Beiträge von stiller_raum im Thema „Vertrauen, Glaube und Zweifel“


    Es ist nicht beobachtbar, das es selbst der Beobachter ist. Den Beobachter können wir sozusagen nur in einem Spiegel sehen. Gute Lehrer können so ein Spiegel sein, aber auch Partner, Freunde, Familie usw. Da wir in unserer Kultur keinen Begriff dafür haben ist eigentlich jeder Beschreibungsversuch in unserer Sprache schwierig. Aber der Begriff Beobachter trifft es schon ganz gut. Denn selbst wenn wir schlafen und etwas träumen, ist da immer noch ein Beobachter. Der Beobachter ist immer mit dem hier und jetzt verbunden. Somit können diese drei Begriffe ganz gute Anker im Alltag bilden die uns wieder in Gleichgewicht bringen.

    PrimusInterPares:

    Danke dass du dir immer die Zeit nimmst alles so ausführlich zu erklären, war wieder sehr informativ :) Was mich noch interessieren würde was waren das denn für Erfahrungen in denen du nur noch vertrauen konntest?


    Ich glaube jeder macht da seine eigenen Erfahrungen. Leider vergessen wir wir viele Erfahrungen des Vertrauens schnell wieder und deswegen kann einem ja die tägliche Praxis einen Rahmen dafür geben diese Erfahrungen immer wieder zu machen. Ich persönlich habe schon viele Erfahrungen gemacht, die mir gezeigt haben, dass ich dem Leben vertrauen kann. Dabei ging es vor allem um Menschen, denen ich im richtigen Augenblick begegnet bin oder auch um einen gewissen Schutz, den ich erfahren durfte. Für mich gibt es also genügend Erfahrungen um dem Leben zu vertrauen, auch wenn immer mal wieder die Zweifel ihre Aufmerksamkeit brauchen. Ich glaube die Zweifel wollen uns an bestimmte Dinge erinnern, die wir immer wieder vergessen. Insofern kann man auch die Zweifel als Treibstoff für das Vertrauen nehmen.


    Buddha war vor allem ein Mensch der anderen dabei helfen wollte das Leiden zu überwinden. Philosophen können dabei helfen sich aus der Verwirrung der Gedanken etwas zu befreien. Aber Buddha warnte auch davor sich in dem philosophieren zu verlieren. Und das aus gutem Grund. Auch wenn viele im Westen den Buddhismus weniger als Religion und eher als Philosophie ansehen, ist der Buddhismus mehr als beides. Religion basiert vor allem auf dem Glauben und die Philosophie auf dem Denken. Im Buddhismus geht es vor allem drum selbst etwas zu erfahren, dass über beides hinaus geht. Es geht um Wahrheiten. Auch wenn das Wort Philosophie ja die Liebe zur Wahrheit bedeutet, suchen die Philosophien die Wahrheit letztlich doch im denken. Descartes Aussage "Ich denke, also bin ich" hat den Rationalismus unserer Zeit zur neuen Religion erklärt. Wir glauben, dass das Denken die höchste Wahrheit ist, die wir erfassen können. Und genau das ist der universelle Irrtum unserer Zeit. Das Denken umfasst nur einen Bruchteil der Wirklichkeit. Umso mehr wir uns also mit dem Denken identifizieren, desto weniger erfahren wir die Dinge so wie sie wirklich sind. Da unsere gesamte Kultur, die Wissenschaft und die Wirtschaft sehr stark vom Rationalismus und Materialismus geprägt sind erklärt sich auch das Unbehagen in der Gesellschaft, dass bereits Erich Fromm sehr genau beobachtet und beschrieben hat. Fromm war als Psychoanalytiker und Philosoph ja auch sehr am Buddhismus interessiert und hatte ja bereits in den 50er Jahren das sehr schöne Buch"Zen Buddhismus und Psychoanalyse" gemeinsam mit dem Zen Meister Suzuki herausgebracht. Insofern finden sich natürlich immer wieder Berührungspunkte zwischen dem Buddhismus und der Philosophie. Es ist aber auch wichtig zu verstehen, dass die Philosophie nur eine untergeordnete Rolle im Buddhismus spielt. Ich behaupte einfach mal, dass die Philosophie für bestimmte Menschen einen Zugang zum Buddhismus bilden kann. Der Punkt ist, dass viele ja vor allem von Zweifel beherrscht werden und dem Buddhismus nicht wirklich vertrauen. Die Logik im Buddhismus kann dabei eine Hilfe sein, da sich der Buddhismus ja immer bemüht keine logischen Widersprüche zuzulassen. Aber letztendlich bleibt einem ab einem gewissen Punkt nur noch das Vertrauen um den Sprung über das Denken hinaus zu wagen.

    keks:
    stiller_raum:


    Buddha lehrte keinen Relativismus bei dem alles egal ist.


