Beiträge von Benkei

    Namaste!

    badcox:

    Finde ich schön, dass du das sogar auch zuhause rezitierst - etwa so richtig mit den Klängen zwischendurch, den "Bings" an den richtigen Stellen?


    Leider nicht. Dafür hätten die Mitbewohner meines Hauses wohl weniger Verständnis, da das ihren Schlaf beeinträchtigen würde - die stehen erst auf, wenn ich zur Arbeit fahre.
    Ich halte es so, dass ich vor der Rezitation (direkt nach dem Zazen) einmal mit dem Juzu raschele und dann, relativ leise, loslege. Nach dem Hannya Shingyo kommen dann noch drei Niederwerfungen ;)
    Vor dem Zazen rezitiere ich die Zufluchtnahme, die Vier Großen Gelübde und andere kürzere Texte auf deutsch.


    Zitat

    Also ich schaffe das Hannya Shingyo nur, wenn ich es vom Blatt ablese und selbst dann habe ich häufig noch Probleme damit und vertu mich mit der nächsten Zeile o.ä. Das gemeinsame Rezitieren in der Gruppe ist angenehm.


    Ich lese auch meistens noch ab um nicht "zu springen", was beim Auswendigrezitieren schon mal passieren kann. In der Gruppe finde ich es auch angenehmer.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Bei meiner ersten Einführung in die Praxis eines Dojos war mir das Kinhin sehr suspekt. Ich dachte mir dann aber - ach, das kriegst du schon hin; mach einfach was alle machen.
    Bei meinem ersten Kinhin dann, waren meine Schritte zu groß, so dass ich Acht geben musste, dem Vormann nicht in die Hacken zu schreiten. Aller Anfang ist schwer!


    Mittlerweile möchte ich das Kinhin gar nicht mehr missen. Den Wechsel der Zen-Haltung, vom Sitzen zum Gehen, sehe ich besonders auch beim Sesshin als sehr wertvoll an.


    Das Kyosaku wird in unserem Dojo sehr selten eingesetzt; eigentlich nur beim Sesshin. Ich habe festgestellt, dass es andere wirksame Methoden gibt, mit dem Kyosaku Achtsamkeit herzustellen, als das Schlagen auf den Rücken - beispielsweise das "versehentliche" fallenlassen des Erweckungsstabes. Das wirkt auf abgelenkte Sitzer ebenso erweckend wie der direkte Schlag (so habe ich es jedenfalls empfunden und war gleich wieder präsent).


    Mit Niederwerfungen oder Verbeugungen hatte ich eigentlich nie ein Problem. Ich hatte vorher von der Praxis der 111.111 Niederwerfungen im Vajrayana gelesen und empfand dann die drei Niederwerfungen, die wir nach einer Sitzung (Zazen-Kinhin-Zazen-Rezitation oder Zazen-Kinhin-Zazen-Kinhin-Zazen-Rezitation) vollziehen schon fast als Notwendigkeit.


    Was mich die ersten Monate störte waren die Rezitationen auf japanisch. Ich machte zwar mit und versuchte, auch die ein oder andere auswendig zu lernen, war aber der Meinung, dass man das abschaffen müsste und stattdessen deutsche Übersetzungen verwenden sollte (was ich allerdings für mich behielt).
    Mittlerweile möchte ich auch das nicht mehr missen. Es klingt einfach kraftvoller mit tiefer Stimme das "Hannya Shingyo" zu chanten als das "Herz-Sutra" in deutsch aufzusagen. Auch daheim nach dem morgentlichen Zazen gibt es deshalb im stillen Kämmerlein nunmehr das Hannya Shingyo ;)


    Einen schönen Sonntag!
    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Sorry - ist ein bisschen OT.


    Hallo catflap08,

    catflap08:

    Hallo Benkei,
    leider ist Dir ein winzig kleiner Fehler unterlaufen. Zwar führten Nichiren Shonins Lehren zur Formierung von Schulen, die sich auf Nichiren Shonin berufen (bei manchen auch bekannt als Nichiren Daishonin), aber selbst hat er nie eine Schule geründet. Er legte selbst nie die Roben des Tendai ab.


    Ja und Nein.


    Es ist so eine Sache mit den "Gründern" und "Übermittlern" religiöser Traditionen: sie selbst sehen sich meistens nicht als Schöpfer von etwas Neuem, sondern wollen das Alte, Ursprüngliche aus dem sie stammen -und dem sie ja auch meist einiges zu verdanken haben- verbessern oder ggf. auch reformieren.


    Kaum ein Religionsstifter errichtete faktisch zu Lebzeiten eine neue eigenständige Religion. Nichiren sah sich tatsächlich als Tendai-Mönch in der Nachfolge Saichos, Mian-los und Chih-Is, ebenso wie sich wahrscheinlich auch Honen und Eisai als Tendai-Mönche ansahen (wobei letzterer wohl ein schlechteres Beispiel ist). Auch Jesus wird ja als Religionsstifter des Christentums angesehen, obwohl man frühestens mit Paulus von einer eigenenständigen Tradition sprechen kann. Jesus war ganz klar jüdischen Glaubens.


    Vielleicht sollte ich meinen Satz also umformulieren und schreiben: "Stattdessen stiftete (oder "verursachte") er eine neue Tradition".


    Nix für Ungut und meinen Dank für die aufschlussreichen Zusatzinfos :D


    < gasshô >


    Benkei


    - Na'Myoho Renge-kyo -

    Namaste!


    Klar gibt es Ausgaben des Bi Yän Lu mit Kommentaren einiger zeitgenössischer Meister. Ich habe vor ein paar Jahren mal das Hekiganroku (jap. Bi Yän Lu) mit Kommentaren von Koun Yamada Roshi aus dem Kösel-Verlag gelesen. Ob mich das nun "weiterbrachte" vermag ich kaum noch zu sagen; immerhin meine ich einen "gewissen Eindruck" davon bekommen zu haben, wie ES sein könnte... aber das sind wahrscheinlich auch nur weitere Konzepte ;)
    Aber da ich Shikantaza praktiziere, kann ich ohnehin ansonsten wenig über die formellen Koan-Praxis aufklären.


