Beiträge von nibbuti im Thema „Sich lösen von den 4 Anhaftungen“

    Matthias65:

    man löst sich doch aber vom Begehren nach Geruch Geschmack & Wirkung vom Kaffee am besten wenn man (langfristig und Schritt für Schritt) komplett auf den Kaffee verzichtet, oder nicht ? In diesem Sinne gibt es für mich nicht einen relativen Verzicht auf Kaffee und daher auch keine relative Anhaftung daran.


    Hi Matthias. Insofern es um das Begehren an sich geht, finde ich hast du recht, aber was den kompletten Verzicht oder maßvollen (samma) Verzicht angeht, das hängt 1. vom Objekt des Anhaftens selbst ab. Da gibt es weitaus 'schlimmeres' als Kaffee oder Tee, zB Alkohol, bei dem komplette Enthaltung ratsam ist. Und 2. siehe das obige Buddhazitat und deine eigene vorausgehende Bemerkung in Hinsicht auf den stufenweisen Weg.


    Grüße

    Matthias65:
    nibbuti:

    Ich denke jede Form von Anhaften ist relativ (in einem Verhältnis) zum Objekt des Anhaftens & nicht ab-solut (los gelöst) davon.


    Hallo nibbuti, kannst Du das bitte nochmal erklären wie Du das meinst ? Am besten (wenn Du möchtest) anhand von Beispielen aus dem Alltag, die verstehe ich immer noch am besten :)


    Hallo Matthias. Zum Beispiel wenn man zur Arbeit geht & Kaffee aufsetzt, verhält sich das Anhaften (nach Sinneserleben) im Verhältnis zum Objekt des Anhaftens (Kaffee). Es entsteht durch Begehren nach Geruch, Geschmack & Wirkung des Kaffee. Ändert sich der Geruch, die Wirkung oder der Geschmack des Kaffee, zB durch Verunreinigung des Wassers, Variation der Stärke oder Verbrühen, dann entsteht Dukkha im Verhältnis (relativ) zum Objekt des sinnlichen Anhaftens.


    Oder wenn ein Schüler des Buddha der Meditation nachgeht, dann schenkt derjenige dem Sinneserleben oder den Objekten des Anhaftens wenig Beachtung. Er/sie richtet die Aufmerksamkeit auf den Körper und die unmittelbaren Zustände mithilfe des Vorgangs der Ein- & Ausatmung. Während dessen steht die Aufmerksamkeit nicht im Verhältnis (nicht relativ) zu den Objekten des Anhaftens und löst sich von ihnen los.

    Grüße

    Matthias65:

    Das es nicht von heute auf morgen passiert, sondern ein langfristiger Prozess ist (sein kann), der sich nach und nach durch die Praxis entwickelt, ist etwas anderes.


    Laut Buddha passiert das Überwinden der Anhaftungen auch nicht von heute auf morgen, sondern kann ein langfristiger Prozess sein:


    "Ihr Bhikkhus, ich sage nicht, daß letztendliche Erkenntnis auf einmal erlangt wird. Im Gegenteil, letztendliche Erkenntnis wird durch stufenweise Übung, durch stufenweise Praxis, durch stufenweisen Fortschritt erlangt."


    "Und wie kommt da stufenweise Übung, stufenweise Praxis, stufenweiser Fortschritt zustande? Einer, der Vertrauen (in einen Lehrer) hat, besucht ihn; wenn er ihn besucht, erweist er ihm Respekt; wenn er ihm Respekt erweist, hört er genau zu; einer, der genau zuhört, hört das Dhamma; wenn er das Dhamma gehört hat, behält er es im Gedächtnis; er untersucht die Bedeutung der Lehren, die er im Gedächtnis behalten hat; wenn er ihre Bedeutung untersucht, nimmt er jene Lehren reflektiv an; wenn er jene Lehren reflektiv angenommen hat, kommt Eifer in ihm auf; wenn Eifer in ihm aufgekommen ist, wendet er seinen Willen an; wenn er seinen Willen angewendet hat, ergründet er; wenn er ergründet hat, bemüht er sich; wenn er sich entschlossen bemüht, verwirklicht er mit dem Körper [8] die letztendliche Wahrheit und sieht sie, indem er sie mit Weisheit durchdringt."


    Kitagiri Sutta


    Dennoch, obwohl der Weg schrittweise ist, sollte man die Zustände in der Gegenwart betrachten:


    "Man lass' Vergangenes nicht aufersteh'n,
    Auf Künftiges man nicht die Hoffnung bau';
    Denn das Vergangene liegt hinter uns,
    Das Künftige ist noch nicht angelangt.

    Statt dessen, einsichtsvoll erkenne man,
    Was in der Gegenwart entstanden ist;

    Man wisse es und sicher sei man sich,
    Unüberwältigt, unerschütterlich.


    Bhaddekaratta Sutta


    Matthias65:

    Mir ging es auch eher um die Frage ob es relatives Anhaften gibt.


    Ich denke jede Form von Anhaften ist relativ (in einem Verhältnis) zum Objekt des Anhaftens & nicht ab-solut (los gelöst) davon.


    Grüße

    Hi Matthias


    Sind das die vier Anhaftungen im Tibetischen Buddhismus?


    Der Buddha lehrte die vier Anhaftungen wie folgt:


    "Und was ist Anhaften, was ist der Ursprung des Anhaftens, was ist das Aufhören des Anhaftens, was ist der Weg, der zum Aufhören des Anhaftens führt? Es gibt diese vier Arten des Anhaftens:


    1. Anhaften an Sinneserleben


    2. Anhaften an Ansichten


    3. Anhaften an Regeln und Ritualen


    4. Anhaften an einer Lehre über ein Selbst.


    "Mit dem Ursprung von Begehren ist der Ursprung des Anhaftens. Mit dem Aufhören von Begehren ist das Aufhören des Anhaftens. Der Weg, der zum Aufhören des Anhaftens führt, ist eben dieser Edle Achtfache Pfad; nämlich Richtige Ansicht, Richtige Absicht, Richtige Rede, Richtiges Handeln, Richtige Lebensweise, Richtige Anstrengung, Richtige Achtsamkeit, Richtige Konzentration."


    Sammādiṭṭhi Sutta


    Grüße