    Gleichwertig - nicht egal - gleichwertig. Von egal schrieb ich nichts. Etwas das gleichwertig ist muss man nicht verändern, dann wirds ungleichwertig.


    Samsara ist nicht gleichwertig mit Nirwana. Buddha lehrte sich nach Werten zu orientieren die über das Samsara hinausgehen. Universale Werte die einer inneren Weisheit entspringen und nicht gesellschaftlichen Moralvorstellungen.Der achtfache Pfad enthält relative Werte, die zu einem absoluten Wert führen. Um das Samsara zu durchschauen und zu überwinden ist es hilfreich nicht in die extreme des Samsaras zu verfallen. Das Nirwana ist die Überwindung der Polarität hin zu dem einen was nicht der Vergänglichkeit unterworfen ist und gleichzeitig nicht zu erfassen mit dem dualen Verstand. Am ende kehren die Buddhas wieder zurück in das Samsara um anderen zu helfen. Es geht dabei auch nicht um das ändern des Samsaras wie Du richtig erkennst. Das würde bedeuten sich in der Welt der Dinge zu verlieren. Es geht um die Überwindung und den Wesen dabei zu helfen. Und das hat einen tieferen Wert und ist damit nicht gleichwertig.


    Buddhas Lehre selbst ist ja keine absolute Wahrheit. Sie ist eine relative Wahrheit, die dazu geeignet ist zur Erkenntnis der absoluten Wahrheit zu führen. Eine absolute Wahrheit muss mindestens zwei Eigenschaften haben. Sie muss immer gültig sein und sie muss überall gültig sein. Logischerweise muss also eine absolute Wahrheit auch hier und jetzt erfahrbar sein. Dies gilt für Naturgesetze wie in der Physik nicht. Somit sind alle Wissenschaften und auch die Philosophie letztlich relative Wahrheiten, die ihren nutzen im Alltäglichen haben. Buddha erkannte, dass es eine absolute Wahrheit gibt und das diese für alle Wesen erfahrbar ist und zur Befreiung von Leid führt. Ich sehe den Sinn dieses Forums darin sich über verschiedene Wege hin zu dieser Erkenntnis auszutauschen und andere dazu zu ermutigen den Weg auch zu gehen. Philosophien können im besten Fall dazu dienen zu klären, mit welchen Dingen man sich nicht mehr zu beschäftigen braucht. Sie können als Wegweiser dienen sich nicht unnötig mit Gedanken zu beschäftigen die nicht weiter führen. Buddha war sehr weise darin, das Nirvana nicht mit Eigenschaften zu beschreiben. Er sagte ganz einfach, dass es das Ende des Leidens ist. Viel mehr müssen wir eigentlich nicht Wissen um es zu verstehen. Jeder kann täglich an seinen Erfahrungen überprüfen ob das Nirvana erfahrbar ist. Um noch etwas deutlicher zu werden möchte noch klar machen, dass wir das Ende des Leidens immer nur im hier und jetzt erfahren können. So dient ja gerade die Meditation dazu sich mit dem jetzt vertraut zu machen und alles was jetzt geschieht zu beobachten und als Schritte zur Erkenntnis anzunehmen. Wir können jeden Augenblick überprüfen, ob das Nirvana möglich ist. Dies ist mehr als eine Philosophie bieten kann, denn jede Philosophie basiert auf dem Denken. Und das Denken selbst ist das größte Hindernis auf dem Weg zur Befreiung. Buddha erkannte dies und sagte deswegen auch, dass alles Leid durch das Denken ensteht. Das mag für uns Westler, die sich sehr stark durch das Denken definieren, geradezu unerträglich provozierend klingen. Aber wenn wir diese Aussage näher untersuchen, müssen wir feststellen, dass alles Leid was wir hier und jetzt erfahren können darauf basiert, dass wir Denken es dürfe jetzt nicht so sein wie es ist. Das Leid ist in diesem Sinne also nicht etwas schlechtes, dass wir vermeiden sollten, sondern es zeigt uns einfach dass wir noch nicht erleuchtet sind und gleichzeitig ist in dem Erkennen des Leids auch schon die Möglichkeit seiner Auflösung verborgen. Buddha erklärte ja, dass es eine Möglichkeit gibt das Leiden, dass wir als Mensch durch Geburt,Alter,Krankheit und Tod erfahren zu überwinden. Somit gibt es eine Möglichkeit auch in den scheinbar "schlechten" Dingen wie Vor allem Krankheit und Tod eine Möglichkeit zur Befreiung zu erkennen. Dies geschieht aber nicht mehr Wissen oder Denken sondern eben durch ein Vertrauen in das Leben selbst. Durch ein Vertrauen in das jetzt. Dies ist auch die Heilung, die ja vor allem im Christentum eine große Bedeutung hat. Jesus heilte dadurch, dass er die Menschen nicht verurteilte sondern sie mir ihren Fehlern so annahm wie sie waren. Selbst als er an das Kreuz geschlagen wurde verurteilte er die Menschen nicht dafür sondern sagte nur "Vergib ihnen, denn Sie wissen nicht was sie tun". In diesen Worten steckt eine sehr tiefe Weisheit. Wenn wir uns selbst und andere heilen möchten, dann sollten wir beginnen uns selbst und anderen zu vergeben. Diese Vergebung fällt uns leichter wenn wir erkennen, dass Menschen aus der Unbewusstheit heraus leidvolle Dinge tun und praktisch gefangen sind und eigentlich gar keine Wahl haben. Dies bedeutet aber nicht, dass wir alles hinnehmen müssen was andere tun. Wir können klare Grenzen setzen und uns und andere auch schützen. Dies ist also kein Relativismus. Es gibt eine absolute Wahrheit die sich hier und jetzt erfahren lässt. Aber wir können sie nicht mit unserem Verstand verstehen sondern wohl eher mit unserem Herzen.

