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Markus Bertulat:
„Es gab irgendwann auch den Punkt in meinem Leben an dem ich dachte: Gehst Du zur Beichte oder verzeihst Du Dir selbst? „
Yoh, ich hab den Mist zum Teil noch miterlebt, den verdammten Beichtstuhl in der katholischen Kirche, katholischen Religionsunterricht, pipapo... Daher hatte ich ja auch den Begriff „Beichte“ in Anführungszeichen gesetzt. Klar, ich hab mir das, was ich so verzapft habe im Leben verziehen. Das Schlimmste hatte ich mir ja auch "nur" selbst angetan. Mittlerweile ist z.B. der Drogenfilm auch fast 20 Jahre her.
Markus Bertulat:
„Wer hat denn noch nie im Leben etwas Nichtgegebenes genommen?„
Ja, doch, es soll tatsächlich solche Leute geben. Die haben wahrscheinlich das bessere Karma
Markus Bertulat:
„Ich sehe im Sich-Selbst-Verändern hauptsächlich zwei Problematiken. Der innere Konflikt und der äußere Konflikt. Der innere Konflikt ist die Arbeit an sich selbst. Der äußere Konflikt ist die Arbeit mit anderen. Zum einen hat der Mensch ein Bild von sich selbst. Zum anderen haben andere Menschen ein Bild von einem. Jetzt kann es zwei Täuschungen geben. Man erkennt sich selbst nicht richtig. Andere erkennen einen nicht richtig. Wenn ein Mensch mit Fehl erkennt, es ist Fehl in mir, dann kann er dies ändern. Er erkennt dann, es ist kein Fehl in mir. Andere Menschen haften jedoch oft an ihrer eigenen falschen Vorstellung. Sie erkennen bei einem Menschen der mit Fehl war, nun ohne Fehl ist, nicht das dieser ohne Fehl ist. Sie haften immer noch an der Vorstellung, das dieser Mensch mit Fehl ist, weil er mit Fehl war. - Dem begegnet man mit Selbstvertrauen durch die eigene gute Tat.“
Das hast Du sehr treffend formuliert. Ich stimme dem vollkommen zu. Wobei ich zugeben muß, daß mir die Arbeit mit anderen schwererfällt, wenn es um spirituelle Dinge geht. Da habe ich meinen eingeschworenen Freundeskreis, allesamt hartgesottene Desperados und Ketzer, damit komme ich noch am besten zurecht, liegt wohl an meinem Karma
Markus Bertulat:
„Eine Falle in die ich persönlich gerne tappe ist, dass ich denke etwas bestehendes schaffen zu können. Dann ist die Enttäuschung doch groß wenn ich erkenne, dass etwas vermeintlich bestehendes erlischt. Das Wort Enttäuschung ist eigentlich schön, weil es enttarnt. „
Du wirst lachen, das mit dem positiven Aspekt der „Ent-täuschung“ ist mir auch schon vor längerer Zeit aufgegangen. Kann ich nur unterschreiben. Eigentlich versuche ich nicht mehr, mir große spirituelle Ziele zu stecken, denn ich habe für mich persönlich in der Richtung eigentlich genug erreicht. Damit will ich nicht sagen, ich sei vollkommen. Aber das will ich ja auch garnicht werden. Ich will noch besser an der Gitarre werden, andere Ziele habe ich eigentlich kaum noch.
Markus Bertulat:
„ Jeder hat: Die Wahl
Alle Dinge entstehen im Geist,
Sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung.
Rede mit unreinem Geist,
Handle mit unreinem Geist,
Und Leiden wird dir folgen,
Wie das Rad dem Fuß folgt, der den Wagen zieht.
Alle Dinge entstehen im Geist
Sind unseres mächtigen Geistes Schöpfung.
Rede mit reinem Geist,
Handle mit reinem Geist,
Und Glück wird dir folgen,
Wie der Schatten dem Körper folgt, und nicht weicht.
http://titaneria.bplaced.net/B…mus/Dhammapada%20(deutsch).pdf
Jetzt kann es aber sein, das einem Mensch mit reinen Geist nicht das Glück folgt. Das er sagt: "Siehe ich tue den Menschen die ich liebe Gutes, aber sie tuen mir nur Ungutes." Dem kann man nur sagen: "Suche dir Menschen mit reinen Geist."
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Ja, ich glaube auch, daß jeder eine gewisse Wahl hat. Natürlich kann man nicht alles auswählen, was einem so im Leben begegnet. Aber das ist auch gut so, sonst wärs wahrscheinlich ziemlich langweilig. Dass „alle Dinge im Geist entstehen“ unterschreibe ich jetzt mal so nicht. Ich hatte dazu auch mal einen ganz interessanten Thread: http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=22&t=11543
Manche behaupten eben, alles entstünde im Geist, andere wiederum behaupten das Gegenteil. Ich bleib da mal schön auf dem sog. „mittleren Pfad“, lege mich nicht auf irgendein Extrem fest. Über Geist, Leib-Seele und so gibt’s endlose Debatten, da halt ich mich lieber raus
Allem andern, was das Reden und Handeln und deren Folgen betrifft, stimme ich vollkommen zu.
