Beiträge von Onda im Thema „Ajahn Thanissaro und Wiedergeburt“

    Sukha:

    Ist egal was ihr schreibt, denkt oder welche Ansichten ihr habt Onda und Axel.
    Der Buddha machte da ne klare Ansage (...)
    Aber man muss dem Buddha-Dhamma nicht folgen. Kann jeder halten wie er möchte.


    Weisst du, auf so einem ausgesprochen dummen & unterirdischen Niveau diskutiere ich nicht weiter.
    Das einzig Aufschlussreiche: wie schnell es doch immer geht, dass verbohrte Fundamentalisten auf diesem geistlosen Niveau landen und damit jede intelligente Debatte boykottieren...


    Onda

    Sukha:

    Ich sehe den Satz/Abschnitt eher so, dass dieser an die gerichtet ist, die noch nicht selber "gesehen" haben und es somit als Option, Arbeitshypothese benutzen sollen. Wie im vorangegangen Abschnitt ja deutlich gesagt wird, dass alles andere falsche Ansicht ist.


    Schon wieder ein Widerspruch. Es ist das Wesen der "Hypothese", dass sie andere Hypothesen neben sich gelten lässt. Eine Hypothese ist keine bewiesene Wahrheit. Sie ist eine Annahme, die es zu beweisen gilt. So gehen Wissenschaftler zumindest vor.


    Es ist zudem nicht einzusehen, weshalb man seine Praxis im Fundament unbewiesener "Hypothesen" verankern soll, zumal wenn diese "Hypothesen" im eklatanten Widerspruch zu anderen Lehrsätzen stehen.


    Onda

    Elliot:

    Der Widerpsuch exsistiert nur für diejenigen, die einer "Anatta-Lehre" anhängen, die sich im Palikanon so gar nicht finden lässt.


    Ich bin immer wieder entgeistert, wie auch nach intensivster und massiver Lektüre des PK in Grunddingen der Lehre sich solche Verständnislücken, ach was: -krater!, auftun können.
    Die anatta-Lehre ist fast so etwas wie ein "Alleinsstellunsgmerkmal" des Buddhismus. Sie nicht zu begreifen heißt, den Buddhismus nicht zu begreifen.


    Onda

    Axel Benz:


    Dieser Text zeigt sehr schön das Dilemma der Wiedergeburtslehre: Sie muß den Spagat machen zwischen dem Drohpotential ein unvorteilhaften Wiedergeburt, 'sogar' einer 'Hölle', ohne das es die moralische Ordnung gefährdet sieht, und den Aussagen über anatta, die es auszuschließen scheinen, dass 'er wiedererscheinen wird', setzt doch dieses 'er' eine irgendwie geartete Kontinuität voraus, die es erlaubt, zu behaupten, dieses 'er' (oder Teile davon, die es erlauben, in beiden Leben als vom gleichen oder zumindest hinlänglich verwandten 'er' zu reden) überdauere irgendwie. Alle Sophistereien darüber, um was genau es sich bei diesem 'Etwas' handelt, können nicht über diesen Grundwiederspruch hinwegtäuschen.


    Siehe hierzu auch:
    http://www.buddhaland.de/viewt…&t=10582&start=60#p194581


    Der Grundwiderspruch ist unauflösbar. Die Wiedergeburtsbefürworter müssen mit dieser logischen Reibung leben. Aus der Welt schaffen können sie sie nicht.
    Redlicherweise müssten sie sagen: "Ich sehe, dass meine Position logisch unhaltbar ist. Ich glaube aber an Wiedergeburt."


    Onda

    Sukha:

    @ Onda
    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Du die Schreiber/Texte nicht verstehen kannst oder willst.
    Das ist beim PK so, war bei "Geistestraining durch Achtsamkeit" von Nyanaponika, "Satipatthana" von Bhikkhu Analayo so und nun bei Schumann und Ajahn Thanissaro, geschweige denn bei meinem Geschriebenen.


    Dein "Gefühl" täuscht dich. Wir lesen die gleichen Bücher, haben aber ein unterschiedliches Verständnis dieser Bücher. So etwas passiert häufig im Leben. Mir zu unterstellen, ich "wolle" nicht verstehen, ist natürlich ungehobelter Mumpitz.


    Zitat

    Für das Gedankengut des Theravada hast Du einfach keine Antenne.


