Beiträge von Doris im Thema „Gefahr für die rechte Anschauung“

    Zitat

    Vergänglichkeit hat nichts mit Leiden zu tun?


    Vergänglichkeit wird mit Leiden gekoppelt, wenn die Vergänglichkeit nicht angenommen wird.
    "Es vergeht" ist frei von Leid. "Mist, es vergeht." das ist mit Leid verbunden.
    Und manchmal ist Vergänglichkeit mit Freude verbunden "Gott sei Dank, vergeht das!" oder "Ich praktiziere, damit mein Leid vergeht".
    Es ist das Draufstülpen von Wertung, und damit von Anhaftung und Ablehnung, das Vergänglichkeit leidvoll erscheinen lässt.
    Man möchte es anders als es ist, das schafft Leiden.


    Wenn ich im Augenblick bin, dann kenne ich kein Leid. Das Leid entsteht durch das Vorher und Nachher. Wenn ich aufmerksam esse, dann ist da kein Begehren, keine Ablehnung … da ist dann Hunger, Essen, Geschmack, Kauen usw. Wohlgeschmack oder Ekel sind auch einfach nur. Ich mache das nicht sofort am Koch fest oder denke an die Geldverschwendung ....


    Liebe Grüße
    Doris

    Liebe Jazzilein,


    Du bringst es auf den Punkt! Es sind die Vorstellungen. Wenn ich mir unter "Alter" was Schreckliches vorstelle, dann habe ich mir ein Bild gemacht. Das muss eben nicht zutreffen. Alter ist erst mal nur Alter. Ich kann den ganzen Tag mit dem Gedanken herumlaufen "Ich bin 70. Ich bin alt." und mir dann allerhand Vorstellungen dazu machen. Ich kann aber einfach 70 sein und mein Leben so leben wie es geht und wie es sich gerade ergibt.
    Ich denke, das wollte uns der Buddha zeigen, dass wir uns nicht so einen Kopf machen müssen. Und falls es nicht das war, dann versuche ich das trotzdem, weil sich das bewährt.


    Liebe Grüße
    Doris

    Mein Opa hatte jahrelang Krebs. Er hatte keine Angst vor dem Sterben und war immer heiter trotz seiner Krankheit, mit der er sich zehn Jahre lang abgeben musste.
    Mein Vater hatte Krebs. Er hatte auch keine Angst vor dem Sterben. Mein Großonkel hatte keine Angst und starb gelassen, im Wissen um ein erfülltes Leben. Meine Nachbarin, die meine Schwester und ich bis zu ihrem Tod betreut haben, hatte ebenfalls keine Angst vor dem Sterben. ... Ich kenne genügend Beispiele.
    Ebenso kenne ich Menschen, die hatten und haben keine Angst vor dem Alter.
    Ich selbst bin nicht mehr jung und krank bin ich auch. Der Tod macht mir keine Angst. Das Alter schon eher, aber am meisten wegen einiger Begleiterscheinungen kultureller Art, außerdem weiß ich ja nicht wie alt ich noch werde.


    Liebe Grüße
    Doris

    Ich erkläre keinem Betroffenen von irgendwas, was er für Gefühle zu haben hat.
    Druck kann schreckliche Ausmaße erreichen, Besorgnis und Angst ebenso.
    Leute sind schon unter Druck zerbrochen oder haben sich das Leben genommen. Daher ist es unangemessen, das so herunter zu spielen.


    Vielleicht sind diese Begriffe besser als das deutsche "Leid". Weil "Leid" immer als was ganz Furchtbares angesehen wird, daher die Abwehr. Mir geht es gut, ein Leid kann ich nicht erkennen.
    "Druck" beinhaltet jedoch eine große Bandbreite. Da könnte man sich eher wiederfinden, vor allem mit den weniger spektakulären Sachen, die aber auch zu Dukkha gehören.


    Zitat

    Nein nicht jeder fürchtet sich davor, nicht jedem macht das "Druck",
    vor allem nicht wenn es jemand anderen betrifft.


    Du unterstellst mir Zynismus. Dankeschön.


    Liebe Grüße
    Doris


    Ne, ne, ne, ne, ne, accinca. Du bringst da was zusammen, was nicht zusammengehört.


    Alter, Krankheit und Tod, sind einfach nur Alter, Krankheit und Tod.
    Sie können Dukkha erzeugen, also den Grund bilden für Druck, Besorgnis und Angst.
    Nicht jeder fürchtet sich davor, nicht jedem macht das Druck und nicht jeder ist deshalb besorgt, also nicht bei jedem erzeugt das Dukkha.


    Liebe Grüße
    Doris

    Lieber Bakram,


    ich dachte auch mal, dass das, was ich als Problemchen betrachte, für andere auch nur ein Problemchen sei. Aber diese Meinung habe ich geändert seit ich sehen kann, dass das, was für mich Probleme sind, für anderen nur Problemchen sind.


    Den Achtfachen Pfad halte ich bei allem für empfehlenswert. Außerdem sind das alles existentielle Ängste und Sorgen, die Menschen da haben. Auch z.B. die Angst vor dem Altersheim oder die Angst vor Armut bei den Wohlhabenden. Das bereitet schlaflose Nächte und führt zu allerlei Verrenkungen. Ich möchte das ernst nehmen.


