Beiträge von Elliot im Thema „Gewissensunruhe“

    Onyx9:

    Solche Sachen muß man schon mit sich selbst ausmachen; das nimmt einem niemand und das darf man auch niemandem aufhalsen.


    So absolut würde ich das nicht sagen. Je nach Art der Gewissensunruhe kann es manchmal durchaus hilfreich sein, sich des Wohlwollens, des Beistands, des Verständnisses und der Nachsicht beispielsweise eines "höheren Wesens" sicher sein zu können:


    Zitat

    "Wiederum, ihr Bhikkhus, besitzt da ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er hört, daß der Brahmā der Hunderttausend langlebig und schön ist und große Freuden genießt. Der Brahmā der Hunderttausend hat ein Weltensystem von hunderttausend Welten zugeneigt durchdrungen und er hat die Wesen, die dort wiedererschienen sind, zugeneigt durchdrungen. So wie ein Ornament aus feinstem Gold, von einem klugen Goldschmied besonders geschickt im Brennofen gewirkt, auf rotem Brokat liegend, glüht, leuchtet und funkelt, so ist der Brahmā der Hunderttausend darauf aus, ein Weltsystem von hunderttausend Welten zugeneigt durchdrungen und er hat die Wesen, die dort wiedererschienen sind, zugeneigt durchdrungen. Der Bhikkhu denkt: 'Ach, möge ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode im Gefolge des Brahmā der hunderttausend wiedererscheinen!' Er richtet seinen Geist darauf aus, lenkt ihn dort hin, entfaltet ihn. Diese Gestaltungen und dieses sein Verweilen, die so entfaltet und geübt wurden, führen dazu, daß er dort wiedererscheint. Dies, ihr Bhikkhus, ist der Pfad, der Weg, der dazu führt, daß er dort wiedererscheint." (Majjhima Nikāya 120: Wiedererscheinen durch Gestaltungen - Saṅkhārupapatti Sutta)


    Insofern rückt das eher christliche Konzept der Beichte oder einfach des "Herz Ausschüttens" von der Möglichkeit her sogar in den Bereich der Dhamma-Praxis:


    Zitat

    "... Mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, tritt da ein Bhikkhu in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch-Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Er verweilt mit jenen Göttern, die in einer vollständig angenehmen Welt erschienen sind, und er spricht mit ihnen und tritt mit ihnen ins Gespräch. An jener Stelle ist eine vollständig angenehme Welt verwirklicht worden." (Majjhima Nikāya 79: Die kürzere Lehrrede an Sakuludāyin - Cūḷasakuludāyi Sutta)


    Sicher sind im buddhistischen Umfeld dann eher die verschiedenen transzendenten Bodhisattva-Wesen die üblicheren "Ansprechpartner", wenn es um Beistand geht, aber der Buddha selbst hatte beispielsweise im Brahmā Sahampati ja auch einen Vertrauten aus der Götterwelt, der ihm bei wichtigen Entscheidungen zu Seite gestanden hat.


    Viele Grüße
    Elliot

    Onyx9:

    Wie kommst du darauf, Elliot ?


    Auf den Vergleich? Der ist mir so eingefallen bei dem Versuch, den Unterschied, aber auch den Zusammenhang zwischen pìti und sukha zu beschreiben, insbesondere beim Übergang von der zweiten zur dritten Vertiefung:


    Zitat

    ... Mit der Stillung der anfänglichen und anhaltenden Hinwendung des Geistes (zum Meditationsobjekt) tritt er in die zweite Vertiefung ein, die innere Beruhigung und Einheit des Herzens enthält, ohne anfängliche und anhaltende Hinwendung des Geistes, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Konzentration entstanden sind.


    Mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, tritt er in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: 'Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist', und verweilt darin. ...


    (Majjhima Nikāya 107: An Ganaka Moggallāna - Ganakamoggallāna Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Maybe Buddha:

    Piti entsteht wohl vor Sukha. Wenn sich die aufgeregte Freude langsam legt und nur noch glückliche, friedliche Ruhe zurückbleibt, ist es zu Sukha geworden.


