Beiträge von Lirum Larum im Thema „Dürfen Buddhisten sich verlieben ?“

    Sukha:
    Losang Lamo:

    Den KANN man als liebender Laie genauso leben wie als Ordinierter.


    Wenn dem so wäre, hätte der Buddha wohl nicht die Last auf sich genommen einen Orden zu gründen bzw. die Hauslosigkeit empfohlen.
    Selbst der Buddha hätte ja nach seinem Erwachen dann getrost wieder zu seiner Familie zurück kehren können und ein Familienleben ohne Anhaftung führen können. Warum hat er das wohl nicht getan?


    Willst Du das wissen, warum er das nicht getan hat? :)
    Schau bitte mal auf meine filigrane Ausdrucksweise mit den Großbuchstaben: ich schrieb "KANN das leben". Warum gibt es denn eine Sangha, die aus ordinierten Männern und Frauen sowie aus männlichen und weiblichen Laien besteht?
    Natürlich haben die Ordinierten mehr Konzentration auf die Sache - aber daraus könnt ihr doch nicht stricken "Man DARF NICHT wie ein Laie leben."


    Zitat

    Der Unterschied ist, dass der Buddha empfahl aus (eigener) Erkenntnis heraus die Sinnes-Gier an der Wurzel auszuroden, während im Mahayana gelehrt wird, keine Anhaftung an der Sinnesgier zu haben und weiter zu machen wie bisher.
    (Wie das gehen soll weiß ich nicht) Aber da sind wir wieder bei dem Thema wie z.B. Beischlaf ohne Sinnesgier funktionieren kann. Das würde an der Frage des Fragestellers vielleicht vorbei gehen.


    Das kann funktionieren, liebe Sukha - und wenn Du es wissen wolltest, könntest Du Dich darüber schlau machen. Aber: wieso kommst Du von "verlieben" direkt auf "Beischlaf"? Da reduzierst Du das Thema aber arg.
    Den Unterschied, den Du hier darlegst, ist für mich keiner. Denn "weitermachen wie bisher" ist nicht richtig von Dir formuliert. Es ist einfach eine andere Sichtweise als Deine...


    Zitat

    Selbst die silas haben zumeist im Mahayana nicht den Stellenwert wie im Theravada.


    Das heißt ja nichts.


    Zitat

    Aber, das ist das schöne beim Buddha-Dhammma. Es heißt "Übe Dich darin" und nicht "Du musst". Jeder da wo er gerade steht.
    Und als junger Mensch sollte man aus meiner Sicht auch ein paar Dinge ausprobieren.
    Dazu gehört auch das verlieben. Es ist ein gutes Übungsfeld zum beobachten wie Gefühle entstehen, wohin sie führen können und wie sie wieder vergehen.
    ()


    Also darf ein Buddhist sich doch verlieben, ja? Dann sind wir uns doch einig. :P

    Geronimo:

    Der edle achtfache Pfad mit der "rechten Ansicht" an erster Stelle, so wie es überliefert wurde?


    Ah, hier hab ich in meinem Archiv was gefunden, wo mir jemand die 8 Glieder des Pfades aus Theravadasicht kurz erklärt hat.
    "Rechte Ansicht ist, den Unwissenheitstrieb zu vernichten und somit zu Wissen, was Leiden ist. "
    Gut, das ist in der Tat eine Grundlage, DIE Grundlage überhaupt - aber in meinen Augen nicht die Essenz des Buddhismus.
    Die Essenz wäre die Ursache, wofür man überhaupt diese rechte Ansicht braucht?
    Wozu braucht man das Wissen, dass die Welt aus Leid so gut wie besteht? Um woanders hingehen zu wollen. Wohin? Zur Essenz. Und zwar in einem Hier und Jetzt.
    "Ich will mal Nirvana erreichen, wenn ich tot bin", ist immer noch nicht das richtige. Also, ich fange jetzt an zu schwimmen. Die Essenz zu formulieren ist mir hier auf dieser Basis nicht möglich.

    Aha.


    Und kann man davon ausgehen, dass im Zen und im tibetischen Buddhismus auch diese "rechte Ansicht" gelehrt wird, sodass wir uns darauf dann als Essenz der Lehre einigen können?


    Im tibetischen Buddhismus bedeutet "rechte Ansicht" "frei von Gier, Hass und Verblendung", oder anders "frei von Anhaften, Ablehnung und Unwissenheit". "Unwissenheit" bedeutet in diesem Zusammenhang "Nicht-erkennen, dass es kein eigenständig greifbares Selbst gibt und auch die Phänomene im Außen nicht direkt so sind, wie sie erscheinen".