    keks:
    stiller_raum:


    Das Karma ist das Rad der Zeit.Die Speichen oder Außenseite sozusagen. Das Jetzt ist der Mittelpunkt des Rades, was sich nicht bewegt. Das Samsara ist nicht immer vorhanden. Es ist wenn, dann im jetzt vorhanden. Und im jetzt ist gleichzeitig das Nirvana.


    Also Samsara und Nirvana gleichwertig. Blosser Anschein würde Nagarjuna sagen. Traum.
    Erwachen durch ständiges prüfen was Bestand hat und was keinen.
    So langsam wird dann ein Schuh draus :)
    Dann hat es aber null EInfluss auf den Träumer wenn sich der Mensch als Buddhist identifiziert. Das kann den Mensch ändern was nicht schlecht sein muss, das absolute nicht weil sonst wäre es nicht absolut. Dann darf auch Krieg und Frieden vorhanden sein weil das auch eines ist. Daraus folgt dann Gleichmut. Hm :)


    Buddha lehrte keinen Relativismus bei dem alles egal ist. In diese Falle kann man schnell tappen, wenn man den tieferen Sinn nicht versteht. Deswegen ist das Mitgefühl ein so zentraler Punkt. Buddha lehrte aus Mitgefühl und weil er erkannte, das man Ich und Du nicht trennen kann. Wenn wir Frieden schaffen wollen ist es wichtig zunächst in uns den Frieden zu entdecken. Das schließt nicht aus, dass man eine freie Gesellschaft auch schützen kann. Pazifismus ist ein Dogma und Buddha lehrte keine Dogmen. Wir können den Krieg nicht bekämpfen ohne dabei selbst wieder Krieg zu erzeugen. Genausowenig kann man die Dunkelheit oder Unbewusstheit bekämnpfen. Aber wir können Licht in die Dunkelheit bringen und so können wir auch unseren inneren Frieden in jede äußere Situation, und damit auch Krieg, bringen.

    keks:
    stiller_raum:

    Wir suchen den Sinn nicht mehr in äußerer Betätigung sondern folgen unserer inneren Weisheit