    Ja, so ist es. Piti ist "kribbeliger", wogt mehr, ist aufregender, Sukha dagegen ist stiller, sanfter, satter, erfüllender, mehr emotionales Glück. Piti ist wie die helle Freude, jemanden vermissten endlich wiedergefunden zu haben, Sukha ist die erfüllende Glückseligkeit, mit demjenigen dann wieder beisammen zu sitzen. So in der Art.


    Viele Grüße
    Elliot

    Erst schwindet die Verzückung ...


    Zitat

    "... Wiederum, ihr Bhikkhus, tritt ein Bhikkhu mit dem Verblassen der Verzückung, in Gleichmut verweilend, achtsam und wissensklar, voll körperlich erlebter Glückseligkeit, in die dritte Vertiefung ein, von der die Edlen sagen: 'Glückselig verweilt derjenige, der voll Gleichmut und Achtsamkeit ist', und verweilt darin. Er läßt die Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist, diesen Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht von der Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist, durchdrungen ist. So wie bei einem Teich mit blauem, rotem oder weißem Lotus, einige Lotuspflanzen, die im Wasser geboren sind und wachsen, unter Wasser gedeihen, ohne sich über das Wasser zu erheben, und kühles Wasser sie bis zu ihren Trieben und ihren Wurzeln durchtränkt, durchsättigt, anfüllt und durchdringt, so daß es kein Teil dieser Lotuspflanzen gibt, das nicht vom kühlen Wasser durchdrungen ist; genau so läßt ein Bhikkhu die Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist, diesen Körper durchtränken, durchsättigen, anfüllen und durchdringen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht von der Glückseligkeit, die frei von Verzückung ist, durchdrungen ist."


    (Majjhima Nikāya 39: Die längere Lehrrede bei Assapura - Mahā-Assapura Sutta)


    ... dann die Glückseligkeit ...


    Zitat

    „... Wiederum, ihr Bhikkhus, tritt ein Bhikkhu mit dem Überwinden von Glück und Schmerz und dem schon früheren Verschwinden von Freude und Trauer, in die vierte Vertiefung ein, die aufgrund von Gleichmut Weder-Schmerzhaftes-noch- Angenehmes und Reinheit der Achtsamkeit in sich hat, und verweilt darin. Er sitzt da und durchdringt diesen Körper mit einem reinen, klaren Herzen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht vom reinen, klaren Herzen durchdrungen ist. So als ob ein Mann dasäße, von Kopf bis Fuß in ein weißes Tuch gehüllt, so daß es kein Körperteil gäbe, das nicht von dem weißen Tuch bedeckt wäre; ebenso sitzt ein Bhikkhu da und durchdringt diesen Körper mit einem reinen, klaren Herzen, so daß es kein Körperteil gibt, das nicht vom reinen, klaren Herzen durchdrungen ist. Während er so umsichtig, eifrig und entschlossen weilt, sind seine Erinnerungen und Absichten, die auf dem Haushälterleben beruhen, überwunden; mit deren Überwindung wird sein Geist innerlich gefestigt, zur Ruhe gebracht, zur Einheit gebracht und konzentriert. Auch auf solche Weise entfaltet ein Bhikkhu die Achtsamkeit auf den Körper.“


    (Majjhima Nikāya 119: Achtsamkeit auf den Körper - Kāyagatāsati Sutta)


    ... und dann führt nur der Gleichmut weiter:


