Beiträge von EinGedanke im Thema „Anatta Lehre, bloß eine Phantasie?“

    Denke auch, dass du da etwas gänzlich falsch verstanden hast, Bakram.


    Das konventionelle Selbst loszuwerden wäre in der Tat der Akt eines Irren. Dies wäre Nihilismus pur und Annihilation. Das was in der Psychologie als gesundes Ego bezeichnet wird, ist nichts anderes als dieses konventionelle Selbst.
    Das Problem das für Leid verantwortlich ist, ist eine ganz bestimmte Form des Selbstes, welches wir dummer Weise mit dem Konventionellen verwechseln.
    Die Art und Weise wie wir dieses falsche Selbst sehen und erleben korreliert nicht mit der Realität. Es kann schlicht und ergreifend nicht auf diese unmögliche Weise existieren. Wir glauben trotzdem fest daran ohne es wirklich zu überprüfen, nicht umsonst wird dies auch als Ignoranz bezeichnet.
    Darauf zielt die Anatta Lehre ab.
    Klingt sehr simpel, der Unterschied zwischen Einsicht oder nicht ist jedoch wie Tag und Nacht.

    Da gibt es einen Unterschied. Die übliche Non-Dualität handelt von der nicht vorhandenen Dualität zwischen Subjekt und Objekt. Der Aspekt Leerheit fehlt hier.


    Die Non-Dualität zwischen Absolut und Relativ/Konventionell hat damit nichts zu tun, weil der absolute Aspekt Leerheit ist und damit jede Art von Inhärenz (Atman, Brhaman, Selbst, Objekte, ultimative Realität, Essenz, Substanz, Quelle) negiert. Es ist jedoch besser diese Art von Non-Dualität als mittleren Weg zu bezeichnen der Extreme meidet um keine Verwirrung zu stiften.

    Hallo Thigles,


    an anderer Stelle in diesem Thread habe ich das hier geschrieben:


    Zitat

    Sprache/Konzepte, unser Problem ist, dass [wir] sie entweder für genau das halten was sie zu sein scheinen (dass sie sich auf tatsächlich wahre Dinge beziehen) und ihnen hinterherlaufen, uns in einem blinden/dösigen Zustand befinden (wie einer der am Strand liegt), oder in ein anderes Extrem fallen, nämlich das blockieren von Gedanken oder in der bloßen Abwesenheit von Gedanken zu verweilen (was man in einer herkömmlichen Meditation erleben kann).


    Im Zen gibt es die Bezeichnungen:


    Thought
    No Thought
    und Non-Thought Die ersten beiden ist alles was man im normalen Zustand kennt. Mit Non-Thought verhält es sich anders.


    Ich weiß was du mit fabrizierter Meditation meinst. Jedoch scheint es auf Bahiya Sutta nicht umedingt zuzutreffen. Kein konditionierter oder konzentrierter Zustand, sondern einfach eine Tatsache. Die Abwesenheit eines bleibenden Hintergrunds.


    Ich muss sagen, dass deine Webseite verdammt genial ist. Praktizierst du Dzogchen oder Zen?

    Wozu sich an Worten wie Wahrheit, Realität, Überweltlich usw. aufhängen?


    Es gibt zwei Perspektiven, die Basis ist dieselbe. Ansicht ohne Anhaftung ist keine Praxis sondern ein müheloser Zustand. Diese "Frequenz" zu erreichen ist jedoch leichter gesagt als getan. Man sollte einfach mit seiner gegenwärtigen Situation umgehen.

    Hallo Thigles,


    du hast Recht mit deinem ersten Post. Es ist jedoch trotzdem nützlich darüber zu sprechen. Ich bezweifle, dass wir hier alle Erleuchtet sind deswegen macht es Sinn über diese Hilfe zu reflektieren (im Kontext dieses Threads). Da das Absolute Leerheit ist, könnte dies nihilistisch verstanden werden und den Pfad negieren. Zwar ist alles relativ, jedoch kann der rechte Pfad zur Erkenntnis führen.


    Bezüglich deiner anderen beiden Antworten nimmst du an die Kontemplation würde auf reinem Denken beruhen, was falsch ist. Ich habe eine so ähnlich Kritik von ich glaube Ramana Maharishi gehört, als er von der im Advaita klassischen Methode neti-neti gesprochen hat. Er meinte, die Analyse Nicht-Dies, Nicht-Das könne über das Denken nicht hinausgehen.


    In beiden Fällen (der Advaita-Methode und dem Bahiya-Sutta) muss ich aus eigener Erfahrung widersprechen. Es kann natürlich passieren, dass man in eine gedankliche Schleife rutscht. Jedoch ist es möglich darüber hinauszugehen. Eine starke Konzentration und die Abwesenheit von Hindernissen spielen hier auch eine wichtige Rolle. Ob du mir das glauben willst spielt für mich keine Rolle. Ich kenne genug Leute die ich schon recht lange kenne die irreverisble Realisationen mit eben diesen Methoden erreicht haben. Ihre Integrität hält meinem Urteilsvermögen absolut stand.

    Hallo Punk,


    in einigen meiner vorigen Beiträgen in diesem Thread habe ich genau vor so einem "Absoluten" gewarnt (Weil ich grad faul bin kopier ich´s nochmal):


    Zitat

    ...laut ihrer Ansicht gibt es einen Grund des Seins. Würdest du das Gesehene, das Gehörte, das Gedachte, das Gespürte usw. all diese Erfahrungen wegnehmen, würde da etwas bleiben. Nämlich das was du wirklich bist.