    Manchal, aber nicht immer, jetzt zum Beispiel nicht. Hab da mal ne Frage :D
    Wenn Samsara immer vorhanden ist, wo ist es dann zwischen Tod und neuer Geburt ? Der Körper ist nicht vorhanden also kann dann auch kein Samsara da sein, wo ist es dann hinverschwunden ? Gut man könnte sagen Bardo - jo aber nach dem Tod und vor Bardo, wo isses da hin ? Und wo ist es nach Bardo und vor Geburt ? Kommt das wie es ihm gerade gefällt ? Mal so, mal so ? Wie Kopfschmerzen ? }:-)


    Das Karma ist das Rad der Zeit.Die Speichen oder Außenseite sozusagen. Das Jetzt ist der Mittelpunkt des Rades, was sich nicht bewegt. Das Samsara ist nicht immer vorhanden. Es ist wenn, dann im jetzt vorhanden. Und im jetzt ist gleichzeitig das Nirvana. Samsara ist auf der horizontalen Ebene der Zeit.Im Bereich der Formen die kommen und gehen. Das Nirvana ist das unvergängliche wo es keine Zeit gibt. Die Zeit erscheint uns als sehr real und wir verlieren uns schnell darin. Tatsächlich ist die Zeit eigentlich eine Illusion. Einstein erkannte, dass Zeit nichts absolutes ist, genauso wir der Raum. So ist etwas was sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegt frei von Zeit. Da alle Materie sich nicht mit Lichtgeschwindigkeit bewegen kann ist Materie auch immer der Zeit unterworfen. Wenn wir uns an Materie versuchen festzuhalten und dazu gehört natürlich auch unser Körper, dann führt dies zwangsläufig zu Leid. Denn alle Materie ist wie jede Form vergänglich. Das was nicht Vergänglich ist, ist das jetzt. Nicht ohne Grund enthält der Begriff Erleuchtung ja das Licht. Das Licht selbst hat keine Ruhemasse und ist somit Symbol für das Nirvana, weil es zeitlos ist und seine Geschwindigkeit nicht ändert. Wenn man dann weiter die Erkenntnisse der Quantenphysik betrachtet wird immer deutlicher, dass Buddhas Lehre weit über die Erkenntnisse seiner Zeit hinausging. Ich empfehle dazu ein spannendes Buch:


    Buddhismus und Quantenphysik: Die Wirklichkeitsbegriffe Nagarjunas und der Quantenphysik
    von Christian Kohl


    Viel Spass beim lesen, aber nicht Wundern wenn dies den Verstand ganz schön fordert

    keks:
    stiller_raum:

    Wenn wir uns aus dem Rad der Zeit befreien, dann kommen wir in das Nirwana und das ist immer nur jetzt.


    Rad der Zeit, Rad des Denken, Rad der Sinne. Das alles betrifft auch Nirvana. Nagarjuna bezeichnet es als eine Art Traumerlebnis. Der Glaube daran nutzt rein gar nichts, einzig Wissen bringt einen weiter. Ständiges beobachten was real sein kann und was nicht, was Bestand hat und was nicht, dann machts irgendwann klick laut Nagarjuna. Irgendwo auch logisch, wenn ich mich in einem Traum befinde muss ich Möglichkeiten suchen um rauszukommen. Überprüfen was sein kann und was nicht ist da ein Weg. Selbstverständlich kann man auch den achfachen Pfad als Weg nehmen, wem das besser liegt. Allerdings bringt es nicchts wenn man sich nun als Buddhist bezeichnet, das wäre wieder eine neue Geschichte im Traum mit neuer identifikation :)


    Ich würde das "Wissen" eher als Weisheit bezeichnen. Wissen alleine so wie unser Bildungssystem produziert bringt uns nicht weiter. Weisheit ist in diesem Sinne ja nichts erlerntes, das von Außen kommt, sondern es entspringt einer natürlichen inneren Quelle. Und dann ergibt das Leben (was immer nur das jetzt ist) auch einen Sinn. Wir suchen den Sinn nicht mehr in äußerer Betätigung sondern folgen unserer inneren Weisheit und das Vertrauen in das Leben selbst trägt uns dann wie von alleine auch wenn Schwierigkeiten auftauchen.

    keks:
    stiller_raum:

    Dann sind wir wieder im Samsara gefangen.