    Zitat

    "Der Tathāgata, ihr Bhikkhus, versteht dies so: 'Jener gute Mönch oder Brahmane betrachtet sich mit dem Loslassen von Ansichten über die Vergangenheit und die Zukunft und durch völliges Fehlen von Entschluß zu den Fesseln sinnlichen Erlebens und mit Überschreitung der Verzückung der Abgeschiedenheit, des überirdischen Glücks und weder-schmerzhaften-noch-angenehmen Gefühls folgendermaßen: 'Ich bin im Frieden, ich habe Nibbāna erlangt, ich bin ohne Anhaften [13].' Gewiß macht dieser Ehrwürdige den Weg der auf Nibbāna ausgerichtet ist, geltend. Und dennoch haftet dieser gute Mönch oder Brahmane immer noch an, er haftet entweder an einer Ansicht über die Vergangenheit oder an einer Ansicht über die Zukunft oder an einer Fessel sinnlichen Erlebens oder an der Verzückung der Abgeschiedenheit oder an überirdischem Glück oder an weder-schmerzhaftem-noch-angenehmem Gefühl. Und wenn dieser Ehrwürdige sich folgendermaßen betrachtet: 'Ich bin im Frieden, ich habe Nibbāna erlangt, ich bin ohne Anhaften', dann wird auch das als Anhaften seitens dieses guten Mönches oder Brahmanen verkündet. Jenes ist gestaltet und grob, aber es gibt ein Aufhören der Gestaltungen. Weil der Tathāgata weiß, 'es gibt dies', und weil er sieht, wie man jenem entkommt, hat er jenes überschritten."


    (Majjhima Nikāya 102: Die Fünf und Drei - Pañcattaya Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Hier wird zwischen "weltlichen" ( samisam ) und "sprirtuellen" ( niramisam ) Gefühlen unterschieden:



    Genaueres findet sich dazu im Nirāmisa Sutta:


    Zitat

    Es gibt, ihr Mönche, weltliche Verzückung, es gibt überweltliche Verzückung, es gibt überweltliche Verzückung, die noch überweltlicher ist. Es gibt weltliches Wohl, überweltliches Wohl und überweltliches Wohl, das noch überweltlicher ist. Es gibt weltlichen Gleichmut, überweltlichen Gleichmut und überweltlichen Gleichmut, der noch überweltlicher ist. Es gibt weltliche Erlösung, überweltliche Erlösung und überweltliche Erlösung, die noch überweltlicher ist... (http://www.palikanon.com/samyutta/sam36.html#s36_29)


    Viele Grüße
    Elliot

    Es ging mir um den Unterschied zwischen Gewissenlosigkeit und Gewissensruhe:


    Bakram:

    Vielleicht ist erst der wirklich befreit, der ohne Gewissen lebt. Bar jeder Anhaftung. Nur Geist.



    Es mögen sogar heilsame Absichten und Angewohnheiten aufhören, aber Sittlichkeit bleibt erhalten:


    Zitat

    "Udāyin, da schätzen mich meine Schüler folgendermaßen der höheren Sittlichkeit wegen: 'Der Mönch Gotama ist sittsam, er besitzt die höchste Ansammlung der Sittlichkeit.' Dies ist die erste Tugend, aufgrund derer mich meine Schüler ehren, respektieren, würdigen und verehren, und in Abhängigkeit von mir leben, während sie mich ehren und respektieren." (Majjhima Nikāya 77: Die längere Lehrrede an Sakuludāyin - Mahāsakuludāyi Sutta)


    Wäre das möglich, wenn jemand ohne Gewissen lebt?


    Viele Grüße
    Elliot

    Bakram:

    Wenn man rechte Rede, rechte Handlung auf diese Weise betrachtet wandelt man aber nahe am Abgrund: Denn welche rechte Rede, Handlung etc entsteht aus Wissen, welche aus Glauben und welche aus Konditionierung ?