    Was Hörbücher angeht, so gibt es selbst das Bi Yän Lu als Hekiganroku in Hörbuchform - habe ich mir allerdings nicht gekauft; kann also nichts weiter darüber berichten.


    Sehr empfehlen kann ich hingegen "Zen. Auf dem Weg zu sich selbst" aus der Reihe "Worte der Weisheit" von Argon-Hörbuch - eine Sammlung von Aussprüchen Meister Huang-po's (jap. Obaku Kiun). Absolut klar, sehr erfrischend und kompromisslos. Eine CD, die man immer wieder hören kann. Früher für 5,- € bei den Amazonen zu bekommen; momentan anscheinend leider vergriffen.


    Gut sind auch "Der Tigerbericht" von Dietrich Wild und "Zen-Geist - Anfänger-Geist" von Suzuki Roshi.
    Von Argon-Hörbuch's "Worte der Weisheit" kann ich auch noch "Buddha. Der Pfad zur Vervollkommnung" empfehlen. Konzeptuell nicht ganz mit dem Zen-Weg übereinstimmend, aber trotzdem absolut hörenswert (mein Liebling aus der Reihe "Worte der Weisheit") finde ich auch "Ramakrishna. Die Verkörperung der Seligkeit".


    Vielleicht könnte ja das ein oder andere Werk interessant sein.
    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Ich poste hier mal ein paar Gedanken, die ich mir vor geraumer Zeit zum Thema gemacht und verfasst habe:



    Sorry, ist etwas viel Text, aber ggf. hilfreich für den, der sich dafür interessiert.
    < gasshô >


    Benkei


    (Alle Rechte vorbehalten!)

    Namaste!


    Ist zwar schon etwas länger her, aber ein interessantes Thema (ich hoffe ich störe nicht!).

    Jan:

    Ich habe verschiedene Homepages die sich mit dem Shin-Buddhismus befassen durchgelesen.
    Ich bekomme fast immer den Eindruck, dass der Amidismus nach Honen gelehrt wird, sprich Reines LAnd = Land im Westen, und Amida = Person.
    Ist das nicht eine Verfälschund des von Shinran gelehrten?


    Wie Ryonin schon schrieb war Shinran Honens Schüler.


    Honen entwickelte in Japan den Amitabha-Buddhismus weiter, der aus China gekommen war. Bereits vor Honen waren verschiedene Praktiken zur Verehrung Amidas verbreitet, deren Ziel die Wiedergeburt im Reinen Land des Westens (Sukhavati [skr], Dewachen [tib], Jodo [jap]) war. Vor Honen galt das Nenbutsu in den Augen der Priesterschaft als niedere Praxis für das gemeine Volk. Der Amitabha-Buddhismus wurde vor Honen bereits maßgeblich durch den Tendai-Mönch Genshin (gilt in den japanischen Schulen des Reinen Landes als Sechster Patriarch) beeinflusst, aber auch von Wanderpredigern wie Kuya, die durch die Lande zogen und der Bevölkerung das Nenbutsu beibrachten und so den Glauben an Amidas Erlösungskraft populär machten.
    Shinran wiederum entwickelte Honens Lehre weiter.


    Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Honen und Shinran sieht man ganz gut, wenn man Honens "Ichimaikishomon" ("Ein-Seiten-Testament") mit Auszügen aus Shinrans "Tannisho" ("Buch vom Bedauern des Abweichenden Glaubens", manchmal auch "Ketzer-Traktat") vergleicht:


    Honen:

    „Das Entscheidende liegt nicht, wie viele der Weisen hier und in China erklären, in der meditativ betrachtenden Andacht. Es handelt sich auch nicht darum, das Nenbutsu zu sprechen, nachdem man durch begriffliche Erkenntnis Klarheit über seinen Sinn gewonnen hat. Wer im Reinen Land wiedergeboren werden will, spreche einfach Namu-Amida-Butsu und glaube ohne jeden Zweifel an diese Wiedergeburt. Weiter ist nichts erforderlich.
    Die Drei Herzen, die Vierfache Übung und dergleichen mehr sind alle in dem Gedanken eingeschlossen, dass wir durch das Nenbutsu die Wiedergeburt im Reinen Land erreichen. Wer sich darüber hinaus in tiefsinnigen Gedanken ergeht, entfernt sich vom Erbarmen Shakyamunis und Amidas und kann vom Ursprünglichen Geböbnis nicht erfasst werden.
    Wer auf das Nenbutsu vertraut, verhält sich wie ein einfacher, des Lesens und Schreibens unkundiger Mensch, selbst wenn er alles, was Shakyamuni während seines ganzen Lebens lehrte genau studiert hat. Er ist gleich einem Anfänger auf dem Weg Buddhas und führt sich nicht wie ein Gelehrter auf. Er soll sich ausschließlich ganz und gar dem Nenbutsu zuwenden.“


    Für Honen war das Nenbutsu die eine Praxis, die man ausschließlich üben soll, um im Reinen Land wiedergeboren zu werden. Andere Übungen sind aus seiner Sicht nicht mehr wirksam, da die "Endzeit des Dharma" (das Dritte Zeitalter nach Buddha, Mappo) angebrochen war und damit nicht mehr die Möglichkeit bestand, aus eigener Kraft die Erleuchtung zu erlangen.


