Beiträge von Onda im Thema „Dharma-Modell 1: dukkha-dharma“

    Elliot:


    Im Palikanon steht etwas anderes


    Zitat

    "Da viele Menschen die Lehre Buddhas in bezug auf dukkha nicht vollständig untersucht haben und sie deshalb nicht richtig einschätzen können, wird sie häufig missverstanden. Manche glauben Geburt, Alter, Krankheit, Tod und so weiter, wären an sich dukkha. Tatsächlich sind diese nur die charakteristischen Träger von dukkha. Der Buddha fasste seine Erklärung von dukkha zusammen, indem er sagte: "Kurz gesagt, dukkha sind die fünf Zusammenhäufungen (khandha) in denen sich Anhaften (upa-da-na) findet." Auf Pali heisst das: "Sankhittena pañcupa- da- nakkhanda- -dukkha- ". Das bedeutet, dass alles, was anhaftet oder woran als "Ich" oder "Mein" angehaftet wird, dukkha ist. Alles, wobei es kein Anhaften an "Ich" oder "Mein" gibt, ist nicht dukkha. Folglich können auch Geburt, Alter, Krankheit, Tod und so weiter, nicht dukkha sein, wenn an ihnen nicht als "Ich" oder "Mein" angehaftet wird. Nur wenn Geburt, Alter, Krankheit und Tod, als "meine" Geburt, "ich" altere, "meine" Krankheit, "ich" sterbe und so weiter, festgehalten werden, sind sie dukkha. Mit dem Körper und dem Geist ist es das Gleiche. Kommt nicht auf den Gedanken, dass dukkha dem Körper und dem Geist innewohnt. Nur im Verbund mit "Ich" oder "Mein" werden sie zu dukkha." Buddhadasa; kernholz des Bodhibaumes

    Zitat

    "Gut, gut, Anuruddha. Der Tathāgata hat die Triebe überwunden, die beflecken, neues Dasein bringen, Schwierigkeiten bereiten, in Leiden heranreifen und zu künftiger Geburt, Altern und Tod führen; er hat sie an der Wurzel abgeschnitten, hat sie einem Palmenstrunk gleich gemacht, sie beseitigt, so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen sind. So wie eine Palme mit abgeschnittener Krone nicht weiterwachsen kann, so hat der Tathāgata die Triebe überwunden, die beflecken, neues Dasein bringen, Schwierigkeiten bereiten, in Leiden heranreifen und zu künftiger Geburt, Altern und Tod führen, er hat sie an der Wurzel abgeschnitten, hat sie einem Palmenstrunk gleich gemacht, sie beseitigt, so daß sie künftigem Entstehen nicht mehr unterworfen sind." (MN 68)


    Zitat

    "paticca-samuppada muss auf zwei Ebenen verstanden werden: Erstens, es ist das universelle Gesetz der Natur. Alle Dinge entstehen, bestehen und vergehen durch die Bedingte Zusammenentstehung. Zweitens, und in diesem Sinne wurde der Begriff von Buddha gewöhnlich gebraucht, ist es die Bedingte Entstehung von dukkha im Verbund mit dem Bedingten Erlöschen von dukkha. (...) Die Unterscheidung dieser zwei Ebenen ist von entscheidender Bedeutung. (...) Wir könnten die Frage aufwerfen: Bedeutet das Anhalten der Bedingten Zusammenentstehung das Ende des Lebens? Die Antwort darauf ist natürlich: Nein. Wir versuchen einfach, das Konditioniertwerden durch Nichtwissen, das zu dukkha führt, zu beenden. Der natürliche Fluss der Bedingtheit des psychophysischen Universums ist kein Problem, das ausgeschaltet werden muss." (Kernholz des Bodhibaums. 103)


    Wenn im Zusammenhang mit der Kette des bedingten Entstehens (die das Entstehen von dukkha erläutert und nicht etwa das Entstehen von menschlichem Leben) von "Dasein", "künftigem Entstehen" oder "künftiger Geburt" die Rede ist, so bezieht sich dies, und Buddhadasa erläutert das wie immer vorbildlich, auf das Entstehen des dukkha an der Wurzel bedingenden Phänomenes: der Ich-Illusion. "Dasein" und "Geburt" beschreiben das Entstehen der Illusion eines dauerhaften und autarken Selbst. Es geht hier natürlich nicht um reale Geburten. Buddha-Dhamma ist mithin kein Geburtenverhinderungsprogramm, wie eine naive Lesart der Schriften nahelegen mag.


    Onda

    Elliot:

    .... und sich für Dich das Aufhören von Dukkha im Wesentlichen bereits durch das Aufgeben des Atman-Glaubens erledigt hat.


    Es gibt viele Strategien, um dukkha aufzulösen. Darunter auch Techniken, die sich rein auf der Ebene der Geistesschulung (im Sinne von Mentaltraining) abspielen. Einige dieser Techniken habe ich im Thread "Dhamma als Geistestrainung aufgeführt. Auf einer ganz tiefen Ebene lässt sich dukkha allerdings erst dann auflösen, wenn auch die Illusion eines dauerhaften, autonomen Ichs auf denkbar radikalste Weise (Erleuchtung) ein Ende gefunden hat. Dann lebt der Erwachte im Wissen, dass da niemand ist, der etwas bräuchte und niemand, dem man etwas nehmen könnte, niemand, der je geboren wurde und niemand der je sterben wird.