    Zitat

    Etwas bleibendes. Etwas substanzielles. Viele Vedantins benutzen sehr gerne das Wort Leerheit. So wie sie es verwenden hat es aber mit der buddhistischen Leerheit nichts zu tun. Sie erleben sich als eine Art ichloses Ich. Ein raumgleiches,formloses Bewusstsein (aka Leerheit die nicht leer von sich selbst ist). Jedoch existiert für sie diese Formlosigkeit wirklich aus sich selbst heraus und verändert sich nicht.


    Zitat

    Leerheit im Dharma ist kein formloses etwas wie im Advaita Vedanta. Es ist auch kein Nichts im Sinne vom Nihilismus. Wir fragen uns nicht ob die Dinge existieren, sondern wie sie existieren. Wie existieren sie?


    Bedingt entstehend. Weil dies ist, ist das. Wenn dies aufhört zu sein, hört auch das auf. Was bedeutet es im Bezug zu einem Ding, das bedingt ensteht? Es bedeut, dass dieses Ding nicht aus sich selbst heraus existiert, mit anderen Worten, dass es leer ist. Das erscheinen dieses Dings ist absolut illusionär - es erscheint nicht wirklich. Und trotzdem ist es glasklar wie eine Fatamorgana. Das betrifft nicht nur scheinbare Objekte (Abhängigkeit von Objekt, Auge und Sehbewusstsein) sondern auch uns als Akteur. Es gibt keinen Akteur, ein inhärentes kontrolle ausübendes Zentrum das wirklich existiert. Geräusche werden nicht von einem Dir gehört, Gedanken werden nicht von einem Dir gedacht. Sie ploppen plötzlich auf und zwar bedingt.


    Zitat

    Für (manche) Theravada-Gelehrte ist Nirvana ein wirklich existentes Element. Im Mahayana ist Nirvana die Leerheit von Samsara und kein verborgener inhärenter Raum.


    Zitat

    Wenn man jetzt jedoch annimmt, dass Vidya/Nirvana etwas nicht illusorisches - und damit wirklich aus sich selbst heraus existentes ist - dann verlässt man den buddhistischen Pfad -> Alles ist Illusion, außer Brahman.


    Mit Absolut ist also nicht etwas verborgenes gemeint das über alles hinausgeht. Stattdessen ist es die Tatsache, dass alles was bedingt entsteht weder existiert, noch nicht-existiert, auch nicht beides oder keinem von beidem. Nichts metaphysisches, nur eben die Leerheit/Freiheit von allen Extremen.


    Was der Buddha auch hier gesagt hat (SN 12.15):



    Die Non-Dualität dieser beiden Wahrheiten ist also der mittlere Weg der Leid beendet.

    Mūlamadhyamakakārikā von Nagarjuna:


    Chapter 24. Investigation of the Ennobling Truths (Awakening)


    8.
    །སངས་རྒྱས་རྣམས་ཀྱིས་ཆོས་བསྟན་པ།
    །བདེན་པ་གཉིས་ལ་ཡང་དག་རྟེན།
    །འཇིག་རྟེན་ཀུན་རྫོབ་བདེན་པ་དང།
    །དམ་པའི་དོན་གྱི་བདེན་པའོ།།


    /sangs rgyas rnams kyis chos bstan pa/
    /bden pa gnyis la yang dag rten/
    /'jig rten kun rdzob bden pa dang/
    /dam pa'i don gyi bden pa'o//


    The Dharma taught by Buddhas perfectly relies on two truths: the ambiguous truths of the world and the truths of the sublime meaning.


    9.
    །གང་དག་བདེན་པ་དེ་གཉིས་ཀྱི།
    །རྣམ་དབྱེ་རྣམ་པར་མི་ཤེས་པ།
    །དེ་དག་སངས་རྒྱས་བསྟན་པ་ནི།
    །ཟབ་མོའི་དེ་ཉིད་རྣམ་མི་ཤེས།།


    /gang dag bden pa de gnyis kyi/
    /rnam dbye rnam par mi shes pa/
    /de dag sangs rgyas bstan pa ni/
    /zab mo'i de nyid rnam mi shes//


    Those who do not understand the division into two truths, cannot understand the profound reality of the Buddha's teaching.


    10.
    །ཐ་སྙད་ལ་ནི་མ་བརྟེན་པར།
    །དམ་པའི་དོན་ནི་བསྟན་མི་ནུས།
    །དམ་པའི་དོན་ནི་མ་རྟོགས་པར།
    །མྱ་ངན་འདས་པ་ཐོབ་མི་འགྱུར།།


    /tha snyad la ni ma brten par/
    /dam pa'i don ni bstan mi nus/
    /dam pa'i don ni ma rtogs par/
    /mya ngan 'das pa thob mi 'gyur//


    Without relying on conventions, the sublime meaning cannot be taught. Without understanding the sublime meaning, one will not attain nirvana.

    Shankar,


    dich verwirrt die Beziehung zwischen relativer und absoluter Wahrheit. Die einzige Non-Dualität die es im Buddhismus gibt ist die Non-Dualität zwischen diesen beiden Tatsachen. Wenn wir den absoluten Aspekt nicht realsieren, erleben wir das relative als das absolute/wirklich existente oder wirklich nicht existente. Da jedoch alles was ist nach dem Prinzip des bedingten Enstehens zustande kommt, bedeutet dies, dass Existenz und Nicht-Existenz nicht der Realität entsprechen.