    Man bildet es sich ein, wäre eine bessere Beschreibung, denn getrennt von Gott, dem absoluten oder was auch immer war man nie. Dann wäre man gottlos oder getrennt vom absoluten und das funktioniert dann irgendwie nicht wirklich. Mit dem Rest stimme ich mit dir überein. Nirwana muss gezwungenermassen jederzeit erfahrbar sein, auch jetzt, alles andere wäre unlogisch. Was tun sprach Zeus. Ich bin das absolute (ob mir das nun passt oder nicht spielt dabei keine Rolle). Dissidentifikation vom Körper durch ständige Beobachtung was man sein kann und was nicht, dann wird es nach und nach offensichtlicher.
    Wobei das auch mit Schmerz einfach sein kann - der Körper spürt Schmerz - das absolute bleibt unberührt. Selbstverständlich mag der Körper bei einem Hexenschuss schreien, das absolute bleibt dennoch davon unberührt. Prinzipiell also nur eine andere Sicht auf das gesamte. Dazu benötigt es Glauben und Vertrauen und ein sich ständig wiederholendes Mantra und Überprüfung "das da kann unmöglich ich sein".


    Das hier und jetzt ist es ,auf was alle wahren spirituellen Lehren immer wieder hinweisen. Buddha erkannte, dass uns drei Dinge davon abhalten:Hass, Gier und Verblendung. Wenn ich das, was gerade hier und jetzt hasse, dann möchte ich es verändern oder die Situation verändern. Denn Hass kann man dann sozusagen verwandeln indem man die innere Weisheit anwendet. Wenn ich von Gier beherrscht bin, dann möchte ich entweder etwas haben, was hier und jetzt nicht da ist oder ich möchte das die Situation die jetzt gerade ist sich nicht verändert. Beides führt zu Leid. Aber auch die Gier kann transformiert werden und somit auch das Leiden wenn wir etwas haben wollen was gerade nicht ist. Zuletzt bleibt die Verwirrung bei der man nicht weis ab man die Situation nun haben will oder nicht. Dann ist man hin und her gerissen zwischen Hass und Gier und leidet an dem Gefühl nicht zu wissen was man tun soll. Alle drei Ursachen des Leidens bringen uns also von dem hier und jetzt weg. Sie halten uns gefangen in der Welt der Formen. Das Bewusstsein, dass es nur das jetzt gibt ermöglicht uns das was ist erstmal anzunehmen ohne es zu bewerten. Dann wird die Stimme im Kopf, die uns sagt das wir etwas mögen oder nicht mögen vielleicht etwas leiser und wir haben einen klaren Blick auf die Dinge. Wir können wählen ob wir die Situation annehmen wollen oder nicht ohne darunter zu Leiden was passiert. Wir nehmen es nicht mehr so persönlich wenn die Dinge schiefgehen und nicht so verlaufen wie wir es gerne hätten. Das ist wahre Weisheit kombiniert mit Mitgefühl. Dieser Zustand ist eine natürliche Freude am sein. Egal was dann passiert, bleiben wir im jetzt verankert und vertrauen uns dem Leben selbst an. Das Nirwana ist also nicht etwas was wir in ferner Zukunft vielleicht erleben dürfen, sondern es ist im hier und jetzt bereits da und erfahrbar. Somit dienen alle Lehrer,Belehrungen und Methoden einfach darauf das aus dem Weg zu räumen was uns davon abhält, das hier und jetzt voll anzunehmen. Insofern es es so natürlich und einfach, dass unser Verstand dies nicht annehmen will. Der Verstand hat es lieber kompliziert und braucht Probleme. Wenn es im hier und jetzt keine Probleme gibt, dann erschafft der Verstand aus Langeweile Probleme die in der Zukunft kommen könnten oder denkt über die Probleme der Vergangenheit nach. Diese Dimension der Zeit ist Samsara. Wenn wir uns aus dem Rad der Zeit befreien, dann kommen wir in das Nirwana und das ist immer nur jetzt.

    mukti:
    stiller_raum:


    Buddha definierte das Ziel seiner Lehre als Nirvana und definierte es als Ende des Leidens. Daran ist nichts übermenschliches. Das Ego versucht etwas übermenschliches daraus zu machen, weil es ahnt, dass es ohne Leid nicht existieren kann.