    Onda

    Elliot:
    Onda:

    Als Ursache des Leidens hat er Gier, Hass und Verblendung identifiziert. Gemeint ist das Anhaften an Phänomenen, die wir entweder haben wollen oder loswerden wollen und das alles im Irrglauben, unser nach Befriedigung gierende Ich sei ein dauerhaftes, autonomes Selbst.


    Nicht ganz, es wurde das Begehren als Ursache von Dukkha identifiziert, nicht nur der Atman-Glaube (sakkaya-ditthi):


    Ich merke, dass du oft sehr selektiv liest: in meinem Zitat wird neben dem Atman-Glauben auch das Begehren erwähnt.
    Durch das selektive Lesen entgehen dir wichtige Informationen. Und durch ein allzu wörtliches Verständnis des Geschriebenen andernorts auch der tiefere Sinn.


    Onda

    Darum heißt es auch in den Leitlinien zum dukkha-dharma:


    "Der Praktizierende hat daher jegliche "Lust am Leben" zu überwinden. Lustorientierte Aktivitäten wie tanzen und musizieren sowie der Besuch von Theater-, Film- und sonstigen Unterhaltungsveranstaltungen oder gar die Ausübung von Geschlechtsverkehr sind im Interesse einer fortschreitenden Entsüchtung kontraproduktiv und zu unterlassen, denn sie fördern die Anhaftung an das Leben. Der Verlust von sinnlich ausgerichteter Lebenslust durch Entsagung geht jedoch einher mit einem Zugewinn an höherer Freude. Es ist die Freude an der Unabhängigkeit von sinnlichen Genüssen, es ist die Freiheit von ans Samsara-Rad kettenden Begierden.


    (...) Gerade in der Frage der Geburtenversiegung zeigt sich auch, dass der wahre Buddhismus der monastische ist. Der Buddhismus für Laienanhänger ist gleichsam ein "Buddhismus light" für Menschen, die karmisch noch nicht so weit sind, während der Mönch das Projekt der Geburtenversiegung auch schon vor Erreichung des nibbana durch Keuschheit realisieren kann."


    Onda

    sonnenschein:


    Wieviel Prozent Sex ist denn in Deinem Buddhismus erlaubt?


    Nochmal: das ist nicht "mein" Buddhismus.


    Zitat

    Das was Du als wahren Buddhismus bezeichnest, ist einfach ein Konzept.


    Klar, ein Konzept. Es gibt viele Konzepte vom Buddhismus. Das hier ist nur eines. Nicht meines.


    Onda

    Den einleitenden Text habe ich dank des Feedbacks um einen wichtigen Passus (in rot) ergänzt.


    Dukkha-Dharma


    Leben ist Leiden - so lautet die zentrale Erkenntnis des Buddha. Mit dem Praxisweg des Achtfachen Pfades hat der Erwachte uns einen Ausweg aus diesem existentiellen Dilemma gezeigt. Als Ursache des Leidens hat er Gier, Hass und Verblendung identifiziert. Gemeint ist das Anhaften an Phänomenen, die wir entweder haben wollen oder loswerden wollen und das alles im Irrglauben, unser nach Befriedigung gierende Ich sei ein dauerhaftes, autonomes Selbst. Die Praxis der Meditation hilft uns, tiefe Einsicht in die Beschaffenheit des Daseins zu gewinnen, das durch Vergänglichkeit, Unzulänglichkeit und Selbst-Losigkeit gekennzeichnet ist.


    Die Praxis des Achtfachen Pfades hilft uns, diese Impulse der Gier auszurotten, im Wissen, dass Leiden vor allem frustrierte Gier ist. Solange diese Begierde nicht überwunden ist, dreht sich das Rad des Samsara unablässig weiter. Handlungen, die ihren Ursprung in ichzentrierter Begierde haben, erzeugen Karma. Solange es Karma gibt, wird es auch immer wieder zu einer neuen Geburt kommen. Erst mit dem Ende von Karma und dem restlosen Erlöschen der Begierde im Realisieren von nibbana ist der Prozess ständig neuer Geburten beendet. Dies ist das höchste Ziel des Buddha-Schülers: künftigen Geburten jedwede Grundlage zu entziehen. Denn die restlose Auslöschung von dukkha (dem Leiden) gelingt nur durch die restlose Auslöschung des Lebens.