    Wie also verstehen wir das nicht nur durch Worte sonderen direkt? Indem wir z.B. das hier kontemplieren:


    Im Bezug zum Gesehenen, nur das Gesehene, [-> Kein Seher]
    Im Bezug zum Gehörten, nur das Gehörte, [-> Kein Hörer]
    Im Bezug zum sinnlich Erfahrenen, nur das sinnlich Erfahrene, [-> Kein Erfahrer]
    Im Bezug zum Erkannten, nur das Erkannte. [-> Kein Erkenner]


    Wie kommen diese Erfahrungen zu Stande? Indem ein Du hinter jeder Erfahrung steht? Ein Seher hinter dem Gesehenen? Ein Machender hinter dem Tun? Ist das wirklich so?


    Ein Geräusch wird gehört direkt danach begleitet von einem emotionalen Unterton der negativ ist. Der Gedanke:,, Schon wieder ein scheiß Zug" taucht auf. Was ist passiert?
    Relativ gesehen ist da diese Person die diese Erfahrungen gemacht hat und nicht Du. Relativ gesehen hat auch genau dieselbe Person vor 10 Jahren einen interessanten Urlaub gemacht und kann sich noch heute an jedes Detail erinnern.


    Jetzt schauen wir uns mal die direkte Erfahrung aus der subjektiven Perspektive dieser "Person" an (Person in Klammern, da wir uns jetzt mit der absoluten Wahrheit beschäftigen). Da ist niemand der an einer Kurbel gedreht hat damit ein funktionierendes Ohr mithilfe des intakten Ohrbewusstseins ein Geräusch-Objekt "gefangen" hat. Stattdessen ist es ein Prozess der wie von selbst zu stande gekommen ist. Genauso verhält es sich mit dem Gefühl und dem Gedanken. Niemand hat sich diesen Gedanken ausgesucht. Niemand hat ihn "erdacht". Und falls doch wo soll dieser Jemand sein, wie soll das passiert sein? Wo soll dieser Jemand den Gedanken rausgezogen haben? Und was ist danach aus dem Gedanken geworden?


    Da bedingtes Enstehen nicht linear ist, hat eine Ursache nicht eine oder mehrere Wirkungen ebenso wie mehrere Ursachen nicht nur eine Wirkung haben können. Stattdessen Haben viele Ursachen gleichzeitig viele Wirkungen. Das ist nicht wie ein Pingpongspiel weil da nicht wirklich etwas existierendes etwas anderes existierendes trifft, denn wie soll etwas existent sein wenn es weder aus sich selbst, noch aus etwas anderem heraus existiert? Kann man überhaubt sagen, dass es existiert? Wenn man genau danach sucht findet man es nicht (in Bezug zu Anatta versuch mal das hier von Chandrakriti: http://nonduality.com/goode6.htm). Kann man sagen, dass es nicht existiert? Das würde erst Recht keinen Sinn machen, weil irgendwie findet das alltägliche Leben statt. Der springende Punkt ist jedoch, dass zum einen in einer relativen Person kein tatsächlich existierender/substanzieller/absoluter Akteur oder Zentrum steckt. Genauso verhält es sich mit sogenannten Objekten (Dazu kannst du ebenfalls die Karren-Analyse nutzen). Von Objekten und Konzepten die sich auf etwas beziehen kann man auch nur feststellen, dass sie auf eine absolute Weise nicht existieren. Sie existieren nur auf eine relative Weise. Deswegen kann man aus der absoluten Perspektive heraus nicht behaupten, dass die Person vor zehn Jahren dieselbe Person sei, die diesen Zug gehört hat. Keiner der die Erfahrungen macht, sondern immer nur absolut frische, in wirklichkeit ungeborene Erfahrungen. Ohne einen Erfahrenden. Kein Lichtstrahl aus dem Hintergrund erhellt diese Erfahrungen da sie selbst-klar sind.


    Das Problem mit Gedanken ist, dass sie sich so ziemlich alles erdenken können. Ausserdem kann man sich erinnern und somit ensteht der Eindruck man würde alte Dinge sehen können, obwohl im absoluten Sinne jede Erfahrung "geburtfrisch" ist. Dieser berschränkte Geist hat es irgendwie geschafft sich in eine Ecke hineinzumanövrieren aus der er durch seine eigene Intelligenz nicht mehr herauskommt. Er versteht Realität nur auf eine sehr begrenzte Weise.


    Nun kannst du dies auf eine rein konzeptuelle Weise analysieren und eventuell verstehen, dass ein Selbst in der Tat keinen Sinn macht. Wenn man auf intellektuelle Selbstbefriedigung steht könnte dies ja schon ausreichen. Aber der Sinn des Ganzen besteht ja darin Dukha wirklich zu beenden. Deswegen geht es darum durch direkte Kontemplation sei es durch Vipassana, Shikantaza oder weiß der Geier durch welche Upaya eine non-konzeptuelle Erkenntnis bezüglich Anatta, Sunyata und Paticcasamuppada zu bewerkstelligen.

    Referenz-Bezug ist immer relativ. Schau dir einen Gedanken direkt an und frag dich was das ist, ohne darüber eine weitere Gedanken-Kette aus Assoziationen zu schaffen. Absolut wirst du nur die Leerheit dieses Gedanken feststellen.


    So lange du von einem Extrem zum anderen springst wirst du niemals verstehen können worum es hier geht.


    Eine Frage an Ajahn Chah von der du etwas lernen könntest, skankar:


    Zitat

    Frage: Was ist das größte Problem deiner neuen Schüler?