    Auch Mumpitz. Ich habe gewiss keine Antenne für deine spezielle einer oberflächlichen Wortebene verhafteten & lebensfeindlichen Lesart dieser Schriften.
    Dafür, dass du angeblich schon jahrelang den Buddha-Dharma praktizierst bist du ganz schön wild am Spekulieren.


    Also sukkha, ich wünsche dir für die Zukunft etwas mehr Ausdauer bei sachbezogenen Debatten. Du wirfst immer reichlich schnell die Flinte ins Korn und wechselst auf die persönliche Ebene. Lass dich doch mal ernsthaft auf eine sachbezogene Debatte ein. Ich weiß, das ist anstrengend, aber am Ende wirst du vielleicht mit interessanten Erkenntnissen belohnt!


    Zitat

    Zwischen Thich Nhat Hanh und Theravada liegen nun mal (Verständnis-)Welten, auch in der Sprache.


    Auf einer oberflächlichen Ebene mag es da Differenzen geben, in der Tiefe ist beides Buddha-Dharma.
    ' In his final days, before he [Buddhadasa] lost consciousness, he asked his monk attendant to read to him the Thai edition of Thich Nhat Hanh's Present Moment Wonderful Moment. He told the monk to practice according to the teaching contained in the book. He said he too would practice accordingly—to be mindful all the time. Those were his last words.' (http://www.tricycle.com/general/in-transition-0)


    LG
    Onda

    Sukha:

    Aus Die Sache mit dem Ich
    von Dr. H.W. Schumann


    "Die Nichtexistenz einer Seele macht die Erlösung vom Leiden überhaupt erst möglich, denn eine Seele, der Ewigkeit zukommt, könnte niemals im Nibbāna (Skt. nirvāṇa) verlöschen."


    Frage: Kann eine nichtexistierende Seele überhaupt "verlöschen"? Erlösung ist im Buddhismus laut Schumann also nur deshalb möglich, weil eine Seele (die es nicht gibt) im Nirvana verlöschen kann. MIch wundert, dass Schumann nicht selbst über seinen Denkfehler gestolpert ist. So wie er das formuliert, muss es eine Seele geben (leugnet der Buddha) eben nur eine mit potentiell begrenzbarer Haltbarkeitsdauer.


    Onda


    P.S. Und dieser Denkfehler ist auch der Denkfehler der Wiedergeburtsbefürworter. Sie haben durchaus begriffen, dass es im Buddhismus keine fortdauernde Seele gibt. "Da ist nichts. Kein Kern. Auch in diesem Leben ist da nichts. Und genau dieses nichts wird nach dem Tod wiedergeboren!". Kopfkratz.

    Sukha:


    "Nicht der Selbe aber auch kein Anderer"


    Nicht der Selbe = ein anderer
    Kein anderer = der selbe


    "Nicht der Selbe aber auch der Selbe"
    "Ein anderer aber auch kein anderer".


    "Wieder" - setzt Identität voraus.
    Paul ist gegangen, Paul kommt wieder (was da wiederkommt, entspricht nur ungefähr dem gegangenen Paul, da Paul sich ja permanent verändert ist aber hinreichend identisch, um zu sagen "Paul kommt wieder", so wie man sagt "sukha schreibt wieder")


    Paul stirbt, Peter wird geboren. Ist Peter Paul? Ist Peter - "Karma über ein leben hinaus" - die Wiedergeburt von Paul?
    Kusala stirbt, sukha wird geboren. Ist sukha Kusala?


    Onda


    ... das lässt sich gewiss nicht dahingehend deuten, dass er seinen Hörern aus didaktischen Gründen einen Bären aufgebunden hat.
    Onda

    Onyx9:

    Was hast du nur immer mit deinem "metaphorisch", Onda ?


    Das Konzept der "Dhamma-Sprache" von Buddhadasa beruht auf einer metaphorischen* Lesart zentraler Dharma-Begriffe. Heißt: er interpretiert einige Begriffe nicht wörtlich (wie Geburt), sondern im übertragenen Sinne. Darum bedeutet "Geburt" bei Buddhadasa: das Entstehen der Ich-Illusion. Genauso verfährt er mit den Daseinbereichen, weshalb es bei ihm keine "Hungergeister" wie im Märchen gibt, sondern nur übertragene Hungergeister, also Menschen, die nie Befriedigung finden, ihren Dauer-Durst nie löschen können.