    Ich denke, Menschen sind sich dieser Gefahren immer bewusst, darum wird auch so viel Energie in die Absicherung aller Art gesteckt. Das fängt bei der Hautcreme an, geht über gesunde Lebensführung, zu Versicherung und sogar in der Gestaltung von Beziehungen schlägt sich das nieder. Es geht immer um Verlust, Veränderung, Tod, Angst ...


    Liebe Grüße
    Doris

    Du nennst das "alltägliche Wehwehchen", lieber Bakram? Wenn den Leuten die Angehörigen wegsterben oder sie sich überlegen sie ins Altersheim zu geben? Wenn Zig-tausende jährlich an Krebs erkranken? Hunderttausende Angst vor Altersarmut haben? Menschen vor lauter Angst vor dem Altwerden sich Botox spritzen und operieren lassen? Reiche Leute weiter horten aus Angst einmal ohne dazustehen? Menschen Angst um ihren Job haben? Leute an ihrer vergeblichen Suche nach einem Partner verzehren? Leute auf Bahnhofstoiletten elend verrecken? Eltern ihre Kinder bei Unfälle und durch Gewalt verlieren? ....
    Das mag altäglich sein, weil es das tägliche Brot aller Menschen ist, aber als "Wehwehchen" würde ich das nicht abtun.


    Liebe Grüße
    Doris

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    Ob der Buddha noch Dukkha empfand oder nicht wird gerne thematisiert. Zumindest ist uns von ihm überliefert, das er nur in der tiefsten Versenkung ganz frei von körperlichen Schmerzen war. Schmerzen bleiben Schmerzen, auch wenn wir keine Stellung zu ihnen beziehen.


    Wenn ich von mir ausgehe, dann bin ich auch frei von Schmerzen, wenn ich keine Schmerzen habe, wenn ich schlafe, Schmerzmittel genommen habe oder unter Narkose stehe. Tiefste Versenkung hat demnach denselben Effekt wie ein Schmerzmittel.



    Zitat

    Die grosse Masse verdrängt einfach alles Unangenehme und kommt damit auch klar. Mit Unangenehmes meine ich auch und vor allem die "grossen Ängste": Sterblichkeit, Krankheitsanfälligkeit, Sinn, Allein sein etc.


    Wie könnte das stimmen, lieber Bakram?
    Würde alles verdrängt werden, so hätten wir eine Gesellschaft von fröhlichen und unbeschwerten Leuten. Alle wären mit der Arbeit zufrieden, es gäbe keine Reklamationsabteilungen, keine Arztbesuche, keine Drogen- und Alkoholkranke, keine Gesundheitsvorsorge, keine Krankenhäuser und Altenheime, keine Rentenvorsorge, keine Friedhöfe, keine Partnerbörsen im Internet und und und.
    Mir scheint es eher so zu sein, dass die Methoden und die Haltung, mit denen manche Menschen dem Unbill des Lebens begegnen, nicht besonders effektiv sind.


    Liebe Grüße
    Doris

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    Dukkha bezieht sich aber nun nicht (nur) darauf das alle Dinge per se leidvoll sind, ob wir sie nun so oder so sehen, sondern das nichts auf der Welt unsere Triebe und Bedürfnisse je ganz erfüllen kann. Es bleibt ein endloses Kreisen um immer die selben Dinge, bis man es durchschaut hat. Auch wenn wir es gerne als Entwicklung ansehen, das wir uns, im Laufe unseres Lebens, nach immer neuen Sachen sehnen. Die grundlegenden Wirkmechanismen der Triebe bleiben immer dieselben, ganz gleich in welche Richtung wir uns auch entwickeln.


    Den fett markierten Satz finde ich bemerkenswert ...


    Was meinst Du, Geronimo, hat der Buddha Dukkha gehabt?

    Ihm ist kalt. Das ist unangenehm. Genauso wie mir. Das ist eine unvermeidbare Bedingung für Leben.
    Dukkha wäre dann für mich, wenn ich mich in diesem Fall nicht einfach damit beschäftigen würde ein warmes Plätzchen zu finden, sondern noch allerlei Überlegungen anstellen würde, die damit nichts zu tun haben, z.B. dass ich schon eine arme Sau sei, dass ich doch zu doof bin, keinen anderen Pullover angezogen zu haben. Alles Dinge, die nichts zur Verbesserung der Situation beitragen, sondern nur einen Haufen Emotionen schaffen.


    Liebe Grüße
    Doris

    Dukkha ist für mich so:
    Das ist alles, was ich zusätzlich drauflege. Es wird immer Dukkha, wenn ich aus etwas ein Ding mache.
    Erhellend waren unter anderem die Definition von Ayya Thema, die das als "Mangel" bezeichnete.


    Im Leben gibt es immer angenehme und unangenehme Erfahrungen. Davor ist keiner gefeit. Wenn ich mich jedoch in Vermeidungs- oder Suchverhalten verstricke (ich schreibe "verstricke", weil ein gewisses Mass davon essentiell ist), wenn ich meinen eigentlichen Bedürfnissen etwas draufpacke, dann wird auch das Angenehmste zu Dukkha. Draufpacken kann ich alles Mögliche: ein Mehr, ein Zuwenig, ein Nicht-genug, ein Warum-gerade-ich, ein Warum-nicht-für-immer und und und. Das ist also, was man im Deutschen mit Raisonnieren bezeichnet. Wenn dieses Draufgepacke wegbleibt, dann ist es gut so wie es ist.
    Das sind meine Beobachtungen.


    Liebe Grüße
    Doris