    Shinran:

    „Ich weiss nichts von Gut und Böse. Wenn ich mit Sicherheit aus dem Geist des Buddha wüsste, "diese Tat ist gut", dann wüsste ich, was gut ist. Wenn ich wüsste, wie der Buddha weiss, dass eine Tat böse ist, dann würde ich das Böse kennen. Aber für ein dummes Wesen voll von blinden Leidenschaften in dieser sich stetig wandelnden Welt -diesem brennendem Haus- sind alle Thesen ohne Ausnahme Lügen und Geschwafel, absolut ohne Wahrheit und Sicherheit. Das Nenbutsu allein ist wahr und real.“ [...]
    „Das Nenbutsu ist der eine Weg ohne Hindernis. Wer es gläubig verrichtet, vor dem verneigen sich nämlich in Verehrung die Engel des Himmels und der Erde, die Teufel schaden ihm nicht und die Andersgläubigen hindern ihn nicht. Er wird von keiner Sünde und keiner Vergeltung seiner Taten berührt. Nicht einmal das Gute erreicht ihn mehr. Daher ist das Nenbutsu der eine Weg ohne Hindernis.“[...]
    „Vielleicht ist das Nenbutsu wirklich der Keim zur Seligkeit im Reinen Land, vielleicht aber auch die Tat, die zum Fall in die Hölle führt: wissen tue ich das keineswegs. Jedoch hätte ich nichts zu bereuen, selbst wenn ich, von Hônen Shônen getäuscht, durch die Praxis des Nenbutsu in die Hölle geraten würde. Wäre ich nämlich imstande, durch meine eigenen Anstrengungen Buddha zu werden, würde aber durch das Nenbutsu zur Hölle fahren, dann wäre ich allerdings voller Bedauern über diese Täuschung. Aber Menschen wie mir, für die es unmöglich ist, irgendeine gute Tat zu vollbringen, ist sowieso die Hölle als Aufenthaltsort bestimmt.“


    Für Shinran überwindet das Nenbutsu die Dualität und gilt insoweit nicht mehr als Übung, die zu etwas führt, sondern als Übung die ihre Frucht in sich selbst trägt. Er sah sich selbst dabei als absolut unfähig an, aus eigener Kraft überhaupt irgend etwas Gutes zu vollbringen, so konnte ihm auch egal sein, ob das Mappo-Zeitalter angebrochen war oder nicht - für ihn war das Nenbutsu die einzige Aussicht auf Errettung. Ich denke für Shinran ging es nicht um eine "Hingeburt" in Bezug auf ein nächstes Leben, sondern um die Errettung durch die Gnade Amidas im Hier und Jetzt.



    Ich denke, dass kann auf nahezu jeden Buddha oder Bodhisattva passen; es kommt auf den Blickwinkel an.


    Ähnliche Erlösungskraft wie Amida wird ja auch Avalokiteshvara, Padmasambhava oder anderen zugesprochen.


    Ich wünsche eine gute Nacht!
    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    In dem Büchlein "Quellentexte des japanischen Amida-Buddhismus" von Christian Steineck ist nahezu das gesamte Tannishô auf deutsch übersetzt enthalten, ebenso wie andere Texte.


    Leider ist es nicht allgemein verfügbar und wird, wenn überhaupt, recht teuer angeboten.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    Vincent-cgn:

    Bis heute habe ich sehr viel über das Christentum und die Kirche gelesen und meine Meinung und Einstellung basiert nicht auf subjektiven Erfahrungen sondern hoffentlich auf sachlich objektiver Betrachtung. Daher habe ich grundsätzlich eine sehr kritische Meinung was Glauben oder Religion betrifft.


    Immer wenn ein Subjekt da ist, kann man schwerlich von "Objektivität" sprechen, vor allem nicht im Zusammenhang mit "Meinungen und Einstellellungen".
    Denn es ist doch so: wir suchen uns doch zumeist die Bücher und Autoren aus, die ansatzweise unsere eigenen Meinungen wiederspiegeln oder gar bestätigen. Haben wir noch kein (Vor-)Urteil gebildet, so nehmen wir doch zumindest mit dem Vorlieb, dass uns zuträglicher erscheint.


    Vincent-cgn:

    Aber gerade da beginnt mein Problem. Habe ich nur Wissenshunger der gestillt werden will oder berührt mich der Buddhismus und ich finde mich darin wieder und möchte ihn erleben? Kurz und gut, worauf basiert mein Interesse?


    Deine letzte Frage (habe ich fett zitiert) ist wohl der Schlüssel zur Lösung. Den musst Du allerdings selbst finden. Sei einfach mal ehrlich zu Dir und beantworte Dir selbst diese Frage.


    Wichtig und richtig finde ich auch was Jyotsna' geschrieben hat: befasse Dich mit Meditation, also der buddhistischen Praxis. Der buddhistische Pfad besteht aus Sila, Dhyana und Prajna (übersetzt: Ethik, Meditation und Weisheit; allgemeiner: Rechtem Verhalten, Praxis und Einsicht). Wenn Du nichts für Meditation (gleich welcher Form) übrig hast und auch nichts mit Glaube/Vertrauen/Hingabe zu tun haben willst (letztere sind in einigen Traditionen des Buddhismus wichtiger als Meditation), dann kannst Du aus meiner (subjektiven) Einschätzung heraus, Buddhismus für Dich ausschließen (wahrscheinlich auch jede andere Religion gleich mit).


    Wenn Dir nur die philosophischen Konzeptionen des Buddhismus zusagen, (die ja teilweise je nach Tradition differieren), dann hat das wenig mit Buddhismus als Religion oder Lebensart zu tun, sondern Du nutzt den Buddhismus dafür, Dir gedanklich die Welt zu erklären. Aber darum geht es im Buddhismus nicht. Es geht um Erfahrungen.


    Also: Informiere Dich nicht nur über konzeptionelle Ansichten und Erkenntnisse, sondern auch über die Praxis und schau mal, ob Du das für Dich annehmen kannst.


    Und beantworte die vorgenannte Frage einfach mal ehrlich Dir selbst!


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Ich lese gerade u. a. die deutsche Manga-Übersetzung der japanischen Ikkyu-Serie.


    Bislang sind Bänder 1+2 von 4en erschienen. In Band 1 kam Rennyo noch nicht vor, da dieser Band Ikkyus Kindheit und Jugend betrifft. Auf Band 2 warte ich gerade.


    Ich werde mich melden, falls Rennyo in den folgenden Bändern vorkommt.


    Abgesehen davon kenne ich über die Verbindung "Ikkyu - Rennyo" bislang nur über die folgende Seite gestoßen:


    http://www.jodoshin.info/
    dort dann unter "Die Lehre" und dann "Dankbarkeit".


    Einen schönen Sonntag noch,
    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    stippe:

    werden im zen die selben sutras studiert wie in allen anderen buddhistischen richtungen auch?

    Das Wort "studieren" passt im Hinblick auf Zen nicht allzu gut.