    Ich meine, wenn man da echt angekommen ist, hat man die Essenz gefunden. Und dann sieht man, dass es nicht um Worthülsen und Do's und Don'ts geht, sondern um den Kern. Den KANN man als liebender Laie genauso leben wie als Ordinierter.

    Sukha:
    Losang Lamo:

    Ihr schiebt die Essenz der Lehre, den Sinn und den Inhalt, in dem sich Theravada, Tibetischer B. und Zen treffen, beiseite.


    Was verstehst Du unter "Essenz der Lehre"?
    Nicht, dass wir hier aneinander vorbei reden.
    ()


    Sag mir: was ist die ESSENZ im Theravada? Worum geht es wirklich?
    Den Buddha anbeten nicht, Streitgespräche führen nicht, auch Palikanon zitieren wird nicht die Essenz sein.
    Das, worum es geht - kannst Du es definieren mit Worten, ohne oberflächlich zu bleiben?
    Ich nicht.

    Syia:
    Losang Lamo:

    Das Verlieben aufzugeben bedeutet, buddhistisch gesehen, das Greifen aufzugeben. Man gibt nicht Zuneigung auf, nicht den Menschen, mit dem man zusammenlebt, nicht die Liebe auch nicht den Sex.
    Man gibt auf, Menschen für seinen eigenen Vorteil zu benutzen.


    Okay, aber mir stellt sich hier gerade die Frage, wie man denn liebt ohne vorher verliebt zu sein ?


    E B E N !!!


    Der Mensch ist auf seinem Weg und das hat seinen Sinn. Buddhistisch sind wir Übende, nicht Unterdrückende. Ich hoffe, das wird eines Tages mal verstanden.


    Nochmal deutlich: ich meine, es gibt einen feinen Unterschied zwischen Verlieben und Greifen. Ich kann auch verliebt sein ohne zu greifen. Das ist schwer, aber lehrreich.


    Ein hölzernes "Verlieben = verboten" ist völliger Schwachsinn.

    Das Verlieben aufzugeben bedeutet, buddhistisch gesehen, das Greifen aufzugeben. Man gibt nicht Zuneigung auf, nicht den Menschen, mit dem man zusammenlebt, nicht die Liebe auch nicht den Sex.
    Man gibt auf, Menschen für seinen eigenen Vorteil zu benutzen.

    Meiner Meinung nach herrscht hier falsche Auffassung vor. Der hölzerne Buddhismus ist aus der Mitte ausgeschert und klebt an Buchwissen fest ohne es wirklich zu verstehen. (Hui! Sorry)


    Wir sind Buddhisten und nicht Buddha. Aus Messing oder Stein sind wir auch nicht und das ist auch nicht das Ziel der Praxis. Ich muss es hier mal so sagen.


    Das Verlieben schmerzt und GENAU DA gilt es hinzugucken. Es ist Blödsinn, das von vornherein zu verneinen. Es sei denn, Du bist ganz sicher, dass Du Mönch werden willst. Selbst für den ist es kein Staatsverbrechen, sich zu verlieben. Er muss nur anders schauen, wie er damit umgeht.
    Sich zu verlieben verstößt auch nicht gegen ein einziges Sila.
    Man kann genauso verbieten, Hunger zu haben. Da ist die "rechte Ansicht" abgerutscht.


    Lieber Simo,


    Hier werden Äpfel und Birnen wie wild durcheinander gewürfelt.


    <<<Wenn du ein Gefühl des Verliebtseins hast, dann hast du nicht die richtige Anschauung.>>>
    Das hier besagt nichts gegen das GEFÜHL des Verliebtseins, sondern nur gegen das falsche Einordnen des Gefühls als Verliebtsein. Es geht um die Anschauung ( das falsche Einordnen) , nicht gegen das Gefühl.
    Denn, mMn, ist dieses Gefühl eine Wurzel - die Liebe - und kann zum Kern führen. Mit der richtigen Anschauung.


    Schwierig. Am grünen Tisch und mit der Nase in verstaubten Büchern wird man es nicht lösen können.
    Ich würde sagen, man muss da irgendwie durch. Erfahrungen sammeln und mit Hilfe von Achtsamkeit sich immer weniger verstricken.
    Achtsamkeit auf:
    Wo sind Ich-Gefühle, Anhaften, Habenwollen? ---> Leid !
    Wo findet sich Nicht-Ich, Loslassen und simples Sein? ---> Auflösung von Leid.


    So empfinde ich es.