    Onda


    * http://de.wikipedia.org/wiki/Metapher


    Buddhadasas "Zwei-Sprachen-Konzept": http://www.dhamma-dana.de/buec…wei_Arten_der_Sprache.pdf


    Bsp:
    "Tod
    Nun zum Gegenteil, dem Wort "Tod". In der Umgangssprache bedeutet dieses Wort das Ereignis, das zur Einsargung, Verbrennung oder Beerdigung eines Leichnams führt. In der Dhamma-Sprache jedoch wird damit das Erlöschen der "Ich- und Mein-Vorstellung" gemeint, die wir gerade besprochen haben. Das Vergehen dieser Vorstellung im Geist eines Menschen nennt man "Tod" in der Dhamma-Sprache." Buddhadasa

    Sukha:


    Wir sprachen da gerade über den ehrwürdigen Thanissaro und nicht über den ehrwürdigen Buddhadasa.


    Beide stützen sich auf den Palikanon - der eine so und der andere so. Der eine liest ihn wortwörtlich, der andere gelegentlich auch metaphorisch.
    Onda

    Sukha:


    Und der ehrwürdige Thanissaro orientiert sich und praktiziert nach den Vorgaben des PK, in der Traditionslinie des historischen Buddha Ordens. Evaṃ me sutaṃ ...... (So habe ich gehört)
    ()


    ... "so habe ich gelesen".
    Onda

    Axel Benz:

    Was in dieser ganzen Diskussion (hier und im Buddhadasa-Thread) außen vor bleibt: Ich habe bisher noch keinen einzigen 'geborenen, einfachen' Buddhisten (also solche, die in eine Form der buddhistischen Kultur hineingeboren und dort aufgewachsen sind und nicht Lehrer o.ä. sind) getroffen, der 'Wiedergeburt' nicht irgendwie 'persönlich' aufgefasst hätte.


    Das ist in der Tat der Kernwiderspruch: Man leugnet einerseits die Person und damit die personale Wiedergeburt (ganz konform mit dem PK), alles, was man aber über Wiedergeburt sonst zu hören bekommt, hat eindeutig personalen Charakter (auch ganz konform mit dem PK). Wiedergeburt fluktuiert also in seiner semantischen Qualität: mal personal, mal a-personal...


    Onda

    Sukha:
    Onda:


    Ein eindeutig personales Verständnis von Wiedergeburt.
    Das gleiche Wesen wird wieder-geboren.


    Wenn Du in diesem Leben von einer "Persönlichkeit"/Person ausgehst, mag das so scheinen. So ist es aber nicht.


    ()


    Zitat

    So geschieht das Wiedererscheinen eines Wesens aufgrund eines Wesens: man erscheint aufgrund der Handlungen, die man begangen hat, wieder. Wenn man wiedererschienen ist, berühren einen Kontakte. So sage ich, daß die Wesen die Erben ihrer Handlungen sind.


    (Majjhima Nikāya 57: Der Asket mit der Hundeübung - Kukkuravatika Sutta)


    [/quote]

    Sukha:
    Onda:

    Andere Dharma-Freunde sehen das anders


    Meinst Du das "Andere Dharma-Freunde" nach 2500 Jahren näher am Dhamma sind, als auf korrekte Weitergabe konditionierte Mönche nach knapp 300 Jahren?


    Auf die angeblich "korrekte Wiedergabe" gebe ich keinen Pfifferling. Ich denke durchaus, dass moderne Dharma-Interpreten (wie Buddhadasa) in ihrer Darlegung näher an der Essenz des Buddha-Dharma liegen können als der PK. Aber über den PK müssen wir hier nicht debattieren. Hier steht das Buch von Thanissaro zur Diskussion.


    Onda

    Elliot:
    Zitat

    So geschieht das Wiedererscheinen eines Wesens aufgrund eines Wesens: man erscheint aufgrund der Handlungen, die man begangen hat, wieder. Wenn man wiedererschienen ist, berühren einen Kontakte. So sage ich, daß die Wesen die Erben ihrer Handlungen sind.


    (Majjhima Nikāya 57: Der Asket mit der Hundeübung - Kukkuravatika Sutta)


    Ein eindeutig personales Verständnis von Wiedergeburt. Das gleiche Wesen wird wieder-geboren. Es gibt aber keine Wesenheit, die von Existenz zu Existenz wandern würde (anatta-Lehre). Hier widerspricht sich der PK... Solche Ungereimtheiten blendet Thanissaro aus - während Buddhadasa zu Lösungswegen der Interpretation findet.