    Antwort: Meinungen. Ansichten und Vorstellungen über alle Dinge. Über sich selbst, über die Übung, über die Lehren des Buddha. Viele von denen, die hierher kommen, haben eine hohe Stellung in der Gesellschaft. Es sind dies reiche Kaufleute oder Hochschulabsolventen, Lehrer und Regierungsbeamte. Ihr Geist ist voll mit Meinungen über Dinge. Sie sind zu schlau, um auf andere zu hören. Es ist wie mit dem Wasser in einer Tasse. Wenn eine Tasse mit schmutzigem, abgestandenen Wasser gefüllt ist, ist sie nutzlos. Erst wenn das alte Wasser ausgegossen worden ist, kann die Tasse nützlich werden. Ihr müßt euren Kopf von Meinungen leermachen, dann werdet ihr sehen. Unsere Übung geht über Schlauheit und Dummheit hinaus. Wenn ihr denkt "ich bin klug, ich bin reich, ich bin wichtig, ich verstehe alles über Buddhismus", verdeckt ihr die Wahrheit von Anattā oder Nicht-Selbst. Alles, was ihr dann seht, ist "ich", "selbst", "mein". Buddhismus bedeutet aber, das Selbst loszulassen: Was bleibt ist das Unbegreifbare, die Leerheit, Nibbāna.


    Ähnlich wie ich in einem anderen Thread gesagt habe, dass ein Quantenphysiker Leerheit im buddhistischen Sinne nicht begreifen wird, so verhält es sich auch mit einem Philosophen. Nicht, dass es überhaubt nicht möglich wäre. Aber dein eigenes Wissen wird dir im Weg stehen.

    Anatta löst dieses Problem indem es zeigt, dass wenn alles auf einer Seite ist, es gar nicht möglich ist einem Ding einen tieferen Sinn zu geben. Das was ist, ist einfach nur das was ist. Konzepte deuten nicht auf etwas hin, sie sind nichts weiter als eine selbstklare Interferenz. Berührung findet nicht statt weil sie in wirklichkeit gar nicht möglich ist. Der Eindruck zwei Seiten würden sich gegenüber stehen trügt, weil beides sozusagen auf einer Ebene (als die Ebene) in Erscheinung tritt.


    Ein alles zusammenhaltendes Element gibt es nicht. Kein Jemand der Nama und Rupa bezeugt und wie eine Kamera Erfahrungen über einen Zeitraum erlebt. Es sind die Erfahrungen selbst die sich bezeugen. Da jedoch Gedanken anders sind als z.B. Geschmack, oder Berührung anders ist als Farbe und Gedanke 1 über keine direkte beziehung (und damit keine wirkliche Berührung) mit dem Gedanke 2 hat, gibt es kein alles zusammenhaltendes Bewusstsein oder einen Erfahrenden. Gleichzeitig bleibt keine einzige Erfahrung permanent bestehen.


    Atta ist der Glaube, dass es zwischen allen Gedanken, visuellen Eindrücken, Empfindungen, Gerüchen, Geräuschen usw. ein tatsächliches und permanentes Bindeglied gibt. Eine zweite Seite die der anderen Seite Bedeutung gibt.

    Hallo Ellviral,


    ja das ganze ist eine wirklich harrige Angelegenheit. Es sehr schwierig durchzublicken was genau die eigene Sicht blockiert, oftmals übersieht man etwas entscheidendes weil es einfach so unglaublich subtil sein kann. Unsere Gewohnheit Dinge auf eine ganz bestimmte Weise zu sehen ist wie ein mächtiger Magnet.

    Lieber Ellviral,


    wie du meinem Post beim genaueren durchlesen entnehmen kannst, bedeutet die Ansicht: "Alles ist Illusion außer Brahman", das man den buddhistischen Dharma verlassen hat und nicht, dass dies die Kernsaussage Buddhas ist.


    Unter Avidya wird Soheit verdinglicht, diese Erscheinungen werden dann als angenehm, unangenehm oder neutral angesehen, man fängt an nach ihnen zu greifen und festhalten auf der einen Seite. Ihre Natur nicht erkennen, Widerstand leisten und weglaufen auf der anderen Seite. -> Samsara


    Durch Vidya bleibt Soheit unangetastet und damit eine reine klare Erscheinung die kein Karma verursacht. Ist Vidya präsent, ist die non-konzeptuelle Erkenntnis präsent, dass alles bedingt Enstehende über keine Eigen-Natur verfügt und damit absolut leer ist. -> Nirvana

    Zitat

    sacca wird nämlich ganz genau eben nicht als Illusion beschrieben, sondern als eine klare, eindeutige und jedem zugängliche und unstreitbare Lebenserfahrung.


    Eine Fatamorgana ist auch eine klare, eindeutige, jedem zugängliche und unstreitbare Erfahrung die jedoch nicht das ist was sie zu sein scheint und damit eine Illusion. Es geht nicht darum das illusionäre Bild verschwinden zu lassen, sondern darum zu Erkennen, dass es nicht das ist was es zu sein scheint.


    Zitat

    Eine Illusion, die keine ist...


    Das ist das Problem, das ich schon an anderer Stelle angesprochen habe. Der konzeptuelle Rahmen der nur die zwei Extreme, Existenz und Nicht-Existenz, kennen kann. Das ist das Limit unseres Intellekts: "Wenn es erlebbar ist, ist es wirklich existent und kann keine Illusion sein."


    Es ist kein Unterschied zwischen Verstehen und Nicht-Verstehen, sondern der Unterschied zwischen Erkennen und Nicht-Erkennen. Wenn die Natur Samsaras nicht erkannt wird enstehen alle Formen von Verlangen und Aversion.