    Ich würde sagen, das ist ein sich selbst verstärkender Vorgang:


    Zitat

    "Während ich so umsichtig, eifrig und entschlossen weilte, erschien ein Gedanke des Übelwollens in mir. Ich verstand folgendermaßen: 'Dieser Gedanke des Übelwollens ist in mir entstanden. Dies führt zu meinem eigenen Leid, zum Leid anderer und zum Leid beider; es beeinträchtigt Weisheit, verursacht Schwierigkeiten, und führt von Nibbāna weg.' Als ich erwog: 'Dies führt zu meinem eigenen Leid', verschwand es; als ich erwog: 'Dies führt zum Leid anderer', verschwand es; als ich erwog: 'Dies führt zum Leid beider', verschwand es; als ich erwog: 'Dies beeinträchtigt Weisheit, verursacht Schwierigkeiten, und führt von Nibbāna weg', verschwand es. Wann immer ein Gedanke des Übelwollens in mir erschien, gab ich ihn auf, entfernte ich ihn, beseitigte ich ihn."(Majjhima Nikāya 19: Zwei Arten von Gedanken - Dvedhāvitakka Sutta)


    "Freund, in der ersten Vertiefung sind fünf Faktoren überwunden und fünf Faktoren sind darin enthalten. Wenn da ein Bhikkhu in die erste Vertiefung eingetreten ist, ist Sinnesbegierde überwunden, Übelwollen ist überwunden, Trägheit und Mattheit ist überwunden, Rastlosigkeit und Gewissensunruhe ist überwunden und Zweifel ist überwunden; und es treten anfängliche Hinwendung des Geistes, anhaltende Hinwendung des Geistes, Verzückung, Glückseligkeit und Einspitzigkeit des Geistes auf. Auf diese Weise sind in der ersten Vertiefung fünf Faktoren überwunden und fünf Faktoren sind darin enthalten." (Majjhima Nikāya 43: Die längere Reihe von Fragen und Antworten - Mahāvedalla Sutta)


    "Und was, ihr Bhikkhus, ist die Befriedigung im Fall der Gefühle? Ihr Bhikkhus, da tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Bei so einer Gelegenheit wählt er nicht Leid für sich selbst, noch Leid für andere, noch Leid für beide. Bei jener Gelegenheit empfindet er nur Gefühl, das frei von Leid ist. Die höchste Befriedigung im Fall der Gefühle ist Freiheit von Leid, sage ich. ..." (Majjhima Nikāya 13: Die längere Lehrrede über die Masse von Dukkha - Mahādukkhakkhandha Sutta)


    Insofern würde ich sagen, Gewissensunruhe wandelt sich nicht in Gewissenlosigkeit, sondern eben in Gewissensruhe.


    Viele Grüße
    Elliot

    Bakram:

    Wenn du unter Gewissen das da verstehst:


    Ja, genau, da steht es ja: lateinisch conscientia, wörtlich „Mit-Wissen“:



    Viele Grüße
    Elliot

    Gewissen hat ja auch etwas mit Wissen zu tun:



    Viele Grüße
    Elliot


    Viele Grüße
    Elliot

    Onyx9:

    Nur Leid wird geboren, nur Leiden vergeht.


    Ganz so ist es ja nicht:



    Onyx9:

    Es ist äußerst seltsam, daß Theravada hier von Verdiensten spricht, so wie Mahayana;auf heilsame Fährte gelangen...


    Ja, das ist Teil von richtiger Ansicht:


    Zitat

    "Und was, ihr Bhikkhus, ist richtige Ansicht, die von den Trieben beeinträchtigt wird, die an Verdiensten teilhat, die auf der Seite der Vereinnahmung zur Reife gelangt? 'Es gibt Gaben, Dargebrachtes und Geopfertes; es gibt Frucht und Ergebnis guter und schlechter Taten; es gibt diese Welt und die andere Welt; es gibt Mutter und Vater; es gibt spontan geborene Wesen; es gibt gute und tugendhafte Mönche und Brahmanen auf der Welt, die diese Welt und die andere Welt durch Verwirklichung mit höherer Geisteskraft erfahren haben und erläutern.' Dies ist richtige Ansicht, die von den Trieben beeinträchtigt wird, die an Verdiensten teilhat, die auf der Seite der Vereinnahmung zur Reife gelangt." (Majjhima Nikāya 117: Die Großen Vierzig - Mahācattārīsaka Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Onyx9:

    Aber letztens wurde gepostet, daß ein reiner sittlicher Wandel zu Verzückung führt und Verzückung zu Gemütsstille.