    Onda

    Elliot:


    Wenn Dein Anatta-Verständnis nun erfordert, dass es sich zum zwei verschiedene Wesen handeln muss, dann könnte Dein moralischer Anspruch auch immer noch darin bestehen, einem zukünftigen Wesen, das seine Lebensumstände Deinem Handeln verdankt, möglichst keine gravierenden Nachteile zu bescheren.


    Das wäre sicherlich nobel aber keine gute Basis für ein ethisches Drohszenario, wie es die "Wiedergeburt" ist. Wenn ich keine persönlichen Konsequenzen zu befürchten habe, warum soll ich dann ethisch handeln? Wirksame moralische Drohkulissen kann man nur auf der Basis des Egoismus errichten. Darum kann auch nur die persönliche Wiedergeburt im Rahmen einer ethischen Argumentation funktionieren.


    Onda

    Sukha:
    Onda:


    Auch der Palikanon ist eine "eigene Lehre" und Interpretation.


    Das widerspricht sich


    Onda:

    In dieser Hinsicht unterscheidet er sich nicht von anderen buddhistischen Texten.


    Das ist kein Widerspruch. Es heißt nur: der PK ist einer von vielen buddhistischen Texten.


    Zitat

    Beim PK gehen wir davon aus, dass es zum größten Teil Buddha-Wort ist, also auf den historsichen Buddha zurückzuführen ist, bzw. auf diejenigen die den Buddha noch selber gehört haben.


    Davon gehst du aus. Andere Dharma-Freunde sehen das anders und verweisen auf die vielen Hundert Jahre, die zwischen Buddhas Leben und der Niederschrift des Kanons lagen.

    Elliot:
    Onda:

    Diese ausschließliche Fixierung auf den Palikanon ist der große Schwachpunkt von Tanissaros kleiner Streitschrift. Der Palikanon ist für ihn der unverrückbare Fels in der Brandung der Meinungen und auf diesem Fels errichtet er das feste Gebäude seiner Argumentation.


    Das sehe ich eher als Vorteil gegenüber den Erfindern eigener Lehren und "Interpretationen".


    Auch der Palikanon ist eine "eigene Lehre" und Interpretation. In dieser Hinsicht unterscheidet er sich nicht von anderen buddhistischen Texten.


    Onda

    Axel Benz:

    Hallo Onda,
    ich halte die Diskussion sowohl hier, als auch im Buddhadasa-thread für überflüssig. Eine Glaubenswahrheit wird nie geglaubt, weil sie wahr ist, sondern weil sie Bedürfnisse erfüllt (ich werde hier jetzt nicht darüber spekulieren, welche).


    Da muss ich dir auf einer gewissen Ebene spontan Recht geben. Über Glaubenswahrheiten kann man letztlich ebensowenig diskutieren wie über Geschmäcker.

    Wenn Glaubenswahrheiten im Gewand rationaler Begründung daherkommen, kann man ihnen allerdings auf den Zahn fühlen (so wie das auch Buddhadasa macht). Und wenn man dann immer tiefer bohrt, immer hartnäckiger nachfragt kommt man an einen Punkt, wo die Luft der Argumente immer dünner wird und sich die reine Qualität eines auf Aberglauben errichteten Hirngespinstes offenbart. Was mich immer wieder irritiert, ist die offensichtliche Blindheit für Widersprüche, die eigentlich auf der Hand liegen... Aber, da es hier im Kern um Glaubenswahrheiten geht, beißt man sich wahrscheinlich vergebens die Zähne aus. Bestenfalls bleibt die Befriedigung, ein paar Ungereimtheiten ans Licht gerückt und sich im Denken geübt zu haben...


    Onda

    Gibt es Wiedergeburt oder gibt es sie nicht? Mit logischem Denken allein lässt sich diese Frage sicherlich nicht beantworten. Gleichwohl wird in der Sache, wie Schopenhauer sagen würde, reichlich Tinte verkleckst. So auch, wie in diesem Forum, in der Schrift "Die Wahrheit der Wiedergeburt UND IHRE BEDEUTUNG FÜR DIE BUDDHISTISCHE PRAXIS" von Ţhanissaro Bhikkhu. Thanissaro unternimmt hier den Versuch, Wiedergeburt als integralen Bestandteil des Buddha-Dharma darzustellen, den man aus dem Lehrgebäude nicht herauslösen könne, ohne diesem Schaden zuzufügen.


