleicht plötzlich die Intensität dieser Farben wahrnehmen. Das wir uns damit eins fühlen oder uns beim Fegen vergessen. Aber man sollte das vielleicht nicht erwarten.
    es ist vielleicht am nächsten Tag eine ganz und gar unbefriedigende Handlung. Es regnet und wir fühlen uns nicht wohl. Oder es ist einfach nur öde.
    Wenn nun die Zen-Übung keine besonderen "Ergebnisse" hervorbringen würde, würden wir sie dann noch weiter betreiben. Wenn sie uns (auch auf einer höheren Ebene) eben nicht befriedigt.


    Es liegt vielleicht eine Falle darin, sich der Natur des Windes sehr bewusst zu sein, und überall mit seinem Fächer zu wedeln.


    "Wen da Langeweile ist, habe ich dann also im Zen-Sinne etwas falschgemacht?" (Wäre in dieser Denkweise nicht die Trennung?)


    (Ich mache mich wahrscheinlich nicht so gut verständlich.)


    Ich glaube ich meine eigentlich dasselbe. Nur würde ich es nicht Teilnahme nennen.
    Ich würde das lieber weglassen.

    Wenn Teilnahmslosigkeit oder Unempfindlichkeit ist, dann ist das ebenfalls "das, was ist".
    (Damit meine ich nicht, sie zu kultivieren!)
    Zen als Ausweg daraus mag eine zeitlang funktionieren. Es ist dann aber "gemacht". Ein Gegenprogramm.
    Aber die Übung von Zen würde ich nicht als Gegenteil von irgendetwas betrachten.


    Was ich meine ist lediglich, der Langeweile nicht aus dem Weg zu gehen, weil gerade sie uns den Ausweg abschneidet.

    Ja, ich denke diese "Langeweile" ist sehr gut.
    Würden wir von Einfachheit sprechen, könnte es sein, dass diese Einfachheit nur eine "gemachte" ist.
    Also wieder etwas "Besonderes".
    Aber Langeweile bringt uns nun wirklich zu dem zurück, was ist.


    (Und wirklich niemand macht sich doch deshalb auf den Weg!)