Beiträge von void im Thema „zen + vier edle Wahrheiten/8fache Pfad“

    Dass der achtfache Pfad bestimmte Handlungen verbietet, hat wohl damit zu tun, dass diese sehr eng mit dem Anhaften an ein Ich verbunden sind. Stehlen passiert meist, weil sich da jemand wichtiger nimmt als jemand anderen und beim Töten ist es ebenso. Ich schätze es ist, ein sehr seltener Fall, dass jemand aus altruistischen Motiven heraus stielt oder tötet. ( gibt es da nicht die Geschichte von Buddha und dem Piraten? )


    Auch wenn letzteres der fall sein sollte, wird die Idee des "Tötens und Stehlens aus Mitgefühl", sobald sie erst mal in der Welt ist, für alles mögliche instrumentalisieren kann ( Kriege führen aus Mitgefühl zum eigenen Volk) Von daher ist es verständlich, dass man dem einen Riegel vorschiebt indem man Befreiung von Unmoral distanziert.


    "Moral" sind ja die Spielregeln sind, die dazu da sind das Zusammenleben zwischen Menschen zu gestalten. Von daher stört es das sozialg Gefüge, wenn man bestimtme Menschen als "jenseits von gut und böse" sieht. Ist es einem Guru mit dem Verweis auf "verrückte Weisheit" gestattet, sich gegenüber anderen alles herauszunehmen, dann werden das alle möglichen zwielichten Gestalten nutzen.


    Diese beiden Punkte sind aber von der Gesellschaft ( und der Aufrechterhaltung ihrer moralischen Ordnung) aus gedacht.


    Gleichzeitig erscheint es aber auch logisch, dass Befreiung nichts sein kann, was sich innerhalb der jeweiligen Sitten und Gebäuche abspielt. Vollständige Befreiung kann keine Befreiung mit einschränkendem Kleingedruckten sein.


    Auf der anderen Seite ist Befreiung Befeiung von einem Ich. Und so schätze ich mal, das sämtliche Handlungen eines Befreiten eine Nicht-ich-hafte Motivation haben werden.

    Eine Frage ist ja, die wozu die Zusammenstellung in "vier edle Wahrheiten" diente. Ich denke, dass das in Indien damals so war, dass es die unterschiedlichsten Lehrer mit den unterscheidlichsten Herangehensweise gab. Und sicher häufig die Frage "Was sagt denn dieser Gautama?" auftauchte worauf die vier edlen Wahrheiten und der edle 8fache Pfad die komprimierte Standardantwort sind.


    Während Chan / Zen Jahrhunderte später in buddhitische gepägten Ländern spielen, wo allen klar ist, dass sich Buddhismus mit dem Leiden und dem Weg zu seiner Überwindung befasst. Es also in den Bcakground eingewoben ist, wie blue_apricot sagt. ( so wie in den 80ziger Jahren die Fage, wozu man einen Computer so braucht, noch sehr häufig war, während sie jetzt eher sehr sonderbar klingt)


    Und sie hat auch darin recht, dass da die Didaktik insgesamt praxislastiger ist. So wie man im Chemieunterricht ja auch damit anfangen kann, Formeln auf die Tafel zu schreiben, oder in "Chemie-Übung" mit Experimenten zu starten, in denen man selber auf die Problemstellung stösst. Und dann - wenn man sich genügend geplagt hat - selbst die Formeln hinschreiben kann.

    mindfullness:

    Hallo,
    im zen wird ja betont, dass Worte und Konzepte unzureichend aufgrund ihrer Dualitaet sind. Dennoch hoffe ich, dass ihr mir eine theoretische Frage zu zen und Schriften beantworten könnt:


    Im Netz findet man bei vielen Seiten von Zen Gemeinschaften die Nennung der vier edlen Wahrheiten. Zweifelsfrei ist dies absolut grundlegend fuer Buddhas Lehre. Nur finde ich die vier edlen Wahrheiten nur im palikanon des Theravada. Werden diese auch in den Mahayana-Sutras genannt oder bezieht sich Zen auch auf den palikanon? Mir ist klar, dass Texte im Zen eine untergeordnete Rolle spielen, aber wie lässt sich das grundlegend sagen? Werden im Zen auch stellen aus dem palikanon gelesen oder nur Sutras oder beides?


    Franz JosefLitsch schreibt in "Warum der Palikanon nicht nach Tibet kam"


      Da der Pali-Kanon schon wenige Jahrhunderte nach Buddha in Nordindien in Vergessenheit geriet, waren dieser und der Theravada dem Mahayana Zentral- und Ostasiens und zuletzt Tibets nicht mehr bekannt. Er wurde in seiner Gesamtheit nie in eine der dortigen Sprachen übersetzt. Der Pali-Tipitaka (mit den drei Teilen Vinaya, Sutta, Abhidhamma) ist deshalb nicht, wie viele meinen, die Grundbasis aller buddhistischen Schulen, sondern war bis ins 20.Jahrhundert hinein sowohl dem tibetischen als auch dem chinesischen Buddhismus fast völlig unbekannt.


    Ich schätze mal, dass das auch für Japan gilt. Von daher ist klar, dass ein Palikanon-Studium nicht Teil einer klassischen Zen-Ausbildung sein konnte. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass zentrale Inhalte fallen gelassen wurden. So spielen im Mahayana statt dem „Achtfachen Pfad“ die Sechs Pâramitâs eine wichtige Rolle. Ich würde vermuten, mit den 4 edlen Wahrheiten ist es auch so gegangen, dass da die Inhalte natürlich erhalten bleiben, aber ganz anders organisiert wurden.


    Auf der Seite soto-zen.de sehe ich, dass es auch im japanischen Begriffe für die "vier edlen Wahrheiten" gibt:



      四諦 Shitai


      Die vier edlen Wahrheiten waren das erste, was Buddha nach seiner Erleuchtung seinen Gefährten lehrte. Es sind:


      苦諦, kutai: Die Wahrheit vom Leiden: Es gibt kein Leben ohne Leiden.
      集諦, jittai: Die Ursache des Leidens sind Haß, Gier und Verblendung.
      滅諦, mettai: Es gibt das Nirvana und dieses ist frei von Leiden.
      道諦, dōtai: Der Weg zum Erreichen des Nirvana ist der achtfache Pfad.


    Sind das Begriffe die auch zentrale Lehrer wie Dogen oder Hakuin verwendeten?
    Waren ihnen nur die einzelnen Konzepte vertraut oder auch die von Shakymuni stammende Vierer-Einteilung?
    Oder wurden die "vier edlen Wahrheiten" erst zum stehenden Begriff, als der Palikanon im 19.Jahrhundert auch in Japan bekannt wurde?