    In seiner Argumentation stützt sich Ţhanissaro Bhikku ausschließlich auf den Palikanon. Andere Schriften werden nicht zitiert, weder solche von Wiedergeburtsgegnern (deren es viele gibt, wie Thanisaaro durchaus einräumt) noch von Wiedergeburtsbefürwortern. Da sich Thanissaro ausschließlich auf den PK stützt, lässt sich seine Argumentation letztlich auf das schlichte Statement verkürzen: Es gibt Wiedergeburt, weil es im PK so steht. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit anderen Standpunkten findet nicht statt und wenn dann nur an der Peripherie des Themas. Selbst modernen Buddhisten, die sich in dieser Sache auf die eigene Erleuchtungserfahrung berufen und in dieser Erfahrung keinerlei Bestätigung der Wiedergeburtslehre gefunden haben, hält er vor, dann könne eben einfach nicht von Erwachen im Sinne des Palikanons gesprochen werden, man möge sich bitte an den Vorgaben des Kanons orientieren und nicht seine eigenen Erfahrungen über die Vorgaben der Schrift stellen. Diese ausschließliche Fixierung auf den Palikanon ist der große Schwachpunkt von Tanissaros kleiner Streitschrift. Der Palikanon ist für ihn der unverrückbare Fels in der Brandung der Meinungen und auf diesem Fels errichtet er das feste Gebäude seiner Argumentation.


    Wie inkonsistent die Argumente der Wiedergeburtsbefürworter vielfach sind, zeigt sich auch in der Frage der Ethik. "Wenn man aber annimmt, dass das eigene Verhalten Folgen hat, und dass diese Folgen über viele Leben hinweg nachwirken, ist es einfacher, sich an die eigenen Prinzipien zu halten: nicht zu lügen, zu töten oder zu stehlen – auch unter großem Zwang." Hier erkennt man deutlich, dass Wiedergeburt als "ethisches Konzept" durchaus schlüssig ist, wenn sie die Dringlichkeit von ethischem Handeln auf ein mehrere Leben umspannendes Fundament stellt. Über diese Funktion im Rahmen einer ethischen Lehre hinaus kann "Wiedergeburt" jedoch vor dem Hintergrund der anatta-Lehre nicht beanspruchen, eine Beschreibung der Realität zu sein. Denn eine solche Argumentation setzt ein personales Verständnis von Wiedergeburt voraus, andernfalls ja kein Mensch vor "seiner" unvorteilhaften Wiedergeburt etwas zu fürchten hätte. Nur wenn ich davon ausgehen muss, dass "ich" in einer schlechteren Form wiedergeboren werde, nur wenn ich erwarte, dass
    "ich" auf personaler Ebene identisch bin mit einem zukünftigen Wesen, kann die Drohkulisse einer ungünstigen Wiedergeburt ihre Wirkung entfalten und mein Handeln - in Form eines egoistischen Kalküls - beeinflussen.


    Der berechtigten Frage, was denn da bei der Wiedergeburt wiedergeboren werde, geht Tanissaro elegant aus dem Weg: "Wenn also eine Weltanschauung eine Erklärung eines „Was“ hinter der Wiedergeburt verlangt – wie wir es nicht nur in den Weltanschauungen des alten Indiens finden, sondern auch in vielen modernen Weltanschauungen –, dann handelt es sich einfach um eine Form von falsch gelenkter Aufmerksamkeit, die das Leiden auf- rechterhält." Hier werden kritische Fragen einfach als "falsch gelenkte Aufmerksamkeit" disqualifiziert.


    Einen wirklich substantiellen Beitrag zur Debatte um die Wiedergeburt stellt Tanissaros Schrift - im Ggs. zu den ebenso brillianten wie kernigen Ausführungen von Buddhadasa zu diesem Thema - in meinen Augen nicht dar.


