Wenn ich wirklich weich bin, kann mir eh niemand etwas anhaben, also brauche ich auch keinen Sarkasmus, um mich zu schützen.
Hallo Mirco!
Ich setze das mal gleich mit:
"In eine Seele, die frei ist von Gedanken und Empfindungen, kann selbst ein Tiger seine grimmigen Krallen nicht hineinschlagen." - Lee Yuen Kam
So meinte ich doch mal selbst in der Jugend: Menschen die sarkastisch reden, sind verbittert.
Danke, für das Erinnern!
Beiträge von Markus Bertulat im Thema „Pflanzen - Menschen - Dana - Sila“
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Mirco:
Was ist bei Dir der neutrale Samen?
Hallo Mirco!
Natürlich werde Ich Deinem Thema hier folgen.
Sinnbildlich verfolgte ich mit meinem Pflanzenbeispiel folgendes: Wir alle sind Pflanzen mit einer Wurzel. Von dieser alten Wurzel sollte man sich in der buddhistischen Praxis trennen. Es sei denn man ist als Heiliger auf die Welt gekommen und hat niemals etwas zum Nachteil seiner Umwelt getan. Man sollte sich dem eigenen Geisteszustand zu liebe z.B. von negativen Erfahrungen lösen. Wenn man eine oder mehrere Handlungen in der Vergangenheit begannen hat die unheilsam sich selbst oder gegen andere waren – sollte man sich davon lösen.
Im Zen gibt es die Aussage: „Man wird jeden Tag neu geboren.“ Das verstehe ich dann „unter dem neutralen Samen“ den man jeden Tag neu pflanzen kann. Man kann sich also jeden Tag von der Wurzel des vorherigen Tages trennen. Das ist meine persönliche Eselsbrücke.
Die buddhistische Praxis wird nicht ausschließlich von der eigenen Person erschwert, sondern auch durch das soziale Umfeld. In der Praxis einfache Beispiele:
Man hatte am vorherigen Tag ein Streitgespräch mit dem Partner. Man selbst steht morgens auf und sagt sich: „Heute werde ich nicht streiten.“
- Das sieht der Partner aber anders und wartet schon mit der Faust in der Hüfte, um den gestrigen Dialog fortzusetzen.
Am vorherigen Tag hat man sich auch mal kurz am Lästern über einen Kollegen beteiligt. Man selbst steht morgens auf und sagt sich: „Heute werde ich nicht lästern.“
- Das sieht der Kollege aber anders und möchte die spaßige Lästerei vom Vortag fortzusetzen.
Meine alltägliche Achtsamkeit richtet sich stark darauf, mich nicht selbst oder von anderen wieder in den gestrigen Tag, in den letzten Monat oder in vergangene Jahre versetzen zu lassen.
Es ist immer wieder ratsam anderen Menschen mit Sarkasmus zu begegnen.
Wenn jemand sagt: „Gestern hast Du aber noch anders geredet.“ „Ja, gestern war ich dumm, heute bin ich weise.“
Eine weitere Eselsbrücke ist bei mir die Selbstbeherrschung. Diesen Begriff machte ich mir schon vor 25 Jahren zum Dogma. Niemand anderes beherrscht meinen Geist. Niemand anderes beherrscht mein Handeln. Niemand anderes beherrscht mein Reden. (Das ist eine Strategie die ich aus der asiatischen Kampfkunst übernommen hatte.)
Es ist klar, dass dies nicht 100 % funktioniert. Aber man filtert über die Jahre oder täglich damit einiges.
Meditation ist gut um den Geist zu leeren. Ein persönliches Dogma zum Schutz des eigenen Geistes ist Gold wert.Gruß
Markus -
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Mirco:
In meinem Beispiel wird die Wurzel nicht bewertet.
Sie steht neutral da in ihrer Funktion als Organ der Nahrungsaufnahme und Standfestigkeitsgeber. Wo hinein ich sie schlage, bleibt mir über lassen, bilde ich mir ein. Saufe, lüge, betrüge, stehle, schlage und schände ich mich durch's Leben, wird die Pflanze dementsprechend aussehen. Wenn ich als als Buddhist in einem buddhistisch orientierten Forum von Tugend(en) schreibe, meine ich die vorgeschlagenen Verhaltensempfehlungen des Buddha, auch als Sila bekannt.
Also, egal was in irgendwelchen buddhistischen Texte steht. Ich betrachte Dich und mich und alle die das hier lesen, sinnbildlich als eine Pflanze. An unseren Wurzeln kann niemand etwas ändern (Vergangenheit). Die fünf Silas sind eigentlich die Voraussetzung sich Buddhist zu nennen. Schwieriger wird es bei den Verweilzustände: Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut.