    Davon abgesehen werden aber auch im Zen die populären allgemeinen Mahayana-Sutras (oder Sutren?) wie Herz-Sutra, Diamant-Sutra, Lotos-Sutra, Avatamsaka-Sutra, Lankavatara-Sutra, Shurangama-Sutra, Vimalakirti-Sutra, etc. anerkannt.


    Darüber hinaus kennen die Zen-Schulen noch weitere Sutren, welche von Patriarchen verfasst wurden, wie beispielsweise Daikan Eno's Platform-Sutra oder Sekito Kisen's Sandokai. Diese werden von anderen Mahayana-Schulen wohl nicht als "Sutren" angesehen.

    stippe:

    werden bestimmte bevorzugt?


    Was Sutren im Allgemeinen anbelangt (ich beziehe mich hier jetzt auf Mahayana-Schulen), so werden ja je nach Tradition immer jeweils verschiedene Sutren bevorzugt. Beispielsweise das Lotos-Sutra von der Tendai Shu und den Nichiren Schulen, die Reinen-Land-Sutren von den Reinen-Land-Schulen, das Mahavairocana-Sutra von der Shingon Shu oder das Avatamsaka-Sutra von der Kegon Shu.


    Im Zen sind es die Prajna-Paramita-Sutren, zu denen ja auch Herz- und Diamant-Sutra gehören und natürlich die Sutren der Patriarchen der eigenen Linie. Die frühen chinesischen Patriarchen wie Daikan Eno oder Obaku Kiun waren auch noch sehr vom Lankavatara-Sutra beeinflusst.


    Rezitiert werden darüber hinaus auch verschiedene andere kurze Texte zu verschiedenen rituellen oder alltäglichen Anlässen/Tätigkeiten. Auch Passagen aus dem Lotos-Sutra, wie beispielsweise Kapitel 25 ("Das universelle Tor des Bodhisattvas Avalokiteshvara" [=Kannon]) welches dann als "Kannon-Sutra" bezeichnet wird, werden rezitiert.


    Einige Texte findet man hier.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Kürzlich wurde ich von meinem Zen-Lehrer auf die folgende Website aufmerksam gemacht:
    Dogen-Movie.


    Der Film läuft dieser Tage in Japan an. Weitere Infos, vor allem hinsichtlich englischer oder gar deutscher Übersetzung habe ich leider nicht.


    Der Trailer schaut aber schon sehr inspirierend aus und lässt hoffen...


    Wenn jemand weitere Infos hat, wäre es nett sie hier zu posten. Besten Dank im Voraus!


    Einen schönen Abend noch & ein schönes Wochenende!


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    Sacred:

    Ich interessiere mich für Zen Buddhismus und möchte den Bezug zum Geld raus finden...


    Kann noch jemand darüber etwas erzählen?
    Gehen die Zen Buddhisten nicht auf Almosen Gang und für was (alles) kriegen sie Geld?


    In Japan sieht es wohl so aus, dass es einerseits Mönche gibt, die in Klostergemeinschaften leben, und solche die einem (Familien-)Tempel vorstehen. Für gewöhnlich lassen sich auch die Mönche, die später einem Tempel vorstehen, erstmal in einem Kloster ausbilden und leben dann dort für die Dauer der Ausbildung.


    Der Bettelgang ist in den meisten Klostern wohl gängige Praxis, wobei eher Geld als Nahrung gespendet wird. Auch besuchen Laien die Klöster und spenden dort. Soviel ich weiß gibt es aber für gewöhnlich keine alltägichen Bettelgänge; die Mönche versorgen sich teilweise selbst und kochen auch.


    Mönche die einem Tempel vorstehen sind eher mit hiesigen Pfarrern vergleichbar; sie spenden "Sakramente" wie Beerdigungen und bekommen dafür "Spenden". Diese Mönche gehen wahrscheinlich kaum auf Bettelgänge.


    Da die Tradition des "religiösen Bettelns" hier in Europa kaum bekannt ist und viele hiermit nichts anfangen können, denke ich nicht dass es viele deutsche Zen-Mönche gibt, die zum Betteln um Nahrung oder Geld in die Stadt / das Dorf ziehen. Stattdessen unterhalten sie einen Dojo, lehren Zen auf Spendenbasis und vielleicht noch andere Dinge die sie beherrschen (asiatischen Kampfsport, Kaligraphie, Blumenstecken, etc.). Einige schreiben wohl auch Bücher oder gehen anderen Tätigkeiten nach. Irgendwie muss man natürlich seinen Lebensunterhalt bestreiten, und auch die Miete für den Dojo muss irgendwie bezahlt werden.


    < Gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    @ bel & Ji'un Ken:
    Meinen Herzlichen Dank für Eure Mühen!


    Jan:
    Meines Wissens wurden wahrscheinlich ursprünglich alle Mönche in China, Japan, Korea und Vietnam mit den jeweils bekannten Pratimoksha-Gelübden ordiniert.


    Im achten Jahrhundert n. Chr. hat dann der japanische Mönch Saichô für seine Tendai-Shû (japanische Schule die sich auf die chinesische Tien'tai-Schule bezieht) eine "Mahayana-Ordination", basierend auf dem Brahmanetz-Sutra, eingeführt. In seinem Orden mussten alle Mönche diese Mahayana-Ordination nehmen. Zusätzlich konnten sie nach Wunsch auch die Pratimoksha-Gelübde nehmen.


    Saichô's "Mahayana-Ordination" wurde in der Tendai-Shû zum Standard, und diese Schule wurde neben der Shingon-Shû (japanischer Vajrayana) schnell zur wichtigsten Japans.


    Dogen Zenji gehörte ursprünglich (ebenso wie Eisai) der Tendai-Shû an, als es in Japan noch keine eigenständige Zen-Schule gab.


    Nachdem er aus China als erster japanischer Patriarch der Sôtô-Shû zurückkehrte, führte er für seinen Orden eine abgewandelte Form von Saichô's "Mahayana-Ordination" ein.