    Das ist möglich:


    Zitat

    "... Er erlangt folgendermaßen vollkommene Zuversicht in Bezug auf die Sangha: 'Die Sangha der Schüler des Erhabenen hat gut praktiziert, hat geradlinig praktiziert, hat richtig praktiziert, hat pflichtbewußt praktiziert, nämlich die vier Paare vortrefflicher Menschen, die acht Arten von Personen; dies ist die Sangha der Schüler des Erhabenen; sie ist würdig der Geschenke, würdig der Gastfreundschaft, würdig der Gaben, würdig des Respekts; sie ist ein unübertreffliches Verdienstfeld für die Welt.'"

    "Hat er die Befleckungen des Geistes teilweise aufgegeben, ausgetrieben, losgelassen, überwunden und beseitigt, so erwägt er: 'Ich bin von vollkommener Zuversicht in Bezug auf den Buddha erfüllt', und er wird davon begeistert, er wird vom Dhamma begeistert, er erlangt Freude im Zusammenhang mit dem Dhamma. Wenn er froh ist, steigt Verzückung in ihm auf; bei einem, der verzückt ist, wird der Körper still; einer, dessen Körper still geworden ist, empfindet Glück; bei einem der Glück empfindet, wird der Geist konzentriert."


    (Majjhima Nikāya 7: Das Gleichnis vom Tuch - Vatthūpama Sutta)


    Onyx9:

    PS: Mit Harz4-Aussage wär ich vorsichtig, denn da wären wir bei dem Tenor vom US-Gegenkanditaten- keine Sozialleisungen. Keine Steuern.Keine Regulierung.


    Ich habe nichts gegen Hartz-4, so war das nicht gemeint. Ich wollte sagen, dass ich persönlich ein schlechteres Gewissen hätte, von Hartz-4 zu leben, wenn ich meinen Lebensunterhalt auch selbst verdienen könnte, als wenn ich beispielsweise in einem Kloster von Almosen leben würde, weil ich davon ausgehe, dass dann jemand aus eigenem Wunsch und bewusst für dieses Kloster spendet, was er oder sie eben übrig hat.


    Viele Grüße
    Elliot

    Doris Rasevic-Benz:
    Elliot:

    Das Annehmen von Spenden ist doch in jedem Fall eine redliche Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.


    Das finden so manche Politiker auch …


    So ganz selbstlos sind Spenden ja ohnehin selten:


    Zitat

    "Sollte ein Bhikkhu wünschen: 'Möge ich einer sein, der Roben, Almosenspeise, Lagerstätte und krankheitsbedingte Medikamente und Requisiten erlangt', dann soll er die Sittlichkeit erfüllen, sich der inneren Herzensruhe widmen, die Meditation nicht vernachlässigen, Einsicht pflegen und in leeren Hütten wohnen."

    "Sollte ein Bhikkhu wünschen: 'Mögen die Dienste derjenigen, deren Roben, Almosenspeise, Lagerstätte und krankheitsbedingte Medikamente und Requisiten ich benutze, ihnen reiche Frucht und Nutzen bringen', dann soll er die Sittlichkeit erfüllen, sich der inneren Herzensruhe widmen, die Meditation nicht vernachlässigen, Einsicht pflegen und in leeren Hütten wohnen."


    (Majjhima Nikāya 6: Sollte ein Bhikkhu wünschen - Ākaṅkheyya Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Onyx9:

    Elliot: WEnn du jetzt noch was zum redlichen Lebensunterhalt für Haushälter postest, dürfte mein Gewissen die nächsten Jahre noch mehr zum gefräßigen Nagetier werden. Ganz abgesehen zum redlichen Unterhalt von Ordinierten.