Niemand schlägt seine Wurzeln in Alkohol, Lüge, Diebstahl, Gewalt und Vergewaltigung. Das sind die Resultate von unheilsamen Geisteszuständen. Wer seine Bemühung auf heilsame Dinge richtet - braucht sich über Verhaltensregeln (Sila) keine Gedanken machen. Also ich zumindest, stehe morgens nicht auf und sage mir: Heute stehle ich nicht. Heute lüge ich nicht. Heute schlage ich nicht. Heute töte ich nicht. Heute vergewaltige ich nicht. Üben muss ich mich in den Verweilzustände.
Die Wurzel steht immer im Zusammenhang mit einem Geisteszustand und unterliegt somit einer Bewertung. Der Samen ist neutral. -
Buddhaghosa:
Der Buddhismus kennt 6 Wurzeln (mula), die in heilsam und unheilsam eingeteilt werden. Die 3 heilsamen Wurzeln sind: Gierlosigkeit, Haßlosigkeit, Unverblendung (alobha, adosa, amoha).
Danke! Habe ich auch hier nochmal gut erklärt gefunden. http://www.palikanon.com/buddhbib/11wurzeln/wuzeln03.htm
Ein schönes Zitat aus dem Text: "In den relativ wenigen Momenten stolzen Gipfelgefühls glaubt der Mensch, er sei ein frei Handelnder, sei der Meister seines Lebens und sogar der Natur, sei der Höhepunkt der Entwicklung. Doch in Wirklichkeit ist er in einem geistig unentwickelten Zustand und spielt überwiegend eine passive Rolle, hin- und hergezerrt und herumgestoßen von inneren Kräften, Trieben, Leidenschaften und Gewohnheiten, die er nicht kontrollieren kann. Gezerrt von seiner Gier und gestoßen von seinem Haß, sieht er in seiner Blindheit nicht, daß der Hebel zum Anhalten dieser zwanghaften, rasenden Bewegung in seiner Reichweite liegt, nämlich innerhalb seines eigenen Herzens."Egal, Wurzeln sind nicht auschließlich negativ assoziiert. Auf jeden Fall nicht von Aquarianer.
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Mirco:
Sollte ich meine Wurzeln in die Tugenden schlagen?
Die Wurzeln sind eigentlich das Sinnbild der Anhaftung. Von der Anhaftung soll man sich geistig befreien - zumindest den Abstand vergrößern. Das Lotos-Beispiel: "Verwurzelt im trüben Schlamm, im Dunklen, nicht Sichtbaren, wächst er dem Licht entgegen an die Wasseroberfläche, um in vollendeter Blüte seine Schönheit zu entfalten."
Im asiatischen Bereich gibt es auch das Beispiel mit dem Baum. Auch dieser ist verwurzelt in der Erde und strebt dem Himmel, Licht entgegen. "Je höher man steigt, umso reiner wird die Luft."
In der christlichen Terminologie besitzt der Begriff "Wurzel", eine positive Assoziation: als Sinnbild für Standfestigkeit.
In der buddhistischen Terminologie besitzt der Begriff "Wurzel", eine negative Assoziation: als Sinnbild für Anhaftung.Sollte ich meine Wurzeln in die Tugenden schlagen?
Der Begriff Tugend kommt aus der vorchristlichen griechischen Philosophie. Genannt werden die Kardinaltugenden:
Weisheit oder Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, und Mäßigung.
Man(n) sollte standhaft in der Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung sein, aber ein Anhaften dabei vermeiden.Freeman meint: Ich glaube, der moderne Mensch hat zu einem Großteil das Bewusstsein jenes "Sosein" verloren.
Das sah Buddha vor 2500 Jahren wohl ähnlich, deswegen hat er sich auch mit dem Thema beschäftigt.
Der Mensch (im Allgemeinen) war schon immer so. Das Auswirkung auf die Natur, auf die eigene Lebensgrundlage ist größer geworden. Der Buddha sah damals nur die Wirkung von Mensch auf Mensch, oder von Mensch auf Tier.
Wenn der damals von den heutigen Zuständen, auch nur annähernd eine Vorahnung gehabt hätte?
Spielsucht, Konsumsucht, Vergnügungssucht, ... ist lediglich eine Kanalisierung dem Leiden aus dem Weg zu gehen. Der gegenwärtige Mensch hat erhebliche Probleme mit dem Nichts-Tun. Sobald Ruhe ihn umgibt, kommt Unruhe in ihm auf. Wer beschäftigt ist, ist abgelenkt von sich und seiner Umwelt. Der Mensch (im Allgemeinen) ist auf der Flucht vor sich selbst.