    Saichô's Mahayana-Ordination mit den 10 Hauptgelübden und den 48 Nebenregeln wird mittlerweile in fast allen buddhistischen Schulen Japans (wohl nicht in der Risshû) anstelle der Pratimoksha-Ordination angewendet. Die Mönche durfen so außerhalb der Übungs-Klöster "zölibatfrei" leben und auch heiraten.


    Bei Thich Nhat Hanh gibt es die "Fünf Achtsamkeitsübungen" und die "Vierzehn Achtsamkeitsübungen". Letztere stellen eine von Thich Nhat Hanh entwickelte Ordination im Intersein-Orden dar, die aber auch Laien nehmen können. Die Vierzehn Achtsamkeitsübungen orientieren sich, so Thay, am Brahmanetz-Sutra, dessen Zusammenfassung sie sein sollen. Ob die Mönche in seinem Orden auch noch zusätzlich die Pratimoksha-Gelübde nehmen, weiß ich nicht.


    < Gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Den entsprechenden Auszug aus dem Brahma-Netz-Sutra findet man hier: Gelöbnisse des Brahma-Netz-Sutra.


    Mir ist hierbei folgendes aufgefallen:


    Im o. a. Link ist die Rede von: "Keine Rauschmittel in Verkehr bringen".
    Auch in der folgenden Übersetzung des Sôto Kyôkai Shushôgi beim Zensplitter heißt es unter 15: "Nicht mit Rauschmitteln handeln".


    Sotozen-net schreibt hingegen: "do not deal in intoxicants", was ich mal wörtlich mit "handle nicht in berauschende Getränke" übersetzen würde [???]. Dogen selbst schreibt im Shôbôgenzô "Jukai": "Halte Dich von giftigen Getränken fern" (Angkor-Ausgabe).


    Wenn man sich durch die verschiedenen HPs einiger Zen-Sanghas, welche sich auf die Sôtô-Tradition berufen, durchklickt, dann findet man sowohl jene, bei denen es heißt "keine berauschenden MIttel zu sich nehmen", als auch solche die "nicht mit berauschenden MItteln handeln" geloben.


    Weiß jemand, wie die offizielle Meinung zu diesem Gelübde ist, oder ob es überhaupt eine solche gibt?
    Wie sieht es bei der Rinzai-Shû aus?
    Oder wird hier durch die Übersetzung (to deal = handeln im Sinne von tun, aber auch handeln im Sinne von kaufen-und-verkaufen) ein Gelübde abgemildert, bzw. angepasst?


    Wie seht Ihr das?


    Einen schönen Abend & eine geruhsame Nacht!
    < Gasshô >


    Benkei


    (PS: Mir ist durchaus bekannt, dass es für jemanden, der sich auf den Pali-Kanon stützt letztlich nur eine Antwort "Abstandnahme von berauschenden Mitteln" geben kann; auch ist mir bekannt, dass für fortgeschrittene Schüler des Vajrayana Alkohol kein absolutes Tabu sein muss.
    Aber hierum geht es mir nicht. Mir geht es um die Sichtweise in den japanischen Zen-Schulen, welche ja auch sehr von Dengyo Daishi's Mahayana-Ordination der Tendai-Shû beeinflusst wurden.)

    Namaste!


    Ich würde noch:


    "The Three Pure Land Sutras" vom BDK English Tripitaka, als Primärliteratur empfehlen (englisch), sowie
    "Quellentexte des japanischen Amida-Buddhismus" von Christian Steineck, Harrassowitz Verlag aus der Reihe "Studies in oriental Religions", Nr. 39 (wenn man es denn bekommen kann).


    < Gasshô >


    Benkei


    Namo Amida Buddha

    Hallo Taishan,

    Taishan:

    Und was bitte ist der Wesensgehalt des Buddhismus?


    Ich würde die Vier Edlen Wahrheiten anführen:
    Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll. Dies ist zu durchschauen.
    Ursachen des Leidens sind Gier, Haß und Verblendung. Sie sind zu überwinden.
    Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden. Dies ist zu verwirklichen.
    Zum Erlöschen des Leidens führt ein Weg, der Edle Achtfache Pfad. Er ist zu gehen.

    Sowie die folgenden Lehrsätze:
    Alles Bedingte ist unbeständig.
    Alles Bedingte ist leidvoll.
    Alles ist ohne eigenständiges Selbst.
    Nirvana ist Frieden.


    Taishan:

    Im übrigen ist der Buddhismus mit dem Islam keine Verbindung eingegangen. Woran lag das?

    Die Tatsache, dass Buddhismus und Islam sich nicht gegenseitig beeinflusst haben, rührt wohl daher, dass beide Religionen zu kaum einer Zeit friedlich in einem Land nebeneinander existierten, so dass ein umfassender Austausch über einzelne Beziehungen hinaus nicht möglich war.
    Als arabische Krieger im Mittelalter in Nordindien einfielen, sahen sie in der dortigen Bevölkerung (Buddhisten und Hindus) Ungläubige, die es zu bekehren galt. Zu diesem Zweck wurden systematisch alle buddhistischen Klöster zerstört und die Ordinierten vertrieben, getötet oder gezwungen, wieder Laien zu werden. In einem derartigen Klima könnte einfach kein Austausch zwischen islamischen Mystikern und unterdrückten Buddhisten stattfinden.
    Davon abgesehen gibt es natürlich viele Sichtweisen, welche die abramitischen Religionen nicht mit Buddhisten teilen, die Wiedergeburt beispielsweise oder der Glaube an einen Anfangs- und Endlosen Schöpfergott.


    Taishan:

    Ach? Eine Prise Salz im Wasser macht auch eine Mischung aus Salz und Wasser.


    Eine Prise Salz schmeckt man nicht aus einem Schwimmbecken voll klaren Wasser heraus;
    ein Kugelschreiberpunkt macht noch kein weißes Blatt grau.


    Taishan:

    Bodhidharma war doch Inspiration - da muß man nicht noch was draufsatteln.


    Bodhidharma war Patriarch der buddhistischen Zen-Schule, ebenso wie seine Vorgänger und seine Nachfolger. Zu den Patriarchen der buddhistischen Zen-Schule gehören ausnahmslos Buddhas und Patriarchen der Zen-Schule, unter ihnen befindet sich meines Wissens kein Taoist.