    Der Praktizierende hat daher jegliche "Lust am Leben" zu überwinden. Lustorientierte Aktivitäten wie tanzen und musizieren sowie der Besuch von Theater-, Film- und sonstigen Unterhaltungsveranstaltungen oder gar die Ausübung von Geschlechtsverkehr sind im Interesse einer fortschreitenden Entsüchtung kontraproduktiv und zu unterlassen, denn sie fördern die Anhaftung an das Leben. Der Verlust von sinnlich ausgerichteter Lebenslust durch Entsagung geht jedoch einher mit einem Zugewinn an höherer Freude. Es ist die Freude an der Unabhängigkeit von sinnlichen Genüssen, es ist die Freiheit von ans Samsara-Rad kettenden Begierden.


    Hilfreich bei der Überwindung der Daseinslust ist die regelmäßige Betrachtung des unausweichlichen Todes. Indem der Praktizierende sich die Endlichkeit des Daseins immer wieder vor Augen führt, kann er die Anhaftung ans Leben überwinden und dem Fernziel der endgültigen Geburtenversiegung durch Realisierung des nibbana näher kommen. Gerade in der Frage der Geburtenversiegung zeigt sich auch, dass der wahre Buddhismus der monastische ist. Der Buddhismus für Laienanhänger ist gleichsam ein "Buddhismus light" für Menschen, die karmisch noch nicht so weit sind, während der Mönch das Projekt der Geburtenversiegung auch schon vor Erreichung des nibbana durch Keuschheit realisieren kann.
    Leben ist Leiden - nur in der völligen Überwindung des Lebens durch völlige Auslöschung des Karmas ist dem Leiden beizukommen.

    malsehen:

    mir scheint recht deutlich, dass der gute Onda da eine z.T. (bewusst?) provokante Zuspitzung formuliert hat.


    Es ist ein bewusst zugespitzes Modell. Es ist ein Extrakt aus vielen Postings einer bestimmten Denkrichtung. Eine Lesart des Buddha-Dharma (mit der ich persönlich nichts anfangen kann). Ich habe den Eindruck, dass mit dieser Skizze der buddhistische Kosmos einiger User treffend beschrieben ist. An anderer Stelle habe ich dieses Modell als "spirituelle Suizid-Phantasie" bezeichnet.


    Onda


    Zitat

    Ich finde es durchaus interessant, über solche Zuspitzungen nachzudenken, weil sie typische Verständnismuster abbilden und beinhalten.

    Dukkha-Dharma


    Leben ist Leiden - so lautet die zentrale Erkenntnis des Buddha. Mit dem Praxisweg des Achtfachen Pfades hat der Erwachte uns einen Ausweg aus diesem existentiellen Dilemma gezeigt. Als Ursache des Leidens hat er Gier, Hass und Verblendung identifiziert. Gemeint ist das Anhaften an Phänomenen, die wir entweder haben wollen oder loswerden wollen und das alles im Irrglauben, unser nach Befriedigung gierende Ich sei ein dauerhaftes, autonomes Selbst. Die Praxis der Meditation hilft uns, tiefe Einsicht in die Beschaffenheit des Daseins zu gewinnen, das durch Vergänglichkeit, Unzulänglichkeit und Selbst-Losigkeit gekennzeichnet ist.


    Die Praxis des Achtfachen Pfades hilft uns, diese Impulse der Gier auszurotten, im Wissen, dass Leiden vor allem frustrierte Gier ist. Solange diese Begierde nicht überwunden ist, dreht sich das Rad des Samsara unablässig weiter. Handlungen, die ihren Ursprung in ichzentrierter Begierde haben, erzeugen Karma. Solange es Karma gibt, wird es auch immer wieder zu einer neuen Geburt kommen. Erst mit dem Ende von Karma und dem restlosen Erlöschen der Begierde im Realisieren von nibbana ist der Prozess ständig neuer Geburten beendet. Dies ist das höchste Ziel des Buddha-Schülers: künftigen Geburten jedwede Grundlage zu entziehen. Denn die restlose Auslöschung von dukkha (dem Leiden) gelingt nur durch die restlose Auslöschung des Lebens.


    Der Praktizierende hat daher jegliche "Lust am Leben" zu überwinden. Lustorientierte Aktivitäten wie tanzen und musizieren sowie der Besuch von Theater-, Film- und sonstigen Unterhaltungsveranstaltungen oder gar die Ausübung von Geschlechtsverkehr sind im Interesse einer fortschreitenden Entsüchtung kontraproduktiv und zu unterlassen, denn sie fördern die Anhaftung an das Leben. Der Verlust von sinnlich ausgerichteter Lebenslust durch Entsagung geht jedoch einher mit einem Zugewinn an höherer Freude. Es ist die Freude an der Unabhängigkeit von sinnlichen Genüssen, es ist die Freiheit von ans Samsara-Rad kettenden Begierden.


    Hilfreich bei der Überwindung der Daseinslust ist die regelmäßige Betrachtung des unausweichlichen Todes. Indem der Praktizierende sich die Endlichkeit des Daseins immer wieder vor Augen führt, kann er die Anhaftung ans Leben überwinden und dem Fernziel der endgültigen Geburtenversiegung durch Realisierung des nibbana näher kommen.
    Leben ist Leiden - nur in der völligen Überwindung des Lebens durch völlige Auslöschung des Karmas ist dem Leiden beizukommen.