Beiträge von Onda im Thema „Kernholz vs. Irrlehre“

    Geronimo:
    Onda:


    Es gibt keinen Kreislauf der Geburten (im Wortsinne).
    Onda


    Und das weißt du definitiv, ja?


    Das kann ich natürlich definitiv nicht wissen. Was ich weiß (und begründet habe), warum eine Theorie von Geburtenkreisläufen im Rahmen des Buddha-Dharma Unsinn ist.


    Onda

    Geronimo:


    Aber ist die Sache denn nicht auch die, das, wenn es einen Kreislauf der Geburten geben sollte, du garnicht aus diesem heraustreten möchtest.


    Es gibt keinen Kreislauf der Geburten (im Wortsinne). Daher bei mir auch keinen Wunsch, aus ihm nicht herauszutreten.


    Onda

    Geronimo:

    Er lehnt nur den Begriff "Wiedergeburt" ab.


    Das ist falsch. Er lehnt auch das dahinter stehende Konzept ab. Buddhadasa spricht lieber von "Geburt" - und was er damit meint, ist im "Kernholz" nachzulesen.


    Onda

    mukti:


    Wenn ein feinstofflicher Körper beim Tod den Physischen verlässt und in einen neuen eingeht, ...

    Zitat

    Meiner Auffassung nach gibt es im Buddha-Dharma keine "feinstoffliche Körper", die von Existenz zu Existenz wandern.


    Sicherlich gibt es unpersönliche Wirkungen eines Menschendaseins über das Leben des betreffenden Menschen hinaus (z.B. die Auswirkungen der Gedanken von Karl Marx auf die Menschheit). Man kann hier aber nicht von Wiedergeburt reden. (Im Fall von Marx nur vom Fortbestand der Gedanken).


    Onda


    Geronimo:
    Onda:

    Ich dauerhaftes, selbstständiges Ich gibt es nicht. Darum kann auch nichts wiedergeboren werden.


    LG
    Onda


    Wie kannst du das behaupten, wenn du nicht einmal alles verstehst was im Kernholz des Bodhibaums steht?


    Es gibt von Buddhadasa zahlreiche und an Deutlichkeit kaum zu überbietende Äußerungen zm Thema Wiedergeburt, in denen er expressis verbis dieses Konzept ablehnt. Es gibt hingegen nur 1 Stelle im "Kernholz des Boddhibaumes", an der man sich fragen kann, was der dort geschilderte Nutzen des Erwachens kurz vor dem Tode sein soll. An der besagten Stelle wird jedoch nichts zurückgenommen von dem, was Buddhadasa an anderer Stelle kritisch zum Themenkomplex geäußert hat. Insofern taugt diese Passage nicht als Beleg dafür, dass Buddhadasa eventuell im Grunde seines Herzens eigentlich doch an Wiedergeburt glaubte. Ich halte mich da an die Stellen, in denen er explizit das Gegenteil zum Ausdruck bringt. Ich habe keinen Anlass daran zu zweifeln, dass er es ernst gemeint hat mit der Ablehnung dieses Konzeptes, zumal er es jedesmal ausdrücklich begründet.


    Onda

    Elliot:


    Was verstehst Du denn unter "Persönlichkeitsglauben"?


    Den Glauben an ein vom Rest der Welt abgesondertes, dauerhaftes Ich.
    Die Illusion einer autonomen Wesenheit.


    LG
    Onda

    Elliot:
    Onda:

    Nur soviel: die Gleichsetzung "dukkha = Schmerz" greift sicherlich viel zu kurz.


    Die Reduktion "dukkha = geistige Fehlwahrnehmung" greift viel zu kurz.


    Die tiefste Wurzel von dukkha ist eine falsche An-Sicht bezüglich der Beschaffenheit der Welt.
    Der "Erwachte" sieht die Welt so wie sie ist. Er hat damit eine Wahrnehmungsstörung beseitigt (obwohl "Erwachen" keine Wahrnehmung im herkömmlichen Sinne ist, bei der ein Subjekt ein von ihm getrenntes Objekt wahrnimmt. "Erwachen" ist die Überwindung dieser Subjekt-Objekt-Trennung, Wahrnehmung auf einer höheren Ebene, gleichsam.) "Überwindung von dukkha" - das ist im tiefsten Sinne eine Metapher für "Erwachen". Und darum geht es dem Buddha: den Menschen die Augen zu öffnen für die Welt, so wie sie wirklich ist und nicht wie sie durch den Schleier des Persönlichkeitsglaubens wahrgenommen wird.


    LG
    Onda

    Losang Lamo:


    Da ist schon etwas, was wiedergeboren werden kann, aber es ist nicht ein "dauerhaftes, selbstständiges Ich".


    Was genau wird wiedergeboren?
    Was genau, so dass gesagt werden kann: "Person B ist die Wiedergeburt von Person A"?


    Onda

    Liebe Sangha,


    ich würde es, begrüßen, wenn wir an dieser Stelle nicht über den Begriff "dukkha" diskutieren würden, sondern über das Thema Wiedergeburt.Über "dukkha" finden sich hier interessante Ausführungen: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=9958&p=178033.


    Nur soviel: die Gleichsetzung "dukkha = Schmerz" greift sicherlich viel zu kurz. Der Buddha-Dharma ist keine Anleitung zur Überwindung von Zahnschmerzen. Buddhadasa betont immer wieder, dass der geistige Prozess des "Ich-Schaffens" (Persönlichkeitsglaube) die Wurzel von dukkha ist und dass dukkha nur überwunden werden kann, wenn dieser (mentale) Prozess ein Ende findet.