    Das Annehmen von Spenden ist doch in jedem Fall eine redliche Art und Weise, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Oder nicht? Unabhängig davon, ob dieser Lebenswandel zufrieden macht oder am Gewissen nagt. Solange es sich darauf beschränkt, nur das zu nehmen, was gegeben wurde: Redlich allemal.


    Etwas anders ist die Situation natürlich, wenn die Gebenden zum Geben "gezwungen" werden, beispielsweise über Steuern (-> Hartz 4). Dann würde ich das mit der Redlichkeit schon nicht mehr so selbstverständlich gegeben sehen.


    Viele Grüße
    Elliot

    Gewissensunruhe ist ein bedeutendes Hindernis:


    Zitat

    "Es gibt diese fünf Hindernisse, Student. Was sind die fünf? Das Hindernis der Sinnesbegierde, das Hindernis des Übelwollens, das Hindernis von Trägheit und Mattheit, das Hindernis von Rastlosigkeit und Gewissensunruhe, und das Hindernis des Zweifels. Dies sind die fünf Hindernisse. Der Brahmane Pokkharasāti wird von diesen fünf Hindernissen beeinträchtigt, gehemmt, aufgehalten und eingehüllt. Daß er einen übermenschlichen Zustand, Klarheit des Wissens und der Schauung, die der Edlen würdig ist, kennen, sehen, verwirklichen oder ausüben könnte - das ist unmöglich." (Majjhima Nikāya 99: An Subha - Subha Sutta)


    Aber auch sehr menschlich. Weil die Redlichkeit für das Überwinden der Hindernisse so eine große Bedeutung hat, gibt es auch extra ein Pfadglied dafür:


    Zitat

    "Und was, Freunde, ist Richtige Lebensweise? Nachdem ein edler Schüler falsche Lebensweise aufgeben hat, verdient er seinen Lebensunterhalt durch Richtige Lebensweise - dies wird Richtige Lebensweise genannt." (Majjhima Nikāya 141: Die Darlegung der Wahrheiten - Saccavibhaṅga Sutta)


    Trotzdem kann es natürlich auch bei besten Absichten nicht möglich sein, den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen, aus welchen Umständen auch immer. Dann hilft vielleicht die Vorstellung, dass die Spende auch dem Spender dient:


    Zitat

    "Darin, Ānanda, wenn man einem Tier ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende hundertfach bezahlt macht. Wenn man einem sittenlosen Weltling ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende tausendfach bezahlt macht. Wenn man einem sittsamen Weltling ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende hunderttausendfach bezahlt macht. Wenn man einem, der außerhalb der Lehre des Buddha steht, der frei von Begierde nach Sinnesvergnügen ist, ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende hunderttausendmal zehnmillionenfach bezahlt macht."


    "Wenn man einem, der den Weg zur Verwirklichung der Frucht des Stromeintritts eingeschlagen hat, ein Geschenk macht, kann man erwarten, daß sich die Spende unermeßlich, unmeßbar bezahlt macht. Was sollte man da noch über das Beschenken eines Stromeingetretenen sagen? Was sollte man über das Beschenken von einem, der den Weg zur Verwirklichung der Frucht der Einmalwiederkehr eingeschlagen hat, sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Einmalwiederkehrers sagen? Was sollte man über das Beschenken von einem, der den Weg zur Verwirklichung der Frucht der Nichtwiederkehr eingeschlagen hat, sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Nichtwiederkehrers sagen? Was sollte man über das Beschenken von einem, der den Weg zur Verwirklichung der Frucht der Arahantschaft eingeschlagen hat, sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Arahants sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Paccekabuddha sagen? Was sollte man noch über das Beschenken eines Tathāgata, eines Verwirklichten und vollständig Erleuchteten sagen?" (Majjhima Nikāya 142: Die Darlegung der Spenden - Dakkhiṇāvibhaṅga Sutta)


    Aber es kommt wohl immer darauf an, ob und an welche Bedingungen eine Spende geknüpft ist, welche Art von Abhängigkeit daraus entsteht.


    Viele Grüße
    Elliot