    Zitat

    Leid wird nicht aufgehoben durch Aufhebung der Illusion.


    Wie gesagt, es geht nicht darum den Traum zu eliminieren, es geht darum zu erkennen, dass es sich um einen Traum handelt.


    Zitat

    Wenn in Samsara alles Illusion ist, dann gibt es auch keinen Unterschied zur Illusion...dann ist aber auch der Begriff der Illusion hinfällig. Es muß also etwas geben, was in Samsara keine Illusion ist!"


    Es gibt den Unterschied zwischen Vidya und Avidya. Wenn Vidya präsent ist wird die Natur Samsaras in Echzeit erkannt. Es wird gesehen, dass jede Erfahrung im Kern substanzlos ist jedoch gleichzeitg glasklar. Wenn man jetzt jedoch annimmt, dass Vidya etwas nicht illusorisches - und damit wirklich aus sich selbst heraus existentes ist - dann verlässt man den buddhistischen Pfad -> Alles ist Illusion, außer Brahman. Vidya selbst ist nicht etwas, dass außerhalb des bedingten Entstehens ist, es ist jedoch rein und kann von Karma nicht besudelt werden.


    Auch die Erfahrungen eines Buddhas sind bedingt Entstehend. Jedoch erlebt er nicht das spezifische bedingte Enstehen der 12 Nidanas, welches zu Leid führt.

    Von metaphysischen Mechanismen hab ich keine Ahnung. Ich bin kein Philosoph. In diesem Absatz hab ich versucht zu beschreiben wie unsere direkte Erfahrung aussieht wenn diese Projektionen am Werk sind und damit unsere Sichtweise, Orientierung und Handlung formen. Es ist ein Prozess (afflicted dependent origination) der Mühelosigkeit blockiert und dabei gleichzeitig Gedanken, Absichten, Emotionen, Reaktionen und Handlung veursacht die zu Stress/Unzulänglichkeit/Unzufriedenheit führen.

    Das Problem mit dem Beobachter ist, dass es in der Tat genau das ist was sich von allen Erfahrungen dissoziiert und sich als ein konkretes, bleibendes und separates etwas begreift. Dies ist jedoch etwas, was auf Nicht-Wissen basiert, denn unsere falsche Sichtweise verzerrt die selbstklare und mühelose Soheit aller Erfahrungen.


    Ich würde trotzdem sagen, dass es lohnenswert ist sich mit diesem scheinbaren Beobachter auseinanderzusetzen, sozusagen als Upaya.
    Wir müssen unserer eigenen Intelligenz auf den Grund gehen. Mit Intelligenz meine ich etwas absolut elementares. Dinge werden erkannt, man orientiert sich an diesen Dingen und richtet sich nach ihnen aus. Eine Flamme hat die Eigenschaft, dass sie äußere Dinge beleuchten kann. Jedoch hat sie auch die Eigenschaft sich selbst auszuleuchten. Selbstklarheit ist sozusagen ihre Natur. Ähnlich verhält es sich mit unserer wissenden Intelligenz, sie ist in der Lage sich selbst zu erkennen.
    Wir haben den Eindruck, dass unsere Intelligenz von unserem Intellekt abhängt. Dabei ist diese Intelligenz sehr viel subtiler. Sie ist genau das Glück was wir im außen suchen, der Schatz auf dem der Bettler unbewusst sitzt. Wir sind davon ständig abgelenkt. Wir müssen uns darüber im klaren sein, dass man unseren Geist zwar nicht wie ein Objekt betrachten kann, jedoch kann er sich selbst erleben. Er ist intelligent, empfänglich, offen und scheint die Quelle unserer Vitalität zu sein.


    Und jetzt kommt die Projektion die shankar angesprochen hat ins Spiel. Projektionen können grob und subtil sein. Unsere unterbewussten Ansichten (die nicht wirklich verbal sein müssen) formen unsere Realität. Sie schaffen so zu sagen Realitäts-Tunnel. Die Intelligenz die ich oben erwähnt habe lässt sich auch erleben, obwohl diese Projektionen aktiv sind.


    Mit diesen falschen Ansichten die projiziert werden verhält es sich so, dass es Dinge sind die auf einem falschen Glauben in Bezug zur Realität basieren. Es sind Dinge die, wie gesagt, im Gegensatz zum Wissen auf Glauben beruhen und damit diese "Realität" nicht so wahrnehmen wie sie wirklich ist.


    Die zentralen falschen Ansichten sind Dualität und Inhärenz. Sie führen dazu, dass wir den Eindruck haben ein separates Selbst zu sein. Auf der einen Seite eine inhärent, fixierte und substanzielle Welt, auf der anderen ein inhärent, fixiert und subsanziell exisitierendes Selbst.


    Wenn dann also unsere Intelligenz sich selbst erkannt hat wird das Ganze zu einer enormen spirituellen Erfahrung. Man hat wirklich den Eindruck sein wahres Selbst entdeckt zu haben. Es ist wie ein beobachtendes Auge, das alles sehen kann außer sich selbst. Zu diesem Zeitpunkt sind jedoch duale und inhärente Projektionen die auf falschen Ansichten beruhen immer noch präsent. Deswegen ensteht der Eindruck es würde tatsächlich eine unveränderliche und unsterbliche Seele geben. Bei den Advaitins ist dieses Selbst jedoch instabil und kollabiert nach einiger Zeit in eine Singularität in der Subjekt und Objekt non-dual sind. Advaita geht nur bis zu diesem Punkt. Sie zerschlagen die falsche duale Projektion und denken sie wären am Ende der Fahnenstange angelangt.