    LG
    Onda

    Ein paar Zitate aus dieser Schrift:



    Bis wir das Erwachen vollkommen verwirklicht haben, können wir uns dieser Dinge nicht völlig sicher sein. Dennoch, so der Buddha, ist es vernünftig, diese Prinzipien als Arbeitshypothesen anzunehmen, wenn man sich auf dem Weg zum Erwachen befindet (…)
    (6)


    Das Thema der Wiedergeburt ist somit untrennbar mit den Lehren des Buddha verbunden, und die Freiheit von der Wiedergeburt war von Anbeginn der Tradition ein zentrales Merkmal des buddhistischen Ziels.
    (8)


    Von dieser Herangehensweise inspiriert, behaupten viele moderne buddhistische Lehrerinnen und Lehrer, dass die Wiedergeburtslehre genauso behandelt werden sollte. Ihrer Ansicht nach war die Wiedergeburt lediglich eine kulturelle Vorstellung aus der Zeit des Buddha, die, weil sie mit unseren kulturellen Vorstellungen und wissenschaftlichen Glaubenssätzen nicht mehr übereinstimmt, aufgegeben werden muss, um so eine Weiterentwicklung der buddhistischen Tradition zu ermöglichen.
    (10)


    ….die Erkenntnis von der Wiedergeburt [war] ein integraler Bestandteil seiner [Buddhas] Erwachenserfahrung…
    (22)


    Ein Grund, warum der Buddha das Vertrauen in die Wiedergeburt als eine nützliche Arbeitshypothese empfahl, war, wie wir angemerkt haben, dass er ein heilsames menschliches Handeln lehren musste, welches stark und verlässlich genug war, um das Ende des Leidens herbeizuführen; und seine Lehre über die Konsequenzen heilsamer und unheilsamer Handlungen wäre ohne den Bezug auf die Wiedergeburt unvollständig und somit unhaltbar.
    (27)


    Wenn man aber annimmt, dass das eigene Verhalten Folgen hat, und dass diese Folgen über viele Leben hinweg nachwirken, ist es einfacher, sich an die eigenen Prinzipien zu halten: nicht zu lügen, zu töten oder zu stehlen – auch unter großem Zwang. Und obwohl man nichts über den Wahrheitsgehalt dieser An- nahmen wissen kann, ist es nicht möglich, eine Handlung zu planen, ohne das Prinzip indirekt aufs Spiel zu setzen.
    (33)


    Im dritten Kapitel haben wir bereits erwähnt, dass eine Perspektive über viele Lebenszeiten hinweg es einfacher macht, auf dem Pfad des ethischen Verhaltens zu bleiben; (69)


    Er wusste, dass diese Art von Fragen den zum Ende des Leidens führenden Pfad nur behindern. Wie er in der Lehrrede MN 2 sagte, ist die Beschäftigung mit solchen Fragen wie „Bin ich? Bin ich nicht? Was bin ich? Was war ich in der Vergangenheit? Was werde ich in Zukunft sein?“ eine Form von falsch gelenkter Aufmerksamkeit: Eine Art von Aufmerksamkeit, die die Vier Edlen Wahrheiten ignoriert und zu wei- terem Leiden führt. Wenn also eine Weltanschauung eine Erklärung eines „Was“ hinter der Wiedergeburt verlangt – wie wir es nicht nur in den Weltanschauungen des alten Indiens finden, sondern auch in vielen modernen Weltanschauungen –, dann handelt es sich einfach um eine Form von falsch gelenkter Aufmerksamkeit, die das Leiden aufrechterhält. Soll das Leiden beendet werden, dann müssen die metaphysischen Ansprüche der eigenen Weltanschauung beiseitegelegt werden
    (47)


    So sprach sich der Buddha dafür aus, ein „Wesen“ lediglich als einen Prozess des Anhaftens, des Verlangens, der Leidenschaft und der Begierde zu betrachten. Ein Wesen kann in diesem Sinne viele Male am Tag geboren werden, sterben und wiedergeboren werden – wenn sich die Anhaftung nach einem Verlangen entwickelt, endet und dann für ein neues Verlangen wieder entsteht –, ganz zu schweigen von den vielen Malen, die sich während der Lebenszeit eines physischen Körpers ereignen. Deshalb kann der zur Wiedergeburt führende Prozess im gegenwärtigen Augenblick beobachtet und umgeleitet werden, denn die geistigen Prozesse, die sich auf der mikroskopischen Ebene von Augenblick zu Augenblick bewegen, sind, wie wir bereits erwähnt haben, mit den geistigen Prozessen, die sich auf der makroskopischen Ebene von Körper zu Körper bewegen, identisch.
    (55)


    Nur wenn wir bereit sind, uns dem Test der richtig gelenkten Aufmerksamkeit zu unterziehen, und die Annahmen und Theorien, die unser Denken über Fragen wie Karma und Wiedergeburt verzerren, aufgeben, werden wir die Werkzeuge, die uns der Pâli-Kanon zur vollkommenen Befreiung zur Verfügung stellt, richtig nutzen können.
    (86)