    Oder kannst Du einen benennen?

    Taishan:

    Jetzt aber .... ja .... und die sind?


    Hierauf bin ich in meinem letzten Beitrag schon eingegangen, beispielsweise was die Schriftquellen angeht, ebenso hier.


    Taishan:
    Benkei:

    Ich habe keine Ahnung. Für die Zen-Praxis ist das nicht wichtig.

    Warum redest du also so herum? Das hättest du doch gleich sagen können.
    Dann brauchst du meine Fragen auch nicht beantworten.


    Ich tat es dann aber trotzdem.


    Einen schönen Tag!
    < Gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    nagare:

    der buddhismsu beschäftigt sich doch auch mit universalen fragen und theodizee fragen - von daher denke ich das besonders solche metaphysischen fragen auch ein teil davon sind.


    Die buddhistische Philosophie (als Wissenschaft in der Buddhologie enthalten) beschäftigt sich mit solchen Fragen. Auch viele buddhistischen Meister (allen voran wahrscheinlich Nagarjuna) haben sich der Philosophie als "Finger bedient, der auf den Mond zeigt", doch damit ist die Philosophie nicht der Mond selbst.
    Buddhistische Konzepte können immer nur Hilfsmittel sein um ein grundlegendes Wissen aufzubauen welches durch Praxis und Erfahrung ausgebaut werden muss; darüber hinaus sind sie nur Futter für den hungrigen Intelekt.


    Auf die Frage nach einem Leben nach dem Tod hat der Buddha häufig keine Antworten gegeben. Warum nicht? - "Weil es nicht zweckdienlich ist, weil es keinen Reinheitswandel begründet, weil es nicht zum Erwachen, zum Heil, zur Befreiung, zum Ziel, zum Nirvana führt." Der Buddha sprach vom Leid, von den Ursachen des Leids, von der Aufhebung des Leids und vom Weg, der zur Überwindung des Leidens führt.


    nagare:

    deine aussage, dass alles zur natur zurückkehrt, und die vorstellung dass das chi die manifestation des tao sein kann lässt daraus schließen dass das chi nach dem tod zum tao zurückkehrt.


    Wenn es so wäre, dass man mit dem Tod automatisch mit der letztlichen Wahrheit vereint würde, wozu sollte man dann auf Erden einen Reinheitswandel begründen?
    Wenn man mit dem Tod automatisch Satori erlangt, wo bleibt dann die Wiedergeburt?


    nagare:

    das mit den übersetzungen ist so eine sache. selbst der begriff ki/chi kann ja mehrere dinge bedeuten, demnach kann ich ja auch nicht sagen dass Tao = Do im japanischen ist.

    Es stimmt schon: Tao und Dô haben mehrere Bedeutungen.
    Sprache ist einfach häufig unzureichend ;)


    nagare:

    was ist denn dann der zen buddhismus wenn er mit dem tao nicht so viel zu tun hat? ich kenne die geschichte von bidhidharma - und dieser brachte doch den chan buddhismus nach shaolin. aber meine auffassung war immer, dass der chan buddhismus (oder auch zen buddhismus) sich eben dadurch auszeichnet, dass er buddhismus und tao vereint!?


    Zen vereint nicht Buddhismus und Taoismus.
    Zen (indisch: Dhyana, chinesisch C'han) wurde von Bodhidharma aus Indien nach China übertragen. Auch in Indien war es schon Zen. Bodhidharma ist ein Übermittler des Zen, ein Patriarch, er ist nicht der Begründer des Zen, gleiches gilt für die Patriarchen nach ihm.
    In China blieb Zen dann Zen und wurde vom Taoismus beeinflusst (vor allem in kulturellen, sprachlichen und ideellen Aspekten). In China hatte der Buddhismus bereits vor Bodhidharma den Taoismus beeinflusst. Als Zen dann nach Japan kam, beeinflusste es dort wiederum die bereits bestehenden anderen buddhistischen Schulen (den Shintoismus eher weniger, das machten wohl vorher die Tendai-Shû und die Shingon-Shû) und wurde seinerseits von ihnen beeinflusst (besonders wohl von der Tendai-Shû aus welcher ja Meister Dôgen und Meister Eisai ursprünglich stammten).


    Das ist mein Verständnis dieser Dinge.


    < Gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    Taishan:
    nagare:


    aber sie stehen doch auch nicht unabhängig voneinander dar? für mich sind sie untrennbar und ich dachte immer dass das tao zum zen gehört !?


    Lass dich nicht von Benkei verwirren. Selbstverständlich ist Chan/Zen mit dem Daoismus eine Verbindung eingegangen. Aber das bedeutet im Chan nichts. Mit mir ist es ja auch eine Verbindung eingegangen - und was bedeutet das? Nichts.


    Es ist schon ein Unterschied, ob man sagt, "Zen sei eine Mischung aus Buddhismus und Taoismus" oder ob man sagt "Zen ist mit Taoismus eine Verbindung eingegangen".


    Die erste Aussage sehe ich als unrichtig an, die zweite als zu verallgemeinert.


    Der Taoismus hat vom Buddhismus wahrscheinlich die klösterlichen Strukturen übernommen, sowie die konzeptuelle Lehre von der Wiedergeburt.
    Der Buddhismus hat in China viele Begriffe und ideelle Vorstellungen aus dem Taoismus übernommen, sowie viele kulturelle Aspekte.


    Trotzdem sind beide immer noch unterschiedliche Lehren die zusammengefasst keinesfalls Zen ergeben.


    Basistexte des Zen sind u. a.
    die Prajna-Paramita-Sutren (mit Herz-Sutra und Diamant-Sutra),
    das Shurangama-Sutra,
    das Lankavatara-Sutra,
    das Vimalakirti-Sutra,
    das Lotos-Sutra,
    (alles buddhistische Sutren die die Zen-Schulen mit anderen Mahayana-Schulen teilen)
    sowie verschiedene Texte der Patriarchen (je nach Zen-Schule).