    Das tatsächliche Biest ist allderings die inhärente Projektion, die unsere Wahrnehmung massiv verzerrt. Das ist die Big-Daddy Ignoranz die uns dazu verleitet im Subjekt (ob als gewöhnliches oder als Super-Ich), als auch in den Objekten eine Essenz zu sehen. Ihre Leerheit wird nicht begriffen und ihr bedingtes Entstehen auch nicht.


    Anatta-Realisation knackt diese Projektion in Bezug zu diesem scheinbaren Beobachter/intelligenten Wissenden/Selbst/bleibenden Hintergrund und es führt zum Sehen wie es wirklich ist, wie es im Bahiya Sutta steht:


    Im Bezug zum Gesehenen, wird es nur das Gesehene geben, [-> Kein Seher]
    Im Bezug zum Gehörten, nur das Gehörte, [-> Kein Hörer]
    Im Bezug zum sinnlich Erfahrenen, nur das sinnlich Erfahrene, [-> Kein Erfahrer]
    Im Bezug zum Erkannten, nur das Erkannte. [-> Kein Erkenner]


    Dann wird es kein Du in Verbindung zu diesem geben.
    Wenn es kein Du in Verbindung zu diesem gibt,
    wird ein Du weder hier, noch dort, noch dazwischen sein.


    Dort wo Wasser, Erde, Feuer, Luft
    keinen Halt mehr finden,
    scheinen weder Sterne,
    noch lodert eine Sonne,
    selbst der Mond scheint nicht:
    und doch ist dort keine Dunkelheit.
    Und wenn dies einer selbst erkannt hat,
    durch den hl. Wandel, ein Weiser, ein Brahmane,
    ist er von Form und Formlosigkeit,
    von Freud und Leid befreit.


    Das ist Anatta. Es beendet diese Art von Projektionen. Ist jedoch immer noch nicht das Ende. Wie man am Abhidamma und Buddhaghosa sehen kann besteht die Möglichkeit Nicht-Selbst realisiert und die Falschheit eines wirklich existenten Selbst durchschaut zu haben, jedoch werden die Dhammas/Sinnes-Objekte/Erfahrungen immer noch als inhärent betrachtet und damit wirklich existent. Deswegen ist Nagarjuna in Erscheinung getreten und hat auch die Leerheit von Objekten gelehrt. Das ist kein Nihilismus sondern die Freiheit von allen Extremen. Für Theravada-Gelehrte ist Nirvana ein wirklich existentes Element. Im Mahayana ist Nirvana die Leerheit von Samsara und kein verborgener inhärenter Raum.

    Was genau ist denn jetzt das Problem? Bist du der Meinung da würde etwas falsch interpretiert werden? Denkst du, dass Anatta falsch ist und keinen Sinn macht? Auf welche Art und Weise versuchst du Anatta zu verstehen? Suchst du eine Art Logik?


    Mir ist nicht ersichtlich was du genau erwartest. Wenn dich die bereits erwähnten Dinge nicht überzeugen und du denkst, dass es ja ohnehin verschieden interpretiert werden kann, dann bist du auf einen Lehrer angewiesen, keinen Möchtegern Geshe wie dieser Paul Williams in einem deiner Links. Sondern jemand der vertrauenswürdig ist und die Lehre erfahrungstechnisch versteht, also die Umsetzung und nicht nur die Theorie.

    Meine erste Begegnung mit dem Buddhismus entstand im Zusammenhang mit dem Hinduismus als ich mal ein Buch über verschiedene Religionen las. Ich dachte ja, dass die Hindus schon ziemliche Idioten waren mit ihren millionen Göttern und dem Glauben an Reinkarnation. Aber die Buddhisten die sogar aus dem Kreislauf der Wiedergeburten aussteigen wollten kamen mir erst recht irre vor.


    Sehr viel später, fand ich mal zufällig ein Buch über Meditation in der Bibliothek, das mit wissenschaftlichen Fakten belegt war und wo der ganze religiöse Kram beiseitegelegt wurde. Da ging es nicht um Einsicht, sondern alle gesundheitlichen Aspekte und Optimierung unseres Gehirns.


    Sehr viel später, praktizierte Ich täglich 3 mal 20 Minuten Atembeobachtung weil ich während der Zeit besonders gestresst war. Das ging über einige Monate. Eines Abends bei meiner Sitzung vor dem schlafen gehen bin ich trotz Timer länger sitzen geblieben, weil mir einfach danach war. An dem Abend habe Ich ein Jhana nach dem anderen erlebt (von 1 bis 4). Ich hatte keinen blassen Schimmer was zum Teufel los war, es war jedoch das entspannendste was ich je zuvor erlebt habe. Natürlich habe ich danach händeringend versucht herauszufinden was das war. Als ich dann zufällig im Internet auf ein Sutta aus dem Pali-Kanon stieß in dem auf eine so unheimlich genaue und klare Weise Schritt für Schritt beschrieben wurde was ich da erlebt habe. Die Ehrfurcht die ich spürte in einem mehr als 2000 Jahre alten Text sowas zu lesen kann man sich sicher vorstellen. Vorher hätte ich um ein solches Geschwafel einen großen Bogen gemacht.


    Habe dann angefangen mich mehr mit dem Buddhismus zu beschäftigen. Hab größtenteils gar nichts verstanden. Nicht-Selbst LOL. Jedoch schob ich sowas beiseite. Dachte wenn schon das mit den Jhanas keine Phantasie ist, dann kann es gut möglich sein, dass der Buddha was die anderen Dinge angeht auch wusste wovon er da sprach.