Markus Bertulat:
„ Neben dem Pali-Kanon ist auch Nietzsche zu empfehlen:
"Betrachte die Herde, die an dir vorüberweidet: sie weiß nicht, was Gestern, was Heute ist, springt umher, frißt, ruht, verdaut, springt wieder, und so vom Morgen bis zur Nacht und von Tage zu Tage, kurz angebunden mit ihrer Lust und Unlust, nämlich an den Pflock des Augenblicks, und deshalb weder schwermütig noch überdrüssig. Dies zu sehen geht dem Menschen hart ein, weil er seines Menschentums sich vor dem Tiere brüstet und doch nach seinem Glücke eifersüchtig hinblickt – denn das will er allein, gleich dem Tiere weder überdrüssig noch unter Schmerzen leben, und will es doch vergebens, weil er es nicht will wie das Tier. Der Mensch fragt wohl einmal das Tier: warum redest du mir nicht von deinem Glücke und siehst mich nur an? Das Tier will auch antworten und sagen: das kommt daher, daß ich immer gleich vergesse, was ich sagen wollte – da vergaß es aber auch schon diese Antwort und schwieg: so daß der Mensch sich darob verwunderte.
Er wunderte sich aber auch über sich selbst, das Vergessen nicht lernen zu können und immerfort am Vergangenen zu hängen: mag er noch so weit, noch so schnell laufen, die Kette läuft mit. Es ist ein Wunder: der Augenblick, im Husch da, im Husch vorüber, vorher ein Nichts, nachher ein Nichts, kommt doch noch als Gespenst wieder und stört die Ruhe eines späteren Augenblicks. Fortwährend löst sich ein Blatt aus der Rolle der Zeit, fällt heraus, flattert fort – und flattert plötzlich wieder zurück, dem Menschen in den Schoß. Dann sagt der Mensch »ich erinnere mich« und beneidet das Tier, welches sofort vergißt und jeden Augenblick wirklich sterben, in Nebel und Nacht zurücksinken und auf immer verlöschen sieht."
http://www.zeno.org/Philosophi…storie+f%C3%BCr+das+Leben“
Ja, die gute alte Herde :D... der Nietzsche war schon ein verdammt heller und luziferischer Kopf. Ich steh auf luziferische Leute, die haben immer sowas erfrischend Eigensinniges, zweifeln ständig und machen andern ihre Instantgewissheiten madig... he he.
Allerdings, die Erinnerung halte ich für eine sehr wichtige Angelegenheit. Erinnerung ist aus meiner Sicht Segen und Fluch zugleich. Das Segensreiche daran ist, daß man über die Fähigkeit der Erinnerung z.B. aus früher begangenen Fehlern lernen kann. Wenn ich z.B. mit Drugs in Versuchung geführt werde, dann kommt sofort die Erinnerung an all die toten Freunde, die für nichts frühzeitig buchstäblich den Löffel abgegeben haben. Da fällts mir dann relativ leicht zu widerstehen. Der Nachteil an der Erinnerung ist natürlich, daß sie manchmal schmerzt.
Wir können meiner Ansicht u.a. aufgrund unseres Karmas nicht mehr vollkommen zurück ins Dunkel. Wir haben das Licht des Tages, das Licht des Bewusstseins gesehen, tragen es in uns, wir haben vom "Baum der Erkenntnis" gegessen. Regression ins Tiereich wäre da sicher der falsche Weg. Uns bleibt wohl keine andere Wahl, als irgendwann, und sei es in einer Milliarde Jahre, vollständig Mensch zu werden.
Nietzsche selbst war ja ein sehr ambivalenter Mensch. Ich verehre ihn sehr, u.a. besonders wegen seiner ätzenden Kritik am Christentum. Allerdings konnte er meiner Ansicht nach nicht wirklich alles Christliche in sich transzendieren, so sehr er auch dagegen polemisierte. Seine letzten Briefe waren denn auch bezeichnenderweise mit „Dionysos der Gekreuzigte“ unterschrieben. Nietzsche war ein Mensch, der extrem unter der Knute seiner Mutter und seiner Schwester (die später seinen Ruf an die Nazis verschachert hat; Nietzsche nannte sie mal „die antisemitische Kuh“) gelitten hat. Er konnte sich nie von ihnen befreien. Er träumte von der Rückkehr zum Dionysischen, aber im Real Live konnte er sich einfach nicht vom bürgerlichen Korsett befreien. Seine einzige „Beziehung“ zu einer Frau war ja Lou Salome. Und diese Beziehung war eine einzige Katastrophe für ihn. Er hätte mal lieber ordentlich feiern und bum*** sollen, statt immer nur zu studieren, zu lesen und nur vom Dionysischen zu träumen. Letztlich hat er dann vom „Übermenschen“ und vom „Willen zur Macht“ geträumt, er selbst aber war ein Ohnmächtiger, der sich aus dem verklemmten Bürgerkorsett seiner Zeit einfach nicht befreien konnte- ich glaube, das (und Mutter und Schwester) war es auch, was ihn in den Wahnsinn trieb.
