Beiträge von Onda im Thema „Kein Fortschritt? Zu ungeduldig? Die falsche Technik?“

    tcee:

    Die Jhanas ziehen mich in der Tat sehr an. Ich hatte schon einige Male einen Vorgeschmack darauf bekommen und glaube, dass mir das Lernen der Vertiefungszustände in der Praxis sehr helfen könnte. Aber kannst Du mir aber erklären, warum es die Diskussion um Samatha und Vipassana überhaupt gibt? Soweit ich weiß spricht der Buddha an manchen Stellen im Kanon davon, dass der Weg über die Versenkungen zu beschreiten ist, und an anderen Stellen, dass auch die Einsichtsmeditation ein gültiger Weg ist.


    Zum Verhältnis von samadhi (Konzentration) und Vipassana wirst du sowohl bei Nyanaponika als auch bei Analayo einiges finden. Letzterer betont, dass die Sammlungsfähigkeit, die mit dem Erreichen des 1. Jhanas verbunden ist, ausreicht, um Erwachen zu realisieren. Zu dieser Thematik findest du auch bei Daniel Ingram (Mastering the Core Teachings of the Buddha) einiges: http://integrateddaniel.info/book/


    Nyanaponika weist darauf hin, dass der samadhi-Weg in unserer modernen Welt mit all ihren Ablenkungen deutlich schwieriger zu gehen ist als der Weg des Klarblicks (vipassana). Steve Hagen sieht die Jhanas als trance-ähnliche Geisteszustände grundsätzlich kritisch.


    LG
    Onda

    tcee:

    Irgendetwas in mir sagt, dass ich die Achtsamkeit auf den Atem lernen sollte.


    Der Atem ist auf jeden Fall ein lohnenswertes Objekt für die Meditation.
    Gute Hinweise hierzu: Henepola Gunaratana: Die Praxis der Achtsamkeit


    Gute Methoden findest du auch bei Ott: "Meditation für Skeptiker."


    Zitat

    Es ist gut zu wissen, dass mir die alte Methode nicht verloren geht.


    Es gibt da kein Entweder-Oder. Das ist alles Praxis. Beobachten. Hinsehen. Das satipatthana-sutra ist da wirklich ein zentraler Text. Er zeigt die große Bandbreite der Meditationsobjekte auf. Achtsamkeit auf den Körper, auf den Atem, auf die Gefühle und Gedanken. Das ist alles Achtsamkeitsmeditation.


    Der Atem wird oft auch für die sog. konzentrative Mediation (samadhi) verwendet, die den Weg zu den "Vertiefungen" (Jhanas) bahnen soll. Es gibt eine lange Debatte darüber, wie wichtig (oder unwichtig) diese Form der Meditation ist und wieviel "Sammlung" dieser Art zum Erwachen erforderlich ist. Über diesen Gegensatz von Sammlung/Konzentration und Vipassana gibt es gute Infos hier:


    Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit
    Analayo: Der direkte Weg


    LG
    Onda

    tcee:


    Dann stieß ich vor einigen Jahren auf eine Methode, die u.a. die Achtsamkeit auf visuelle/auditive Gedanken und emotionale Körpergefühle sowie deren jeweiliges Ausbleiben lehrt. Nicht nur meine Konzentration und Achtsamkeit auch im Alltag hat durch diese Meditation zugenommen, auch die Einsichten sind umfassender geworden. Fast wöchentlich wurde ich ruhiger, ausgeglichener, geduldiger, mitfühlender und meine täglichen Meditationsperioden dehnten sich fast automatisch aus, so dass ich irgendwann täglich bis zu zwei, drei Stunden saß.


    Hallo Andreas,


    Meditation - das ist ein große Vielfalt unterschiedlichster Methoden. Auch die buddhistische Tradition hat zahlreiche Techniken und Übungen hervorgebracht. Ich sehe das wie einen großen Werkzeugkasten, den wir nach der Methode von Trial & Error auf seine Wirksamkeit für uns überprüfen. Du hattest eine Methode gefunden, die offensichtlich gut zu dir passte. Welche Notwendigkeit besteht, von dieser Methode Abstand zu nehmen und dich dem Zählen des Atems zuzuwenden, obwohl du mit dieser Form der Atemmeditation nicht zurecht kommst? Die Frage, welche Meditationsmethode die beste ist, kannst nur du beantworten. Du hast durch einen Test jetzt herausgefunden, dass Methode A für dich besser funktioniert als Methode B. Es gibt keinen Grund, weshalb du nicht zu Methode A zurückkehren solltest. Auch diese Methode ist eine authentische buddhistische Methode, wie sie etwa im satipatthana-sutta gelehrt wird. Im Kern geht es um eine bestimmte Form des präzisen und gleichmütigen Beobachtens aller Phänomene, es geht darum, die Phänomene im Entstehen zu beobachten und in ihrem Vergehen. Das Kommen und Gehen des Atems ist nur ein mögliches Objekt (Und das "Zählen" der Atemzüge eine Übung für Einsteiger).


    LG
    Onda