    Mit Basistexten des Taoismus kenne ich mich kaum aus, ich würde hier vielleicht
    das I-Ging,
    Lao Tse's "Tao Te King" und
    Dschuang Dsi's "Das wahre Buch vom südlichen Blütenland"
    anführen, aber kein buddhistisches Sutra.


    Ein Zen-/Chan-Mönch ist ein Buddhist, kein Taoist.
    Ein taoistischer Mönch wird wohl kaum nach den Pratimoksha-Gelübden oder den Brahmajalasutra-Gelübden ordiniert (auch wenn der Taoismus sich wahrscheinlich in vielen Punkten daran orientiert).


    Es ist zweifellos möglich, als Zen-Praktizierender Inspiration aus taoistischen Schriften zu ziehen, da man sie ja quasi "mit der Zen-Brille" liest.
    Es ist wahrscheinlich auch umgekehrt möglich, als Taoist Inspiration aus buddhistischen Schriften zu ziehen, wenn man daraus seine taoistischen Schlüsse zieht.


    Es gibt mit Sicherheit auch Millionen von Menschen (ich denke vor allem an China, Taiwan und Vietnam), die sowohl Buddhismus als auch Taoismus praktizieren, aber das macht sie alle nicht automatisch zu Zen-Menschen ;)


    < Gasshô >


    Benkei

    Hallo nagare,

    nagare:

    Ich habe mal eine Frage zur Vorstellung des Zen.
    Grob kann man sagen, dass der Zen Buddhismus eine Mischung aus Taoismus (laotse) und buddhismus ist.
    wohin geht das chi nach dem tod? geht es zum tao?


    Die Aussage, dass Zen eine Mischung aus Buddhismus und Taoismus ist, halte ich für falsch.


    Es stimmt wohl, dass der Buddhismus, als er nach China kam, dort vom Taoismus (und auch vom Konfuzianismus, in Japan dann später auch vom Shintoismus) beeinflusst / inspiriert wurde und seinerseits die bestehenden Glaubenssysteme beeinflusst hat.


    Das ist eine der großen Stärken des Buddhismus, nämlich dass er sich mit den vorherrschenden örtlichen Gegebenheiten arrangieren kann, allerdings ohne seinen Wesensgehalt zu verlieren.


    So findet man im späten indischen Buddhismus (nach dem Wiedererstarken des Hinduismus), wie er heute noch im Himalaya praktiziert wird (tibetischer Buddhismus), hinduistische Götter als Schützer der Lehre (beispielsweise Mahakala ist eine Manifestation Shivas).
    In vielen buddhistischen Ländern (gleich ob vom Theravada oder von mahayanischen Traditionen geprägt) werden neben dem/n Buddha(s) auch lokale Gottheiten, Naturgeister und die verstorbenen Ahnen verehrt.
    Vielleicht wird hier in Europa irgendwann Moses, Jesus oder Franziskus Einzug in den buddhistischen Volksglauben halten ;)


    Wie dem auch sei, Zen ist jedenfalls nicht derart vom Taoismus beeinflusst worden, dass man sagen kann, Zen sei eine Mischung aus Buddhismus und Taoismus.


    Zen wurde von Bodhidharma nach China überliefert. Ob Bodhidharma sich selbst vom Taoismus inspirieren lies, bzw. ob er die Schriften Lao Tse's und Dschuang Dsi's kannte, weis ich nicht, ich zweifele es aber an - wozu auch?


    Taoismus und Buddhismus haben einige Gemeinsamkeiten; es gibt aber auch grundlegende Unterschiede.



    Zu Deiner Frage:
    Tao (oder Dao) wird im allgemeinen mit "Weg", "Prinzip" oder "Methode" übersetzt.
    Soweit ich das verstehe, entspricht "Tao/Dao" dem japanischen "Dô", beispielsweise in "Zen-Dô" (der Zen-Weg), Judô (der sanfte Weg) oder Bushidô (der Weg des Kriegers).
    Im Konfuzianismus hat es die spezielle Bedeutung des "Rechten Weges", nach Lao Tse die der "transzendenten Wahrheit/Wirklichkeit".


    Chi (oder Qi) wird gemeinhin als Lebenskraft oder Lebensessenz übersetzt, kann aber auch Luft, Atem oder Äther bedeuten.


    Deine Frage könnte also lauten: "Wohin geht die Lebenskraft/-essenz nach dem Tod? Geht sie in die transzendente Wahrheit/Wirklichkeit ein?"


    Eine Antwort darauf wirst Du beim Zen nicht finden (jedenfalls keine die man konzeptuelle erklären könnte). Beim Zen-Weg (allgemein: beim Buddhaweg) geht es darum, dass Leiden zu überwinden, nicht darum Antworten auf metaphysische Fragen auszuloten.


    Wenn Du stirbst kehren die Elemente nach und nach zur Natur zurück. Eigentlich haben sie sie nie verlassen, sie waren immer Teil der Natur; eigentlich gibt es kein Sterben, sondern nur ein ewigliches "Werden und Vergehen", ein unendliches "Zusammensetzen und Trennen". Und auch das ist nicht die Wahrheit. Alles Bedingte ist unbeständig, alles Bedingte unterliegt dem Wandel.


    Wenn man Qi als Energie auffasst, dann wird es mit dem Tod nicht verloren gehen, sondern wird umgewandelt und bleibt (ggf. in anderer Form) erhalten. Kann man es so auffassen?
    Ich habe keine Ahnung. Für die Zen-Praxis ist das nicht wichtig.


    Ein schönes Wochenende,
    < Gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    BastiMe:

    Was sagt ihr zu der Aussage, dass im Zen Buddhismus eine eher "kalte Atmosphäre" bzw. "düstere Sichtweise" vorherrscht?


    Solche Aussagen tue ich als Vorurteile ab.


    Ich habe festgestellt, dass es zumeist die Meinungen von solchen Zeitgenossen sind, die selbst nicht den Zen-Weg praktizieren; sie kommen aus anderen Traditionen (oder folgen überhaupt keinem spirituellen Weg), sehen die schmucklose Einrichtung und die dunklen Altagsroben der Zenmöche und vergleichen diese dann mit ihren eigenen (oder ihnen vertrauteren) Tempel-/Kircheneinrichtungen und Mönchs-/Priesterkleidungen. Manch einem drängt sich da vielleicht das Vorurteil auf, dass es im Zen-Dojo kalt und düster zugehen muss. Das ist aber völliger Unsinn.