    Auf diese Weise wuchs mein Vertrauen zum Dharma Schritt für Schritt. Wie es im Kalamala Sutta steht wurden die Dinge auf den Prüfstand gestellt und meine eigenen Erfahrungen bestätigten mir mehr und mehr, dass das alles doch kein Bullshit ist. Da muss allerdings jeder selbst durch, nichts ist geschenkt.

    "Und zu verweisen, daß um es zu verstehen, der Meditation bedürfe,ist nicht nur eine Ausrede, sondern wird auch in keiner Weise bestätigt, durch irgendeinen Text in den Sutren"


    Du ignorierst die 4 edlen Wahrheiten. Was sagt die dritte aus? Dass es einen Weg aus dem Schlamassel gibt. Was sagt die vierte? Dass dieser Weg der 8fache Pfad ist (sofern man es auf die klassische Weise macht). Bahya realisierte Anatta auf der Stelle nachdem Buddha ihm eine einzige Instruktion gab. Bahya war allerdings auch bereits ein sehr realisierter Mensch.


    Der 8fache Pfad ist kein Klamauk, der Buddha hat sich schon was dabei gedacht ihn so zu designen. Nach seiner Realisation wollte er zunächst nicht einmal lehren, da es seiner Ansicht nach für die meisten Menschen nicht verständlich sein würde.


    Der Bereich Ethik und Moral hilft uns dabei ein Leben zu führen, abseits von schlechtem Gewissen, Intoxikation und Sucht, geplagt von Verlangen und Aversion. So, dass unser Geist zur Ruhe kommen kann.


    Der Bereich Konzentration trainiert dann diesen reuelosen Geist und schärft ihn wie ein Schwert. Die fünf Hindernisse werden überwunden. Achtsamkeit und Konzentration gehen Hand in Hand. Die 7 Erleuchtungsfaktoren werden entfacht. Die richtigen Ursachen und Bedingungen polen diesen Geist Richtung Einsicht.


    Ein solch entwickelter Geist ist mächtig. Und eine entscheidende Basis für Einsicht. Ohne das wäre es so als wenn du versuchen würdest mit einer Kamera etwas aufzunehmen während gleichzeitig deine Hände zittern, du auf und ab springst und der Boden bebt. Wie willst du auf eine solche Weise Anatta verstehen? Während du es dabei auch noch wie eine mathematische Gleichung versuchst zu lösen, allein durch die Hilfe deines Intellekts. Du musst dich nicht einmal auf Autoritäten verlassen die seit tausenden von Jahren tot sind. Aber zigtausende von lebendigen Menschen die sich ernsthaft und Jahrzehntelang damit beschäftigt haben und diesen Pfad gegangen sind, die nicht nur darüber gelesen haben und den Pali-Kanon studiert haben, sondern Leute die pragmatisch sind und die Lehre in ihr alltägliches Leben integriert haben. Sie alle werden es dir bestätigen. Wie kannst du das in Frage stellen? Ob es stimmt oder nicht, erfahren wirst du es nur wenn du diesen Pfad gehst.


    Skepsis ist sehr wichtig. Hier geht es nicht um eine dogmatische Hirnwäsche wo dann hinterher jeder sagt:,, Ja, jaa, es gibt kein Selbst. Kann es gar nicht geben!" Während diese Person genauso verblendet geblieben ist wie sie schon immer war. "Das Selbst ist nur eine Gedanke" oder "Zeig mir das Selbst" werden dann zu Floskeln die inflationär gebraucht werden, aber der innere Zweifel bleibt. Gleichzeitig ist nicht einmal eine ernsthafte Motivation vorhanden es wirklich wissen zu wollen. Es wird dann Gedacht, dass Einsicht nur was für Eremiten ist die komplett von der Welt entsagt haben und in Höhlen und Wäldern leben. Oder Einsicht wird gar als Mythos betrachtet.


    Man könnte sagen, dass das Problem der buddhistischen Kernlehre ist, dass die meisten Menschen sie nur als eine Religion, Psychologie oder Philosophie begreifen. Klar, diese Elemente sind auch enthalten. Aber das ist nicht das wesentliche. Es ist mehr wie eine empirische Wissenschaft die jedoch nicht objektiv etwas äußeres, auf eine materialistische Weise betrachtet. Diese Wissenschaft schaut systematisch nach innen, ist also subjektiv. Da wir an keinen Gott glauben der die Arbeit für uns erledigt und uns erlöst, müssen wir es selbst machen. Auch kein Buddha kann die direkte Wahrheitsergründung für uns erledigen. Er kennt den Pfad, ist ihn gegangen. Kennt die Hindernisse und Sackgassen. Kann uns eine provisorische Landkarte geben, aber durch den Dschungel müssen wir uns selbst kämpfen. Zentral wird die rechte Ansicht sein, sie ist unser Polarstern an dem wir uns orientieren. Denn es gibt viele Pfade und nicht alle halten ein was sie versprechen. Es ist jedoch Arbeit, daran gibt es keinen Zweifel. Daran werden auch alle schönen Zen-Poems und sonstige "Es gibt nichts zu tun" Aussprüche nichts ändern können. Diese Sprüche kommen meistens von Meistern die über Jahrzehnte ernsthafte Praxis zu ihren Einsichten gekommen sind. Und die Erkenntnis, dass es nicht wirklich etwas Kompliziertes gilt zu verstehen ist ein Ergebnis all dieser Kenshos die sie erlebt haben. Das kann man nicht einfach so simulieren indem man gebetsmühlenhaft wiederholt "es gibt nichts zu gewinnen".