Um zum Thema dieses „Karma-Threads“ zurückzukehren, möchte ich abschliessend sagen, daß ich grundsätzlich folgende Möglichkeiten sehe:
Schicksal, Gott (Götter) oder eben Karma.
Schicksal fällt für mich weg. Gott im allgemein gebräuchlichen Sinne ebenfalls. Also erscheint mir die Karmalehre die weitaus beste Lösung. Besonders, da sie sich in meinem Leben ständig bestätigt. Ich glaube, die Leute, die ein Problem mit der Karmalehre haben, verstehen einfach nicht, was damit wirklich gemeint ist. Immer wieder hör oder lese ich z.B., dass Leute Karma mit Moral verwechseln. Oder das man mit der Karmalehre nur das Elend in der Sozialpolitik rechtfertigen wolle usw. Das ist mir unbegreiflich. Karma besagt für mich genau das, was u.a. im Palikanon gesagt wird:
Es ist die Handlung und die hinter der Handlung stehende Geistesart, der Charakter, die Innen-Wahrnehmung des Handelnden und seine Tatabsicht. Das nenne ich Karma. Aber wir könnens auch gerne anders nennen, der Sachverhalt bleibt derselbe. Wir könnens auch gerne "die Handlung, sowie der damit verbundene Charakter/Geisteshaltung und die damit verbundene Innen-Wahrnehmung" nennen, es läuft auf dasselbe hinaus... Karma ist als Begriff einfach praktikabler, nicht so umständlich und langatmig... Jedenfalls kann niemand leugnen, dass es Taten und Tatabsichten, bzw. eine die Tat begleitende Geistehaltung gibt, oder?! Nichts anderes besagt eben Karma.
Und Vipaka ist eben die Frucht der Handlungen.
Niemand kann mir erzählen (was Du ja auch nicht tust), daß ein Handelnder keinerlei Absicht hat oder keinerlei Charakter oder keinerlei Innen-Wahrnehmung. Niemand entgeht seiner Innenwahrnehmung. Niemand kann seine Innen-Wahrnehmung komplett mit jemand anderem tauschen. Das ist doch eine vollkommen alltägliche Erfahrung.
Und niemand kann mir erzählen, daß Handlungen keine Folgen für den Handelnden haben. Jeder Handelnde vertraut ja stillschweigend darauf, daß seine Handlungen Folgen haben. Wenn jemand zum Beispiel einen Nagel in die Wand schlagen will, dann hat er eine bestimmte Geisteshaltung dabei, eine gewisse Konzentration auf die Handlung und eben auch auf die Frucht der Handlung:
Er zielt darauf ab, dass eben der Nagel mithilfe des Hammers tatsächlich in die Wand gelangt. In Wirklichkeit vertraut jeder Mensch bei jeder Handlung auf die Frucht seiner Handlung, da führt kaum ein Weg dran vorbei. Mit “Moral”, wie manche hier immer wieder meinen, hat das erstmal nicht viel zu tun (ich bin garantiert kein Moralapostel ). Vielmehr gehts hier um Naturgesetze, die in uns selbst und um uns herum wirken, ob wir das wollen oder nicht, ob wir das zur Kenntnis nehmen oder nicht. Taten haben Folgen. Das wird auch jedes weltliche Gericht bestätigen Und wer dem weltlichen Gericht entgeht, der entgeht dennoch nicht Karma und Vipaka. Man kann nur ernten, was man sät. Wer Tomaten sät, kann nicht erwarten, Kartoffeln zu ernten. Wir ernten, was wir säen. Simpler kann ich es leider auch nicht mehr formulieren.
Oh, jener Karmafaden reicht tief, tief, unendlich tief...
Übrigens ist ja auch, wie Du sicher weisst, die Karmalehre keine buddhistische Erfindung, die gabs lange vor Buddha. Nun denn, hier soll jeder selbst entscheiden, was er für das Beste hält.
Sind wir uns im Wesentlichen einig?
Hey Dude, du bist auch korrekt rOcK oN!
freeman