    Ich dauerhaftes, selbstständiges Ich gibt es nicht. Darum kann auch nichts wiedergeboren werden.


    LG
    Onda

    Geronimo:

    Wie erklärst du dir, Onda, dann solche Ausagen von Buddhadasa in denen er den Sterbeprozess als die letzte Chance zum Absprung bezeichnet?


    Ich kann dazu leider nichts sagen, da ich keine Ahnung habe, worauf Buddhadasa hier hinaus will.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein und der gleiche Autor sich einmal deutlichst ablehnend über "Wiedergeburt" äußert, um dann ein paar Seiten später das Gegenteil zu vertreten. Das macht doch keinen Sinn!


    Onda

    Gedanken zur Essenz des Buddha-Dharma (Kernholz)
    und der Irrlehre von der Wiedergeburt.


    (Nichts neues unter der Sonne - aber schön komprimiert & kompakt)


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    Das Kernholz

    Alles ist im Fluss.
    Alle Phänomene unterliegen ständigem Wandel (= anicca).
    Alle Phänomene sind eingebettet in ein komplexes Netz von Bedingtheiten (Bedingtes Entstehen).


    In dieser Welt des ständigen Wandels und der Allverwobenheit ("Dies ist, weil jenes ist") gibt es keinen Raum für einen festen Wesenskern, gibt es kein dauerhaftes autonomes Selbst (= anatta).


    Der Mensch "leidet" (dukkha), weil er sich dem Wandel entgegenstemmt und er der Illusion verhaftet ist, er sei ein autonomes Ich. Er leidet, weil er von einer Welt Dauer verlangt, die nur Veränderung bieten kann und weil er sich als isoliertes, von anderen Dingen getrenntes Wesen erlebt.


    Durch "Erwachen" kann dieses Leiden an seiner Wurzel zum Verlöschen gebracht werden. "Erwachen" ist die tiefe Ein-Sicht in die Gesetzmäßigkeit des Wandels und der Allverwobenheit. Erwachen ist kein intellektueller Prozess, sondern transrationale Ein-Sicht auf einer Seinsebene jenseits aller Konzepte.


    Der Buddha hat eine Methode entwickelt, die zu dieser Art Ein-Sicht und damit zur Leidbefreiung, zum Erwachen, führen kann: den Achtfachen Pfad. Dieser verbindet Reflektion und Anleitung zu sittlichem Verhalten mit Unterweisung in meditativem Training.


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    Die Irrlehre

    In diesem Gedankengebäude findet das Konzept einer "Wiedergeburt" keinen Platz. Allenfalls im metaphorischen Sinne. "Wiedergeboren" wird im unerwachten Menschen Tag für Tag die Illusion eines dauerhaften, isolierten Selbst.


    Eine Wiedergeburt im Wortsinne (also eine erneute Geburt nach dem körperlichen Tod) ist mit dem Buddha-Dharma nicht kompatibel. Wer das Konzept "anatta" als grundlegenden Lehrinhalt begreift und akzeptiert, muss das Konzept "Wiedergeburt" konsequenterweise ablehnen.


    Wenn Person B die "Wiedergeburt" von Person A ist, so muss es zwischen den beiden Existenzen ein Bindeglied, eine Konstante, etwas Kontinuierliches geben. Der Buddha-Dharma verneint die Existenz eines solchen Bindegliedes. Es gibt nichts Konstantes, keinen Wesenskern, keinen "Karma-Träger", der von einer Existenz in eine andere wandert. Es gibt nur unpersönliche Prozesse. Diese können nicht "wiedergeboren" werden. Kurz: Wiedergeburt ist unmöglich, da es schlicht nichts gibt, was wieder-geboren werden könnte. "Man kann nicht an die Reinkarnation glauben, ohne zugleich auch an die Beständigkeit zu glauben." (Steve Hagen).


    Um diesen Widerspruch zu umgehen, sprechen manche Buddhisten von einer "nicht-persönlichen Wiedergeburt." Eine absurde Angelegenheit. Wenn nicht die gleiche Person wiedergeboren wird, wenn also keine Personalidentität zwischen Person A und B herrscht, so kann auch nicht von "Wiedergeburt" gesprochen werden, da das Bindeglied zwischen den beiden Existenzen fehlt. Eine "nicht-persönliche Wiedergeburt" - das ist schlicht keine. "Mit dem höchsten Verständnis weiß man, dass, weil niemand geboren wurde, es auch niemanden gibt, der stirbt und wiedergeboren wird. Deshalb ist die ganze Frage nach Wiedergeburt ziemlich dumm und hat mit Buddhismus überhaupt nichts zu tun." (Buddhadasa Bhikkhu, Kernholz des Bodhibaums)


    Wer von Wiedergeburt spricht, geht von einem Kontinuum aus. Auf körperlicher Ebene gibt es ganz offensichtlich kein Kontinuum. Menschen sterben. Und mit dem Tod des Körpers, erlischt auch ihr Bewusstsein (>> Bedingtes Entstehen). Somit kann auch von einem "geistigen Kontinuum" über den Tod hinaus nicht die Rede sein. "Die Wesenheit, die angeblich wiedergeboren wird, existiert nicht - sie ist nur ein Konzept! Wie könnte ein Konzept wiedergeboren werden." (Sri Nisargadatta Maharaj)


    Wenn im Palikanon dennoch von "Wiedergeburt" die Rede ist, so handelt es sich bei den entsprechenden Passagen entweder um metaphorische Ausführungen oder um spätere hinduistische Beimengungen, die mit der ursprünglichen Buddha-Lehre nicht in Einklang zu bringen sind. Wiedergeburt ist lediglich ein moralisches Konzept und keine Beschreibung der Wirklichkeit.