    Unser Karma ist verschieden. Der Inhalt unserer Ansichten, Gedanken, Gefühlen und Lebensumständen unterscheidet sich. Die Art und Weise wie wir funktionieren ist jedoch gleich. Der gesamte Körper-Geist-Komplex, alle Energie-Kanäle und das Potential für Erleuchtung. Deswegen funktioniert heute noch das was schon zu Buddhas Zeiten möglich war.
    Wir müssen eine gesunde Portion Vertrauen und Skepsis haben. Ist unser Misstrauen jedoch zu groß, wird es unserer eigenen Ergründung im Wege stehen. Wir sind dann nicht mehr offen und versperren unseren Horizont mit unseren eigenen dickköpfigen Ansichten. Skeptischer Zweifel ist nicht umsonst eines der 5 Nivarana.

    Es ist die Beziehung zwischen den oben genannten zwei Wahrheiten. Sprache/Konzepte, unser Problem ist, dass [wir] sie entweder für genau das halten was sie zu sein scheinen (dass sie sich auf tatsächlich wahre Dinge beziehen) und ihnen hinterherlaufen, uns in einem blinden/dösigen Zustand befinden (wie einer der am Strand liegt), oder in ein anderes Extrem fallen, nämlich das blockieren von Gedanken oder in der bloßen Abwesenheit von Gedanken zu verweilen (was man in einer herkömmlichen Meditation erleben kann).


    Im Zen gibt es die Bezeichnungen:


    Thought
    No Thought
    und Non-Thought Die ersten beiden ist alles was man im normalen Zustand kennt. Mit Non-Thought verhält es sich anders.


    Es macht einen Unterschied ob man sein ganzes Leben lang Zucker studiert hat und alles darüber weiß oder ob man ihn tatsächlich auf der Zunge zergehen lässt. Tausende Jahre Argumentation würden dabei nicht helfen. Wenn man seinen gut konzentrierten Geist dafür verwendet achtsam nach innen zu schauen und durch die direkte Wahrnehmung die Vorgänge ohne Vorurteil und Vorstellung sieht, kann eventuell erkannt werden, dass dieser Prozess den wir für etwas persönliches gehalten haben, völlig ohne bleibendes und handelndes Zentrum auskommt. Erfahrungen befinden sich provisorisch ausgedrückt nur auf einer Seite (das was wir für uns halten, die persönliche Seite, gibt es nicht). Diese Erfahrungen benötigen weder eine alles zusammenhaltende Stütze noch eine wirklich exisiterende Lampe die sich im Hintergrund befindet. Es ist in der Tat nicht so einfach wie es klingt.


    Es ist nicht so als wenn da etwas neues ins System dazu kommen würde. Eher so, dass etwas unnötiges verschwindet. Das Ganze ist keine Dissoziation, sondern ganz im Gegenteil eine nicht für möglich gehaltene Intimität. Stell dir vor das Ganze System würde in einen energieärmeren Ruhemodus schalten. Jedoch wird man dadurch nicht zu einem apathischen Gemüse werden. Der Zustand in dem wir uns vorher befanden ist wie eine chronisch zusammengebalte Faust die über Jahrzehnte oder zahlreiche Leben lang unter Spannung stand. Energie geht verloren wie bei einem Haus im Winter in dem alle Heizungen voll augedreht sind, wobei gleichzeitig alle Fenster und Türen offen sind. Dieses runterschalten bewirkt, dass Energie nicht mehr für unnötige Prozesse verschleudert wird und damit das System sogar vitaler und intelligenter wird. Ein Selbst war nie notwendig. Die Idee, dass ein selbstloser Prozess seine eigene Selbstlosigkeit nicht erkennen kann, ist eine blind angenommene Schlussfolgerung die nicht auf der direkten Erfahrung beruht.


    Ich selbst finde allerdings, dass es Methoden gibt die mir persönlich leichter fallen als die direkte Wahrnehmung der drei Daseinsmerkmale. Diese Art von Vipassana wird durch die Aktivtät des Geistes bewerkstelligt. Ein Geist der natürlich zuvor durch Konzentration gut gezähmt worden ist.


    Es gibt z.B. auch die Möglichkeit anstelle des direkten Sehens des Kommen und Gehens von Bewusstseinphänomenen, in die andere Richtung zu schauen. Nämlich den Geist durch sich selbst auszuleuchten. Was ist dieser Geist? Wie ist er? Wo ist er? Er ist nicht zu finden, aber trotzdem gibt es all diese Erfahrungen. Also kann man auch nicht sagen, dass es ihn nicht geben würde. Wenn man auf diese Weise in sich selbst schaut besteht die Möglichkeit, dass die selbstklare Natur des Geistes sich selbst erkennt. Wenn das passiert erlischt der konzeptuell denkende und die Realität falsch wahrnehmende begrenzte Geist. An seine Stelle tritt Weisheit die in der Lage ist Anatta und Sunyata nicht-konzeptuell zu realisieren.
    Dies widerspricht jedoch nicht den 3 Daseinsmerkmalen. Gerade in diesem Zustand kann man sehr viel leichter erkennen, dass dieser Geist nichts anderes als die Präsenz des Gesehen, Gehörten, Gespürten, usw. ist. Nichts separates. Und es deswegen diesen Geist nicht wirklich gibt. Denn alle Erfahrungen sind impermanent und enstehen in bedingter Abhängigkeit und nicht aus sich selbst heraus.