    Während der Übung geht es ruhig, diszipliniert und nüchtern zu. Außerhalb der Übung (wenn man es denn so benennen will) kann durchaus eine locke, heitere und zwanglose Atmosphäre herrschen.


    BastiMe:

    Bisher half mir gute Lektüre weiter ein paar Begrifflichkeiten zu klären wie z.B. "Leere", "Niemand", "Nirgens wohnen" oder "Tod". Dies sind ein paar Kapitel des Buches "Philosophie des Zen-Buddhismus" von Byung-Chul Han.


    Das genannte Buch kenne ich nicht.


    Zen ist ein Praxisweg.
    Philosophie ist in diesem Zusammenhang der Versuch, etwas theoretisch erklären zu wollen.


    Wenn der Zen-Weg "Bergsteigen" ist, dann ist buddhistische Philosophie ein "Buch über Bergsteigen". Der Zen-Weg kann "auf den Gipfel" führen und ermöglicht die direkte Erfahrung vom "Bergsteigen". Buddhistische Philosophien sind Erfahrungsberichte aus erster, zweiter oder noch weiterer Hand, Bilder und Geschichten zum "Bergsteigen". Durch das Lesen dieser Texte kommt man weder zum Gipfel, noch erhält man einen wirklichen "Geschmack" vom "Bergsteigen".
    (Trotzdem muss man natürlich etwas vom "Bergsteigen" gehört haben um überhaupt wissen zu können, dass man "einen Berg besteigen kann".)


    Mit Hakuin's Worten könnte man den Zen-Weg wie folgt umschreiben:
    "Geben, die Regeln beachten, die Vollkommenheiten, Buddhas Namen singen, Reue, ständiges Üben, und viele andere Arten heilsamen Tuns wurzeln im Sitzen des Zen."


    Buddhistische Philosophie füllt die Bücherregale ganzer Bibliotheken; es gibt etliche verschiedene buddhistische Lehrrichtungen, ganz zu schweigen von den verschiedenen Sichtweisen buddhistischer Philosophen. Auch wenn die ein oder andere dieser Sichtweisen gern dem Zen-Weg zugeschrieben wird, mit dem Zen-Weg selbst hat das alles kaum etwas zu tun.


    Als anschauliche Lektüre empfehle ich "Zazen - Die Praxis des Zen" von Taisen Deshimaru Roshi. Der Besuch eines Dojo und die Teilnahme am gemeinschaftlichen Zazen ist aber in jedem Fall der beste Erklärungsversuch ;)


    BastiMe:

    Und auch ich frage mich ehrlich gestanden wie unter all der Leerheit und Selbstlosigkeit wahrhaft Freude empfunden werden kann, wie es in anderen Richtungen des Buddhismus wohl möglich eher der Fall sein kann.


    Was ist denn "Wahrheit", was ist "wahrhafte Freude"?


    Freude ist ein Gegenstück zu Leid.
    Leid ist vorübergehend.
    Freude ist vorübergehend.
    Beide sind verursacht, unbeständig und letztlich ohne eigenständige, unabhängige Existenz.
    Freude als Gegenstück zu Leid kann deshalb nicht wahrhafte Freude sein.


    Das, was bei den Praktiken dieser anderen Richtungen empfunden werden kann, wird in den meisten Fällen wohl "Freude als Gegenstück zu Leid" sein. Ggf. kann man das auch im Zen erfahren (bei mir sind eingeschlafene Beine, Muskelkater im Rücken, etc. häufiger anzutreffen), es ist aber nicht Zweck der Übung, weder im Zen, noch in einem anderen ernsthaften spirituellen Wegen, sondern höchstens ein angenehmer Nebeneffekt.


    nagare:

    lies dir das tao te king von laotse durch.


    Als authentisches Werk über Zen würde ich nicht das "Tao Te King" anführen.
    Das Tao Te King wird dem Taoismus zugerechnet und dieser kann kaum mit Zen gleichgesetzt werden. Es mag zwar stimmen, dass sich in China Taoismus und Buddhismus gegenseitig beeinflusst/inspiriert haben, aber es entspricht kaum den Tatsachen, das Zen eine Verbindung von Taoismus und Buddhismus ist.


    Einen angenehmen Tag,
    < Gasshô >


    Benkei

    1.)
    Website der Nichiren Shû
    Website eines Nichiren-Shû-Ordinierten: Real Life with Ryuei
    (Die Nichiren Shû ist ein Zusammenschluß der meisten Überlieferungslinien von Nichirens Hauptschülern. Der Zusammenschluß führte nicht zur Bildung einer Einheitssekte, sondern die Überlieferungslinien blieben als teilselbständige Einheiten enthalten. Der Nichiren Shû traten auch schon Tempel der Nichiren Shoshû bei als es innerhalb dieser Tradition zu Konflikten kam. Haupttempel der Nichiren Shû ist der Kuon-ji auf dem Berg Minobu.)


    2.)
    Website der Nichiren Shoshu Shoshin-kai
    (Die Shoshin-kai ist eine Vereinigung von Priestern der Nichiren Shoshû die sich 1980 aus Protest gegen den damaligen Einfluss der Soka Gakkai innerhalb der Nichiren Shoshû und gegen die Alleinautoritätsansprüche des Hohepriesters von der Schule abgespalten hat. Einige Priester der Shoshin-kai haben Verbindungen zur Nichiren Shû geknüpft.)


    Viel Interessantes findet man zu den Namen der Traditionen auch unter Wikipedia (englisch).

    Laufend:
    "Wilder Efeu" von Hakuin Zenji aus dem Kokurin Verlag und das
    "Lankavatara Sutra" aus dem O.W. Barth Verlag.


    Daneben jeden Sonntag ein Kapitel aus Dogen Zenji's
    "Shobogenzo" (1 + 2 vom Kristkeitz, 3 + 4 vom Angkor Verlag).
    Derzeit bin ich bei Band 4.