    Nirvana wird als überweltlich (lokuttara) bezeichnet.


    Buddha erklärte das Nirvana nicht direkt. Er beschrieb es dadurch was es nicht ist. Er sagte es ist das Ende des Leidens. Unser Verstand kann das nicht verstehen, denn das Denken selbst ist ein maßgeblicher Grund für unser Leiden. Buddha sagte auch, dass alles Leiden durch das Denken entsteht. Nirvana ist in diesem Sinne Überweltlich, da es über die Welt der Formen wie z.B. das Denken hinaus geht. Nirvana bedeutet im formlosen sein zu verweilen und damit dem Leid der Formen, die enstehen und vergehen, nicht mehr ausgeliefert zu sein. Somit ist Nirvana und Erleuchtung immer schon hier und jetzt erfahrbar. Bis wieder die Identifikation mit den Gedanken einsetzt. Dann sind wir wieder im Samsara gefangen.

    mukti:
    keks:


    Wenn man nicht von allem Leid befreit ist was hat das dann mit Nirwana zu tun ? Ich dachte das wäre leidfrei. Der Mensch ist dennoch vorhanden, egal wie oft man es versucht zu ignorieren ;)


    Ein Mensch hat die Möglichkeit das übermenschliche Nirvana zu erreichen. Nirvana ist kein Bewusstseinszustand, es ist die Aufhebung aller Daseinsfaktoren so wie ich das sehe.


    Buddha definierte das Ziel seiner Lehre als Nirvana und definierte es als Ende des Leidens. Daran ist nichts übermenschliches. Das Ego versucht etwas übermenschliches daraus zu machen, weil es ahnt, dass es ohne Leid nicht existieren kann.

    keks:

    Eventuell findet das irgendwo jemand. Vielleicht ist er auch zwischendurch eingeschlafen


    Bis es jemand findet sehe ich es als eine Anhaftung an, dass man sich von ALLEM Leid befreien muss geschweige denn kann ;)
    Man strebt nach etwas das nicht erreicht werden kann.
    Gott/Sein/wer auch immer wird einen immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbefördern wenns ihm/sie/er/es zu bunt wird.
    Mein Bauer wird auch nicht vom Schachbrett runterlaufen wenn ich es nicht möchte.
    Eine Anarchie wo jeder das Spielfeld verlassen kann wie es einem gerade gefällt ?


    Das Leiden ist letztlich eine Illusion. Sich vom Leiden zu befreien bedeutet sich von der Illusion zu befreien. Niemand außer das Leiden selbst zwingt dich die Illusion zu erkennen. Ohne Illusion gäbe es auch keine Erleuchtung. Das Leiden ist somit ein Lehrer der einen überall hin begleitet, bis Du genug gelitten hast und somit keine Zeit mehr brauchst. Da das Leiden durch unser Denken ensteht und unsere Gedanken in der Illusion der Zeit sind genügt es zu erkennen, dass man sich im hier und jetzt vom Leid befreien kann. Unser Verstand glaubt er könne durch mehr Denken sich in Zukunft vom Leid befreien. In Wirklichkeit ist aber unser Verstand der Hauptverursacher für unser Leid. Wie ein Polizeichef der den Mörder jagt und dabei selber der Mörder ist. Da gab's doch mal den Rom "Der Richter und sein Henker" ...
    Wenn Du Dich als Spielfigur einer höheren Macht begreifst, dann verschiebst Du die Ursachen des Leidens außerhalb Deiner selbst. Und damit machst Du Dich zum Opfer und etwas anderes zum Täter.


