Dein Beitrag zeigt doch genau, worum es in MN 1 geht: mach' dir keine Vorstellungen, auch nicht davon "die Dinge als das zu sehen, was sie sind" - denn auch das ist Vorstellung. Dieser Rat findet da allerdings seine Grenze, wenn er als Doppelbindung erkannt wird. Sei spontan! - Mach' dir keine Vorstellung!
Wenn du dir das Sutta ansiehst, dann hat es eine Struktur, die sich aus der damals üblichen Praxis des Memorierens ergab. Zusammengefasst gibt es einfach nur die Gegenüberstellung von Menschen, die noch gar nichts kapiert haben, dem "Weltling" und dann den anderen - einer der höheren Schulung; Arahat I, II, III und IV und Thatagatha I und II . Hier sind dann die Unterschiede zu betrachten.
Die Vorstellungen des Weltlings sind ja nicht nur Vorstellungen, wie Kino oder Theater, sondern sie sind vor allem "meine Vorstellungen" - wie du schreibst - wenn ich meine Fantasie für eine Geschichte aktiviere - . Und genau das unterscheidet ihn von den anderen - derjenige, der in "höherer Schulung" ist, der hat die Aufgabe sich gestellt, sind eben nicht mehr vorzustellen ..... und es nicht mehr als "meine Vorstellungen" anzusehen. Damit kann man schon die Vorstellungen (Gedanken) loslassen. Und ergeht sich nicht noch in ihnen. Macht da keine Geschichte draus.
Der Arhat I ist dann bereits soweit, dass er sich keine Vorstellungen macht. Er stellt sich eben nichts vor, wenn er "Arhat" erkennt. ABER: er erkennt ihn! Er hat das mit den Vorstellungen vollständig durchschaut.
Der Arhat II hat dann noch das Verlangen nach Vorstellungen beendet.
Der Arhat III hat dann auch die Aversion von Vorstellungen beendet. Das ist ja insofern wichtig, weil man Verlangen auch einfach durch die Vorstellung eines Übels löschen kann - man stellt sich dann vor, wie öde und langweilig es mit einem Mann ist, wenn man ihn in 20 Jahren mit Dickbauch und dgl. neben sich hat.
Aber auch diese Vorstellung hat der Arhat III gelöscht.
Beim Araht IV geht es dann noch um das dritte Wurzelteil - die Verblendung. Und das ist ja recht schwierig, weil Nicht-Wissen immer gegenwärtig ist und es nur durch dieses Wissen von seiner Gegenwart gelöscht werden kann. D.h. der Arhat IV weiß um seine Menschlichkeit und dass er umgeben ist vom Nebel der Verblendung. Aber das stört ihn nicht, weil er ja nicht eine Vorstellung nährt und der Satz "Sieh die Dinge, als was sie sind" - in ihm auch keine Vorstellung nähren kann. Er hat keinerlei Bedürfnis nach "gemaltem Reiskuchen".
Der Tathagata I - der "So Gegangene" - hat das alles bis zum Ende durchschaut, d.h. er ist da durch gegangen.
Der Tathagate II hat das nun alles verstanden - d.h er ist zu dem geworden, er ist Soheit und kann in der Begegnung jeden, der es will, auch dorthin führen. Allerding erfordert es, dass man den Schritt macht zu dem, was thigles "Aufgabe" nennt. Da kommt man nicht drum herum - Und dazu braucht es einen konkreten Lehrer, einen Menschen, der sich als Aufgabe zur Verfügung stellt und an dem man sich abarbeitet. Das muss jetzt kein Zen-Meister sein. Ein Lebensgefährte reiht da völlig aus - oder ist sogar noch besser als so eine Meister-Nummer.