    Wieso zweifelst Du an ein Dasein ohne Leid? Du hast doch sicherlich schon kurze Phasen erlebt in denen Du frei von Leid warst oder?
    Ich glaube, dass der Zweifel selbst neues Leid erschafft. Buddha bezeichnete ja deshalb auch den Zweifel als Hindernis zur Befreiung. Wenn wir also unsere Zweifel überwinden, dass ein Leben ohne Leiden möglich ist, dann haben wir schon den wichtigsten Schritt getan. Deswegen gibt es ja immer wieder alte Geschichten zu lesen, in denen die Schüler ein Satori erlebten, eine kurze Erfahrung der Befreiung und dass dadurch jeder Zweifel verschwunden war. Das Zweifeln ensteht ja durch die Identifikation mit dem Gedanken des Zweifels. Lassen wir also den Gedanken des Zweifels los, dann erleben wir ein tiefes Vertrauen in das Leben selbst. Es gibt ja Menschen die immer wieder das Haar in der Suppe suchen. Sie zweifeln alles an. Die Lehrer, die Gemeinschaft und auch das Dharma. Sie identifizieren sich so stark mit ihrem Verstand, der das Zweifeln liebt, dass sie glauben Recht zu haben. Und das stärkt das EGO. Denn man findet immer etwas an dem man zweifeln kann. Wie bereits ob gesagt gibt es aber etwas das man nicht bezweifeln kann. Das Jetzt. Zu behaupten das Jetzt gebe es nicht kann niemand ernsthaft behaupten. Und somit ist das Jetzt auch das Tor um seine Zweifel zu überwinden. Wenn in mir Gedanken des Zweifels erscheinen, dann kann ich sie durch das bewusstwerden des jetzt auch wieder gehen lassen. Denn es sind nur Gedanken und somit keine absolute Wahrheit. Denn eine absolute Wahrheit kann man mit dem Verstand nicht verstehen und somit machen auch die Zwiefel daran keinen wirklichen Sinn.

    Tashili:

    Hallo stiller Raum,


    Bei mir so ähnlich, wie bei MM.
    Ich habe da Vertrauen, wo ich Gewissheiten erlangt habe.
    Oder sie einfach spüre.


    Glauben nenne ich das eigentlich nicht.


    Hallo Tashili,
    darf ich fragen wo Du keine Gewissheit hast bzw. wo Zweifel sind? In der Diskussionsrunde von der ich erzählt habe, war ein Mann der meinte ganz direkt, dass er erstmal alles anzweifelt und nichts glaubt. Ich sagte ihm dann, dass er das jetzt nicht wirklich anzweifeln kann, denn man kann nicht behaupten, dass es nicht jetzt ist. Da schaute er mich etwas verwundert an, aber ich glaube ich habe ihm einen kleinen Schubser zum nachdenken geben können.

    Hallo Monikadie4,


    Mit dem Alten Testament komme ich auch nicht so klar. Mit den Worten Jesu habe ich ähnlich wie Du auch ein neues Vertrauen entdecken können. Allerdings erst über den Umweg des Buddhismus und Taoismus. Bei den Grenzen in Jesu Worte sollte man bedenken, dass wahrscheinlich viele Worte gar nicht überliefert sind, und die die überliefert sind oft falsch verstanden wurden oder falsch übersetzt. Bei Buddha hat man da sicher mehr Sicherheit, einfach weil er 45 Jahre lang lehren konnte und so viele Menschen seine Lehren hörten und somit viel genauer seine Worte aufgeschrieben werden konnten.
    Das mit den Zweifeln finde ich schön zu hören. Zur Zeit geht es mir ähnlich, wenn mal Zweifel auftauchen, dann einfach hineintauchen, bis sie sich wieder auflösen.

    Ich war vorletztes Wochenende auf unserer Buddhistischen Gästeversammlung. Dort gab es zu verschiedenen Themen Tische ,an die sich jeder nach Interesse setzen konnte. Ich war am Tisch mit dem Thema Glauben. Alle Teilnehmer haben zuerst auf Kärtchen und dann in einer offenen Runde über das Thema Glaube diskutiert. Viele verbinden mit dem Wort Glaube das Wort Vertrauen. Viele nannten auch das Gegenteil als Erklärung, der Zweifel. Ich habe in der Runde erklärt, dass es für mich den glauben an einer absoluten Wahrheit gibt. Und dass diese Wahrheit zwei Eigenschaften haben muss, damit man ihr vertrauen kann. Die Wahrheit muss überall und zu jeder Zeit vorhanden und gültig sein. Und damit muss sie auch immer im hier und jetzt erkennbar sein. So kann man ja praktisch alles anzweifeln was man erlebt, aber man kann dieses hier und jetzt nicht anzweifeln, da es ja immer erfahrbar ist.


    Nun meine Frage an euch:
    Was bedeuten euch diese Begriffe und was verbindet ihr damit. Zu wem oder was habt ihr volles Vertrauen? Wo sind eure Zweifel und wie geht ihr damit um?
    Ich freue mich auf eure Sichtweisen.